Servus,
das ging Mitte der 1970er Jahre los - mit beiden Entwicklungen, die heute noch zu erkennen sind: Einerseits die Besinnung auf hochwertigen Tee, gleichzeitig auch die Parfümierung von Tee (damals in der Regel billigster Ceylon) mit allem, was der Chemiekasten so hergibt. Zwei der recht leicht herzustellenden „Aromen“ (wir haben sie in der zehnten Klasse im Chemieunterricht gekocht) wurden mit massiven Werbekampagnen populär gemacht - sie wären sonst kaum auf Anklang gestoßen, weil es keine Früchte oder Blumen gibt, deren Geruch ihnen ähnelt: „Grüner Apfel“ und „Wildkirsche“.
Außer dem ganzen Müll mit Bonbonparfümierung gab es damals wie heute den geräucherten Lapsang Souchong, außerdem Tee mit Jasminblüten und mit Vanille aromatisierten Tee, und (in D selten) auch welche mit anderen Blüten.
Was sich sicher verändert hat in der Zeit seither ist der Ersatz der ursprünglichen „Chinabüsche“ von Camelia sinensis durch Hybridzüchtungen aus Camelia sinensis und Camelia assamica (auch in China). Die Teebüsche wurden dadurch ertragskräftiger und robuster und sie verloren den feinen, blumigen Duft, den man heute nur noch bei Tee höherer Qualität findet, der aber bis etwa 1980 selbst bei billigsten Ostfriesen- und English-Breakfast-Blends zu schnuppern war.
Wenn Du nicht so eine Parfümbombe meinst, sondern richtigen Tee, probier doch mal, Nepal oder Keemun mit einem robusteren „Träger“ (es gibt inzwischen wieder recht ordentlichen Tee aus Ceylon; auch einen 2nd Flush Darjeeling oder Sikkim, Dooars, Kenya ) zu mischen - das geht in die Richtung dessen, was bis in die 1980er Jahre ein bürgerlicher Nachmittagstee war. Es gibt Keemuns mit einem regelrecht süßen Blütenaroma.
Schöne Grüße
MM