Therapie für einen impulsiven Typ

Hallo zusammen,

ich war jetzt über drei Monate in einem stationären Krankenhausaufenthalt (Psycho- und Soziotherapie).

Mir wurde diagnostiziert, dass ich unter emotionaler Instabilität (impulsiver Typ) leide.

Die Diagnose passt 100 %.

Nur leider hat mir der Krankenhausaufenthalt nichts gebracht, weil ich nicht gelernt habe, solche impulsive Ausbrüche unter Kontrolle zu bekommen. Ich möchte einfach nicht immer wieder mal einen solchen Ausbruch, sehr oft wegen Kleinigkeiten, haben.

Ich möchte ganz gerne mehr über diesen Typ erfahren. Gibt es empfehlenswerte Bücher, für Betroffene, aber auch für Angehörige, in denen der Typ vorgestellt wird und evtl. auch Therapieansätze beinhalten?

Was kann ich also präventiv tun, nicht immer wieder einen impulsiven Ausbruch zu bekommen?
Was kann ich tun, wenn ich mich in einer Situation befinde, die bei mir einen impulsiven Ausbruch hervorrufen kann, einen solchen eben nicht zu bekommen?
Was könnt ihr mir bitte noch alles so mit an die Hand als „Werkzeug“ geben?

Ich freue mich auf eure Antworten.

Vielen lieben Dank im Voraus.

Schöne Grüße

DU

Hi

Ich möchte ganz gerne mehr über diesen Typ erfahren. Gibt es
empfehlenswerte Bücher, für Betroffene, aber auch für
Angehörige, in denen der Typ vorgestellt wird und evtl. auch
Therapieansätze beinhalten?

Es gibt viele Bücher über die „Typen“. Ein sowohl seriöses als auch zeitgemäßes ist z.B.:
Karl König: Kleine psychoanalytische Charakterkunde.
Es grüßt dich
Branden

Hallo,

emotinale Instaibilität ist darin begründet, dass man sich von dem nicht abzuwenden vermag, was man an Reaktionen durch andere auf´s äußerste verabscheut (Geringschätzigkeit, Desinteresse, Unverständnis, Aufnahmeresistenz etc.).

Der Schlüssel zum Glück liegt darin, dass man versuchen sollte, sich so weit abzuwenden, so weit es nötig ist.

Eine Kehrtwende ist mitunter das Beste.

Grüße mki

Guten Tag,

Hallo,

wenn ich oder von mir getätigten Aussagen ins Lächerliche gezogen werden, wenn ich beledigt werde, wenn ich nicht der Schellste, Beste … bin, wenn ich als dumm dargestellt werde, wenn sich über mich lustig gemacht wird. Wenn ich in meiner Würde, in meinem Stolz verletzt werde. Oder aber „nur“, wenn ich so fühle. Ich fühle mich nämlich auch sehr schnell persönlich angegriffen. Wenn ich gar nicht persönlich gemeint bin, aber ein anderer angegangen wird, ergreife ich oft Partei für den Angegriffenen. Ich mags nicht, wenn auf Schwächeren rumgehackt wird.

Wenn ich verbal angegriffen werde oder ich mich auch „nur“ so fühle, wenn mich jemand beleidigt, ich mich in meiner Würde und meinem Stolz angegriffen fühle, sich jemand über mich lustig macht, mich und Aussagen von mir ins Lächerliche zieht, mich als dumm abstempelt, dann geh ich verbal ab wie das HB-Männchen.

Teilweise bin ich aber auch so, wenn ich gar nicht direkt betroffen bin, sondern ein Dritter, für den ich dann Partei ergreife.

Es gibt dann auch Situationen, in denen der Sender von ihm getätigte Aussagen gar nicht so gemeint hat, ich als Empfänger diese aber angreifend und entwertend verstanden habe.

Ich ärgere mich dann jedesmal über solche verbalen Ausraster.

Betonung liegt ganz klar auf „verbal“. Ich werde nie handgreiflich!

Ich möchte in solchen Situationen eben nicht mehr so verbal ausrasten und contenance bewahren. Auch, wenn ich wirklich direkt verbal angegriffen werde, auch mi Beleidigungen.

Es muss doch irgendwie möglich sein, dass sowas an mir vorbeigeht oder ich ganz klar entscheiden kann, ob ich das jetzt an mich ranlasse oder eben nicht. Am besten natürlich nicht.

