Tierarzt und Nebengeschäfte

Hallo miteinander,

abgesehen davon, dass ich meinen bisherigen TA aus anderen Gründen wechseln werden, mal eine eher allgemein gedachte Frage:

Verkaufen viele Tierärzte (wie mein ehemaliger) nebenher Futter, Leckerli und sonstigen Tierbedarf ? Mir fehlt der Vergleich, wie „üblich“ so etwas ist.

Wenn ein TA zusätzlich Produkte verkauft, kann ich das grundsätzlich nachvollziehen und finde es auch nicht generell verwerflich, habe aber Bedenken, dass die Empfehlungen des Arztes nicht wirklich neutral sind. Mein Ex-TA fährt seit einigen Monaten völlig auf vet-concept (den Namen darf ich hier nennen, oder ???) ab, es gibt eine große Vitrine mit den Produkten, und auf den T-Shirts der Arzthelferinnen ist der Firmensticker. Und plötzlich war bei meinem Hund bei der Magen-Darmverstimmung kürzlich (hat er sonst nie) das Futter schuld, das ich schon ewig füttere und das der TA seit Jahren nicht bemängelt hat (Bosch, schmeckt ihm halt am besten).

Kürzlich gab es hier am Ort eine Neueröffnung, ein Laden nur für Hundebedarf, und es war der Vertreter eines Konkurrenzprodukts da. Der meinte (natürlich nicht überraschend *g*), gerade vet-concept sei viel schlechter als „seine“ Firma (Belcando), aber die Gewinnspanne für die Tierärzte bei diesem Hersteller am besten.

Für unseren alten Hund bleiben wir beim bisherigen Futter, aber wir haben noch einen Welpen, daher suche ich noch ein bißchen das passende Futter für ihn. Ich möchte aber nicht durch den Kauf von vet-concept (das Welpenfutter mag unser Kleiner sehr) weiterhin unseren Ex-TA unterstützen, der bekommt bei jedem Einkauf eine Provision.

Wie gesagt, ich wechsle sowieso (aus anderen Gründen) den TA, aber ich würde schon gerne wissen, ob diese Geschäfte inzwischen überall so laufen. Dass der erwähnte TA absolut führend ist im Kohlemachen bei seinen Patienten, ist hier am Ort allen bekannt, nur ich habe es nicht gewußt, in den letzten Monaten aber deutlich abbekommen, denn unser schwer kranker Hund scheint die absolute Geldquelle zu sein :-/. Soll wirklich keine TA-Schelte sein, bitte nicht falsch verstehen, Ihr Tierärzte im Forum, aber JEDER, den ich hier im kleinen Ort frage, warum er nicht zu diesem TA geht, schüttelt nur den Kopf und erzählt mir Geschichten, die ALLE in diese Richtung gehen.

Danke vorab und viele Grüße
Insel

Hallo,

bestimmte Futtersorten dürfen nur beim Tierarzt verkauft werden. Für welche Marken sich der Tierarzt entscheidet, liegt bei ihm. Auch ein Tierarzt (oder Menschenarzt) führt ein gewinnorientiertes Unternehmen, daher finde ich es nicht verwerflich, wenn das Zeug auch in einer attraktiven Vitrine zu sehen ist (welche ja i.d.R. von den Herstellerfirmen gesponsort wird).

Was den Einfluss der Hersteller angeht: das ist bei Medikamenten genau so. Auch da gibt es Vertreter, welche dem Tierarzt den Verkauf gerade ihres Produktes schmackhaft machen wollen. Du weißt vielleicht gar nicht, dass Du anstelle des teureren Rimadyls auch das praktisch identische Canidryl gegen Arthroseschmerz Deines Hundes nehmen könntest. Genau so läuft es ja in der Humanmedizin ab, mit Markenprodukten vs. Generika.

