Telefon Seniorenstift

Gibt es ein vernünftig begründetes Recht, eine Verwandte in einem Seniorenstift anzurufen, wenn diese eine alters- und krankheitsbedingt schwierige Telefonpartnerin ist und man selbst gesundheitsbedingt nur in größeren Abständen Besuche abstatten kann? Ich meine, sie hat ein Recht auf Kontakt nach außen! Ich würde meine Tante gerne täglich anrufen, eine geeignete Zeit dafür wurde mir auch vorgeschlagen. Aber nur gelegentlich klappt das, meist erlebe ich so Erstaunliches (!!!) von Seiten der Pflegekräfte, daß ich das hier nicht näher schildern kann. Außer mir haben die wenigen anderen Menschen aus ihrem Bekanntenkreis schon aufgegeben, sie anzurufen, weil sie mit den Reaktionen der Pflegekräfte nicht umgehen können. Der Seniorenstift sieht seine besondere Qualifikation übrigens im Umgang mit und der Förderung von Demenzkranken. Für Eure Einschätzung wäre ich sehr dankbar! Gisela

Als Taxifahrer habe ich ab und an in Seniorenstiften/heimen/Wohnanlagen zu tun und kann nur sagen, dass diese meist unterbesetzt sind - trotz intensiver Suche nach Fachkräften - und auch mit minutengenauen Zeitvorgaben arbeiten müssen!

Es ist schlicht und einfach manchmal, besser gesagt, in der Regel, niemand zur Hand, um bei Mobiltelefonen diese zu den Bewohnern zu bringen.

Es dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit möglich sein, einen direkten Anschluß zu legen, auch mit Sperren für Rufe, die an nicht zugelassene Nummern außer Haus gehen, nur dürfte dies auch einiges zusätzlich kosten.

Moin, Gisela,

das geht wohl nur, wenn die Tante ein eigenes Telefon hat. Pflegeheime sind immer knapp, meist sogar viel zu knapp an Personal. Es fehlt einfach die Zeit, den Angerufenen zu suchen und ihm das Dienst-Handy in die Hand zu drücken. Wenn die Tante anschließend nicht in der Lage ist, das Handy wieder abzuliefern, geht die Sucherei los, von Anrufen, die dann bei der Tante auflaufen, ganz zu schweigen.

Gibt es ein vernünftig begründetes Recht (…)

Mit Recht oder mit Ansprüchen hat das nichts zu tun, es ist einfach nicht machbar. Frag doch mal, ob Du einen Tag in der Pflegestätte verbringen kannst, und dann schau Dir an, wie die Leute rennen, nur um den täglichen Betrieb am Laufen zu halten.

Gruß Ralf

Es ist schlicht und einfach manchmal, besser gesagt, in der
Regel, niemand zur Hand, um bei Mobiltelefonen diese zu den
Bewohnern zu bringen.

Zur Ergänzung: Ein eigener Telefonanschluß ist vorhanden. MfG Gisela

Hm,

Zur Ergänzung: Ein eigener Telefonanschluß ist vorhanden. MfG
Gisela

… wenn das so ist, dann ist sie wohl nicht in der Lage, Telefongespräche eigenständig entgegenzunehmen, körperlich oder Krankheitsbedingt. (Demenz?)

Dann greift wieder der beschriebene Pflegenotstand und wenn sich dann stressgeplagte Pflegekräfte um Telefonate von Leuten, die zum eigenständigen Entgegennehmen nicht in der Lage sind, auch noch kümmern müssen bleiben eventuell wichtigere Arbeiten liegen, werden hilfsbedürftigere Patienten eventuell für einen Moment hilflos sitzen oder liegen gelassen …

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Hallo,

das mit dem Telefonieren ist ein spezielles Problem.

Meine Schwieger-Ma hatte auch ein eigenes Telefon. Irgendwann konnte sie nicht mehr unterscheiden, ob die Türklingel geht, das Telefon klingelt oder der Wecker ruft.

Da sie noch regelmäßig TV geguckt hat, kam noch hinzu, dass sie Telefonklingeln im Film als persönliche Anrufe gewertet und ans Telefon gelaufen ist bzw. umgekehrt, tatsächliche Anrufe als ‚aus dem Fernseh kommend‘ einfach ignoriert hat.

