Taufe trotz konfessionsloser Eltern?

Hallo Zusammen,

wir würden unsere Tochter (5 Monate) gerne taufen lassen. Wir, die unverheirateteten Eltern, sind jedoch beide konfessionslos (Ex-Evangelisch).

Wir haben uns in unserer Gemeinde an das ev. Pfarramt gewendet, erhielten jedoch die Auskunft, dass unsere Tochter nicht getauft werden kann, da wir beide aus der Kirche ausgetreten sind.

Auf meine Nachfrage, dass doch jedes Kind ein Recht auf Taufe hat, bekam ich die Auskunft, dass das stimmt, aber das Kind im Alter von 14 Jahren das selber entscheiden darf. Alternativ müßte ein Elternteil wieder in die Kirche eintreten, dies wollen wir jedoch nicht.

Wir würden unsere Tochter jedoch jetzt schon gerne taufen lassen, nicht erst kurz vor der KOnfirmation,damit Sie bereits in Kindergarten, Schule, Gemeinde etc. als ev. „Mitglied“ integriert ist und mitwirken kann.

Ist es tatächlich so, dass unsere Tochter somit keine Möglichkeit zur Taufe hat? Gibt es da Regeln, Gesetze oder ist das die Entscheidung des Pfarrers der jeweiligen Gemeinde?

Danke

Hallo Idde,

als Katholik halte ich es für recht unchristlich, die Taufe zu verweigern. Lassen wir mal die Frage beiseite, warum Ihr sie wünscht, so würde ich den Weg über einen überzeugenden Paten gehen.

Gruß,
Andreas

Hallo,

nein, das ist nicht die Willkür des Pfarrers: Wenn die Eltern konfessionslos sind, muss das Kind warten, bis es selbst entscheiden darf. Ihr könnt das Kind ja auch nicht christlich erziehen. Oder warum seid ihr aus der Kirche ausgetreten?

Nebenbei finde ich es auch sehr inkonsequent von euch, selbst auch der Kirche auszutreten, aber euer Kind taufen zu lassen. Ihr seid doch bestimmt mit gutem Grund ausgetreten. Und diese Gründe sollen für euer Kind nicht gelten?

Haelge

PS: Ich bin in der Kirche, auch wenn ich nicht aktiv bin. Aber meiner Tochter möchte ich diese Möglichkeit nicht nehmen, selbst das ganze zu erfahren und eine eigene Meinung zu bekommen.

MOD: Vollzitat gelöscht

Hallo,

es wäre interessant zu erfahren, im Gebiet welcher Landeskirche Ihr wohnt. Es kann nämlich sein, dass die Taufordnungen der einzelnen Landeskirchen differieren.

Zur Orientierung setze ich mal den Artikel 181 der westfälischen Kirchenordnung hier rein:

Artikel 181
(1) 1Die Taufe eines Kindes soll zurückgestellt werden, wenn weder Vater noch Mutter der evangelischen Kirche angehören.
2Sie kann ausnahmsweise mit Zustimmung des Presbyteriums vollzogen werden, wenn an Stelle der Eltern evangelische Christinnen und Christen für die evangelische Erziehung des Kindes zuverlässig sorgen.

Gruß - Rolf

Hallo Rolf,
wir wohnen in einer kleinen Gemeinde im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg.
Gruß Idde

Hallo,

es wäre interessant zu erfahren, im Gebiet welcher
Landeskirche Ihr wohnt. Es kann nämlich sein, dass die
Taufordnungen der einzelnen Landeskirchen differieren.

Gruß - Rolf

Hallo Haelge,

genau das ist der Grund, warum wir unsere Tochter jetzt schon taufen lassen wollen und nicht erst später, wenn Sie mit 14 Jahren erst selber entscheiden darf.

Gruß Idde

PS: Ich bin in der Kirche, auch wenn ich nicht aktiv bin. Aber
meiner Tochter möchte ich diese Möglichkeit nicht nehmen,
selbst das ganze zu erfahren und eine eigene Meinung zu
bekommen.

