Three sigma

Hallo,
beim Erklaeren des Unterschiedes zwischen einem „Hinweis“ und
einem „Beweis“ im Brett deutsche Sprache bin ich mal wieder ann
die Grenzen meines Halbwissens gestossen. Ich haette gern den
Unterschied „evidence“, „strong evidence“, „discovery“ usw
erklaert, merkte dann aber, dass ich nicht genug drueber weiss.

Kann mir das nochmal jemand erklaeren? Wie was das mit dem
three sigma/ four sigma, Zusammenzaehlen der Beweise und so? Ich
kenne die Begriffe aus der Teilchenphysik, ist es allgemein auf
alle Naturwissenschaften anwendbar oder nur bei
Teilchenkollisionen und events zutreffend?
Danke schon mal,
geisteswisenschaftliche Gruesse ;O)
baw

Hallo baw,

wenn ich die Dinge im Brett „Deutsche Sprache“ richtig verstehe, dann geht es bloss um eine Haarspalterei. Mich stoert zwar auch der laxe Umgang mit Sprache in der Wissenschaft, aber oft mache ich die selben Fehler. Also: Von meiner Seite kein Vorwurf.

Evindenz ist oft eine Glaubensfrage, wissenschaftliche Beweise sind selten. Oft finden sich wirklich nur Hinweise: Sehe ich im Proteinkristall ein Dimer, ist es das Protein dann auch eines? Oder finde ich eine Eigenschaft bei bestimmten Teilpopulationen haeufiger, ist diese dann erblich? Oder finden bestimmte Ereignisse mit unterschiedlichen Haeufigkeiten statt, ab wann werden einige dieser Ereignisse dann wahrscheinlicher als andere?

Manchmal ist es kein Problem solche Fragen zu beantworten, oft schon. Von einer „Entdeckung“ moechte ich Sprechen wenn ein Ding/Ereignis verfizierbar gefunden wurde/auftrat. Hinweise sind in meinem Verstaendnis Belege fuer eine Theorie, die auch noch andere Erklaerungen zulassen. Starke Hinweise jedoch sind immer noch keine finalen Beweise, sind aber sehr schwer mit anderen - bis dato - aufgestellten Theorien zu erklaeren.

Ich habe letztens versucht Differenzkarten von 2D-Karten zu berechnen: Bis drei „Sigma“ sah ich Unterschiede. Heisst das, dort ist tatsaechlich ein „signifikanter“ Unterschied? In diesem Fall (leider) ein klaren NEIN, denn der zugrundeliegende (Phasen)-Fehler war groeser, als die mittlere Abweichung. Oder weniger technisch Ausgedrueckt: Ich habe zweimal dasselbe gemessen ohne es zu wissen.

Theorien leben also von ihrer Plausibilitaet. Das ist Vor- und Nachteil zugleich. Es steht letztlich jedem frei zu glauben oder abzulehnen. Zum Glueck behaupten Naturwissenschaftler nur selten sie haetten die Wahrheit gepachtet.

Gruss,
Christian

Hallo Christian,
vielen Dank fuer deine Antwort. Du bist Biologe? Gibt es bei
euch denn nicht so eine Art „Punkteliste“ - sobald es soundso
viele Beweise gibt, ist ein es Hinweis auf etwas Neues, und je
mehr „Punkte“ dazukommen, desto naeher bewegt sich eure
spannende Beobachtung zur Entdeckung?
Ich erinnere nur an die Beinahe-Entdeckung des Higgs-Teilchens
am CERN letztes Jahr. Da war es technisch unmoeglich, von einer
Entdeckung zu sprechen, weil es eben noch nicht genug Beweise
dafuer gab, wohl aber genug, um von „starken Hinweisen“ zu
sprechen.Genau dieses System wuerde ich gern besser verstehen.
Ich muss dir recht geben in dem, was du ueber
Natuerwissenschaftler sagst - allerdings sie gleichzeitig auch
verteidigen: ich kenne viele, die sehr vorsichtig sind und
gerade nicht meinen, alles Wissen gepachtet zu haben. Die
wuerden nie selbst an die Oeffentlichkeit gehen, ueberhaupt
nicht auf den Gedanken kommen, dass sich auch Leute ausserhalb
der peers fuer die Ergebnisse interessieren koennten (und am
Ende dadurch fuer groessere Akzeptanz in der Bevoelkerung und
evtl. mehr Geld fuer die Forschung sorgen koennten!) Das kann,
wenn man an einer Pressestelle arbeitet, ganz schoen
nervenaufreibend sein ;O).
Viele Gruesse und danke nochmal,
baw