Textkritik Koran?

Hallo,

ich habe gehört, dass sich die islamische Schriftauslegung bisher darauf beschränkt hat, die Aussagen des Korans zu interpretieren und die sprachliche Schönheit des Korans zu erschließen.
Es gab jedoch nie eine Textkritik im eigentlichen Sinne, wie sie sich in der christlichen Theologie in der Neuzeit entwickelt hat. Zwar gab es zaghafte Ansätze, die aber bisher noch nicht weiterverfolgt wurden…

Die Frage ist nun, welche Bedeutung es hat, dass der Islam bisher noch keine wissenschaftliche Textkritik des Korans entwickelt hat.
Wäre nett, wann mir jemand helfen könnte!

Gruß,
Annan

Auch hallo.

Im Ggs. zum Evangelium stammt der Koran aus einer Hand(*). Aber auch dieses Fleisch (Mohammed) hatte Schwächen, die im Koran durchaus Einzug gefunden haben (können). Und hier jetzt ein Bericht von yahoo.de (siehe auch ‚Interesse am Islam‘ in diesem Brett vom 04.06.2005): http://de.news.yahoo.com/050603/286/4kgfz.html

(*) was auch den Interpretationsspielraum für Andere verringert. Bspl.: früher war die Hand ein Teil des Arms. Und heute ?

HTH
mfg M.L.

Moin, moin Annan,

es ist richtig, daß es eine Textkritik des Koran nicht gegeben hat; die kann es nach dem Verständnis des islam auch nicht geben, weil der Koran zur Gänze von Allah geoffenbart wurde - eine Sicht, die die meisten Christen mittlerweile, soweit es die Bibel angeht, hinter sich gelassen haben (private Anmerkung: das ist auch gut so)

Wenn Dich das Thema interessiert, such doch bei Google mal unter „Christoph Luxenberg“. Der hat ein Buch über die aramäischen Vorformen und Bestandteile des Korans geschrieben.

Du wirst sehr viele Artikel finden, die von Moslems geschrieben wurden und kein gutes Haar an Luxenberg lassen.
Du kannst auch mal im Archiv hier nachsehen; eine Diskussion überLuxenberg hatten wir vor ein paar Monaten.

Gruß - Rolf

Hallo, Annan,

offiziell gibt es das in der Tat nicht.
Aber es gibt einige Leute, die sich textkritisch mit dem Koran beschäftigen. Und dabei hat man die „satanischen Verse“ gefunden, die nachweislich mal im Text standen, dann aber entfernt wurden.
Dies ist ein Beleg dafür, dass der Koran nach Mohammed zumindest in diesem Fall bearbeitet wurde.

Salman Rushdi, der dies im gleichnamigen Buch bekannt machte, wurde deswegen „zum Tod verurteilt“.

Gruß Fritz

Aber es gibt einige Leute, die sich textkritisch mit dem Koran
beschäftigen. Und dabei hat man die „satanischen Verse“
gefunden, die nachweislich mal im Text standen, dann aber
entfernt wurden.
Dies ist ein Beleg dafür, dass der Koran nach Mohammed
zumindest in diesem Fall bearbeitet wurde.

Bearbeitet ja, aber nicht nach Mohammed, sondern von diesem selbst. Die Behauptung, der 20. und 21. Vers der 53. Sure sei nachträglich geändert worden, wurde von verschiedenen frühislamischen Historikern kolportiert. Rushdie bezieht sich auf den Koranexegeten Tabari http://de.wikipedia.org/wiki/Tabari.

Tabari und eine andere bekannte Quelle, Ibn Sa’d http://www.bysiness.co.uk/ulemah/bioibnsad.htm, stellen aber übereinstimmend dar, dass Mohammed selbst, vom Erzengel Gabriel dezent darauf hingewiesen, noch am gleichen Abend die teuflischen Einflüsterungen als solche erkannt und revidiert habe.

Interessant, wenn auch erwartbar, ist die Tatsache, dass Tabari als Schriftgelehrter hohe Wertschätzung unter den Muslims geniesst, aber sehr schnell zum „Lügner und Verleumder“ mutiert, kommt im Zusammenhang mit Rushdie die Rede auf ihn http://www.ahmadiyya.de/library/rushdies_satanische_….

