Temperaturschwankungen im Aquarium durch Lampen

Hallo zusammen,

mein Freund hat sich nach längerer Zeit wieder ein Aquarium zugelegt, dessen Beheizung sich derzeit irgendwie schwierig gestaltet bzw. irgendwie schwer kontrollieren lässt. Vielleicht hat der eine oder andere von euch ja einen guten Hinweis, wie man das am besten in den Griff bekommt:

Das Aquarium fasst 180 l und wurde als Kombi gekauft, also mit Unterschrank, Abdeckung inkl. Beleuchtung, Heizung und Filter. Seit anderthalb Wochen ist es komplett befüllt, also Boden, Pflanzen, Wasser, Technik, aber noch keine Fische. Rein sollen perspektivisch diverse Garnelen sowie dazu passende Fische, d.h. hauptsächlich kleine und friedfertige Fische.
Das Aquarium steht in einem ziemlich temperaturkonstanten und dunklen Wohnungsflur.

Der Heizer arbeitet laut Beschreibung mit Termosthat, ist aber nicht auf eine bestimmte Temperatur, sondern eher auf eine Stufe einzustellen. Das klappt ohne Beleuchtung ganz gut, es wurde die passende Einstellung für ca. 26 Grad gefunden, die dann auch konstant ganz gut gehalten werden können.

Schaltet sich das Licht ein (nach Empfehlungen der Fachverkäuferin geht das Licht zweimal am Tag an, einmal morgens und einmal Abends, insgesamt für 8 oder 9 Stunden, bin mir grad gar nicht sicher), geht die Temperatur ziemlich schnell nach oben und landet bei 28, fast 29 Grad. Das ist verwunderlich, da die Leuchten vom Markenhersteller mitgeliefert, also für Aquarien gedacht, und insbesondere ja auch für dieses spezielle Aquarium geeignet sein müssten. Eine Temperaturschwankung um fast 3 Grad ist dann aber doch recht viel, oder?

Ist das bedenklich? Einige der ausgesuchten Fische haben Temperaturen nur bis 26 Grad angegeben, muss auf solche dann verzichtet werden?
Mein Freund plant, um Wärmestau zu vermeiden, die Abdeckung mit Löchern zu versehen - wäre das eine passable Lösung? Was könnt ihr denn sonst vorschlagen?

Ich möchte hier keine Werbung machen, da aber vielleicht die genauen Spezifikationen der Artikel für die Antwort wichtig sein könnten, hier mal der Link zum genauen Modell:
http://www.juwel-aquarium.de/Produkte/Aquarien/Rio-L…
Rückfragen beantworte ich natürlich gern.

Grüße!
Inka

Hallo Inka.

Grundsätzlich finde ich Temperaturschwankungen nicht schlimm. In der Natur ist es ja auch nicht konstant gleich abhängig von Tages/Jahreszeit und Wassertiefe. Ich lasse meine Aquarien nachts abkühlen. Regelmäßig 29 Grad ist aber wirklich zu warm für die meisten Arten. Lieber noch eine Stufe runter und die Aquarien dann durch die Lampen tagsüber auf 24/25/26 aufheizen lassen.

Gruß
orangegestreift

Hallo,

Der Heizer arbeitet laut Beschreibung mit Termosthat, ist aber
nicht auf eine bestimmte Temperatur, sondern eher auf eine
Stufe einzustellen. Das klappt ohne Beleuchtung ganz gut, es
wurde die passende Einstellung für ca. 26 Grad gefunden, die
dann auch konstant ganz gut gehalten werden können.

Laut deinem Link ist ein normaler Regelheizer drin, der schaltet temperaturabhängig, auch wenn er vielleicht keine Kontrollanzeige hat. Jedenfalls wird er nicht mehr einschalten, wenn die eingestellte Temperatur durch andere Wärmequellen sowieso schon überschritten wird. Das ‚Problem‘ ist also tatsächlich nur die Beleuchtung.

Schaltet sich das Licht ein (nach Empfehlungen der
Fachverkäuferin geht das Licht zweimal am Tag an, einmal
morgens und einmal Abends, insgesamt für 8 oder 9 Stunden, bin
mir grad gar nicht sicher), geht die Temperatur ziemlich
schnell nach oben und landet bei 28, fast 29 Grad.

Ihr könnt die Beleuchtungszeiten ruhig an eure Bedürfnisse anpassen, nur sollte die Gesamtbrenndauer 10 -12 Stunden nicht überschreiten, weil Pflanzen danach mit der Photosynthese üblicherweise Feierabend machen und die Algen einseitig profitieren. Ich persönlich lasse das Licht vom frühen Nachmittag bis Mitternacht brennen.

Das ist verwunderlich, da die Leuchten vom Markenhersteller
mitgeliefert, also für Aquarien gedacht, und insbesondere ja
auch für dieses spezielle Aquarium geeignet sein müssten.

