Temperatur des erdähnlichen Planeten

Liebe Experten,

ist hier jemand anwesend, der zum Entdeckerteam des neuen Planeten gehört? (http://www.br-online.de/wissen-bildung/artikel/0704/…)

Aber auch wenn nicht, kann mir trotzdem mal jemand erklären, wie die Temperatur des Planeten (0-40 Grad Celsius) bestimmt wurde? Ist die Oberflächentemperatur nicht auch noch von anderen Faktoren abhängig als nur von der Entfernung, die ein Planet von seinem Stern hat?

Was ist mit einer Atmosphäre, die die Temperatur beeinflusst? Was ist mit der Oberflächenfarbe?

Seine Eigenrotation bestimmt auch, wie heiß es auf der Tagseite wird und wie kalt auf der Nachtseite. Was, wenn er seine Eigenrotation bereits so stark gebremst wurde, dass er der Sonne permanent die selbe Seite zuwendet, so wie unser Mond der Erde?

Und kann man ausschließen, dass die Planetenoberfläche nicht erkaltet ist, also noch mit Lava bedeckt ist?

Allein dass der Mond mit ‚gleichem‘ Abstand zur Sonne völlig andere Temperaturverhältnisse zeigt wie die Erde - Es macht mich stutzig, dass die Wissenschaftler so zweifellos auf 0-40 Grad bestehen. In den Tagesthemen sagte ein Physiker wirklich sinngemäß, an der Temperaturaussage bestehe kein Zweifel.

Kann ich kaum glauben.
Wer erklärt es mir?

Vielen Dank
Wolfgang

Hi,

hat mich auch interessiert, kann dir nur was zur Lavafrage sagen: Ich habe gelesen, dass nicht bestimmt werden kann, ob nicht der ganze Plant von Wasser umgeben ist…

Moin,

der Artikel der Wissenschaftler findet sich bspw. hier: http://exoplanet.eu/papers/udry_terre_HARPS-1.pdf

Aber auch wenn nicht, kann mir trotzdem mal jemand erklären,
wie die Temperatur des Planeten (0-40 Grad Celsius) bestimmt

Es stimmt, schon: die einfachste Abschätzung ist eines des Strahlungsgleichgewichts: Absorption der Sternstrahlung mit dem Querschnitt des Planeten, Emission mit der gesamten Kugeloberfläche.

wurde? Ist die Oberflächentemperatur nicht auch noch von
anderen Faktoren abhängig als nur von der Entfernung, die ein
Planet von seinem Stern hat?
Was ist mit einer Atmosphäre, die die Temperatur beeinflusst?
Was ist mit der Oberflächenfarbe?

Wichtig ist insbes. die Albedo der Oberfläche oder diejenige evtl. vorhandener Wolken. In die Abschätzung der Temperatur gehen verschiedene Annahmen über die Albedo (= Reflexionsvermögen) des Planeten ein. Die niedrigste Temperatur liefert eine Albedo ähnlich der von Venus von 0,65 (-3°C), die höchste Abschätzung eine erdähnliche Albedo, 0,35, was zu +40°C führt.

Weitere Faktoren werden in dieser Abschätzung nicht berücksicht, da sie mangels weiterer Informationen nicht vernünftig abgeschätzt werden können. Im Prinzip kann ein Venus-ähnlicher Run-away Treibhauseffekt nicht ausgeschlossen werden; aber für alle Planeten des SoSy sowie ein paar andere, vermessene Exoplaneten halten sich relativ gut an die mit Hilfe der Energiebilanz vorhergesagten Gleichgewichtstemperatur.

seine Eigenrotation bereits so stark gebremst wurde, dass er
der Sonne permanent die selbe Seite zuwendet, so wie unser
Mond der Erde?

Kommt auf die Dichte der Atmosphäre an. Wenn sie genügend gut für einen Temperaturausgleich sorgen kann, wäre soetwas denkbar.

Und kann man ausschließen, dass die Planetenoberfläche nicht
erkaltet ist, also noch mit Lava bedeckt ist?

Der Stern Gliese 851 ist 4,3 Mrd Jahre alt. Planetenentstehung läuft parallel mit der Sternentstehung ab. Die Planeten sind spätestens wenige 100 Mio Jahre nach dem zünden der Kernfusion im Stern in ihrer „Endkonfiguration“, da dann auch Riesenimpakte nicht mehr häufig vorkommen. Impakte wie der eines Marskörpers auf die Protoerde, welcher zur Mondbildung führte, kommen dann so gut wie nicht mehr vor und die Orbits werden quasi stabil. Zu dem Zeitpunkt sind auch alle Körper auf Grund ihrer thermischen Abstrahlung hinreichend abgekühlt als daß sie eine feste Oberfläche besitzen.