Hallo Andreas,
unser einer Pate ist evangelisch. Wir haben mit dem Pfarrer nun einen Gesprächstermin vereinbart, um ihn unsere Gründe zu erläutern.
Wir werden auf jeden Fall nicht wieder in die Kirche eintreten, damit unsere Tochter getauft werden darf.
Ich bin auf das Gespräch gespannt.
Gruß Idde

als Katholik halte ich es für recht unchristlich, die Taufe zu
verweigern. Lassen wir mal die Frage beiseite, warum Ihr sie
wünscht, so würde ich den Weg über einen überzeugenden Paten
gehen.

Gruß,
Andreas

Moin

Auf meine Nachfrage, dass doch jedes Kind ein Recht auf Taufe
hat, bekam ich die Auskunft, dass das stimmt, aber das Kind im
Alter von 14 Jahren das selber entscheiden darf.

Und das ist auch nachvollziehbar für mich.
Ich verteidige ja selten die Kirche als Organisation, aber in diesem Fall empfinde ich euer Ansinnen doch seh widersprüchlich.
Wir sind auch beide nicht mehr in den jeweiligen Kirchen, aber zwei unserer Kinder haben sich als Teenager taufen und konfirmieren lassen, weil sie das wollten und weil sie die Gemeinde so gut fanden.
War in Ordnung so.
Gruß,
Branden

Ich halte es zunächst für begrüßenswert, ein Kind taufen zu lassen, auch wenn man selber nicht in der Kirche ist. Allerdings sollte man sich schon fragen (lassen), warum man das tut.

Die Taufe begründet die Mitgliedschaft in der Kirche, und sie setzt voraus, daß die Eltern das Kind christlich - das heißt eben auch als Kirchenmitglied - erziehen wollen. Das wird schwierig, wenn die Eltern beide ausdrücklich aus der Kirche ausgetreten sind (verheiratet oder nicht hat damit übrigens nichts zu tun). Außerdem ist es irgendwo ein wenig inkonsequent, der Kirche selber die Unterstützung zu verwehren, aber die kirchliche Unterstützung für das eigene Kind zu erwarten. Von daher ist die Skepsis des Pfarrers ersteinmal verständlich.

Die Entscheidung über einen Taufaufschub trifft letztlich auch der Pfarrer. Und zwar NACH einem Gespräch mit den Eltern - ein Telephonat reicht m.E. nicht dafür aus. In der Regel muß er für einen Taufaufschub auch Rücksprache mit dem Kirchenvorstand nehmen - und ein Einspruch ist beim Dekan möglich. Das sind allerdings wie gesagt landeskirchliche Regelungen. Aber es ist gutes Recht, den Pfarrer zu bitten, sein Tun mit dem Gesetz seiner Kirche zu begründen.

Gruß, Martinus…

Wir werden auf jeden Fall nicht wieder in die Kirche
eintreten, damit unsere Tochter getauft werden darf.
Ich bin auf das Gespräch gespannt.
Gruß Idde

Hallo Idde,

ehrlich gesagt verstehe ich eure Beweggründe nicht so wirklich.

Ihr seit doch aus der Kirche ausgetreten, weil ihr euch nicht mehr mit der Kirche als solches und eventuell auch mit dem Glauben identifizieren konntet. Ihr fandet es also sozusagen nicht gut. Jetzt wollt ihr eurem Kind etwas geben, was ihr selber für euch nicht für gut befunden habt. Das verstehe ich ehrlich gesagt absolut nicht.

Oder seit ihr nur aus Kostengründen aus der Kirche ausgetreten? Was das ganze nicht wirklich besser macht.

Fragende Grüße

Samira

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Hallo,

erhielten jedoch die Auskunft, dass unsere Tochter
nicht getauft werden kann, da wir beide aus der Kirche
ausgetreten sind.

hier scheinen die Katholen offensichtlich tolerater zu sein :wink:

Meine Ex und ich sind beide aus der Kirche ausgetreten (und waren es auch schon zu besagtem Zeitpunkt) und wollten unsere Kinder auch nicht taufen lassen. Allein, meine Mutter und die Patentante beider Jungs machten ihr Seelenheil davon abhängig, daß die Kinder getauft werden, sodaß wir schließlich einwilligten.
Im Pfarrbüro war man zwar etwas konsterniert, zumal bei einem Kind die zweite Patin zudem die falsche Konfession (ev.) hatte. Trotzdem wurden die Kinder zur Taufe zugelassen.
Mit dem Pfarrer führten wir ein längeres Gespräch und auch er hatte schlußendlich nichts dagegen.
Zumal, wie wir später erfuhren, die Taufe nicht verweigert werden darf, wenn sie gefordert wird.