Beim besten Willen - aber DAS jeweils in jedem Moment richtig zu stelllen, können Pflegekräfte nicht leisten.

Es ist nicht das Problem Deiner Tante, dass sie das mit den Anrufen nicht mehr auf die Reihe bekommt. Es ist auch kein schweres Versäumis der Pflegeeinrichtung, dass sie Deiner Tante nicht sofort auf die Schulter klopfen, wenn ihr Telefon läutet.

Versuche halt immer wieder, Deine Tante zu erreichen, und erwarte nicht, dass es gleich beim erstenmal klappt.

Mfg
Maralena

Ich verstehe Eure Anmerkungen, sie stimmen mit meinen eigenen Beobachtungen und den in der Presse verlautbarten Erkenntnissen überein.

Was ich aber wissen wollte: Warum verstehe ich nicht, dass mein Bestreben, Telefonkontakt zu haben, notwendigerweise dazu führt, daß ich mich offensichtlich meiner Würde entkleidet habe? Bin ich also mit meinem Ansinnen automatisch jemand, der so idiotisch ist, daß man ihn selbstverständlich belügen, austricksen, beschimpfen, beschuldigen, ignorieren, anschreien, etc., etc. darf oder muß?!

Wäre nicht ein Konsens möglich? Es gibt ganz vereinzelt Mitarbeiterinnen des Stifts, die einen Telefonkontakt ohne Aufregung, ohne weitere Probleme ermöglichen können - leider nur äußerst seltene Ausnahmen! Ergibt sich dann keine sinnvolle Möglichkeit eines Telefonats, erfahre ich den Grund, bedanke mich beruhigt, lege auf - fertig.

Ich traue mich nicht, in diesem Seniorenstift weiter nachzufragen, ich möchte keinesfalls die Lage für mich als Außenkontakt unkontrollierbar verschärfen. Das Haus wirbt schließlich mit seiner besonderen Kompetenz bei Demenzerkrankungen.

Diese Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit - gespiegelt in diesem Randproblem von Kontaktmöglichkeit nach außen - ist also auch mein Problem.

Liebe Grüße
Gisela

Hallo,

das mit dem Telefonieren ist ein spezielles Problem.

Danke für deine einfühlsame Antwort; ich habe versucht, eine praktibable Absprache mit dem Seniorenstift zu treffen: Zeitpunkt etc. - aber das funktioniert nur äußerst selten - meist endet das in unerfreulichen Begegnungen, mein Anruf gegen vielfältige, höchst unerfreuliche Strategien und Reaktionen der „Gegenseite“, von der ich eigentlich erwartet hätte, daß sie kooperiert, mir hilft, eine verträgliche Routine zu finden, statt mich auf billigste und unkommunikative Weise abzufertigen.

Daher meine Frage. LG Gisela

Hallo Gisela,

Zu den angesprochenen „Überlastungen“ des Pflegepersonals kommen auch noch, nennen wir es Augenblicksituationen, Momente, in denen die Patienten entweder volle Aufmerksamkeit oder absolute Ruhe benötigen , man also auch aus therapheutischen Gründen kein Telefonat weitergeben möchte, schlimmer noch, das Anrufklingeln schon zuviel ist.
Man (Pflegekraft/Betreuer/Arzt) hält es in diesem Moment für richtig, kein Telefonat weiterzuleiten und außerdem diesen störenden Kontakt umgehend zu beenden - zum Wohle der Patienten! Dies, in Verbindung mit ständiger Zeitnot, kann zu durchaus ruppigen Kommentaren am Telefon führen.

Es könnte evtl. sinnvoller sein, mit der Pflegeleitung ein Zeitfenster auszumachen, in dem man aus dem Zimmer der Patientin heraus bei Ihnen anruft, das Telefonklingeln als Stresssauslöser der Demenzkranken damit eliminiert!

