Hallo zusammen,
ich bin Mann, 31 Jahre alt, und Single. Berufsssituation: Student (zweites Studium), möchte darauf aber an dieser Stelle nicht näher eingehen. Nicht, weil sie mir unangenehm wäre, sondern, weil ich dieses Fass an dieser Stelle nicht aufmachen möchte. Zumindest bin ich nicht allzu unglücklich darüber. Es geht mir gut und ich bin recht glücklich mit meinem Leben.
Womit ich weniger glücklich bin, ist Folgendes: ich bin nunmehr seit geraumen mehr als zehn Jahren Single. Die Zeitspanne ist in ihrem Umfang aus meiner Sicht geradezu sträflich. Zu meiner Verteidigung kann ich indessen lediglich vorbringen, dass es nicht so war, dass mich seit meiner letzten Trennung vor über zehn Jahren keine Frau mehr haben wollte.
Doch bin ich seither auf quasi sämtliche Avancen von Frauen aus verschiedensten Gründen nicht eingegangen. Und diejenigen, wenigen Frauen, denen gegenüber ich meinerseits Interesse gehegt oder geäußert habe, waren entweder vergeben oder befanden sich in Lebenssituationen, die eine Beziehung unmöglich gemacht haben. Zu meinem Leidwesen bin ich zudem in Beziehungsfragen bei Frauen so wählerisch und vorsichtig, dass ich mich eben fast nie auf etwas einzulassen bereit bin.
Und deshalb bin ich seit mittlerweile über zehn Jahren Single.
Ich würde mich als etwas kantigen Charakter bezeichnen. Manchen Frauen gefällt das, andere schneiden sich an diesen Kanten. Allen kann man es nicht recht machen, aber so ist das ja immer. Über mein Äußeres klage ich nicht übermäßig, und Frauen meines Wissens auch nicht.
Vor diesem Hintergrund sitze ich mit 31 zum einen natürlich auf zunehmend heißer glühenden Kohlen, nun endlich mal eine passende Frau zu finden; immerhin: zuletzt habe ich vor einem Monat einer Verehrten die Karten auf den Tisch gelegt (Ergebnis: nicht abgeneigt, aber vergeben).
Zum anderen habe ich mittlerweile in gewisser Weise ein „schlechtes Gewissen“, da ich den Eindruck habe, dass ich etwa in puncto Sex für mein Alter und für mein Potenzial als Mann womöglich echt „grün hinter den Ohren“ bin. Ich kann es nicht absehen, aber ich könnte mir vorstellen, dass mir dies zum Verhängnis werden oder zumindest zum Nachteil gereichen könnte, sollte es mal mit einer Frau ernst werden.
Diese aus meiner Sicht eklatante sexuelle Unerfahrenheit ist recht schnell erklärt.
Von einzelnen Ausnahmen abgesehen schreckte ich nämlich bisher stets tunlichst davor zurück, Frauen mein sexuelles Interesse zu bekunden, dabei aber gleichzeitig eine Beziehung außen vor zu lassen. Doch die einzelnen Male haben immer nur geklappt, weil gewisse Konstellationen in der aktuellen Lebenssituation dies zuließen.
Dabei muss ich offen gestehen, dass ich bei vielen Frauen, die sich in meinem sozialen Umfeld tummeln, gegenüber der Idee, mit ihnen unverbindlich Sex zu haben, nicht zur Gänze abgeneigt wäre. Also ich fänd das schon reizend. Da mache ich kein Hehl draus. Und ich bin mir sicher: es geht den meisten Männern so.
Eine Beziehung müsste ich bei den meisten vermutlich ablehnen. Dafür sind wir meist vom Charakter und von den Interessensgebieten zu weit auseinander – da bin ich, wie gesagt, wirklich sehr wählerisch. Doch stehe ich dem Thema Sex ohne Beziehung relativ liberal gegenüber. Und genau hier setzt meine Frage an.
Ich habe nämlich den Eindruck, dass Frauen in dieser Hinsicht tendenziell wesentlich restriktiver eingestellt sind als Männer. Dies teils aus für mich nachvollziehbaren Gründen. Teils aber auch nicht – vorausgesetzt, dass ich mit dieser Einschätzung richtig liege.
Zum einen ist da natürlich die Gefahr der sozialen Abwertung einer Frau, die „leicht
zu haben“ ist (wie geht der Witz? Wenn Du als Schlüssel jedes Schloss aufbekommst, bist du eben der Masterkey. Wenn Du hingegen als Schloss durch jeden Schlüssel zu öffnen bist, bist Du einfach nur ein billiges Schloss).
Außerdem ist mir bekannt, dass bei Frauen anscheinend nach gutem Sex viel stärker Bindungshormone ausgeschüttet werden als bei Männern, was beziehungslosen Sex natürlich verzwickt macht.
Und da wird es halt auch kompliziert. Gemäß der sozialen Rollenverteilung ist es nun eben der Mann, von dem in Beziehungsfragen die Initiative ausgehen muss. Wenn der nun daherkommt und sagt: ich hätte gerne Sex mir Dir, aber bei einer Beziehung kann ich gerade keine Zusage erteilen, dann ist das natürlich schon eine Aussage, die verständlicherweise nicht jede Frau gerne auf sich sitzen lässt.
Doch auch in Anbetracht dieser Komplikationen und Risiken kann ich mir kaum vorstellen, dass sämtliche Frauen eine mit Brief und Siegel genehmigte feste Liebesbeziehung als unerlässliche Voraussetzung betrachten, sich mal auf ein ein sexuelles Vergnügen mit einem Mann einzulassen. Sollte ich mit dieser Einschätzung richtig liegen, so stellt sich natürlich die Frage:
Wie sollte man als Mann vorgehen, um bei einer Frau diese Bereitschaft abzutasten?
Ich bin in dieser Hinsicht ultra vorsichtig – was wohl der Grund dafür ist, dass ich fast nie Sex habe. Jedoch bin ich der Ansicht, dass ich womöglich zu vorsichtig bin. Und möchte das eigentlich gerne beheben.
Wie seht ihr das? Und wie geht ihr dabei vor? Bin ich zu vorsichtig? Lohnt sich das, um Erfahrungen zu sammeln? Oder ist beziehungsloser Sex eine Schnapsidee? Oder denke völlig falsch über das Ganze?
Ich bin gespannt auf euren (durchaus gerne auch kontroversen) Input zu diesem Thema.
Mit den besten Grüßen
Majoogily