Tier oder Pflanze

Hallo,

wie unterscheidet man genau beide Begriffe? Im Meer gibt es doch viele Lebewesen, die man als Laie vom Aussehen her Pflanze nennen würde, die aber als Tiere gelten.

Grüße
Carsten

Die Unterteilung in Pflanzen und Tiere ist in der Biologie schon lange Geschichte.

Zuerst wird in Bakterien, Archaeen, und Eukaryoten unterschieden. Bei Bakterien und Archaeen gibt es nur Einzellige Organismen, die Eukaryoten unterteilen sich weiter in Pflanzen, Tiere, Pilze und Protisten. Letztere sind meist Einzellig, oder bestehen aus wenigen Zellen, wie Algen, einige gemeinhin als Pilze bezeichneten Lebenwesen, Einzeller etc. Mehrzellige Lebewesen sind also dann Pflanze, Tier oder (echter) Pilz.
Bei der Frage von Dir, gehe ich mal von Tieren wie Seeanemonen, Korallen etc aus. Diese sind eindeutig den Tieren zuzuordnen, weil sie:

  1. Nicht mit Hilfe von Chlorophyll aus Sonnenlicht Energie beziehen
  2. Ihr Nahrung aus anderen Lebewesen besteht, die sie mit Hilfe von Fangarmen aus dem Meer filtern

Hallo Carsten,

Lebewesen nehmen auf der Basis ihres Grundbauplans normalerweise diejenigen Gestalten an, die sie zu ihrer Funktionalität brauchen. Das kann in Spezialfällen soweit gehen, daß ein Tier aus einer bestimmten Tiergruppe ein anderes äußerlich nachahmt. z.B. können manche Fliegenarten bestimmte Stechimmen der Färbung nach nachahmen, um wehrhafter auszusehen. Das Stichwort hierzu ist Mimikry. Google mal bei Wikipedia nach den Wörtern Mimikry und Mimese, du wirst ein paar interessante Beispiele finden.

Das oben gesagte ergibt, daß Tiere oder auch Pflanzen der äußeren Erscheinungsweise nach nicht immer nach dem aussehen, was sie eigentlich sind. Das kann in Extremfällen soweit gehen, daß manche Arten derart stark in ihrem Bauplan zurück gebildet sind, daß man sie nur noch schwer ihrer stammesgeschichtlich zugeordneten Gruppe zuteilen kann. Das ist bei manchen parasitär lebenden Arten der Fall.

Es kommt bei der Einteilung der Lebewesen in Tiere, Pflanzen, Pilze etc. eben nicht auf solche Äußerlichkeiten an, sondern immer auf Merkmale, die im Grundbauplan verankert sind und einen Aufschluß über die stammesgeschichtliche Verwandtschaft zulassen.

Gruß
Peter

Hallo

Pflanzen sind autotroph, das heisst sie benötigen als „Futter“ zum Körperaufbau ausschliesslich anorganische Substanzen, weiterhin sind fast alle Pflanzen phototroph, beziehen ihre Energie also direkt aus der Sonne. Wie überall gibt es Ausnahmen, aber zB die Schuppenwurz klaut einfach anderen Pflanzen die Energie -ist deshalb zwar nur indirekt phototroph, aber klar eine Pflanze, genauso wie der Sonnentau auch mal was organisches zu sich nimmt, aber dennoch eine Pflanze bleibt.

Tiere, Pilze, Bakterien und Archaeen sind heterotroph: Sie benötigen organische Substanzen als Energiequelle und zum Aufbau. Diese vier Gruppen unterscheiden sich untereinander in den Zellstrukturen

Die von dir genannten pflanzenähnlichen Meeres-Lebewesen sind heterotroph und von den Zellstrukturen klar den Tieren zuweissbar.

Gruss, Sama

Moin,

wie unterscheidet man genau beide Begriffe?

es gibt verschiedene Systematisierungssysteme, um Lebewesen in Schubladen zu stecken. Früher hat man nach morphologischen Merkmalen geordnet, also nach Aussehen, Körperbau, Funktion und Aufbau der Zellen. Das reicht zur Beantwortung deiner Frage heute noch: Wer Chlorophyll hat und sich autotroph ernährt ist eine Pflanze, wer sich nicht selbst mit Energie versorgen kann und andere Lebewesen oder deren Überreste fressen muss, ist ein Tier. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, weil es auch in den klassischen taxonomischen Systemen noch andere Ordnungen von Lebewesen gibt, wie Bakterien, Protozoen oder Pilze.

