Thema für Magisterarbeit / Diplomarbeit gesucht

Hallo,

ich bin auf der verzweifelten Suche nach einem Thema für meine Magisterarbeit welche ich in Pädagogik schreiben muss.

Während meines Studiums habe ich mich auf den Bereich Erwachsenenbildung/ Weiterbildung spezialisiert und mich viel mit Personalentwicklung beschäftigt.
Auch interessiert mich die pädagogische Psychologie bezogen auf das Erwachsenenalter.

Als mögliches Thema würde mich z.B. etwas zum Thema „Mentoring“ interessieren. Hättest ihr vielleicht eine Idee für eine konkrete Fragestellung?

Irgendwie bin ich gerade ziemlich ratlos aber ich muss schnell ein Thema finden … ahhh

LIebe Grüße und vielen Dank

Guten Tag, liebe® Caro,

im Ansatz kann ich Dir keine spezifischen Empfehlungen geben, weil ich nicht im Bereich Lehramt tätig bin. Doch als Techniker und Meister eines Handwerkes bin ich gewissermaßen auch als Lehrer tätig und habe zurückblickend auf / in 20 Jahren mit großem Erfolg 71 Lehrlinge ausgebildet, von denen jeder sein Abschluß erreicht hatte (sic!). Also, ich war als Lehrer fachorientiert wenigsten für Heranwachsenden tätig, und manchmal waren Erwachsene als Umschüler dabei. Vielleicht kann ich Dir in Sachen Mentoring wenigsten ein paar Inspirationen mitgeben.

Hatte neben meiner Tätigkeit immer die begleitende Schule im Sinn (oder im Nacken) gehabt, die meine Schützlinge besuchten. Dort hatten sie alle Fächer für ihre Ausbildung. In gewisser Weise ist die Berufsschule auch eine Art Konkurrenz dem Meister gegenüber, und da will man sich in den 3 Jahren nicht die Blöße geben und habe mein Ausbildungsprogramm immer auf den neuesten Stand gehalten. Hatte im Betrieb auch einen eigenen Schulungsraum für die fachliche und theoretische Ausbildung und dabei etwa 4 bis 6 Std. die Woche eingeplant. Meine Unternehmen erkannten aus wirtschaftlicher Erwägung heraus zur späteren Stunde die Vorteile, die sie im Vorfeld aber nicht in jedem Fall sogleich erkennen wollten.

Zwei Dinge hatte ich dabei immer im Sinn.

Erstens, zum Fachprogramm war es für mich immer wichtig, alle Themen auch aus der Allgemeinbildung herauszugreifen, um diese immer mit den Fächern zu kompensieren. Ich legte großen Wert darauf, keine „Fachidioten“ zu erziehen. Ein Beispiel aus der Praxis: Lithologie, Gesteinskunde für Steinmetze. Die allgemeinbildende Geologie „draußen“ war Bestandteil zu diesem Fachbereich. Dabei warf ich immer mal einen Blick über den Zaun. So ging ich auch mal als Gast in die Uni, Bereich Geologie und Vulkanologie. Ich war immer darauf bedacht, einen Schritt voraus zu sein. Der biblische Spruch „der Schüler ist nur so gut wie sein Lehrer“, war für mich eine Maßgebung. Der Eifer als Mentor spielt also eine wesentliche Rolle in der Bildung (nach Aristoteles). Als nächstes Beispiel Lehrfach Architektur: Ich ließ meine Schützlinge die Palette Architektur nicht nur im fachspezifischen Bereich lernen. Hier ging ich genauso vor. Hinzu kam, daß ich auch immer wieder die neuesten Erkenntnisse aus der Praxis nicht nur den Lehrlingen mitteilte, sondern ich stellte ihnen auch Aufgaben darüber und forderte sachliche und kritische Auseinandersetzungen über die daraus gewonnene Vorteile (und eventuelle Nachteile) der Veränderungen.

