Hallo!
Ich hab meine Frage eigentlich ohne böse Absicht gestellt.
Sah aber arg nach Spam aus.
Wie gesagt, Bruno Söhnle gefällt mir vom Stil ganz gut, die
sind ziemlich schlicht. Aber eben auch teuer. Die wechseln
doch auch mal ihre Kollektionen und verkaufen die älteren
Modelle etwas günstiger, oder nicht?
Genau: Oder nicht. Natürlich kann man ein Plastearmband mal gelb, mal lila liefern und ein grünes anstelle eines weißen Zifferblatts einbauen. Aber darüber hinaus wird nicht wirklich viel an Armbanduhren geändert. Die unüberschaubare Vielfalt der billigen Massenartikel beinhaltet Standarduhrwerke und auch bei den Gehäusen standardisierte Technik. Änderungen an Technik und Fertigungseinrichtungen kosten nämlich viele Stellen vor dem Komma und werden nach Möglichkeit vermieden.
Ähnliches gilt auch für die höheren Preisklassen. Zwar gibt es immer mal wieder aufgepeppte, klotzig aussehende oder mit Spielkram versehene Sachen, die bald darauf wieder vom Markt verschwinden, aber bei Modellen mit zeitlos schlichter Eleganz mit dem Zeug zum Klassiker wird in Technik und Design über viele Jahre, zuweilen über Jahrzehnte nichts geändert. Etwa die von Martin erwähnte Normos Tangente gibt es seit über 20 Jahren. Kein Mensch käme auf die Idee, daraus Modeplunder mit saisonabhängigen Kollektionen zu machen. Gerade die schlichten Gestaltungen, u. a. auch einige der von dir genannten Söhnle-Uhren, kauft keiner als kurzlebigen Mode-Gag; man wird mit ihnen zusammen alt. Falls doch mal ein neues Modell erscheint, wird ein Exemplar der Vorgängerserie nicht als Lagerrest verramscht, sondern findet für einen Haufen Geld einen Liebhaber.
Es gibt doch auch Klamotten Outlets, wo es Markenklamotten
günstiger gibt… gibt es da nicht auch so was für Uhren?
Bei teuren Uhren verhält es sich ähnlich wie beim Porsche. Mit Niedrigpreisen macht man die Marke kaputt, ist das Produkt bald nicht mehr verkäuflich. Der hohe Preis gehört zu den (unausgesprochenen) Verkaufsargumenten. Es gibt ja keinen vernünftigen Grund, einen Porsche Sportwagen zu kaufen, um von A nach B zu kommen. Die Dinger sind einfach nur unpraktisch, klein, eng, keine gescheite Zuladung, nicht mal 'ne Anhängerkupplung und mit Sport hat so ein Ding allenfalls beim Ein- und Aussteigern etwas zu tun. Aber das Spielzeug ist teuer und nicht jeder kann sich so ein Teil leisten.
Ähnlich verhält es sich bei einer teuren Armbanduhr. Die Zeit zeigt eine 10 €-Quarzuhr von Tchibo mindestens so genau an wie die teure Glashütte-Uhr, für deren Kauf es deshalb gar keinen Vernunftgrund geben kann. Aber diese Luxusartikel sind nicht verkäuflich, obwohl sie so teuer sind, sondern weil sie so teuer sind.
Kein kluger Kaufmann macht sich solches Geschäftsmodell mit Niedrigpreisen kaputt und wer es dennoch versucht, würde nicht mehr beliefert werden.
Gruß
Wolfgang