Hallo Aline,
du hast da eine ganze anzahl von Fragen gestellt, die gar nicht alle in e i n e Theorie passen, fürchte ich.
Ich versuche es mal der Reihe nach, wie es mir in den Sinn kommt:
Kulturlandschaft ist immer menschengemacht (anthropogen). Alles andere wäre Naturlandschaft.
Kulturlandschafts zeichnet sich durch eine vielfach höhre Artenvielfalt aus, als Naturlandschaft. Klingt nur für den Laien komisch. Ohne menschlichen Einfluss wäre über 90% der Fläche Deutschlands Buchenwald mit seiner recht geringen Artenzahl. Kulturlandschaft vor 200 Jahre hatte das zig-fache an Arten aufzuweisen. Selbst heute ist das Verhältnis noch überwältigend zugunsten der Kulturlandschaft.
Zurückgeben geht in dem Sinne also nicht, mensch hat längst gegeben. Fachgerechte Landwirtschaft im Sinne des Naturschutzgesetzes bedeutet heute, nicht mehr Schaden anzurichten, als nötig, also überschaubare Schlaggrößen, Feldhecken und -raine, bodengerechte Bewirtschaftung, bedarfsorientierte Düngung uvam.
Naturlandschaft renaturieren bringt da etwas, wo große Potentiale bestehen. Diese Flächen gehen der Landwirtschaft somit verloren. Kann im Einzelfall absolut sinnvoll sein, als generelle Marschrichtung aber - s.o. kontraproduktiv, weil man sich zwischen Kulturlandschaft und Naturlandschaft entscheiden muß.
Damit Thema Fläche: Deutschland möchte von seinem Flächenverbrauch von etwa 120 ha / Tag auf 30 ha / Tag kommen, aber das ist unendlich schwer. Hier ist nämlich ganz und gar nicht die Landwirtschaft der Übeltäter, sondern sogar ebenfalls Leidtragender.
Letzter Gedanke: regional.
Macht aus Umweltsicht Sinn, regionale Vermarktungsstrukturen zu fördern, weil dann der Joghurtbecher nicht mehr von Bayern nach Schleswig gekarrt werden muß und dort im Supermarkt irrwitzigerweise immer noch billiger ist als der Joghurt aus der Molkerei im Nachbardorf. Gleiches gilt natürlich für alle landwirtschaftlichen Produkte.
Oder: Regionale Besonderheiten - Lüneburger Heide (klassische Kulturlandschaft), Weinberge im Rheinland oder anderswo etc. pp. Das zielt auf Tourismus und „Urlaub auf dem Bauernhof“ und letztlich auf den Schönheitsbegriff des Naturschutzgesetzes, den es Gott sei Dank immer noch gibt.
Wenn du dir davon einzelne Gedanken raussuchst und ein wenig in der Bibiothek stöberst oder evtl. auch googelst, findest du sicher etwas, was du suchst.
Aus alten Tagen zwei recht schön zu lesende Bücher:
Hubert Markl, „Natur als Kulturaufgabe“
Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung (HG), „Natur ist Kultur“
Viel Freude bei diesem wundervollen Thema!
Rudolf