Hallo Eva,
mit dieser Frage bist du im Buddhismus-Brett natürlich herzlich falsch gelandet
Wie bei manchen anderen deiner anregenden Fragen fehlt auch hier ein wenig Kontext. Denn eines steht fest: Das Attribut „grün“ gehört definitiv nicht zu dem Symbol-Fundus der hinduistischen Göttin Kali. Es würde ihrer Konzeption komplett widersprechen.
Sowohl in den shaktistischen Literaturen (z.B. Mahabhagavata Purana) als auch in den tantristischen Literaturen Süd- und Nordost-Indiens ist ihre Hautfarbe als schwarz festgelegt (resp. „dunkel“, was auch an eine der beiden Grundbedeutungen ihres Namens assoziiert), womit ihre Bedeutung für den Grundbestand des Kosmos symbolisiert wird, oder als blau, worin ihre Rolle als Göttin der Natur (bzw Biosphäre) präsentiert wird.
Und da deine Textvorgabe, die du erwähnst, recht eindeutig auf einen Kern des Kali-Mythos verweist, in welchem sie eine Metamorphose (aka Avatara) der zornigen Parvati bzw. Durga ist - ihre blutige Raserei bei ihrem Kampf gegen den Dämon Raktabija und dessen Multiplikationen, ihre exaltierende Gier des Zerfleischens der Dämonen, sowie ihr ausrastender Veitstanz nach ihrem Sieg, der zusammen mit ihrem himmelerschütternden Gelächter die Erde und den ganzen Kosmos zu zerstören droht - habe ich die Vermutung, daß dein „green“ vielleicht ein Druckfehler sein könnte und in Wirklichkeit „greed“ gemeint ist. Dann wäre nämlich auch die Metaphernverzwirbelung mit „cackling“ nicht ganz so kurios.
Die hier andernort erwähnte - grüne - Matangi ist natürlich abwegig und beruht wohl auf einer etwas unglücklich laienhaften Google-Sucherei. Kali gehört - ebenso wie Matangi und die von dir schon erwähnte ebenfalls grüne Tara - in ihrer tantristischen Version zu den 10 Mahavidyas, die zwar alle Avatare von Parvati/Durga sind, aber das ist auch schon alles, was sie verbindet. Weder an Tara, noch an Matangi ist der oben angedeutete spezifische Dämonenkampf und die damit verbundene Raserei mythologisch gebunden.
Man muß im Auge behalten, daß es eine Unmenge von shaktistischen, shaivaitischen Litersaturen einerseits, von tantristischen andererseits gibt, die alle lokale Varianten mythischer Elemente enthalten, die jeweils von lokalen kultischen Schwerpunkten gefärbt sind. Das ist ganz ähnlich wie die zahlreichen Varianten griechischer Mythologien. Aber noch viel stärker ausgeprägt, weil es ein Vielfaches an entsprechenden Literaturen gibt, vor allem in der Purana-Epoche und noch mehr in der nachklassischen Zeit, wo durch zahllose Malereien die eh sehr komplexen Attribuierungen der göttlichen und dämonischen Gestalten ebenso lokal variiert werden.
So gibt es natürlich auch eine lokale „Matangi Kali“. Aber das ist eben eine lokale Namens-Variante von Matangi, und nicht ein Avatar von Kali.
Aber die symbolischen Elemente werden in der Regel sehr sorgfältig beachtet. Und deshalb hat Kali nirgendwo etwas Grünes im Gesicht
Gruß
Metapher