Die Beleuchtung mit T5-Leuchtstofflampen ist an sich sehr energieeffizient und IMO die Beleuchtung der Wahl bei Aquarien. Allerdings ist die angegebene Lichtleistung von 90 Watt für ein Süßwasserbecken dieser Größe sehr reichlich dimensioniert (aber besser reichlich als zu schwach). T5-Röhren mit 849 mm und 45 Watt gibt es im normalen Handel gar nicht zu kaufen, üblich sind bei dieser Länge HE-Röhren mit 21 Watt und HO-Röhren mit 39 Watt. Natürlich ist bei 2 x 45 Watt auch die abgestrahlte Wärmeleistung höher, als bei den schwächeren Standardlampen, zumal auch die Effizienz (Lichtausbeute/ Watt) mit steigender Wattzahl nachlässt.

Eine Temperaturschwankung um fast 3 Grad ist dann aber doch recht
viel, oder?

Nicht zwangsweise, die Sonne strahlt auch Wärme ab. Auch in der Natur gibt es also Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, Tief- und Flachwasserzonen etc. Die meisten Tiere sind das also gewohnt, nur Fische aus sehr großen, tropischen Fließgewässern leben auch in der Natur bei längerfristig konstante Temperaturen.

Ist das bedenklich? Einige der ausgesuchten Fische haben
Temperaturen nur bis 26 Grad angegeben, muss auf solche dann
verzichtet werden?

Da müsstest du schon konkreter werden hinsichtlich der gepflegten Arten. Vielleicht macht es ja auch Sinn, mit der Temperatur allgemein etwas runterzugehen und am Heizer nur 24 - 25°C einzustellen. Gerade für einige beliebte Garnelenarten sind 26°C dauerhaft schon grenzwertig hoch.

Mein Freund plant, um Wärmestau zu vermeiden, die Abdeckung
mit Löchern zu versehen - wäre das eine passable Lösung? Was
könnt ihr denn sonst vorschlagen?

Das scheint mir logisch, wenn die Abdeckung aus Kunststoff besteht und keine Öffnungen aufweist, durch welche die Wärme entweichen kann. Ein Wärmestau im Lampengehäuse ist auch für die Lebensdauer der Leuchtstoffröhren Gift. Man könnte bspw. aus der Rückwand des Lampengehäuses ein großes Rechteck aussägen und ein Lochblech dahinterkleben.

Ich würde zusätzlich darüber nachdenken, die extrem starken Lampen (oder eine davon) durch (eine) Standardröhre(n) aus dem Baumarkt zu ersetzen. Eine Gesamtleistung von 60 - 70 Watt wäre für einen guten Pflanzenwuchs völlig ausreichend. Ich würde mal in der Bedienungsanleitung (wenn es so was gibt) schauen, ob auch Lampen mit gringerer Leistung eingebaut werden dürfen und ob der Betrieb von 2 Lampen unterschiedlicher Leistung erlaubt ist (sollte machbar sein, hängt aber vom Vorschaltgerät ab).
Wenn das passt, würde ich die Leuchtstoffröhren gegen Standardröhren tauschen. Passende T5-Lampen von Philips, Osram, Radium etc. gibts im Baumarkt für ca. 3 EUR/ Stück. Eure Lichtfarbe (daylight) entspricht der Farbnummer 865 oder 965, alternativ kann man auch neutralweiße (840/940) oder warmweiße (830/930) Röhren kaufen, wenn einem ‚Daylight‘ zu kalt/grell ist, den Pflanzen ist’s egal. Wenn ihr z.B. eine 45 Watt - Röhre durch eine passende Standarröhre mit 21 Watt (z.B. Osram LUMILUX Daylight T5 FH 21W/865 HE) ersetzt, kommt ihr auf 66 Watt Gesamtleistung. Für das Becken würde das locker reichen, ihr spart Strom und die Abwärme würde sich auch veringern.

Gruß, Jesse

Hi Jesse,

etwas verspätet, aber herzlichen Dank für deine Ausführungen, insbesondere der Hinweis, dass die vorhandenen Lampen überdimensioniert sind hat uns sehr geholfen.

Mein Freund hat das Problem jetzt etwas anders als von dir empfohlen behoben, und in LED-Beleuchtung investiert - für die Aquarientiefe (Wassersäule aufgrund recht hoher Kiesauffschüttung etwa 30 bis 35 cm) soll das ja noch gut gehen. Was ich gar nicht wusste, als ich schrieb: die Heizung hatte mein Freund schon „nur“ auf 24 Grad eingestellt, durch die starke Lampenwärme ist es aber irgendwie nie unter 26 gefallen (an der Zimmertemperatur kanns nicht liegen, der Flur ist halbwegs kühl). Nun haben wir mit den Lampen gar kein Wärmeproblem mehr und können die Temperatur besser kontrollieren.

