Hallo,
Ich persönlich habe noch nie durch ein Teleskop geschaut und
habe deswegen auch keine Ahnung was ich mit den daten anfangen
soll, und weiß auch nicht wie genau und weit ich damit sehen
kann. Vielleicht kann mir da jemand von euch helfen. Zahlt es
sich aus und was darf ich mir erwarten…
Also:
Wichtigste Eigenschaften eines Geräts ist der Durchmesser der Öffnung, die Qualität
der Optik und die Montierung.
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Qualität der Optik:
Bei einem Gerät für 60 EUR kannst du da natürlich nicht viel erwarten. Die Okulare (die Dinger durch die man durchschaut) sind bei solchen Geräten oftmals aus Plastik, schlucken sehr viel Licht und sind zum Rand hin meist deutlich unscharf. Die Beschreibung lässt sich zu den Okularen nicht besonders aus, hier kann man also nur spekulieren. Ich denke mal, dass es sich um sehr billig gefertigte Okulare handelt, mit den o.g. schlechten Eigenschaften. Mit dem kleinsten Okular (4mm) erzielt das Gerät eine Vergrößerung von 175x. Die kannst du aber gleich vergessen, weil das Bild bei dieser Vergrößerung unscharf, dunkel und unbrauchbar ist, da die Öffnung des Geräts zu unterdimensioniert für solch eine Vergrößerung ist. Die vermutlich schlechte Qualität trägt vermutlich nicht zur Besserung des Bildes bei. Also kann man sinnvoll nur das 12,5 und 20mm Okular einsetzen. Diese bieten 56fache bzw 20fache Vergrößerung. Für Planeten ist das dann schon fast zu wenig. Am Mond sollte das Gerät aber vermutlich halbwegs brauchbare Bilder liefern.
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Öffnung:
Das Gerät hat eine Öffnung von 76mm, was nicht unbedingt viel für einen Reflektor ist. Also Wunder kann man sich davon nicht erwarten. Die Öffnung entscheidet wieviel Licht das Gerät auffangen kann und dies wiederrum, wie groß die maximal sinnvolle Vergrößerung ist und was die dunklsten Objekte sind, die man damit erkennen kann. Grobe Formel: Maximal sinnvolle Vergrößerung = Öffnung in mm * 1.5. Also bei diesem Gerät ist die größtmögliche Vergrößerung, die man auch nutzen kann, etwa 114fach (= 76 * 1.5). Allerdings ist kein dafür notwendiges Okular dabei, das 12.5er Okular gibt nur 56fache Vergrößerung her. Wie oben schon erwähnt, ist das für Planeten im Prinzip zu wenig. Bleiben noch Deepsky-Objekte über, also weit entfernte Objekte wie Nebel und Galaxien, die aber dafür sehr großflächig sind und für die man keine hohe Vergrößerung braucht. Allerdings sind diese Objekte sehr leuchtschwach und damit dunkel. Die 76mm Öffnung des Geräts sind hier viel zu wenig, um damit im Deepsky-Bereich was zu machen.
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Montierung und Stativ:
Die Montierung ist das Zeug, auf dem der Teleskop-Tubus sitzt. Das Gerät hat eine sog. azimutale Montierung. Außerdem ist sie - wie man am Foto erkennt und wie mir auch meine Erfahrung bei solchen Geräten sagt - ziemlich windig. Das Ding wackelt also sehr stark. Die azimutale Montierung hat auch einige weitere Nachteile, wobei die bei einem Anfänger-Gerät keine so große Rolle spielen (Astrofotografie etc). Aber die schlechte Stabilität (die das ebenfalls sehr windige Alustativ noch verschlechtert) verursacht, dass das Gerät sehr lange braucht, bis es „ausschwingt“. Denn wenn du das Gerät anfasst, dann schwingt es. Und es wird wahrscheinlich 10 sek brauchen, um ruhig zu sein, so dass man durschauen kann. Also darf man während und kurz vor dem Durchsehen nicht das Gerät berühren, was ziemlich nervig und übel ist.
