Hi Nina,
Da werden sich nicht die Frauen umstellen müssen, sondern die
Gesellschaft, die Eltern, die Erzieher und Lehrer…
In einem Alter, in dem Kinder noch nicht entscheiden können,
welches Spielzeug sie möchten, bekommen sie immer noch
„geschlechtertypisches“ Spielzeug.
Und dann später haben sie sich schon so sehr an ihre Rolle
gewöhnt, dass es ganz selbstverständlich erscheint: „Ich
bekomme eine Babypuppe und mein Bruder bekommt sein neues
LegoTechnik. Bäh, ist daaaaas aber kompliziert!“
Na klar ist es für das Mädchen komplizierter - ihr Bruder
beschäftigt sich schließlich schon länger mit solchen Dingen.
Und: Ein Junge wird von seinem Vater ganz selbstverständlich
in die Werkstatt mitgenommen. Das Mädchen muss aber erst
danach fragen „darf ich auch mal?“ - wenn sie überhaupt fragt,
weil es ihr ja sowieso zu abwegig erscheint.
d’accord, ganz meine Meinung, so etwa habe ich das auch gemeint mit gleichen Chancen.
Mir ist aufgefallen, dass die Frauen, die sich mit Technik
beschäftigen, als Kinder beide Möglichkeiten angeboten
bekommen haben (Puppe UND Lego) und auch nicht in eine Rolle
gedrängt wurden. Da lag dann eben eine Puppe und ein
Knobelspiel auf dem Geschenketisch. Ein Stoffhäschen und eine
Schachtel Lego-Bausteine.
Klar, jedem Kind sollten möglichst viele Optionen von seinen Eltern eröffnet werden, damit es sich möglichst früh auf den Gebieten seiner Interessen und Talente entwickeln kann und nicht sich in Richtungen entwickeln muss, die die Eltern für richtig halten.
Heutzutage ist das ja mit dem „in die Rolle drängen“ nicht
mehr so offensichtlich; es geschieht eher unbewusst.
„Geh, was schaust denn da bei den Flugzeugmodellen - ist doch
eh nix für dich. Schau doch mal, die Puppe! Die schaut aber
lieb drein! Heee, du schau doch mal! Magst du die zu
Weihnachten?!“
Das ist natürlich schade. Was an frühkindlicher Neugier unterdrückt wurde, lässt sich später kaum wieder gut machen.
( Ich hab nämlich auch mal eon wenig Pädagogik studiert, deshalb darf ich hoffentlich sowas sagen )
Eigentlich sind Informatikerstellen die größten Deppenjobs.
Die Jobs sind zwar nicht einfach, aber ich verstehe nicht, wie
einem so etwas Spaß machen kann.
Mir jedenfalls macht es Spaß. Seit einem Jahr bin ich nun
schon dabei und ich hab vorher schon viel privat programmiert.
Es war (und ist!) einfach mein Traumjob.
Ja, da gibt es tolle Dinge die man programmieren kann, und es gibt auch schön knifflige Programmieraufgaben, bei denen viel Einfallsreichtum oder Kreativität gefragt ist. Z.B. man schreibe ein C-Programm, welches seinen eigenen Quelltext ausgibt, aber natürlich nicht die Quelltextdatei ausliest, nein, Dateizugriffe sind nicht erlaubt.
Sowas macht sogar mir Spaß. Aber Softwareengineering ist was total anderes. Da wird ohne viel Kreativität ein Projekt lieblos, fast mechanisch herunterentwickelt. Der graue Programmieralltag sieht eher so aus, dass ein Projektleiter Stress macht, weil man für sein Programm 3 Tage mehr braucht, als er sich ausgerechnet hat. Und als Informatikerin oder Informatiker hat man dauernd die Situation, dass etwas aus unerklärlichen Gründen nicht funktioniert. Und man hat so oft diesen Stress im Rücken, dass man nie sagen kann, naja, dieses eine Problem kann ich jetzt halt nicht lösen, dafür habe ich ja die zehn Probleme davor gelöst.
Wie siehst du das denn bei „typischen Frauenjobs“?
Steuerfachgehilfin, Bankkauffrau et cetera?
DIESE Jobs finde ich langweilig!
Definitiv ja! die sind wirklich langweilig. Dafür fehlt ihnen der Stressfaktor, die tägliche Frage: „Wieso geht das denn nicht?“
Frau/Man muss sich halt für das persönlich kleinere Übel entscheiden. Bzw. muss man gar nicht. Es gibt doch noch ganz andere Jobs.
Was ich z.B. am liebsten täte - und auch sehr gut könnte - wäre es, z.B. MArketingstrategien zu entwickeln. Personalberatung wäre aber auch sehr interessant. Herauszufinden, ob eine Person fachlich aber auch von seinen soft skills und charakterlich, zu einer Stelle und ihren Anforderungen passt, finde ich eine sehr interessante und gar nicht langweilige Tätigkeit.
Oder wenn schon programmieren, dann wenigstens etwas interessantes. z.B. intelligente Lernprogramme, die sich auf den Lernenden einstellen.
Um noch mal auf die Frauenquote zurückzukommen:
So um 1900 galt es als „unmöglich“, dass es ÄrztINNEN gibt. Es
hieß, dieser Job sei zu schwer für eine Frau. Und heute: In
vielen medizinischen Bereichen gibt es mehr Frauen als Männer.
Wenn sich eine Frau für ein Medizinstudium entscheidet, gilt
das nicht als irgendwas „außergewöhnliches“ (ich meine jetzt,
im Vergleich dazu, als ob es ein Mann wäre).
Viele Frauen, die zwar einen technischen Beruf (Informatik,
Elektronik, Physik…) im Sinn haben und in diesem Gebiet so
begabt sind wie ein durchschnittlicher männlicher
Ausbildung-Anfänger, entscheiden sich doch dagegen. Warum?
„Ja, da bin ich dann die einzige. Ob ich nicht gemobbt werde?
Wie denken die anderen über mich? Gelte ich dann nicht als
übertriebene Emanze?“
Das ist schade. Zunächst würde ich sagen: persönliches Problem, wenn ich etwas machen will, aber mir fehlt das Selbstvertrauen oder der Mut dazu. Hier muss ich passen. Ich weiß nicht, ob Frauen dann wirklich gemobbt oder komisch angeschaut werden. Von mir jedenfalls nicht.
Wenn es sich so verhält, dann muss etwas dagegen getan werden. Wenn es sich nicht so verhält, was dann? Wenn es nur mangelndes Selbstvertrauen ist?
Übrigens: Mädchen, die an Mädchengymnasien (oder anderen
Mädchenschulen) waren, entscheiden sich viel häufiger für
einen technischen Beruf. Warum? Weil ihnen nicht von der
männlichen „Konkurrenz“ in der Schule klargemacht hat, dass
nur Jungs in Technik fit sein sollen…
Ich sehe, dann kann es sein, dass ihnen dieser Mangel an Selbstvertrauen eingeimpft wurde, was sehr gemein ist. Ich hatte übrigens auch einen Kommilitonen, der mir immer und immer wieder sagte, ich würde das ja doch nicht schaffen, was sehr gemein ist, weil sich das doch irgendwie ins Gehirn frißt, wenn es immer wieder gesagt wird. Und irgendwann kamen mir tatsächlich Zweifel, ob ich das Studium schaffen kann.
Ich sehe, das Thema bleibt kompliziert.
Gruß unimportant