Mein Tierarzt darf Geld verdienen, auch mit mir. Ich muss ihm aber vertrauen können, dass er mir auf Nachfrage (Ist das teurere medikament wirklich besser?) nach bestem Wissen und Gewissen antwortet. Wenn mein Tierarzt ein gutes Auskommen hat, ist er motiviert, bildet sich weiter und liefert besseren Service. Von Tierliebe allein kann man nicht leben.

Gruß,

Myriam

Hallo,

danke für die Antwort.

Mein Tierarzt darf Geld verdienen, auch mit mir. Ich muss ihm
aber vertrauen können, dass er mir auf Nachfrage (Ist das
teurere medikament wirklich besser?) nach bestem Wissen und
Gewissen antwortet. Wenn mein Tierarzt ein gutes Auskommen
hat, ist er motiviert, bildet sich weiter und liefert besseren
Service. Von Tierliebe allein kann man nicht leben.

Da sind wir uns völlig einig. Das Vertrauen ist aber leider weg :-/.

Viele Grüße
Insel

Hallo Insel!

Wie üblich es ist, weiss ich nicht genau, kann es aber „erahnen“. Zumindest die Tierarztpraxen, die ich so kenne, verkaufen Futtermittel, teilweise auch andere Dinge.
ABER…die Futtermittel bei den meisten sind Diätfutter, die im Handel nicht verkauft werden. D.h. spezielle Futter, die für spezielle Problemstellungen konzipiert sind.

Früher hatten wir auch Tierärzte, die ganz normales „Alltagsfutter“ bestimmter Firmen an uns empfohlen haben, man bekam gleich eine Probe in die Hand gedrückt, teilweise verkauften die TAs auch selbst dieses Futter.
Da war das Vertrauen in Futterfragen sofort weg.

Der meinte (natürlich nicht
überraschend *g*), gerade vet-concept sei viel schlechter als
„seine“ Firma (Belcando), aber die Gewinnspanne für die
Tierärzte bei diesem Hersteller am besten.

Ich denke, dass die wenigsten Tierärzte mit normalen Läden mithalten können. Dazu müssten sie ja grosse Lagerbestände haben (so ein Futtersack ist nicht gerade klein), ausserdem Personal für den Verkauf, oder so wenig Patienten, dass sie nebenher die Zeit haben, das richtig aufzuziehen.
Vet Concept stellt allerdings auch Diätfuttermittel her, die eben wieder in oben genannte Sparte fallen. Also etwas anderes als das, was im Zooladen verkauft wird. Vielleicht hat Dein TA diese Sparte im Angebot und nicht die normalen Futtersorten für gesunde Tiere?

Ich möchte aber nicht
durch den Kauf von vet-concept (das Welpenfutter mag unser
Kleiner sehr) weiterhin unseren Ex-TA unterstützen, der
bekommt bei jedem Einkauf eine Provision.

Der TA könnte dann eine Provision bekommen, wenn er mit einem Futterhändler zusammenarbeitet und Du bei dem das Futter kaufst :wink:
Wenn er selbst das Futter verkauft, muss er es bezahlen und gibt es für einen höheren Preis an Dich weiter.
Aber das macht der Futtermittelverkäufer drei Ecken genauso, wo ist denn da der Unterschied?
Wenn Dein Hund das Futter mag und gut verträgt, wäre es doch sinnvoll, dabei zu bleiben, egal wer nun das Geld für das Futter einnimmt?

Dass der erwähnte TA absolut
führend ist im Kohlemachen bei seinen Patienten, ist hier am
Ort allen bekannt, nur ich habe es nicht gewußt, in den
letzten Monaten aber deutlich abbekommen, denn unser schwer
kranker Hund scheint die absolute Geldquelle zu sein :-/.

