Wilber Reloaded
Hi Eurydice.
Hintergrund des ganzen ist, dass ich für die Annäherung von
Wissenschaft und Spiritualität interessiere.
Schade, dass du nicht zu Zeiten hier online warst, als ich genau dieses Thema im Philo- als auch Esobrett mehrmals thematisiert hatte. Als erste Anlaufstelle für Orientierungssuchende in dieser Frage empfehle ich immer Ken Wilber, wie auch jetzt:
http://www.integrale-psychotherapie.de/Resources/Han…
Aber vielleicht ist er dir ja schon ein Begriff. Wenn nicht, rate ich zunächst zu einem Überblick über seine sehr komplexe Theorie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Wilber
sowie die Website
http://www.kenwilber.com/news/list/1
- was käme heraus, wenn sich beide wirklich annähern würden?
Es geschieht schon längst (spätestens seit den 70ern), allerdings erschwert durch die zwar verständlichen, aber in der Sache ziemlich ahnungslosen Einwände seitens der materialistisch orientierten Skeptiker, dass Spirituelles „objektiv“ nicht beweisbar sei und somit kein Gegenstand wissenschaftlichen Forschens sein könne. Der Punkt ist hier der, dass die Wirklichkeit aus spiritueller Sicht nicht nur, wie die meisten Skeptiker denken, aus Materie besteht, die ihrerseits als Effekt das Geistige hervorbringt (das ohne das Materielle aber nicht „lebensfähig“ sei), sondern dass das Geistige eine eigenständige Seinsweise hat (als Feinstoffliches) und mit dem Materiellen (dem Grobstofflichen) interagieren kann. Genauer: das Materielle ist selbst, aus spiritueller Sicht, eine Form des Geistigen, und zwar die „niederste“.
Objektive Beweisbarkeit aber ist nur auf der grobstofflichen Ebene möglich (dem Stand unserer Technik nach, jedenfalls). Daraus schließen die Skeptiker, dass das Geistige keine eigenständige Existenz hat. Ein einfacher, aber fataler Fehlschluss.
- Wenn 2 unterschiedliche Betrachtungsweisen zusammen kommen
und neue Sichtweisen / Qualitäten / Erkenntnisse ermöglichen,
wäre dann Multiperspektivität eine Steigerung diieser
Möglichkeiten?
Das wird durch Wilbers Theorie der Quadranten beantwortet. Wirklichkeit wird hier unter vier Aspekten erfahren und erforscht, die erst in ihrer Summe einen (möglichst) kompletten Blick auf die Wirklichkeit zulassen.
- Und wenn es eine Steigerung der Erkenntnisse bedeuten
würde, würde dann auch unkonventionelles Wissen an die
Oberfläche kommen - ich meine im Gegensatz zu oldschool
wissenschaftlichen Erkenntnissen, die auf bereits Bekanntem
aufbauen und reduktionistisch vorgehen?
Dieses Wissen liegt schon lange vor, und zwar vorwiegend in den asiatischen Lehren des Buddhismus und des Vedanta. Die Frage ist nur, in welche Systematik und Begrifflichkeit es in modernen Theorien verpackt werden sollte und welche Methoden am Start sind, um es zu verifizieren (die spirituelle Tradition empfiehlt Meditation und Yoga, die auch ewig Klassiker der Bewusstseinserweiterung sein werden, aber es sind darüber hinaus moderne Methoden denkbar und wurden auch schon erprobt).
Gruß
Horst