Gruss
Schorsch

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Gute Präzisierung
Danke, Schorsch,
für die Präzisierung meiner flüchtigen Erinnerung!
Fritz

Hallo Rolf

es ist richtig, daß es eine Textkritik des Koran nicht gegeben
hat; die kann es nach dem Verständnis des islam auch nicht
geben, weil der Koran zur Gänze von Allah geoffenbart wurde -
eine Sicht, die die meisten Christen mittlerweile, soweit es
die Bibel angeht, hinter sich gelassen haben (private
Anmerkung: das ist auch gut so)

Ob die meisten Christen die Bibel als die Gottes inspiirierte Worte ablehnen, bezweifle ichj sehr. Es kommt da natürlih darauf an, wer man als Christ bezeichnet. Ich halte mich da an die bibel, bzw an das was Jesus sagte „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3.3)und „Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden“ (Joh 3.7). Die Erklärung dazu sagte Jesus auch an Nikodemus Siehe dazu Joh. 3.4 ff

Warum sollte ausserdem dies gut sein, wenn Christen nicht an die Inspiration des Wortes durcgh Gott glauben??

Gruss
beat

Wenn Dich das Thema interessiert, such doch bei Google mal
unter „Christoph Luxenberg“. Der hat ein Buch über die
aramäischen Vorformen und Bestandteile des Korans geschrieben.

Du wirst sehr viele Artikel finden, die von Moslems
geschrieben wurden und kein gutes Haar an Luxenberg lassen.
Du kannst auch mal im Archiv hier nachsehen; eine Diskussion
überLuxenberg hatten wir vor ein paar Monaten.

Gruß - Rolf

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Hallo Markus.

Im Ggs. zum Evangelium stammt der Koran aus einer Hand(*).

Wieso im Gegensatz?? De facto stammt die Bibel (AT+NT!) aus einer Hand, nämlich der „Hand“ bzw. hier dem Geiste Gottes (= Hl. Geist). Dieser inspirierte viele verschiedene Menschen, das, was wir heute die Bibel nennen, aufzuschreiben. Aber diese Menschen schrieben wie gesagt nicht ihre eigenen - menschlichen - Gedanken auf, sondern Gottes Gedanken.

Außerdem schließe ich mich im Großen und Ganzen Beat an und sage: Diejenigen, die die Bibel nicht durch und durch als Gottes Wort an uns Menschen und somit als oberste Instanz für ihr Leben betrachten, sind im Sinne der Bibel (also im Sinne Gottes) auch keine wahren (= wiedergeborenen) Christen (s. Nikodemus) - auch wenn das die meisten von diesen „Namenschristen“ weit von sich weisen werden…

Gruß
Liza

Fairness

Interessant, wenn auch erwartbar, ist die Tatsache, dass
Tabari als Schriftgelehrter hohe Wertschätzung unter den
Muslims geniesst, aber sehr schnell zum „Lügner und
Verleumder“ mutiert, kommt im Zusammenhang mit Rushdie die
Rede auf ihn
http://www.ahmadiyya.de/library/rushdies_satanische_….

Hallo Schorsch,

immerhin reden wir hier über ein Buch, das den Anspruch hegt, verbalinspiriertes Wort Gottes zu sein und gute Gründe für diesen Anspruch hat. Das allein sollte doch wenigstens zur Vorsicht mahnen, solange auch nur ein Prozentchen der Möglichkeit existiert, dass etwas an diesem Anspruch dran ist.

Einer solchen Vorsicht (oder einfach auch nur der Fairness) entspräche, zum Beweis einer pauschalen Behauptung über den Islam oder die Muslime, nicht allein auf Aussagen einer Randgruppe wie der Ahmadiyya hinzuweisen, deren Anhänger von fast allen Muslimen nicht als Muslime angesehen werden.

Hinzu kommt: Wer mal einen Blick in den Korankommentar von Tabary geworfen hat, weiß, dass dieser überwiegend eine Überlieferungen-, Zitate- und Meinungensammlung ist, die nicht immer seiner eigenen Meinung entsprechen.

Die Kranichverse, auf die Du Dich beziehst, sind fast wortwörtlich überliefert und halten einem stilistischen Vergleich mit dem Koran hinsichtlich der Metaphorik und Rhythmik nicht stand. Ob sie nun Satans- oder Menschenwort sind: Gotteswort sind sie im Gegensatz zum Heiligen Koran ganz sicher nicht.

Grüße,

Mohamed.

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Demotivierend
Hallo Annan,

im Gegensatz zur Bibel bietet der Heilige Koran keinen so großen Anlass, textkritisch untersucht zu werden. In den Evangelien haben wir beispielsweise die Grabszene in vier von einander teils stark voneinander abweichenden Versionen und andernorts starke Stilschwankungen. Auch im Koran gibt es stilistische Unterschiede, die jedoch mit der bekannten historischen Entwicklung, wie sie beispielsweise von Theodor Nöldeke in seiner periodisierenden Chronologie der Offenbarungen bestätigt wurde, harmonieren und somit gut erklärbar sind.

