Hallo Eva,
ich sage ja nicht, daß Dein Deutsch-Verständnis falsch ist, sondern boerse.de liegen mit ihrer Formulierung falsch. Wie gesagt, ex ist lediglich ein Handelszusatz, mindestens bei Xetra gibt es am ex-Tag ein völlig neues Orderbuch, damit nicht aus Versehen Limit-Orders viel zu teuer ausgeführt werden. Das war schon alles, was an bewußtem Eingreifen passiert.
In EUR notierte Zwangsdividenden wären noch vergleichsweise einfach einzupreisen, aber bei Dividenden in anderen Währungen, optionalen Dividenden oder anderen, komplizierteren Kapitalmaßnahmen wäre es eine Frechheit, wenn da jemand einfach irgendwas mit meinen Orders macht.
Bei (börsengehandelten) Derivaten gibt es meist beide Varianten: Sogenannte dividend-protected Optionen erhalten einen neuen Strike-Preis (und gegebenfalls Sondernotifizierungen oder Ausübungssperren). Bei der weit liquideren Klasse der Optionen ohne dieses Merkmal (vor allem europäische oder asiatische Ausübung) finden keine Anpassungen statt. Diese Optionen müssen halt entsprechend gepreist werden (wie im Kassamarkt ja auch). Solche Instrumente eignen sich daher, um an der Veränderung der Dividenden (gegenüber der im Optionspreis erwarteten) zu partizipieren.
Nun ja, bei Futures verläuft es im Prinzip ähnlich, auch hier sind diejenigen viel liquider, die keine Anpassungen vornehmen. Ich verweise hier auf die Dokumentation der Börsen. Bei OTC-Derivaten (Swaps, Forwards, OTC-Optionen, CFDs, etc.) gibt es entweder allgemeine oder individuell ausgehandelte Klauseln, die Kapitalmaßnahmen regeln. Hierzu kann man i.d.R. wenig sagen.
Ich finde im übrigen Deine Formulierung sehr gut. Sie macht überdeutlich klar, daß die Preisfindung nur von Marktteilnehmern und nicht von den Marktbetreibern gesteuert wird.
Übrigens gibt es durchaus Fälle, wo Firmen mehr ausgeschüttet haben, als sie am cum-Tag wert waren. Oder wo es am ex-Tag zu keiner Veränderung kam, letzteres kann man immer gut bei kleineren Titeln in Großbritannien beoabachten, wo DRIP-Dividenden üblich sind, das Unternehmen benutzt die Dividende, um sie im Auftrag des Aktionärs zu reinvestieren, meistens in eigene Aktien.