The cackling green of Kali

Hallo!
Obiges wäre grob!!! übersetzt das hämische Grün von Kali. Ich habe gegoogelt, aber Kalis Farben scheinen Schwarz oder Blau zu sein, lediglich zu dem Aspekt als Tara gehört auch eine grüne Tara, die tanzt aber nicht auf den abgeschlagenen Köpfen ihrer Feinde.

Wie passen also Grün und Kali zusammen?
Gruß,
Eva

Die Göttin Kali - die bedeutendste indische Muttergottheit und Gefährtin von Shiva - hat mehrere Avatare (Erscheinungsformen), darunter die kriegerische Matangi Kali, deren visuelles Charakteristum ihre grüne Hautfarbe ist.

Chan

Matangi Matangi-Kali

Typisch für die kämpfende Kali ist ihr den Himmel erfüllendes wildes Lachen. Das „cackling“ geht in diesem Kontext, mehr in Richtung „schrill“ (eine Variante von ´to cackle´ ist ´schrill lachen´).

Chan

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Du hast ganz recht mit dem „schrill lachen“, deshalb habe ich das „grob“ auch in Anführungszeichen gesetzt :smiley: Danke Dir für Deine Infos, das war extrem wertvoll!
Gruß,
Eva

Hallo Eva,

mit dieser Frage bist du im Buddhismus-Brett natürlich herzlich falsch gelandet :smile:
Wie bei manchen anderen deiner anregenden Fragen fehlt auch hier ein wenig Kontext. Denn eines steht fest: Das Attribut „grün“ gehört definitiv nicht zu dem Symbol-Fundus der hinduistischen Göttin Kali. Es würde ihrer Konzeption komplett widersprechen.

Sowohl in den shaktistischen Literaturen (z.B. Mahabhagavata Purana) als auch in den tantristischen Literaturen Süd- und Nordost-Indiens ist ihre Hautfarbe als schwarz festgelegt (resp. „dunkel“, was auch an eine der beiden Grundbedeutungen ihres Namens assoziiert), womit ihre Bedeutung für den Grundbestand des Kosmos symbolisiert wird, oder als blau, worin ihre Rolle als Göttin der Natur (bzw Biosphäre) präsentiert wird.

Und da deine Textvorgabe, die du erwähnst, recht eindeutig auf einen Kern des Kali-Mythos verweist, in welchem sie eine Metamorphose (aka Avatara) der zornigen Parvati bzw. Durga ist - ihre blutige Raserei bei ihrem Kampf gegen den Dämon Raktabija und dessen Multiplikationen, ihre exaltierende Gier des Zerfleischens der Dämonen, sowie ihr ausrastender Veitstanz nach ihrem Sieg, der zusammen mit ihrem himmelerschütternden Gelächter die Erde und den ganzen Kosmos zu zerstören droht - habe ich die Vermutung, daß dein „green“ vielleicht ein Druckfehler sein könnte und in Wirklichkeit „greed“ gemeint ist. Dann wäre nämlich auch die Metaphernverzwirbelung mit „cackling“ nicht ganz so kurios.

Die hier andernort erwähnte - grüne - Matangi ist natürlich abwegig und beruht wohl auf einer etwas unglücklich laienhaften Google-Sucherei. Kali gehört - ebenso wie Matangi und die von dir schon erwähnte ebenfalls grüne Tara - in ihrer tantristischen Version zu den 10 Mahavidyas, die zwar alle Avatare von Parvati/Durga sind, aber das ist auch schon alles, was sie verbindet. Weder an Tara, noch an Matangi ist der oben angedeutete spezifische Dämonenkampf und die damit verbundene Raserei mythologisch gebunden.

Man muß im Auge behalten, daß es eine Unmenge von shaktistischen, shaivaitischen Litersaturen einerseits, von tantristischen andererseits gibt, die alle lokale Varianten mythischer Elemente enthalten, die jeweils von lokalen kultischen Schwerpunkten gefärbt sind. Das ist ganz ähnlich wie die zahlreichen Varianten griechischer Mythologien. Aber noch viel stärker ausgeprägt, weil es ein Vielfaches an entsprechenden Literaturen gibt, vor allem in der Purana-Epoche und noch mehr in der nachklassischen Zeit, wo durch zahllose Malereien die eh sehr komplexen Attribuierungen der göttlichen und dämonischen Gestalten ebenso lokal variiert werden.

So gibt es natürlich auch eine lokale „Matangi Kali“. Aber das ist eben eine lokale Namens-Variante von Matangi, und nicht ein Avatar von Kali.

