Technische Aktienanalyse und Einfluss der Dividende

Hallo,
heutzutage hängen viele Aktienkauf- und Verkaufsentscheidungen von technischen Analysen ab, teilweise vollständig automatisiert.

Wie funktioniert das bei einer Dividendenauschüttung wenn die Aktie am Folgetag plötzlich um den Betrag einbricht?
Rechnen die Programme die gezahlte Dividende einfach auf den Kurs drauf? Wie lange? Bis zur nächsten Dividende, für immer? Rechnet man bei der technischen Analyse auch alle früher ausgezahlten Dividenden auf den Kurs dazu?

Klar, es gibt viele Arten der technischen Chartanalyse, aber ich denke, dass keine davon die Dividendenausschüttung einfach ignorieren kann - aber wie wird es genau gemacht?

Gruss und Dank
Desperado

Hallo,

die Dividende wird nicht auf den Kurs aufgerechnet.
Der Aktienkurs berechnet sich nur nach Nachfrage und Angebot.
Viele kaufen Aktien vor der zu erwartenden Dividende und verkaufen ihre Papier nach der Dividendenausschüttung. Daher der Kursabfall.


Dabei geht es auchum einen Steuertrick:

Gruß Heinz

Der Point of Knack wird sein, dass das ein absolut vorhersehbarer „Einbruch“ ist. Mit der technischen Analyse will man ja auf Basis vergangener Daten die Kursentwicklung vorhersagen. Wenn aber bekannt ist, dass am Montag 5€ Dividende gezahlt werden, dann brauche ich weder das noch die Tatsache vorhersagen, dass die 5€ nach Auszahlung vom festgestellten Kurs abgezogen werden. Der Analyst kuckt sich dann erst wieder die weitere Kursentwicklung an, um daraus irgendwelche Rückschlüsse auf den weiteren Verlauf zu ziehen. Der Kurs wird also nicht bereinigt. Im Gegentum. Sicher kann man auch aus der Geschwindigkeit, mit der sich der Kurs dem Niveau vor der Auszahlung annähert (oder eben diesmal im Gegensatz zu den letzten 30 Jahren nicht) irgendwas rauslesen.
Wahrscheinlich ist das aber nur Kaffesatzleserei, wobei nur die Erfolge berichtet werden, wo es dann geklappt hat.

Grüße

Hallo ElBuffo,
theoretisch duerfte sich der Kurs niemals von einer Dividendenauszahlung erholen. (Wenn man erholen unabhaengig von allgemeinen Kursschwankungen definiert).

Fuer mich ist die Dividenenausschuettung vergleichbar mit einem fehlenden Blinkerglas eines Autos: Es wird dadurch weniger wert - und auch wenn der Oldtimer allgemein eine Wertsteigerung erfaehrt wird der Wert immer um einen gewissen Anteil gemindert bleiben.

Ich hab aber das Gefuehl, dass dies von vielen Investoren nicht so gesehen wird und sich der Kurs langfristig einfach erholt, was evtl. an der technischen Analyse liegen mag.

D.h. ich denke, dass der Aktienkauf vor einer Dividenenausschuettung oder unmittelbar danach am guenstigsten ist. Kann jemand dies bestaetigen oder verwerfen?

Gruss
Desperado

Hi,

Der Aktienkurs berechnet sich nur nach Nachfrage und Angebot.

Das kenne ich aber völlig anders.


"der Aktienkurs wird um den Ausschüttungs-Betrag reduziert. "

Ex-Dividende bedeutet meines Wissens nach, daß der Aktienkurs künstlich um den Dividendenbetrag reduziert wird. Erst anschließend gilt wieder Angebot und Nachfrage.

Gruß Eva

Hallo Desperado,
ich sage mal einfach, das macht jeder so, wie’s gerade paßt. Als Beispiel nimm einfach technische Analysen des DAX (ein Performance-Index, also Dividenden werden nicht ausgeschüttet) und als Gegenbeispiel technische Analysen des Dow Jones Industrial Average (ein Preis-Index, Dividenden bleiben draußen).

Im Prinzip ist es auch egal, die Dividenden sind meistens im Rahmen der eigenen Volatilität, vielleicht 1 oder 2 Sigma, und gehen somit bei (Zeit-)Horizonten jenseits von Tagen locker unter.

Ich bin eher erstaunt, daß Du nicht gefragt hast, was bei Kapitalmaßnahmen wie Bezugs- oder Andienungsrechteausgabe mit der Chartanalyse passiert. Da entstehen (preislich) mitunter 20-Sigma Events, und zwar in beide Richtungen.

Hallo Eva,
das ist natürlich falsch. Niemand reduziert die Aktienkurse. Designierte Market Maker erhalten von der Börse einen Hinweis über Art und Umfang von Kapitalmaßnahmen (z.B. Dividenden und deren voraussichtliche Höhe). Quotieren können sie jedoch, was sie wollen.

