Thesen von MarshallMcLuhan

Kennt sich jemand mit Marshall McLuhan aus und könnte mir die wichtigsten Thesen des Medientheoretikers MarshallMcLuhan auflisten und kurz erläutern?

Hier gibt es mehrere Jemande, die das könnten. Aber die werden den Teufel tun, Dir ein feines Menü zu bereiten, um es Dir anschließend in kleinen Häppchen in den Mund zu schieben.

Das geht hier so:
Jemand muss ein Thema bearbeiten und hat dabei ein paar Schwierigkeiten. Dann schreibt er möglichst genau, was er verstanden hat und was nicht. Daraufhin wird er von Wissenden durch Denkanstöße auf den richtigen Weg gebracht. Und er darf gerne nachfragen, wenn es immer noch Probleme gibt.
Hilfe zur Selbsthilfe wird geleistet, sozusagen oder so oder so ähnlich.

McLuhan hat so viel ich sehe als Erster die Welt als Mediengesellschaft interpretiert und als „globales Dorf“. Ich sehe McLuhan als Visionär, der lange voraussah, was sehr viel später andere Soziologen und Philosophen übernahmen. Allerdings ist die Sprache meines Empfindens von McLuhan grausam und nicht systematisch klar geordnet, sondern ein wirres Assoziieren. Trotzdem sollte man diesen Kommunikationswissenschaftler unbedingt lesen, nicht nur ein Buch, sondern alle Bücher von diesem leider zu früh Verstorbenen, der Professor war an der Universität von Toronto.

Gruß
C.

Danke für die schnelle Antwort! Die These mit der Welt als „globales Dorf“ ist wirklich sehr interessant.

Gerade bin ich auch noch auf eine seiner These gestoßen, welche besagt, dass Medien Extensionen der menschlichen Sinne sind, welche ich gerade in Zeiten des Internets für sehr interessant und zutreffend halte.

Gerade bin ich auch noch auf eine seiner These gestoßen,
welche besagt, dass Medien Extensionen der menschlichen Sinne
sind, welche ich gerade in Zeiten des Internets für sehr
interessant und zutreffend halte.

Ja, das war in der Tat eine seiner zentralen Thesen, durch die er hohes Interesse weckte und weltberühmt wurde. Dagegen schaffte zum Beispiel sein deutscher Kollege Prof. Nobert Bolz, mit seiner These des „Kult-Managements“, keine so große internationale Beachtung. Marshall McLuhan ist heute auch noch nach seinem Tod der bekannteste und erste Kommunikationswissenschaftler und Medienphilosoph der Welt, der die weltweite Vernetzung der Medien zu einem „globalen Dorf“ schon in den 1980er und 1990er Jahren des letzten Jahrhunderts voraussah, als neue Gesellschaftsordnung.

In diesem Zusammenhang empfehle ich auch Bücher von Prof. Nobert Bolz und eine Doktorarbeit von Dr. Matthias Uhl, mit dem Titel „Medien, Gehirn, Evolution“.

Dass dabei dem typisch deutschen Gesellschaftscharakter, der alles in eine starre und ewig gleichbleibende Ordnung von „richtigem“ und „falschem“ Denken einordnen will, sozusagen der Teppich weg gezogen wird, ist eine Herausforderung zwischen Staat und den Medien. Die Medien repräsentieren in einer offenen Gesellschaftsordnung die freie Meinungsbildung des Volkes, siehe zum Beispiel USA und der heutige US-Präsident.

Gruß
C.

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Danke für den lieben Buchtipp! Da werde ich auf jedenfall einmal hineinschauen. Ich finde die Thematik unglaublich spannend.

McLuhans Thesen sind mir eben gleich ins Auge gesprungen (deswegen auch meine Frage hier :smile:)…

Ich werde mich auf jedenfall noch ein bisschen einlesen!

Danke also für den Gedankenanstoß!

Liebe Grüße

Guten Abend!

Kennt sich jemand mit Marshall McLuhan aus und könnte mir die
wichtigsten Thesen des Medientheoretikers MarshallMcLuhan
auflisten und kurz erläutern?

Die sicherlich wichtigste und bekannteste These McLuhans ist: Medium is Message.

Damit schließt er an die Forschung H.A. Innis’ an, der an einer „Geschichte der Kommunikationstechnologien“ arbeitete bzw. die Menschheitsgeschichte als Geschichte der Kommunikationstechnoligien konzipierte.

Innis beispielsweise:

  • Hieroglyphen auf Stein (schwer) => Imperien mit langer Zeitdauer und geringer Ausdehung (Ägypten)

  • Papyrus (leicht) => räumlich ausgedehnte Imperien (Rom)

  • handgeschriebenes Wort -> Katholizismus (Deutungsmonopol)

  • massenhaft gedrucktes Wort -> Reformation

  • usw.

