Also, das Stefan-Boltzmann-Gesetz besagt, daß die Abstrahlungsleistung P=AsT^4 ist. Mit s=5.7E-8W/(m²K^4) kommt man, wenn man 290K Hauttemperatur (20°C) und 0K Außentemperatur ansetzt, auf etwa 400Watt pro Quadratmeter abgestrahlter Leistung.
Jetzt hat ein Mensch zwar insgesamt etwa 2m² Haut, aber die Wärme, die die innenseite des einen Oberschenkels abstrahlt, wird von der Innenseite des anderen wieder aufgefangen. Vermutlich wird die effektiv abstrahlende Fläche eher bei 1m² liegen, da in diesem Fall nur die untere Hälfte des Körpers exponiert ist, eher so 0.5m².
Bleiben wir bei 1m² und 400W. 1 Liter Wasser ändert seine Temperatur um 1K, wenn man seine Energie um 4200J ändert. So ein Astronaut besteht vielleicht aus 60kg Wasser, macht 252kJ für 1K Temperaturänderung. Bei einer Abstrahlung von 400W braucht es daher 63Sekunden, also 10,5 minuten, bevor der Körper um 1K abgekühlt ist. Nach 105 Minuten ist der Körper um 10K abgekühlt, dann wird die Unterkühlung langsam gefährlich.
Andererseits fällt die abgestrahlte Leistung sehr stark, wenn die Temperatur fällt. Ist die Haut auf 10°C runtergekühlt, sind es nur noch 350W. Und der körper produziert in absoluter Ruhe etwa 120W an Wärme. Der amoröse Kosmonaut wird aber aus Angst vor dem gehörnten Ehemann sicher etwas mehr als 120W produzieren. Und dann wird der Körper den Blutstrom in und aus den Beinen stark einschränken, um nicht zu sehr auszukühlen.
Jedenfalls, das reduziert den Wärmeverlust erheblich, vermutlich könnte der Kosmonaut auf dem Balkon mehrere Stunden ausharren, wenn es in ihm nicht so blubbern würde, und er so lang die Luft anhalten kann.
Vielleicht ist es sogar möglich, daß der Kosmonaut seine Temperatur halten kann, denn bis hier hin sind schon so einige Schätzungen vorgenommen worden. Oder es wird ihm doch schneller aus.
Jedenfalls, bevor die Kälte ein Problem wird, hat der Kosmonaut mit ganz anderen Dingen zu kämpfen.
Ach ja, falls der Ehemann so früh nach Hause kommt, daß es noch hell ist: Die Sonne knallt außerhalb der Atmosphäre mit über 1300W/m², das Schäferstündchen könnte also auch eher brenzlig enden.