Ein Pluspunkt der Geräts ist aber der Leuchtpunktsucher. Damit lassen sich Objekte am Himmel wesentlich schöner einstellen, als mit einem normalen Sucher. V.a. für einen Anfänger ist das Auffinden der Objekte mit einem herkömmlichen Sucher sehr schwer und man verzeifelt sehr schnell. Allerdings ist der Sucher vermutlich nicht besonders stabil montiert, und damit er was bringt muss er absolut parallel zum Hauptrohr ausgerichtet sein.
Fazit:
Das Gerät ist billig, aber eben sehr eingeschränkt. Richtig Spaß wird das Gerät wohl nur bei der Mondbeobachtung machen. Planeten und Deepsky werden dir damit keine Freude bereiten. Bei ersteren wirst du nur ein helles Scheibchen ohne Konturen sehen und bei letzteren im besten Fall einen nebligen Fleck ebenfalls ohne Konturen (falls überhaupt).
Ich rate dir - genau wie Moriaty - von diesem Gerät eher ab. Es ist zwar billig, aber du wirst mit dem Gerät nicht besonders viel Spaß haben. Und 60 EUR sind zwar keine solche Großinvestition, aber sie sind eben auch rausgeschmissenes Geld, wenn das Gerät dann ungenutzt daheim rumsteht, weil man nicht viel damit anfangen kann.
Ich empfehle dir daher, das Geld lieber zu sparen, und dir dafür ein besseres Gerät zu kaufen, mit dem man auch was sehen kann und das Beobachten Spaß macht. Und soviel mehr kostet ein besseres Gerät auch nicht. Für 150 EUR kriegst du in einem richtigen Astro-Geschäft meist schon einen 114er Newton mit einer stabilen Montierung. Das Gerät hat - wie der Name schon sagt, 114mm Öffnung und fängt deswegen 2.25mal mehr Licht als das Eduscho Gerät auf. Damit lassen sich dann wesentlich mehr Objekte betrachten. Wunder kann zwar von einem solchen Gerät auch nicht erwarten, aber hier fängt es erst an Spaß zu machen. Und für etwa 150 EUR bieten viele Händler oftmals gebrauchte Geräte an, die aber in einwandfreiem Zustand sind. Für dieses Geld kriegst du dann schon einen 150mm Newton, der dann 4x soviel Licht fängt und mit dem man auch schon vernünftig Galaxien, Sternhaufen usw betrachten kann. Das sind dann auch Geräte, an denen man noch später Freude haben wird und die sich auch ausbauen und erweitern lassen. Wenn du willst, kann ich dir dazu mal ein paar Links von Händlern schicken.
Auf dieser Seite hier, findest du weiter nützliche Tipps für Einsteiger, die sich lohnen, durchgelesen zu werden:
http://www.svenwienstein.de/HTML/einsteiger-ecke.html
Hier findest du noch einen sehr interessanten Vergleich, wie Jupiter in verschiedenen Geräten zu sehen ist. Wenn du dir da die Bilder vom „Kaufhausrefraktor“, der in etwa dem Eduscho-Teleskop entspricht ansiehst, und die dann mit dem 114/900mm Newton oder 150/750mm Newton vergleichst, dann siehst, du dass hier Welten dazwischenliegen. Bei ersterem kann man gerade mal erkennen, dass sich ein dunkler Streifen auf Jupiter befindet, während man bei letzten schon die Mondschatten und die Wolkenbänder klar und deutlich erkennen kann. Und diese beiden anderen Geräte sind auch schon mit einem Budget von etwa 200 EUR zu erwerben.
http://www.binoviewer.at/beobachtungspraxis/teleskop…
Es lohnt sich also, am Anfang lieber etwas mehr Geld hinein zu stecken
mfg
deconstruct