McLuhan macht daraus vier Geschichtsperioden:

  1. Mündlichkeit -> Stammeskulturen / additives und wiederholendes Denken (viele und-Verknüpfungen, viele Formeln)
  2. Schrift -> Mittelalter / klassifizierendes und analytisches Denken (viele Subordinationen, grammatikalische und logische Feinheiten)
  3. Buchdruck -> frühe Neuzeit / uniformes und plurales Denken (Einheitlichkeit der Sprache, Ausdifferenzierung von Theorien und Disziplinen etc.)
  4. elektronische Massenmedien -> Spätkapitalismus* / echtzeitiges* und sekundär sensualisiertes* Denken (ein Sender - viele Empfänger zur gleichen Zeit, Ablösung des abstrakten Zeichensystem durch Töne, Bilder, Piktogramme, Graphen, Viskurse* statt Diskurse)

Entscheidend ist der „->“, der die Richtung angibt: die Kommunikationstechnologie bestimmt die Gesellschaftsform bzw. die Denkform.

Zur Vorbeugung von Missverständnissen: Die mit * gekennzeichneten Termini sind mW keine von McLuhan selbst verwendeten Begriffe.

E.T.

Das Medium ist die Botschaft?

Die sicherlich wichtigste und bekannteste These McLuhans ist:
Medium is Message.

Genau diese These ist die umstrittenste und am meist kritisierte These von Marshall McLuhan, und das auch zurecht. 1) Ist zu unterscheiden zwischen technischer Voraussetzungen einer Kommunikation und dem Inhalt einer Kommunikation und auch der Absicht einer Kommunikation. 2) Wäre nach der These von McLuhan ganz egal, was auch immer kommuniziert wird, weil nach seiner Vorstellung das Medium das Einzige ist, um das es geht, nämlich um die Führung und Macht, um die es McLuhan im eigentlichen Sinne seiner Theorie geht. 3) Die Konsequenz weiter gedacht von dieser These wäre eine totale Sinnlosigkeit jedweder Kommunikation, wie sie auch Wittgenstein mit seinen „Sprachspielen“ postulierte, wobei er den Menschen im Interesse seines „Systems“ auch konsequenterweise als „leere Schachtel“ definiert. All diese Thesen beleuchten den Hintergrund solcher Thesen, wobei man einen abgrundtiefen Zynismus, um nicht zu sagen, Pessimismus und Menschenhass gegen den selbständigen und selbstverantwortlichen Menschen vermuten kann.

Nehmen wir einmal an, es würde tatsächlich stimmen, dass das Medium die Botschaft ist, wie es McLuhan lehrte, so wäre zum Beispiel ein Medium wie TV, Radio, Presse, Internet, DVDs und auch Seminare und Therapien gleicherweise identisch mit dem Inhalt der Kommunikation. Das wäre aber unwirklich.

Ein Medium, sagen wir mal die Zeit, als Presseorgan, kann völlig unterschiedliche Botschaften kommunizieren, die weltanschaulich motiviert sind. Ändert sich zum Beispiel der oder die Herausgeber oder aber die Chefredaktion, kann sich auch die vertretene Meinungsäußerung grundlegend ändern, die über das Medium als Botschaft repräsentiert wird. Das Medium als typografisches Produkt bleibt dagegen wie zuvor gleich.

Das zeigt doch, dass es einfach nicht stimmt, was McLuhan sagt, dass es aber mit Absicht eine Provokation darstellt, genauso wie Wittgensteins „Sprachspiele“. Statt einzige und absolute „Wahrheiten“ sind diese Theorien als Provokation sehr erfolgreich in die Geistesgeschichte der Menschheit eingegangen, und deshalb positiv zu bewerten. Dagegen sind die anderen Thesen von McLuhan, wie zum Beispiel die Erweiterung der menschlichen Sinne durch die Medien sowie die Welt als globales Dorf wirklichkeitsnäher.

Gruß
C.

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Guten Abend!

Die sicherlich wichtigste und bekannteste These McLuhans ist:
Medium is Message.

Genau diese These ist die umstrittenste und am meist
kritisierte These von Marshall McLuhan

Eben, darum habe ich sie als Hauptthese angeführt.

  1. Ist zu unterscheiden zwischen technischer Voraussetzungen
    einer Kommunikation und dem Inhalt einer Kommunikation und
    auch der Absicht einer Kommunikation.

Klar

  1. Wäre nach der These
    von McLuhan ganz egal, was auch immer kommuniziert wird, weil
    nach seiner Vorstellung das Medium das Einzige ist, um das es
    geht

Naja, es geht eher um das PRIMAT des Mediums.
Dass mit dem gleichen Medium unterschiedliche Inhalte übermittelt werden, ist ja vollkommen trivial - und daher kein sinnvoller Einwand.
Dass aber die Form durchaus auch dem Inhalt einen festen Rahmen setzt, das merken wird doch beispielsweise schon, wenn wir die SMS und ihren Kürzel und Phrasen betrachten. Bei McLuhan gehts aber um noch viel größere Brüche und Zeiträume.

  1. Die Konsequenz
    weiter gedacht von dieser These wäre eine totale Sinnlosigkeit
    jedweder Kommunikation

Diese Konsequenz kann ich nicht erkennen.