Zweitens, zur Ausbildung zählen auch die Gaben des Einzelnen, die Auffassungsgabe, Lerngeschwindigkeit und –fähigkeit. Damit verbunden ist die vorausgegangene Schulbildung einflußgebend. Das bedeutet für mich, zum allgemeinen Lehrauftrag, Programme auch auf den Einzelnen zu kompensieren. Auf diese Weise konnte ich die Schritthaltung zum Leben und Beruf der Auszubildenden in den notwendigen Allgemeinzustand generieren. Doch diese Aufgabe war eine besondere Herausforderung. Die jungen Geister hatten je nach sozialem Umfeld unterschiedliche psychische Gemüter, die ohne Zweifel einen Einfluß auf die Lerngeschwindigkeit und Auffassung hat. Einer meiner Mottos „Bildung macht stark“, nutzte und bestärke den Auszubildenden.

Zusammenfassung / Resümee: Seit alters her, war es immer das Ziel der Lehrer und Meister, Zöglinge zu Spiegelbilder zu formen. Denn das ist das Zeugnis für sie selbst, wie die obige biblische Metapher zeigt. Die Wiedergabe der gelernten Dinge, der Kunst, der Fähigkeit, der Bildung, die daraus gewonnene Gesellschaftsfähigkeit und all die Dinge, die einen guten Lehrer ausmachen. Letztlich stellen sich die ausgebildeten Personen als zielorientierte Zeugnis- und Aushängeschilder für ihre Lehrer nach „draußen“ dar.

Ich mußte meinen Beruf aufgeben, weil ich einen schweren Unfall hatte. Ich mußte meine Schreibefähigkeit und Sprache mit 45 Jahren völlig neu erlernen. In dieser schweren Zeit der Demut war ich wieder am Anfang angelangt. Ich konnte durch diese Erfahrung mitfühlend mit jenen Schülern sein, die sich beim Lernen besonders schwer taten, denn als 45-jähriger die fast völlig verlorene Sprache und Schreibung wiederzuerlangen, gestaltet sich also für Erwachsene besonders schwierig. Ich kam mir in den ersten 3 Jahre vor, wie ein Legastheniker, und ich habe noch heute manchmal meine Herausforderungen damit. Doch blieb mir meine erfahrungsreiche Tätigkeit in guter Erinnerung. Darin unterscheidet die Lernfähigkeit der Erwachsenen gegenüber dem noch eher grundlernfähigen Schüler. Doch das heißt nicht, daß die Erwachsene deswegen langsamer im Lernen sind. Sie lernen anders! Ihr Vorteil liegt darin, daß sie viele gelernte Dinge aus Fächern und Allgemeinbildung aus ihrem zublickenden Leben mit den neuen Dingen auf ihre Art kompensieren. Gerade das gleicht den eigentlichen Verlust der natürlichen kind- und jugendliche Lernfähigkeit wunderbar aus. Das bedeutete, daß meine Lehrmethode, die Kombination zwischen Allgemeinbildung und Fachwissen für den Heranwachsenden für das spätere Leben als Erwachsenen nur Vorteile bringen kann und für mich als Entscheidung richtig war.

Übrigens, waren meine Schüler einer der Besten in den Berufsschulen und Bau- & Kunstakademien, was ich durchaus als Lohn für meine mühevollen Arbeiten sehen darf. Auch die Anerkennung meiner Lehrlinge als guter Meister, signalisierte mich als angenehme Respektperson. Respekt zu erarbeiten, ist heute gerade bei Lehrern, deren Schüler noch nicht im wirtschaftlichen Leben stehen, eine besondere Herausforderung. Das Bewußtsein, nun im selbstsorgenden Leben zu stehen, bringt dem Meister gegenüber dem Lehrer einen erhabenen Vorteil.

In späteren Jahren werden sich die Schüler immer an ihre Meister und Lehrer erinnern. Selbst die, die während der Schul- und Lehrzeit nicht gerade Sympathien für ihre Ausbilder übrig hatten, aber sich an ihren Lehrleistungen wohlbedächtigt erinnern.

Nun, viel konnte ich leider nicht zu Deinem direkten Thema beitragen. Aber vielleicht beflügelt Dich das auf die eine oder andere Weise.

In diesem Sinne, wünsche ich Dir viel Erfolg,

Tom

Mc Gyver, Tamburin1188