Gandalf

Hallo,

nein, das ist nicht die Willkür des Pfarrers: Wenn die Eltern
konfessionslos sind, muss das Kind warten, bis es selbst
entscheiden darf. Ihr könnt das Kind ja auch nicht christlich
erziehen.

das ist schlichtweg falsch.
Die Taufe darf nicht verweigert werden!
Sie hat auch erstmal nichts mit einer christlichen Erziehung zu tun, sondern stellt eine Art ‚Mitgliedsbescheinigung‘ dar (flappsig ausgedrückt).
Näheres zu ‚meinem‘ Fall kannst Du weiter oben in meiner direkten Antwort auf den Frager nachlesen.

Gandalf

Hallo,

ehrlich gesagt verstehe ich eure Beweggründe nicht so
wirklich.

Tja, die Wege des Herrn sind sonderbar.

Meine Meinung: Der liebe Gott hat alle Kinder gern, mit oder ohne Taufe.

Vielleicht möchten sie einfach dem Kind die Möglichkeit geben, die Kirche kennen zu lernen, damit es mit 14 selbst entscheiden kann, was es möchte und was nicht.

So unverständlich finde ich das nicht. Aber es geht doch die Taufe des Kindes letztendlich, was hat das mit den Eltern zu tun? Was wäre, wenn die Eltern schon gestorben wären, gäbe es dann auch keine Taufe?

Grüße
Didi

Hallo Idde,

hier habe ich mal die Taufordnung der württembergischen Landeskirche herausgesucht:
http://www.verfassungen.de/de/bw/wuerttemberg/kirche…

Interessant für Euch dürfte der § 7 sein.
Überlegt Euch, ob Ihr willens und in der Lage seid, Euer Kind evangelisch zu erziehen respective dafür zu sorgen, dass der evangelischen Erziehung alle Türen geöffnet werden.
Dies scheint mir die Voraussetzung für eine evangelische Taufe zu sein, wenn Ihr nicht der Kirche angehört.
Da solltet Ihr sehr ernst mit Euch zu Rate gehen, solltet Euch auch auf allfällige Gespräche vorbereiten.

Ihr könnt immer noch zum Dekan Eures Kirchenbezirks gehen und den um Rat fragen. Der Pfarrer darf die Taufe ohnehin nur versagen, wenn er das vorher dem Dekan und dem Kirchengemeinderat gesprochen hat. Doch soweit ich Euren Wunsch verstanden habe, hat er die Taufe noch nicht verweigert, sondern nur in einem Vorgespräch gesagt, dass eine Taufe nicht möglich ist. Oder erinnere ich mich da jetzt falsch?
Gegen die Entscheidung des Pfarrers könnt Ihr ja beim Dekan Widerspruch einlegen.

Im Kreis Heilbronn war ich auch mal, das ist aber jetzt geschlagene 35 Jahre her. Da war ich in Güglingen und in Zaberfeld/Michelbach im Dekanat Brackenheim.
Das hilft Euch jetzt aber leider nichts, weil ich nach so langer Zeit niemanden mehr kenne.
Ich hoffe dennoch, Euch behilflich gewesen zu sein.

Gruß - Rolf

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Umgekehrte Frage

Hallo,

welche Nachteile erwachsen dem Kind, wenn es NICHT getauft wird?
Es kann dennoch in einen evangelischen Kindergarten gehen. Es kann dennoch in den evangelischen Religionsunterricht gehen. Es kann dennoch in die Kirche, den Gottesdienst oder den Kindergottesdienst gehen.
Wenn es sich entscheidet, dass es mit 14 konfirmiert werden moechte, muss es sich vorher taufen lassen. Aber die Kirche, die christliche Gedankenwelt hat es genauso kennenlernen koennen, wie ein evangelisch getauftes Kind - und die Eltern haben keine Entscheidung getroffen, die das Kind nicht mehr rueckgaengig machen kann.

