"Telefonrechnung überweisen", "Quellwasser laufenlassen" - geht das?

Hallo, zu einigen Formulierungen in einem erzählenden Text über Deutschland ca. 2002 habe ich die Frage, ob man das so sagen kann oder ob sprachliche oder inhaltliche Fehler drinstecken. Ich zitiere vereinfacht und anonymisiert, bin aber sicher, dass die fraglichen Details nicht verändert wurden (ich weiß, es gibt Wichtigeres zurzeit):

1. Der Postbote verlangt eine „Nachlösegebühr“ für das „Paket“, weil X „zuwenig Porto draufgeklebt hat“

Gab es Nachlösegebühren für Pakete, und konnte man als Absender auf Pakete „Porto draufkleben“ wie auf einen Brief?

2. „sie muss die Telefonrechnung überweisen“

a) M.E. müsste es „bezahlen“ heißen, man kann eine Rechnung m.E. nicht „überweisen“, oder? b) ging das überhaupt 2002, die Telefonrechnung mit eigener Überweisung zu bezahlen, oder gab’s nur Einzugsermächtigung?

3. „Hans, Heinz und Heike laufen auf die Kamera zu, Heike geht in der Mitte“

Widersprechen sich „laufen“ und „geht“ hier nicht? Teils wird „laufen“ ja gleichbedeutend mit „gehen“ verwendet (à la „wir hatten kein Auto, wir sind gelaufen“), aber hier ist „laufen“ m.E. kein Synonym für „gehen“, sondern eine schnellere/andere Bewegung (die Szene wird nicht genauer beschrieben). Oder passt der Satz für Euch?

4. „ein Pool, in den man Quellwasser laufenlassen kann“

Muss m.E. unbedingt „laufen lassen“ mit Leerzeichen heißen?

5. „er hört den Auslöser der großen Spiegelreflex-Kamera“

M.E. hört man nicht den „Auslöser“ (den Knopf, der gedrückt wird), sondern den auf- und zuschnappenden Verschluss und/oder den hoch-/runterklappenden Spiegel. Beides lässt sich nicht als „Auslöser“ bezeichnen. Passabel wäre evtl. noch „die auslösende Kamera“?

Was meint Ihr dazu? Danke!

Servus,

Nachlösegebühren gab es bei der Bundesbahn und ich glaube auch bei der Reichsbahn. Bei der Bundespost und der Deutschen Post hießen diese erhöhten Entgelte Nachgebühr. 2002 war die Deutsche Post AG schon länger pro forma „privatisiert“, d.h. es gab dort genau genommen keine Gebühren mehr, sondern nur noch Entgelte.

„Eine Rechnung überweisen“ ist Sprachgebrauch und würde allenfalls aus dem Rahmen fallen, wenn in der Umgebung ein anderes Sprachniveau stünde.

„Laufen“ für die Bewegung zu Fuß unabhängig von der Geschwindigkeit und der Anzahl der Füße, die gleichzeitig den Boden berühren, ist im oberdeutschen Sprachraum (d.h. auch in den hochdeutschen Mundarten) normal.

„Laufenlassen“ ist eine unverändert zulässige (und beiläufig schönere) alternative Schreibweise.

Man hört beim Auslösen die gesamte im Spiel befindliche Mechanik, präziser wäre „man hört das Auslösen“, klingt aber ein bisselchen schräg. Sollte in einem Text unbedingt verwendet werden, wenn wörtliche Rede eines pensionierten Realschullehrers im Spiel ist.

Zusammenfassend: Hängt vom Text ab, in welchem Umfang man zu 1, 2 und 5 Änderungen anbringen möchte; Vorsicht mit Verschlimmbesserungen, die beim Lesen gestelzt wirken.

Schöne Grüße

MM

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Ich meine, dass Du es übertreibst! Ja, man kann und sollte als etwas gebildeterer Mensch Dinge präzise ausdrücken, aber einerseits ist längst nicht jeder entsprechend gebildet und mit dem Fachwissen ist 1001 Bereichen ausgestattet, mit denen mal hin und wieder in Berührung kommt. Und andererseits gibt es einfach feststehende Begriffe/Redewendungen die, ohne groß über ihre Korrektheit in der einzelnen Verwendung nachzudenken, auch von Menschen genutzt werden, die eigentlich durchaus wissen, dass eine Formulierung streng genommen falsch ist.

Zum 1. Fall, nein, der Privatmensch kann erst seit es online die Möglichkeit gibt, Versandmarken auszufüllen und zu bezahlen, entsprechende Fehler machen. Gewerbliche Kunden mit etwas höherem Aufkommen, konnten das allerdings auch schon früher. Und dann gab es früher auch eine Zustellgebühr (k.A. wann die genau weggefallen ist), die man entweder vorab gesondert bezahlen musste (gab dann einen gelb-schwarz umrandeten gelben Aufkleber auf das Paket) oder die eben tatsächlich der Empfänger dann begleichen musste. Das könnte hier ggf. gemeint sein.

Zu 2. Auch wenn es falsch ist, wird es ständig genau so gesagt und geschrieben.
Zu 3. Sehe ich wie @Aprilfisch
Zu 4. dito
Zu 5. Man kann vom Laien in Sachen Fotografie nicht verlangen, dass er alle technischen Zusammenhänge kennt. Er sieht nur den Druck auf den Auslöser und hört ein entsprechendes Geräusch. Also bringt er es in Verbindung. Es gibt sicherlich auch Dinge deren innere Funktion Dir unbekannt ist, und bei denen Du einfach aus Unwissenheit eine solche Verbindung herstellen würdest. So what!

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Stimme mit den Vorpostern überein - bis auf:

„laufen“ ist hier natürlich üblicher Sprachgebrauch. aber „gehen“ passt dann nicht mehr dazu. Also entweder
"…laufen auf die Kamera zu, Heike läuft in der Mitte“
oder
"…laufen auf die Kamera zu, Heike in der Mitte“

Zusammenschreibung ist hier keineswegs

sondern in diesem Zusammenhang definitiv falsch. Also:
„… man kann Quellwasser hinein laufen lassen“

Gruß
Metapher

Hallo MM, Wiz und Metapher, Danke für Euren Input!