Am Wochenende sind nun endlich auch Fische eingezogen :smile: Kampffische, ein Schwarm Keilfleckbarben, ein Schwarm Bitterlingsbarben und ein Schwarm Kupfersalmler nebst Gabun-Fächergarnelen. Hach, ist das spannend.
Leider haben wir uns bezüglich der Kampffische auf falsche Beratung im Fachhandel verlassen und ein Pärchen gekauft. Nachdem er das Weibchen getötet hat, wurde uns empfohlen, ihn keinesfalls alleine zu halten, und stattdessen zwei Weibchen zu holen, damit er nicht einer alleine nachstellt. Ebenfalls nicht erfolgreich - das eine Weibchen ist ein verkapptes Männchen - nun versuchen wir es loszuwerden und aus seinem Eimer-Zwischendomizil zu erlösen, in das er nach Kampfversuchen umziehen musste. Nu haben wir wieder ein Pärchen drin und hoffen, dass alles gut geht. Wenn nicht, bleibt er alleine, der rabiate Jungeselle…

Lieben Gruß,
Inka

Hallo zurück,

Mein Freund hat das Problem jetzt etwas anders als von dir
empfohlen behoben, und in LED-Beleuchtung investiert - für die
Aquarientiefe (Wassersäule aufgrund recht hoher
Kiesauffschüttung etwa 30 bis 35 cm) soll das ja noch gut
gehen.

mit LED auf dem Aquarium habe ich persönlich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Gut konstruierte Aquarienlampen mit effizienten LEDs sind sündhaft teuer und bezahlbare LED-Lösungen, wie die üblichen selbstklebenden SMD 5050 Stripes, haben einen schlechteren Wirkungsgrad als T5-Röhren. Gute T5 Röhren bringen über 80 lm/ Watt. Normale SMD 5050 Stripes bringen 60 - 75 lm/ Watt (und das auch nur auf dem Papier). Sie sind nicht nur 10-mal so teuer, wie Leuchtstoffröhren, sondern setzen bei gleicher Lichtausbeute auch noch mehr Wärme frei. Wenn man sich die handelsüblichen Fertiglösungen für die Aquarienbeleuchtung mit LEDs mal anschaut, gehen sie entweder preislich an die 1000 EUR, sind Neuschrott oder bringen viel weniger Licht als Leuchtstofflampen. Es gibt ja neuerdings z.B. die viel beworbenen ‚LED-Leuchtstoffröhren‘. In euere Größe hat eine solche Röhre 13 Watt und bringt gerade mal 1000 lm Lichtausbeute. Eine normale T5-Röhre (Osram 865 HO) bringt 3325 Lumen, du bräuchtest also drei LED-Röhren, um eine normale Leuchtstoffröhre zu ersetzen und hättest immer noch keine ausreichende Beleuchtung.

Übrigens haben LEDs noch ein anderes Problem. Es wird ja immer mit der hohen Lichtausbeute und der quasi endlosen Lebensdauer geworben. Beides zusammen ist in der Praxis selten erreichbar, denn es ist an eine ganz bestimmte Bedingung geknüpft: Optimale Kühlung.
LEDs haben eine ähnliche Leistungsdichte wie ein PC-Prozessor (50 - 100 Watt/ cm²) und sind aufgrund der organischen Leuchtstoffbeschichtung extrem hitzeempfindlich. Sie werden ungekühlt aber schon nach einer Sekunde so heiß, dass du dir die Hand daran verbrennst. Deshalb müssen sie schon bei wenigen Watt Leistung aufwändig gekühlt werden, ggf. auch aktiv (= mit Lüfter). Besonders beim Eigenbau sollte man das unbedingt beherzigen.Ich hatte beim Umbau meiner Aquarienlampe 3 Bahnen selbstklebende LED-Streifen mit einer Gesamtleistung von 78 Watt in das 1,3 Meter lange Gehäuse aus 1,5 mm starkem Aluminiumblech geklebt und die Hälfte der LEDs war bereits nach 4 Monaten komplett durchgebrannt. Seit ich die 100 EUR für dieses Projekt in den Sand gesetzt habe, bin ich von der LED-Manie geheilt.

Am Wochenende sind nun endlich auch Fische eingezogen :smile:
Kampffische, ein Schwarm Keilfleckbarben, ein Schwarm
Bitterlingsbarben und ein Schwarm Kupfersalmler nebst
Gabun-Fächergarnelen. Hach, ist das spannend.

Sehr interessante Zusammenstellung, die Spannung kaufe ich dir ab. Ich denke auch, dass die Kampffische da nicht reinpassen. Die anderen Tiere sind hinsichtlich der Wasserwerte ja recht flexibel und könnten irgendwo zwischen pH 6 - 7, 6 - 10° GH und 24 - 28 °C einträchtig zusammenfinden.

Viele Grüße,
Jesse

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