Allein dass der Mond mit ‚gleichem‘ Abstand zur Sonne völlig
andere Temperaturverhältnisse zeigt wie die Erde - Es macht
mich stutzig, dass die Wissenschaftler so zweifellos auf 0-40

Im Durchschnitt ist der Mond etwa so warm wie die Erde. Einzig bei der Erde sorgt die Atmosphäre dafür, daß die Temperatur schwankung deutlich geringer ausfällt. Ein Planet von mehreren Erdmassen hat definitiv eine Atmosphäre, die für einen Ausgleich sorgen können sollte.

Gruß,
Ingo

Hallo Ingo,

danke für Deine kurzen, guten Antworten.
Supererklärung!

Wolfgang

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1 Like

Hi,

m.E. ist die ganze Aufregung um den „erdähnlichen“ Planeten ein guter Marketing-Gag.

Die Nachweismethode sagt nichts über den Planeten aus und richtiger Abstand zur Sonne ist kein Grund schon von einem erdähnlichen Himmelskörper zu sprechen. Was ist z.B. wenn es sich um einen Gasplaneten handelt?

Siehe dazu auch

http://www.zeit.de/online/2007/17/planet-neu-leben

Gruß

Huhu!

Die Nachweismethode sagt nichts über den Planeten aus und
richtiger Abstand zur Sonne ist kein Grund schon von einem
erdähnlichen Himmelskörper zu sprechen. Was ist z.B. wenn es
sich um einen Gasplaneten handelt?

Mit verlaub, wenn das Ding, was da kreist, wirklich nur 5-fache Erdmasse hat, dann kann er kein Gasriese sein.
Da wäre er zu leicht für.

Geschweige denn ein brauner Zwerg, die noch schwerer sind als Gasriesen.

Die wären auch wesentlich leichter detektierbar, als so kleine Planeten - also, entweder das ist ein +/- Erdgroßer Planet, oder ein Messfehler.

Nix Gasriese.
(Da hat der Journalist den Professor falsch verstanden oder so.)

Viele Grüße!
Scr.

Hi.

Mit verlaub, wenn das Ding, was da kreist, wirklich nur
5-fache Erdmasse hat, dann kann er kein Gasriese sein.
Da wäre er zu leicht für.

Geschweige denn ein brauner Zwerg, die noch schwerer sind als
Gasriesen.

Die wären auch wesentlich leichter detektierbar, als so kleine
Planeten - also, entweder das ist ein +/- Erdgroßer Planet,
oder ein Messfehler.

Wenn ich das richtig mitbekommen habe, weiß niemand, wieviel Erdmassen das Ding hat. Diese ca. 5 Erdmassen sind nur das mögliche Minimum. Gemessen wird AFAIK nur die Rot-/Blau-Verschiebung im Lichtspektrum des Muttergestirns, d.h. ob sich jenes unter dem Gravitationseinfluss des „Planeten“ auf die Erde zu- oder von ihr wegbewegt. Es wird somit nur der Anteil des Gravitationseinfusses erfasst, der genau in Richtung unserer Blickachse wirkt. Kreist dieser „Planet“ nicht genau horizontal zu unserer Blickachse um den Stern (was er wohl kaum machen wird) könnte er genauso gut deutlich schwerer sein. Das ist einfach die Ungenauigkeit des Messverfahrens. Ich denk mal, der Gasriese oder Braune Zwerg wären genauso drin, man weiß es schlicht nicht.

LG, Jesse

Moin,

Die Nachweismethode sagt nichts über den Planeten aus und
richtiger Abstand zur Sonne ist kein Grund schon von einem
erdähnlichen Himmelskörper zu sprechen. Was ist z.B. wenn es
sich um einen Gasplaneten handelt?

Mit verlaub, wenn das Ding, was da kreist, wirklich nur
5-fache Erdmasse hat, dann kann er kein Gasriese sein.
Da wäre er zu leicht für.

Das Teil wurde mit der Radialgeschwindigkeitsmethode gefunden. Das Einzige, was man gesichtert weiß, ist seine Umlaufperiode und seine Masse dividiert durch den Sinus der Inklination der Umlaufbahn zur Ebene Senkrecht auf unserer Guckrichtung.
5 Erdmassen ist eine untere Schranke. Es ist somit auch leicht eine deutlich größere Masse vorstellbar. Ein Brauner Zwerg kann aber m.E. ausgeschlossen werden, da das ganze System nur 20 LY weg ist, so daß man selbst leuchtende Körper ausschließen kann. Somit ist auch eine Obergrenze gegeben, die in etwa bei ~13 Jupitermassen (da fangen Braune Zwerge an), mindestens aber bei 80 Jupitermassen (ab da sind’s Sterne) liegt.

Gruß,
Ingo