Es ist übrigens auch so, dass es nicht nur auf der Seite der muslimischen, sondern auch der westlichen Islamwissenschaft und Orientalistik keine erfolgreichen Vorstöße in diese Richtung gegeben hat. Bei den Muslimen kann man das noch verstehen, denn eine Distanz zum Wort Gottes, die Letzteres selbst als Unrecht und Aberkennerei, ja als Ende des Muslimseins klassifiziert, kann man dem Muslim nicht zumuten. Umso erstaunlicher, dass auch nichtmuslimische Wissenschaftler hier noch nichts Brauchbares zutage gefördert haben. Die im Zusammenhang mit Koran und Textkritik besonders große Gefahr, sich für Jahre in fruchtlose Arbeit zu stürzen, wirkt wohl zu demotivierend.

Eine Art Textkritik gab es zu den Hadithen auf der Suche nach einer Alternative für die Analyse von Überlieferungsketten. Aus meiner Sicht ist auch dieser Versuch zumindest fragwürdig, da es bei Hadithen nicht immer auf wortwörtliche Überlieferung ankam.

Viele Grüße,

Mohamed.

Hallo Liza.

Wieso im Gegensatz?? De facto stammt die Bibel (AT+NT!) aus
einer Hand, nämlich der „Hand“ bzw. hier dem Geiste Gottes (=
Hl. Geist). Dieser inspirierte viele verschiedene Menschen,
das, was wir heute die Bibel nennen, aufzuschreiben. Aber
diese Menschen schrieben wie gesagt nicht ihre eigenen -
menschlichen - Gedanken auf, sondern Gottes Gedanken.

Okay, kann ich auch akzeptieren. Tatsache ist aber auch, dass es je ein Evangelium nach Markus, Matthäus, Lukas und Johannes gibt. Und diese sind von der thematischen Aussage (nicht aber dem Detailreichtum und der Bildung des Schreibers) her gleich.

Außerdem schließe ich mich im Großen und Ganzen Beat an und
sage: Diejenigen, die die Bibel nicht durch und durch als
Gottes Wort an uns Menschen und somit als oberste
Instanz für ihr Leben betrachten, sind im Sinne der Bibel
(also im Sinne Gottes) auch keine wahren (= wiedergeborenen)
Christen (s. Nikodemus) - auch wenn das die meisten von diesen
„Namenschristen“ weit von sich weisen werden…

Okay. Schliesslich soll man sich an die 10 Gebote halten. So einfach kann die Botschaft sein…

mfg M.L.

Hallo,
vielleicht mal etwas zur Klärung der Begriffe:
In der von der neuzeitlichen christlichen Theologie entwickelten historisch-kritischen Exegese bezeichnet Textkritik Kritik am Text im engeren Sinne. Das bedeutet, die Textkritik fragt nach dem Wort- bzw. Buchstabenbestand der biblischen Texte. Dabei sind AT und NT unterschiedlich überliefert worden. Das griechische NT ist in einer „Mentalität“ überliefert worden, bei der es auf die Botschaft, nicht aber auf den einzelnen Buchstaben ankam. Das hat zur Folge, daß man die Texte durchaus mal etwas schlampiger abschrieb oder auch ähnlich lautende Perikopen der Evangelien durcheinander warf. Nur durch sorgfältigste philologische (!) Forschung ist es möglich, einen Text zu rekonstruieren, den wir mit Sicherheit in seinem Bestand auf das 2. Jh. n.Chr. zurückführen können. D.h. nicht, daß er anders ist als der von den jeweiligen SChreibern geschriebene Text, aber wissenschaftlich beweisen könnten wir esnicht. gerade diejenigen, die die Bibel als wörtlich inspiriert verstehen, sollten also diesem höchst kritischen Umgang mit dem Text, der zudem auch noch altphilologischer und historischer Kritk standhält, offen gegenüber stehen.

Wieso im Gegensatz?? De facto stammt die Bibel (AT+NT!) aus
einer Hand, nämlich der „Hand“ bzw. hier dem Geiste Gottes (=
Hl. Geist). Dieser inspirierte viele verschiedene Menschen,
das, was wir heute die Bibel nennen, aufzuschreiben. Aber
diese Menschen schrieben wie gesagt nicht ihre eigenen -
menschlichen - Gedanken auf, sondern Gottes Gedanken.