Im Rahmen von Arbitrage-Freiheit sollte natürlich die Quotierung um in etwa den Dividendenbetrag fallen, aber es könnte ja auch im Nachtsprung noch besonders gute oder schlechte Nachrichten geben, um die ebenfalls die Quotierung berichtigt werden muß.

Im übrigen werden z.B. auch Bestehende Limit-Orders nicht einfach angepaßt sondern gestrichen (naja, zumindest wenn man der Börse nichts anderes mitteilt: Man müßte in der Order den Handelszusatz „ex“ mit angeben, damit sie am Ex-Tag im Orderbuch erscheint).

Ich habe ja auch nciht von erholen gesprochen. Der Vergleich mit dem Blinkerglas hinkt. So ein Auto produzert ja auch nichts, außer Abgasen vielleicht. Und selbst dafür verbraucht es ja noch etwas. So ein Unternehmen erwirtschaftet einen Mehrwehrt, wenn es gut geht. Der Abschlag in Höhe der Dividende speigelt einfach nur die Tatsache wider, dass da jetzt aus dem Unternehmenwert dieser Betrag abgefossen ist und die Bude eben um diesen Betrag weniger wert ist. Wenn nun danach die Anleger der Meinung sind, der Laden produziert weiter wert und wird in 395 Tagen wieder x€ auszahlen können, dann wird der Kurs wieder steigen. Wenn sich irgendwann herausstellt, dass es wohl doch nicht so ist, wird der Kurs wieder nach unten gehen. Der Clou ist nun, dass das alles auch ohne technische Chartanalyse passiert.

Ist im Grunde Bockwurst. Bestenfalls kommen da irgendwelche steuerlichen Aspekte ins Spiel, die nun dafür sprechen können, die davor zu kaufen oder danach.

Grüße

Hallo,
eigentlich ist das ja auch vollkommen logisch, daß die quotieren können, was sie wollen.
Aber warum heißt es dann allenthalben:

der Aktienkurs wird um den Ausschüttungs-Betrag reduziert“ oder
die Aktie wird Ex Dividende gehandelt

Nach meinem Deutschverständnis setzt das ein aktives bewußtes Eingreifen voraus.
Und auch Derivate werden ja in ihren Berechnungen automatisch angepasst.

Dann wäre also richtiger:
Da der Firmenwert um den Betrag der Ausschüttung pro Aktie gesunken ist, kommt es vor, daß die Marktteilnehmer diesen Umstand bei Angebot und Nachfrage berücksichtigen und die Kaufangebote daher um den Wert der Ausschüttung verringert sind - muß aber nicht

Gruß Eva

Hallo Eva,
ich sage ja nicht, daß Dein Deutsch-Verständnis falsch ist, sondern boerse.de liegen mit ihrer Formulierung falsch. Wie gesagt, ex ist lediglich ein Handelszusatz, mindestens bei Xetra gibt es am ex-Tag ein völlig neues Orderbuch, damit nicht aus Versehen Limit-Orders viel zu teuer ausgeführt werden. Das war schon alles, was an bewußtem Eingreifen passiert.

In EUR notierte Zwangsdividenden wären noch vergleichsweise einfach einzupreisen, aber bei Dividenden in anderen Währungen, optionalen Dividenden oder anderen, komplizierteren Kapitalmaßnahmen wäre es eine Frechheit, wenn da jemand einfach irgendwas mit meinen Orders macht.

Bei (börsengehandelten) Derivaten gibt es meist beide Varianten: Sogenannte dividend-protected Optionen erhalten einen neuen Strike-Preis (und gegebenfalls Sondernotifizierungen oder Ausübungssperren). Bei der weit liquideren Klasse der Optionen ohne dieses Merkmal (vor allem europäische oder asiatische Ausübung) finden keine Anpassungen statt. Diese Optionen müssen halt entsprechend gepreist werden (wie im Kassamarkt ja auch). Solche Instrumente eignen sich daher, um an der Veränderung der Dividenden (gegenüber der im Optionspreis erwarteten) zu partizipieren.

Nun ja, bei Futures verläuft es im Prinzip ähnlich, auch hier sind diejenigen viel liquider, die keine Anpassungen vornehmen. Ich verweise hier auf die Dokumentation der Börsen. Bei OTC-Derivaten (Swaps, Forwards, OTC-Optionen, CFDs, etc.) gibt es entweder allgemeine oder individuell ausgehandelte Klauseln, die Kapitalmaßnahmen regeln. Hierzu kann man i.d.R. wenig sagen.

Ich finde im übrigen Deine Formulierung sehr gut. Sie macht überdeutlich klar, daß die Preisfindung nur von Marktteilnehmern und nicht von den Marktbetreibern gesteuert wird.

Übrigens gibt es durchaus Fälle, wo Firmen mehr ausgeschüttet haben, als sie am cum-Tag wert waren. Oder wo es am ex-Tag zu keiner Veränderung kam, letzteres kann man immer gut bei kleineren Titeln in Großbritannien beoabachten, wo DRIP-Dividenden üblich sind, das Unternehmen benutzt die Dividende, um sie im Auftrag des Aktionärs zu reinvestieren, meistens in eigene Aktien.

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