Wenn ich nämlich beleidigt werde, kann ich auch schnell beleidigend werden, obwohl solche Kraftausdrücke nicht zu meinem gewöhnlichen primären Wort- und Sprachgebrauch zählen.

Wie ist abwenden und Kehrtwende gemeint?

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Hallo,

gemeint ist, nicht mehr nur im Angriffs- oder Verteidigungsmodus zu reagieren, sondern zu agieren in dem Du dir selbst gesteckte persönliche Ziele wählst, die realistisch, mit einander vereinbar, zeitnah umsetzbar und vor allem aus eigenem Antrieb ansteuerbar sind. So lernst Du zu priorisieren, zu relativieren und zu bagatellisieren.

Dabei darauf achten, dass Du nicht nur auf Stur schaltest.

Schöne Grüße mki

Hi,

kann man sich auch vorsagen oder vorbeten:

God, give me grace to accept with serenity
the things that cannot be changed,
Courage to change the things
which should be changed,
and the Wisdom to distinguish
the one from the other.

oder Deutsch

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Da gehört jede Menge GEduld und Frustrationstoleranz dazu, das umzusetzen. Aber man kann es schaffen.

die Franzi

Hallo,

vielleicht ist „vermeiden“ eine gute Art dem zu begegnen? Oder hilft dir ein „ausweichen“?
Ich kann deine Gründe nachvollziehen. Aber oft genügt es beim ersten Anzeichen des „aufflammenden Gefühls austeilen zu wollen“, kurz innerzuhalten und die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen, den Angriff verpuffen zu lassen. So wie du einen Ball der nach dir geworfen wird einfach nicht auffängst, sondern neben dir auf den Boden fallen lässt. Soll sich doch ein anderer drum kümmern. Du bist nicht die Feuerwehr aller Hilflosen und in Bedrängniss geratenen.

Direkte, gemeine und herabwürdigende Angriffe oder fiese Herausforderungen, da ist es schwer die sich „gepflegt am Arsch vorbei gehen zu lassen“. Aber man kann das üben in kleinen Portionen. Z.B. einsilbige Antworten a la „wenn du meinst“, „du hast ja so Recht“, „dann ist das wohl so“ oder einfach Schulterzucken.

Geh weg, weiche aus. Ignoriere nachsetzende Angriffe auch wenn es dich wahnsinnig macht. Versuche deinen Druck zu kämpfen anders umzusetzen. Es bringt dir gar nichts dich permanent auf ein Schlachtfeld zu begeben, vor allem dann nicht wenn es nichtmal um dich geht und die permanent nur verlieren kannst.

Kein Mensch kann dich zu Reaktionen oder Einsatz zwingen. Aber wenn du das Spielchen mitmachst, und man scheint bei dir ja sicher sein zu können dass du dich gerne aufs Schlachtfeld bewegst, dann spielst du nach deren Spiel und machst dich zum Affen, den man nach belieben „aufhetzen“ kann. Das willst du sicher nicht, oder? Also spiel das Spiel nicht mit.

Ich bin sicher Therapeuten die dich da beraten können wissen viel besser wie man das angeht. Ich bin Laie. Ich kann dir nur dieses Bild an Herz legen - weiche aus, lass den „Ball gepflegt fallen“ und scher dich nicht drum wer ihn aufhebt.

Grüsse
Helena

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Hallo miezekatze,

Courage to change the things
which should be changed,

das hast du mit:

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann

gründlich falsch übersetzt.

der Sven Glückspilz

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Hallo,

Wenn ich verbal angegriffen werde oder ich mich auch „nur“ so
fühle, wenn mich jemand beleidigt, ich mich in meiner Würde
und meinem Stolz angegriffen fühle, sich jemand über mich
lustig macht, mich und Aussagen von mir ins Lächerliche zieht,
mich als dumm abstempelt, dann geh ich verbal ab wie das
HB-Männchen.

in was für einer Gesellschaft verkehrst du denn?
Wer greift dich verbal an? Wer beleidigt dich? Wer greift dich in deiner Würde und in deinem Stolz an? Wer macht sich über dich lustig? Wer zieht deine Aussagen ins Lächerliche? Wer stempelt dich als dumm ab?

Dein Umgang ähnelt einem Gruselkabinett.

Es empfiehlt sich, den Kontakt mit so einer Blase zu meiden.

Gruß

Sven Glückspilz

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Hi,

das ist nicht meine Übersetzung, sondern die gängige deutsche Version des Gebets.