Allerdings können dieselben Umweltbedingungen in der Evolution einen sehr ähnlichen Aufbau und identische Funktionen bei sehr verschiedenen Lebewesen erzwingen, die verwandschaftlich gar nichts miteinander zu tun haben (Walhai und Wal). Andererseits können eng verwandte Lebewesen sich völlig unterschiedlich entwickeln, wenn sie sich an unterschiedliche Lebensbedingungen anpassen müssen (Schnecke und Tintenfisch). Hier kann das klassische System versagen.

Heute ist der Stammbaum des Lebens ungleich komplexer geworden, da man nicht mehr Gestalt und Funktion vergleichen muss, um die Verwandschaftsverhältnisse aufzuklären, sondern die DNA vergleichen kann, welche den tatsächlichen Entwicklungsgang unbestechlich abbildet. Das hat zur Folge, dass wir heute auf dem Stammbaum des Lebens auf dem Ast der ‚Eukaryonten‘ sitzen und uns dort einen Zweig mit den Amöben, Pilzen und allen Tieren (vom Bandwurm bis zum Hirsch) teilen. Auf dem Nachbarzweig sitzen, sehr sehr nahe, die höheren Pflanzen gemeinsam mit den Algen und winzige Lebewesen wie Eipilzen, Foraminiferen (haben im Urmeer die Kreide gemacht) und Strahlentierchen. Die zwei anderen großen Äste heißen heute Bakterien und Archaeen (früher war das alles eins und Tiere, Pilze und Pflanzen hatten noch eigene Äste ^^).

Im Meer gibt es
doch viele Lebewesen, die man als Laie vom Aussehen her
Pflanze nennen würde, die aber als Tiere gelten.

Stülpe einen Blumentopf über eine Seeanemone und sie läuft innen am Topf hoch und zwängt sich durch die Bodenöffnung ans Licht. Das kann eine Pflanze nicht. :smiley:
Bei vielen Korallen etc. gibt es auch nicht sessile Stadien, die wie kleine Quallen im Meer schweben. Die erinnern dann doch schon deutlich mehr an Tiere. Okay, letztlich taugen solche Argumente wenig, um nach heutigen Definitionen etwas als Tier einzuordnen, denn es gibt jenseits von Pflanzen und Tieren noch so einiges, dass sich einerseits selbständig fortbewegen und Nahrung fangen oder andererseits Photosynthese machen kann und trotzdem weder das eine noch das andere ist!

Gruß, Jesse

Hi

wie unterscheidet man genau beide Begriffe?

hauptsächlich über die Lebensweise, insbesondere an Hand der Ernährung. Pflanzen sind photoautotroph. Sie können mit Hilfes ihres Blattgrüns Licht als Energiequelle nutzen und kommen mit CO2 als alleiniger Kohlenstoffquelle aus, benötigen in der Regel also keinerlei organische Substanzen.

Tiere dagegen sind chemoheterotroph. Sie gewinnen Energie durch chemische Redoxreaktionen, indem sie in ihren Zellen verschiedene Substanzen mit stark unterschiedlichem Redoxpotential, welche sie zuvor aus der Umgebung aufgenommen haben, miteinander zur Reaktion bringen. Sie brauchen stets organische Verbindungen.

Die chemoheterotrophe Ernährungsweise haben die Tiere mit den Pilzen und mit vielen Bakterien gemeinsam. Im Gegensatz zu den Tieren, die fast immer auch geformte Nahrungspartikel aufnehmen, also phagotroph sind, können Pilze und Bakterien ausschließlich in Wasser gelöste Substanzen aus der Umgebung aufnehmen. Sie sind (wie auch die Pflanzen) osmotroph.

Wie immer in der Natur gibt es auch bei der Ernährungsweise Grenzfälle, Übergänge und Kombinationsformen, die sich schwer einordnen lassen, insbesondere unter den einzelligen Lebewesen.

Freundliche Grüße

Martin