Dazu dies >>>

http://www.pflegen-zuhause.net/die-krankheit-versteh…

speziell >>

_Reizüberflutung - Ihr Angehöriger ist verwirrt

Ein Mensch mit Demenz ist augrund seiner anderen Wahrnehmung der Umwelt schnell einer Reizüberflutung ausgesetzt. Das heißt, dass ihn eine Situation wie das gemeinsame Kaffeetrinken bei Radiomusik aus dem Hintergrund bereits überfordern kann. Wenn Sie sich in dieser Situation mit Ihrem Angehörigen unterhalten möchten, kann das zuviel für ihn sein. Viele Hintergrundgeräusche lenken Ihren demenzerkrankten Angehörigen ab. Er kann sich nicht mehr so konzentrieren, wie Sie. Hinzu kommt, dass viele Informationen in langen Sätzen für ihn schwer zu erkennen und verwirrend sind._

Hallo,

ich finde es prima, dass du versuchst deiner Tante den Kontakt zur Außenwelt zu erhalten.

Allerdings habe ich selber mal in der Pflge gearbeitet und kann dir sagen, so minutengenaue Absprachen sind nicht einhaltbar.

Die Pflegekraft hat ( je nach Einrichtung) 10 Bewohner zu versorgen.
Um halb zehn soll sie bei deiner Tante am Telefon stehen.

D.h. wenn Bew. 1 komplett mit Stuhlgang verschmiert, Bew. 2. Schmerzen hat und eine Medikament braucht, Bew. 3. einen schlechten Tag hat und etwas mehr Hilfe braucht, oder Bew. 4. sich beim Essen verschluckt und erbricht, dann ist die Schwester nicht um halb zehne bei deiner Tante.

Und es gibt keinen alltäglichen Ablauf, weil die Bewohner auch mal duschen, Stuhlgang abführen, oder die Betten frisch bezogen werden müssen.

Vielleicht kannst du aber die Regelung anders treffen.

Zwischen 9 und 11 Uhr ( als Beispiel) kommen die Pflegekräfte zu deiner Tante. Wenn sie fertig sind mit der Pflege, rufen sie dich kurz an.
Das Gesrpäch braucht natürlich auch seine Zeit.
Wenn also in der Früh nur 2 Kräfte für Bewohner sind kannst du ja mal rechnen wie viel Zeit man für jeden einzelnen Bewohner hat.
Um 7 Uhr gehts los und um 11:30 Uhr müssen die Bewohner versorgt sein.
Akten schreiben, Medis richten, eigene Pause machen, Essen eingeben…etc.
Drum solltest du auch verstehen, wenn man nicht 15 Minuten Zeit hat das Telefon für deine Tante zu halten.
Wie gesagt, ich verstehe dich.

Aber Pflege ist leider sehr oft Streß und auch wenn die Heime immer mit so Dingen wie „Zeit für jeden Wunsch der Bewohner“ ist das auch bloß Hochglanzwerbung.

Also, biete ein außreichendes Zeitfenster und sei nicht sauer, wenn es trotzdem mal nicht klappt.

Gruß und noch schöneFeiertage

Hallo,

mal anders gedacht: Lässt sich dort vielleicht irgendeinen Besuchsdienst organisieren, ehrenamtlich oder bezahlt? Über das Heim selbst, Nachbarschaftshilfe/ Sozialstation, Kirchengemeinde o.ä., evtl. auch privat?

Wen jemand ein- oder zweimal in der Woche zu ihr käme, dann hätte sie Ansprache und Ihr könntet in dieser Zeit mit ihr telefonieren. Zwar nicht täglich, aber immerhin.

Viele Grüße und gute Wünsche für die Tante,

Jule

Danke
Ich danke Euch für Eure informativen Antworten! Sie haben mich sehr beruhigt und geduldiger gemacht.
Ganz habe ich mich allerdings nicht anfreunden können mit dem Gedanken, daß es nur ganz gelegentlich eine freundliche Reaktion gab seitens des Seniorenstifts; die rüde und verächtliche Qualität vieler „Antworten“ bedrückt mich noch immer. Eure Beiträge sind ja der Beweis dafür, daß es ganz anders geht! Liebe Grüße Gisela

Ganz herzlichen Dank für die verständnisvollen und erhellenden Antworten! Habe viel gelernt, auch Anregungen habe ich aufgenommen: Wenn meine Anrufe lediglich auf (z.T. erniedrigende - siehe meine Beschreibung) Ausweichmanöver treffen, warum nicht die Anregung aufgreifen, MICH anrufen zu lassen, dann nämlich, wenn es die Pflegeroutine nicht belastet …? Hört sich sehr gut an, klappt aber nicht. Schade.

Schade. LG Gisela