Gruss
Elke

Die Taufe begründet die Mitgliedschaft in der Kirche

leider. Jesus hatte aber eigentlich etwas ganz anderes vor: das öffentlich machen der Entscheidung für Jesus Christus.

setzt voraus, daß die Eltern das Kind christlich - das heißt
eben auch als Kirchenmitglied - erziehen wollen.

ich kann mein Kind auch christlich erziehen wenn ich in keiner Kirche bin.

Hallo Idde,

jeder Mensch kann -so er es will - vor Gott getauft werden. Dazu brauchst du keine Kirche und keinen Pfarrer. Gott selbst ist Zeuge dieser Handlung. Selbstredend sollten die Kinder dies aus freien Stücken tun, denn die Taufe stellt eigentlich das öffentliche Zeichen meiner persönlichen Beziehung zu Gott dar (ähnlich den Eheringen bei Verheirateten).
Ansonsten - such dir einen Fluss, einen See oder nimm die Badewanne und tu es selbst. Gott hat uns hier die Vollmacht als Christen gegeben. Und Gott ist es egal ob du dabei in Badeklamotten oder im Anzug steckst.

LG

Hallo,

jeder Mensch kann -so er es will - vor Gott getauft werden.
Dazu brauchst du keine Kirche und keinen Pfarrer.

Ansonsten - such dir einen Fluss, einen See oder nimm die
Badewanne und tu es selbst. Gott hat uns hier die Vollmacht
als Christen gegeben. Und Gott ist es egal ob du dabei in
Badeklamotten oder im Anzug steckst.

alles gut und schön.(oder auch nicht)
Du hast aber übersehen daß die Fragestellerin ihr Kind taufen möchte,
damit es bald in eine Religionsgemeinschaft eingebunden wird, nicht
weil sie selbst von der Taufe oder der Religion überzeugt ist.
Der Widerspruch in ihrer Absicht bleibt davon unberührt.
V.

Die Taufe begründet die Mitgliedschaft in der Kirche

leider. Jesus hatte aber eigentlich etwas ganz anderes vor:
das öffentlich machen der Entscheidung für Jesus Christus.

Naja, was Jesus eigentlich vorhatte, entzieht sich, wenn wir mal ganz ehrlich sind, unserer Kenntnis. In den biblischen Zeugnissen spricht aber immerhin einiges dafür, daß er durchaus wollte, daß die, die ihm folgen wollten, ihren Glauben auch in Gemeinschaften (wie auch immer die dann geartet sind, steht auf einem anderen Blatt!) leben.

setzt voraus, daß die Eltern das Kind christlich - das heißt
eben auch als Kirchenmitglied - erziehen wollen.

ich kann mein Kind auch christlich erziehen wenn ich in keiner
Kirche bin.

Stimmt auch.

Allerdings entspricht es einer allgemeinen Erfahrung, daß wie vieles andere auch der Glaube irgendwann leidet, wenn er nicht mit anderen Menschen in irgendeiner Art von Gemeinschaft geteilt werden kann. Die Kirchen bieten eine Form dieser Gemeinschaft, neben der es auch andere gibt.

Auch ein in der elterlichen Badewanne im Namen des Vaters und des Sohne und des Heiligen Geistes mit Wasser getauftes Kind ist vollgültig getauft (und würde bei der späteren Aufnahme in eine Kirch auch nicht wiedergetauft werden). Wer nun aber sein Kind vom Pfarrer einer Kirche taufen lassen möchte, für den sollte es auch in Ordnung sein, daß diese Taufe zugleich die Aufnahme in diese Kirche bedeutet.

Gruß, Martinus…

welche Nachteile erwachsen dem Kind, wenn es NICHT getauft
wird?
Es kann dennoch in einen evangelischen Kindergarten gehen. Es
kann dennoch in den evangelischen Religionsunterricht gehen.

Das ist nicht uneingeschränkt richtig. Ein konfessioneller Kindergarten muß nicht automatisch Kinder annehmen, die konfessionslos sind. Und ob ein konfessionsloses Kind am Religionsunterricht teilnehmen kann, entscheidet (je nach Bundesland) u.U. die Lehrkraft (mit).

Gruß, Martinus…