Aber die symbolischen Elemente werden in der Regel sehr sorgfältig beachtet. Und deshalb hat Kali nirgendwo etwas Grünes im Gesicht :smile:

Gruß
Metapher

Für deine Fleißarbeit gibt´s von mir einen Daumen hoch, aber in betreff „Kali und grün“ muss ich dich enttäuschen. Es reicht wohl, drei Sekundärquellen zu zitieren, um zu belegen, dass Kali mythologisch auch in grün erscheinen konnte.

Chan

(1)

The Svatantra-tantra mentions that Matanga practised austerities
for thousands of years to gain the power to subdue all beings. Finally,
goddess Tripura Sundari appeared and from eyes emitted rays that
*produced goddess Kali, who had greenish complexion and was known as
Raja-matangini (= Matangi, Anm. von mir).

(2)

The third legend was deduced from Svatantra-tantra: Here Tripura sundari passed off rays from her eyeballs where divinity Kali with green complexion comes out where she took the figure of raja Matangini (= Matangi, Anm. von mir).

(3)

In dem Buch „Inventing and Reinventing the Goddess“ wird an diversen Stellen in einem Beitrag über das tamilische Epos „Annanmar Kathai“ (zwischen 600 und 1300 CE), verfasst von Dr. Brenda Beck, einer Hinduismus-Expertin, ebenfalls auf Kalis optional grüne Farbe Bezug genommen. Ich füge dazu einige Screenshots ein:


Anmerkung von einer Ahnungslosen:

Wird die grüne Kali auch auf den abgeschlagenen Köpfen der Feinden tanzend dargestellt? Letzteres scheint mir wieder für Metapher zu sprechen.

Werte „Ahnungslose“ :wink:

die hier erwähnte „grüne“ Kali aus einer Abhandlung der kanadischen Autorin Brenda Beck hat mit der klassischen Kali der Puranas nichts, aber auch gar nichts gemein. Das kommt davon, wenn man per Stichwort-Suche religionswissenschaftliche Zusammenhänge ergoogelt, aber die zugehörigen Literaturen gar nicht wirklich kennt bzw nicht einordnen kann. oder diese erst gar nicht selbst liest.

Brenda Beck, die mit tamilischer Kultur Südindiens sehr vertraut ist und sich auf diesem Gebiet auch sehr nützlich gemacht hat, hatte es mit einem Team (zu dem u.a. ein Enkel eines einheimischen lokalen Epen-Sängers zählt) unternommen, ein „oral epos“, das in einer südindischen, tamilischen Dorfgemeinschaft in der Gegend um Tamilnadu im Zusammenhang mit diversen Festen und Zeremonien singend vorgetragen wird, in einer Comic-Form zeichnen zu lassen - und es damit einer größeren öffentlichen Kenntnisnahme zugänglich gemacht. Ein großes Verdienst, denn nur durch solche Unternehmungen bleiben lokale Kulte auch überregional erhalten, die sonst mit den aktuellen Einwohnern aussterben würden.

In diesem nur per Gesang und nicht literarisch überlieferten Epos, in dem lokale (!) Abwandlungen der klassischen Vishnu und Shiva, aber insbesondere auch der zugehörigen Shaktis (die - wie im Hinduismus fast immer - weiblich konnotierten Manifestationen der eigentlich Kräfte männlicher Göttergestalten) eine Hauptrolle spielen, gibt es neben Parvati vor allem drei ihrer Avatare: Eine nur lokal bekannte Celatta, weiter eine, die der klassischen Durga nachempfunden ist, lokal im Dorf Kannapuram einen Tempel hat und hier Batirakali genannt wird, und drittens eine lokal als Angalamman in einem Dorf Madavalaku verehrte Karakali,

Die → Batirakali,

die mit der Kali der Puranas (z.B. des a.a.O. erwähnten Devi Mahatmya) überhaupt nichts zu tun hat und ansonsten im Epos auch Durga ist, bezeichnet Beck in dieser Abhandlung als „grüne“ Kali, um sie von der „schwarzen“ Kali, Karakali, zu unterscheiden. Und dies auch nur, weil an einer einzigen Stelle dieses umfangreichen Epos ihre grüne Gesichtsfarbe, erwähnt wird. Beck erwähnt ausdrücklich, daß die gesamte Ikonografie des Comic ausschließlich und eigenmächtig der Verantwortung des erwähnten Enkels des Dorfsingers überlassen war. Sie hat ihm, wie sie selbst schreibt, nicht reingeredet. Mit anderen Worten, → dies ist dessen Erfindung (mitte = Batirakali alias Durga, rechts = Karakali alias Angalamman).

PS: Die zu der interessanten Abhandlung → „Goddess who Dwell on Earth“

gehörigen Fotos hat Brenda Beck auf einer separaten Website abgelegt.