Torah-Niederschrift im Babylonischen Exil
Sehr geehrte Frau Mailänder-Mayer,
nach heutigem Stand der Forschung sind die ersten vier der fünf Bücher der Torah in wesentlichen Teilen in der Zeit des sog. Babylonischen Exils niedergeschrieben worden. Auch wenn mit Sicherheit das Material viel älteren mündlichen Überlieferungen entstammte.
Nach der Eroberung des Nordreiches („Israel“) durch die Assyrer im 7. Jhdt. wurde Jerusalem (und damit das gesamte Südreich „Juda“) 598 v.u.Z. von den Babyloniern unter Nebukadnezar II erobert und die Jerusalemer Oberschicht nach Babylon verschleppt. Die Befreiung, und damit die Rückwanderung nach Jerusalem geschah 538 v.u.Z. unter dem Perser Kyros II. In der Folge gab es Konflikte mit den Bevölkerungen, die im Lande verblieben waren. Die Unverträglichkeit zwischen den zurückgekehrten Judäern (die seitdem bei Persern, Griechen und Römern als Namensgeber der gesamten israelitischen Völker galten) einerseits, Samaria und Galiläa (den Resten des Nordreiches Israel) andererseits hat in dieser Zeit ihren Ursprung (bzw ihre Fortsetzung aus sehr viel früheren Epochen).
In dieser Zeit gab es ein Interesse, die sowohl ethnische als auch religiöse Identität der Israeliten zu manifestieren (wahrscheinlich auch unter dem Einfluß von Kyros). Damit ist die Niederschirft natürlich auch der Abraham-Isaak-Episode in Gen. 21-28 in diese Zeit zu datieren. Andere Schriften, die älteren Propheten, Psalmen, das Hohe Lied, sowie das 5. Buch Moses (Deuteronomium) und Passagen aus den ersten vier Mosesbüchern sind früher verschriftlicht worden, zwischen dem 10. und 7. Jhdt. v.u.Z.
Eine Zusammenfassung und Kompilierung der bis dahin vorhandenen Schriften (Kanonisierung) gab es erst Ende des 5. Jhdts.
Gruß
Metapher