Von wem die deutsche Version ist, weiß man nciht genau, man ist sich ja nicht einmal sicher, ob das englische Original vom US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr stammt…

Warum sollte ich es auch übersetzen, wenn eine gebräuchliche deutsche Version existiert? Vor allem, wenn der Zweck des Postings ein psychologischer und kein linguistischer oder übersetzungstheoretischer ist.

die Franzi

Hi,

das ist nicht meine Übersetzung, sondern die gängige deutsche
Version des Gebets.

Warum sollte ich es auch übersetzen, wenn eine gebräuchliche
deutsche Version existiert? Vor allem, wenn der Zweck des
Postings ein psychologischer und kein linguistischer oder
übersetzungstheoretischer ist.

Es gibt mehrere Versionen. Wenn du schon zwei Sprachen anbietest und damit offenbar ein Mehrwissen demonstrieren willst, das hier zum „psychologischen“ Zweck gar nicht nötig gewesen wäre, dann solltest du die passenden Pendants anbieten! Die passende und auch im englischen gebräuchliste Version ist auch in Ich-Form!
http://en.wikipedia.org/wiki/Serenity_Prayer

Grüße

Uli

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Hallo Miezekatze,

Nein. Mein Miezchen, wenn Du verbreitest, dass Du mich ergänzt, dann verbreitest Du die Unwahrheit. Das Gegenteil ist der Fall. Du vereinnahmst mich.

Nicht Gott, sondern aus Verantwortung zu sich selbst und aus eigenem Antrieb, meine ich.

LG mki

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Hi,

danke, ymmd. Ich bin erheitert, weil ich zwar die Worte lese, ihren Sinn aber nicht verstehe… wie kann ich Dich VEREINNAHMEN? Naja, einen theologischen Streit fang ich jetzt nicht an. Ich entschuldige mich, wenn ich jemanden verletzt habe mit meinem Zitat, oder ihn gar in seiner Meinungs- oder Religionsfreiheit beschnitten habe. Es stand nciht in meiner Absicht.

die Franzi

was jetzt?
Hi :smile:

Mein Miezchen

Du vereinnahmst mich.

räusper!

Nicht Gott, sondern aus Verantwortung zu sich selbst und aus
eigenem Antrieb
, meine ich.

Sonst eine sehr gute Antwort oben von dir,finde ich.

Gruß
Heidi

Psychotherapie statt gut gemeinter Ratschläge
Moin!

Du warst also 3 Monate in einer Klinik und dir wurde nichts dazu vesagt, wie es weitergeht?
Unfassbar!

Bei dem Ausmass deiner Impulsivität denke ich, dass du dir Zeit nehmen musst für eine Psychotherapie. Dein geringes Selbstwertgefühl - und nichts anderes ist das - hat eine Ursache und die solltest du mit einem Profi aufarbeiten, möglicherweise zunächst in einer Gesprächstherapie, sicher auch in einer Verhaltenstherapie, in der du Aternativen für deine Verhaltensweisen kennenlernst,

Ratschläge wie „Mach eine Kehrtwende“ sind gut gemeint, helfen aber nicht weiter, weil du das längst weisst, aber nicht allein umsetzen kannst.

Bücher allein werden dir kaum weiterhelfen.

just my 2 cents

Gruss, Fo

Hallo du,

Nur leider hat mir der Krankenhausaufenthalt nichts gebracht,
weil ich nicht gelernt habe, solche impulsive Ausbrüche unter
Kontrolle zu bekommen. Ich möchte einfach nicht immer wieder
mal einen solchen Ausbruch, sehr oft wegen Kleinigkeiten,
haben.

Na ja, ich denke, dafür war der Klinikaufenthalt auch nicht gedacht. Das geht wohl nicht in ein paar Monaten. Wurde dir dort nicht geraten, nun regelmäßig einen Therapeuten aufzusuchen? Ich würde es für sehr schwer, und fast aussichtslos halten, wenn du ab jetzt ganz alleine weitermachen willst. Wenns dir aber darum geht, schonmal anzufangen, bevor die Therapie losgeht, halte ich das für eine gute Idee.