So waren es immer noch Geschöpfe Gottes und nicht der SChöpfer selbst, die diese Worte in menschlicher Sprache aufschrieben (und dann auch noch in einer nicht gerade „guten“ Sprache). Die Evangelien geben ja Zeugnis davon, daß die Offenbarung als historisches Ereignis so weitergegeben wird, daß wir Menschen auf das Zeugnis der Augenzeugen angewiesen sind. Die Evangelisten zeigen dabei ihre unterschiedliche Interpretation der Ereingisse, daher versucht ja gerade die historisch-kritische MEthode mit Hilfe von „Literarkritik“ (die Frage nach dem ursprünglichen KOntext z.B. eines Jesuswortes) und Redaktionskritik (die Frage nach den spezifischen Intentionen des jeweiligen Schreibers) die ursprünglichen AUssagen und Ereignisse zu rekonstruieren, um sie in theologischer Aussage den Menschen heute zu übersetzen (die ja, allein aus geographischen Gründen, nicht immer die Bildwelt eines Textes aus dem Vorderen Orient etwas anfangen können). Eher von den letzten beiden Methoden ist wohl in diesem Thread die Rede…

Außerdem schließe ich mich im Großen und Ganzen Beat an und
sage: Diejenigen, die die Bibel nicht durch und durch als
Gottes Wort an uns Menschen und somit als oberste
Instanz für ihr Leben betrachten, sind im Sinne der Bibel
(also im Sinne Gottes) auch keine wahren (= wiedergeborenen)
Christen (s. Nikodemus) - auch wenn das die meisten von diesen
„Namenschristen“ weit von sich weisen werden…

Wow!

Grüße,
Taju

3 Like

…nicht allein auf Aussagen einer
Randgruppe wie der Ahmadiyya hinzuweisen, deren Anhänger von
fast allen Muslimen nicht als Muslime angesehen werden.

Hallo Mohamed,
kannst Du mir bitte kurz erklären warum nicht? Was ist da ausschlaggebend? Ich stelle mir diese Frage schon länger, konnte aber keine Antwort bekommen bis jetzt.

Vielen Dank

Schnärchen

Hallo Liza!

Diejenigen, die die Bibel nicht durch und durch als
Gottes Wort an uns Menschen

ich verstehe diesen Satz als „die Bibel im Wortsinn = wortwörtlich nehmen“. Richtig verstanden (= in Deinem Sinn)?

und somit als oberste
Instanz für ihr Leben betrachten, sind im Sinne der Bibel
(also im Sinne Gottes) auch keine wahren (= wiedergeborenen)
Christen (s. Nikodemus) - auch wenn das die meisten von diesen
„Namenschristen“ weit von sich weisen werden…

Wie genau definierst du „Namenschristen“?

VG
Christian

immerhin reden wir hier über ein Buch, das den Anspruch hegt,
verbalinspiriertes Wort Gottes zu sein und gute Gründe für
diesen Anspruch hat.

Schöner Nonsens.

Gruss
Schorsch

Liebe Taju,

es ist immer erfrischend und erfreulich, Deine Beiträge zu lesen!

Gruß - Rolf

Liebe Liza,

ach, hätte ich doch den Mund gehalten!
Diese ganze unsägliche Diskussion geht doch nur auf eine kleine, dazu noch private Bemerkung von mir zurück. Das hatten wir doch alles schon mal, nein: viele Male. Doch irgendwann werde auch ich klüger werden und streng beim Thema bleiben.

Aber, weißt Du, ich habe mit den „wiedergeborenen“ Christen so meine Schwierigkeiten: sie wissen immer genau, wer ein richtiger Christ ist und wer nicht.
Ich habe immer schon für mich in Anspruch genommen, arrogant zu sein, zumindest, was den Anspruch betrifft, eine Sache rational und wissenschaftlich zu betrachten, aber zu dieser Stufe der Arroganz habe ich mich noch nicht hocharbeiten können.

Ich bin Christ. Mir genügt das, und ich hoffe, meinem himmlischen Vater wirds auch genügen.

Gruß - Rolf

Ahmadis

kannst Du mir bitte kurz erklären warum nicht? Was ist da
ausschlaggebend? Ich stelle mir diese Frage schon länger,
konnte aber keine Antwort bekommen bis jetzt.

Hallo Nicole,

alle Muslime sind sich aufgrund eines entsprechenden Koranverses und daneben deutlichen Aussagen des Gesandten Gottes (s) selbst, dass es nach ihm keinen Propheten mehr gibt. Die Ahmadis behaupten aber, ihr Gründer sei ein Prophet.

Viele Grüße,

Mohamed.

immerhin reden wir hier über ein Buch, das den Anspruch hegt,
verbalinspiriertes Wort Gottes zu sein und gute Gründe für
diesen Anspruch hat.

Schorsch sagte: Schöner Nonsens.

Grüße,
Taju