All diese Thesen beleuchten den
Hintergrund solcher Thesen, wobei man einen abgrundtiefen
Zynismus, um nicht zu sagen, Pessimismus und Menschenhass
gegen den selbständigen und selbstverantwortlichen Menschen
vermuten kann.

Naja, der „selbständige und selbstverantwortliche Mensch“ der Antike konnte trotz all seiner großartigen Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit nicht Millionen Menschen gleichzeitig zum totalen Krieg aufrufen, weil ihm halt das Medium Radio fehlte.
Oder schreib mal eine Flaschenpost solange du nur Keile in Steine schlagen kannst.
Oder mach die ganzen ultra-authentischen Aufnahmen, die Tsunami-Opfer auf Youtube gestellt haben, ohne Handy oder Digicam, sondern mit Filmkameras der 50er Jahre.

E.T.

Das ist sehr interessant! Danke für die Antwort! McLuhan teilt ja auch in „heiße und kalte“ Medien ein, was ja indirekt auch mit dieser These verknüpft ist.

Liebe Grüße

Der Einzelne und sein Eigentum
Hi,

das Medium als Primat der politischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Macht (Hollywood & Co), von der in deinem Beispiel Hitler über das Massenmedium des Radios den „totalen Krieg“ mobilisieren konnte, ist unzweifelhaft und überzeugend. Das belegt aber auch meine Bedenken gegen diese Art von Totalitarismus der medialen Macht. Durch die neue technologische Macht wurde bekanntlich der Amerikaner Bill Gates zum reichsten Mann der Welt, weil er diese Macht der globalen Weltveränderung durch die Digitalisierung sehr viel früher erkannte als alle anderen, deren Mehrheit bis heute so unbewusst von dieser Macht abhängig ist, wie Pawlows Hunde mit ihrem „bedingten Reflex“.

Gerade weil die Digitalisierung als neue Weltmacht eine ganz neue Gesellschaftsordnung mit dem Begriff der Globalisierung hervorbrachte - über alle bisher starren kulturellen Grenzen hinweg - von der Erfindung der ersten Buschtrommeln, den eingemeißelten Zeichen auf Steintafeln, der Verbreitung einer Kommunikation über das Papyrus, der Erfindung des Buchdrucks, als erstem Massenmedium überhaupt, bis über Telegrafie, Telefon, Fax, Computer, Internet, Handys, DVDs, Presse, Funk, Film und Fernsehen usw., gerade weil diese neue Macht der Medien so absolutistisch ist, und von Wissenschaftlern wie McLuhan auch so beurteilt und idealisiert werden, kann man sich auch dessen erinnern, was der deutsche Philosoph Stirner „Der Einzelne und sein Eigentum“ nannte.

Diese Art des Philosophierens ist zwar unrealistisch einseitig und als SOLIPSISMUS verschrien, aber dieses „Eigentum“ bleibt gerade in einer globalisierten Mediengesellschaft als Selbstverantwortung letztlich übrig. Das hat dann mit dem Welt- und Menschenbild zu tun, das hinter dieser Betrachtung steckt: Der Einzelne kann SELBSTBEWUSST seine Kommunikation auswählen und ist jederzeit seines eigenen GLÜCKES Schmied, für das nicht mehr Politik und Religion, wie bisher, zuständig sind.

Gruß
C.

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Guten Tag!

das Medium als Primat der politischen, wirtschaftlichen und
künstlerischen Macht (Hollywood & Co), von der in deinem
Beispiel Hitler über das Massenmedium des Radios den „totalen
Krieg“ mobilisieren konnte, ist unzweifelhaft und überzeugend.

Es geht doch nicht um Macht oder Kapitalkonzentration oder dergleichen, sondern um das, was die Dekonstruktivisten recht geglückt die „Materialität des Signifikanten“ nennen. Hier also die reine technische Gegebenheit des Mediums Radio.
Jeder Signifikant/Botschaft ist unablösbar von seiner Materialität/Medium.
Und deshalb IST das Medium die Botschaft, weil die Botschaft ohne das Medium nicht SEIN kann.
Das ist trivial, wenn es als allgemeiner Zusammenhang verstanden wird, aber konkret im Sinne von DIESER Botschaft und DIESEM Medium ist es alles andere als trivial, weil es zeigt, dass es historisch immer neue Grenzverschiebung des Sagbaren geben wird.

Die Botschaft des Radios ist: "Das ist das Gebot der Stunde. Und darum lautet von jetzt ab die Parole: Nun, Volk, steh auf, und Sturm, brich los!“
Ob Goebbels, Stalin, ein Werbefritz oder ein Evangelikaler im ‚Volksempfänger‘(!) ihre Parolen schleuderten. Immer die gleiche Grundbotschaft hinter den verschiedenen Worten.

E.T.

Geist nicht ohne Materie
Danke ET für deine nachvollziehbare Darstellung, die ein Beispiel dafür auch ist, für das menschliche Selbstverständnis: Der Geist kann ohne die Materie ganz offensichtlich nicht sein, auch wenn die Idealisten diese Tatsache oft sträflich missachten.

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