Ich kann dir leider keine Bücher empfehlen, oder professionelle Ratschläge geben, aber zu dem, was du „mki“ geantwortet hast, fallen mir ein paar Sachen ein.

wenn ich oder von mir getätigten Aussagen ins Lächerliche
gezogen werden, wenn ich beledigt werde, wenn ich nicht der
Schellste, Beste … bin, wenn ich als dumm dargestellt werde,
wenn sich über mich lustig gemacht wird. Wenn ich in meiner
Würde, in meinem Stolz verletzt werde. Oder aber „nur“, wenn
ich so fühle. Ich fühle mich nämlich auch sehr schnell
persönlich angegriffen. Wenn ich gar nicht persönlich gemeint
bin, aber ein anderer angegangen wird, ergreife ich oft Partei
für den Angegriffenen. Ich mags nicht, wenn auf Schwächeren
rumgehackt wird.

Erstmal find ich es sehr gut, dass du erkennst, dass das, was du als Angriff empfindest, gar nicht immer so gemeint ist. Ich glaube das ist ein erster, ganz wichtiger Schritt und vielleicht auch schon eine kleine Hilfe. Wenn du es schaffst, in so einer Situation einen Moment inne zu halten und daran zu denken, dass es vielleicht gar nicht so gemeint ist, könnte es dir vielleicht schon helfen, ruhiger zu bleiben.

Das Allerwichtigste scheint mir aber zu sein, dein Selbstvertrauen, dein Selbstwertgefühl zu stärken. Wenn du dich geliebt, geschätzt und angenommen fühlst, kannst du vermutlich Kritik leichter ertragen. Im ersten Schritt ist es wahrscheinlich schon wichtig, dass du dich besser kontrollieren kannst, dich zusammenreißt etc. Aber langfristig, denke ich, wäre es nötig, dass du es gelassener sehen kannst. Ziel ist nicht, dass du lernst, wie du dieses Gefühl unterdrückst und niederkämpfst, sondern, dass du stark und sicher genug wirst, dass dich das nicht mehr so belastet.

Dass du auch dann „abgehst“ wenn du das Gefühl hast, dass andere angegriffen werden, ist, denke ich, sowas wie eine Projektion. Du hast das Gefühl, dass es demjenigen genauso geht, wie es dir in dieser Situation gehen würde und meinst, ihn verteidigen zu müssen, weil ihm selber evtl. der Mut fehlt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Emotionen da mindestens genauso stark sind, als würde es dir selber passieren. Ich bin ziemlich sicher, dass sich das ganz von allein erledigt, wenn du mehr Selbstwertgefühl hast und dich selber auch nicht mehr so schnell angegriffen fühlst. In gleichem Maße wird das Gefühl, andere verteidigen zu müssen, zurückgehen.

Ich möchte in solchen Situationen eben nicht mehr so verbal
ausrasten und contenance bewahren. Auch, wenn ich wirklich
direkt verbal angegriffen werde, auch mi Beleidigungen.

Keine Ahnung, ob dir das was bringt, aber ich glaube, es gibt zwei unterschiedliche Arten, damit (scheinbar) gelassen umzugehen. Grade wenn etwas vielleicht tatsächlich beleidigend gemeint ist, hat man ja eigentlich Grund, sich zu ärgern und drüber aufzuregen. Manch einem gelingt es dann, ruhig zu bleiben, indem er den anderen als Abschaum betrachtet, der es nicht wert ist, überhaupt beachtet zu werden. Dessen Meinung scheißegal ist, drum muss man sich nicht ärgern. Das ist sicher eine Strategie, die häufig funktioniert. Ich halte sie aber zumindest dauerhaft nicht für gut. Ich denke, ein bisschen ähnlich (wenn auch vielleicht nicht so extrem), ist die hier vorgeschlagene Methode, sich vorzustellen, „den Ball einfach fallenzulassen“. Um das zu können, ohne diese eigene Selbstsicherheit bereits zu haben, bleibt einem nämlich m. E. gar nichts anderes übrig, als sich die Einstellung anzueignen, dass die Meinung des anderen sowieso nicht zählt. Wie gesagt, ich bin sicher, das funktioniert und für den Anfang ist das vielleicht auch eine gute Strategie. Aber ich denke, wenn man das zu intensiv betreibt, besteht die Gefahr, sich zu einem A…loch zu entwickeln, dass auf alle anderen nur noch hochmütig herabschaut. Und die Gefahr scheint mir umso größer, wenn man vorher besonders schnell ausgerastet ist.

Was ich mit meinem ganzen Sermon hier aber eigentlich sagen will: Ich seh das wie Fogari. Allein kannst du das nicht schaffen. Such dir weiterhin Hilfe!

Gruß
M.