Schwer kranke Tiere verursachen bei jedem Tierarzt Kosten. Es kommt auch immer darauf an, was der Tierbesitzer möchte. Will er maximal alles haben und tun, damit das Tier wieder auf die Beine kommt, kostet es natürlich mehr, als wenn er nur die Grundversorgung sicherstellen möchte.
Es kommt ja auch darauf an, was der TA bei Deinem Hund so alles gemacht hat. Manche Behandlungen/Untersuchungen kann nicht jeder TA durchführen, und die, die es können, mussten sich unter Umständen teure Geräte dafür zulegen. Diese Kosten müssen wieder reinkommen.
Ich will jetzt Deinen alten TA nicht verteidigen, ich kenne ihn schliesslich nicht. Aber mir begegnen im privaten Umfeld oft ähnliche Argumente, wenn ich dann genauer nachfrage, stellt sich aber heraus, dass der TA gar nicht viel dafür kann, dass er einen schlechten Ruf hat. Das soll auch nicht gegen Dich gehen, sondern einfach zum Nachdenken anregen und auch eine kleine Aufforderung sein, beim neuen TA darauf zu achten dass er wirklich das macht, was der Hund braucht.

Ihr Tierärzte im Forum, aber JEDER, den ich hier im kleinen
Ort frage, warum er nicht zu diesem TA geht, schüttelt nur den
Kopf und erzählt mir Geschichten, die ALLE in diese Richtung
gehen.

Wenn jeder das so sehen würde, könnte der TA seine Praxis schliessen :wink:
Den meisten Leuten fallen negative Dinge wesentlich leichter wieder ein als positive. Wer erzählt schon, dass eine Impfung glatt gelaufen ist? Dass der Hund seinen Brechdurchfall innerhalb kürzester Zeit wieder losgeworden ist? Solche Sachen interessieren doch niemanden so richtig :wink:
Andersrum redet sich über Geld immer recht gut. Sprich, dieses war sooo teuer, jenes auch. Da kann doch nur ein böser Mensch dahinter stecken, der nicht das Lebewesen, sondern nur das Geld im Kopf hat und und und.
Das geht sowas von schnell, dass man es kaum glauben möchte. Einmal auf dem Hundeplatz in der Spielgruppe den anderen zugehört, einmal in einem Hundeforum mitgelesen…sehr oft lässt sich dann eben bei kritischem Hinterfragen feststellen, dass der Besitzer es aus einem „falschen“ bzw. ungünstigen Blickwinkel gesehen hat oder selbst der Verursacher für hohe Kosten war.

Zurück zur Futterfrage…bei Tierärzten, die fürs kranke Tier Futtermittel verkaufen, sehe ich für mich keine Probleme in Richtung Vertrauen. Diese Futter gibt es aus gutem Grund nicht im Zooladen. Aber ich will schon, dass mir der TA genau erklären kann, wieso mein Tier dieses Futter braucht, welche Hersteller so einer Art von Futter es gibt, welches wie viel kostet, welche Packungsgrössen es gibt usw., also eine umfassende Beratung. Auch möchte ich wissen, ob ich selbst zubereitetes Futter auch geben könnte oder ob das zu problematisch wäre.
Versucht ein TA, mir eine bestimmte Futtersorte anzudrehen, obwohl mein Tier ok ist, bin ich dagegen ausgesprochen misstrauisch. Wenn er will, dass ich das Futter wechsle, soll er mir sagen, worauf ich bei einer neuen Futtersorte achten muss, und ich schaue selbst, welcher Hersteller mir zusagt.
Leckerchen und Hundeleinen und was es da nicht alles gibt würde ich beim TA nicht kaufen, allein schon, weil ich sowas da nicht suche :wink: Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich damit gross Geld verdienen lässt, die meisten Tierhalter gehen ja zum TA, wenn ihr Tier krank ist, da hat man anderes im Kopf als ein Halsband.

Kommt also immer drauf an, finde ich :wink: Es wäre für mich kein Grund, eine Praxis generell abzulehnen, weil da für mich Fachliches wesentlich wichtiger ist. Aber wenn, wie in Deinem Fall, Zweifel an Behandlungsempfehlungen da sind, wäre ein Wechsel zumindest einen Versuch wert. Zurückkehren kannst Du ja immernoch, wenn Du merkst dass die neue Praxis anders ist als erhofft.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Input geben!

Gute Besserung an den Wuff!

Liebe Grüsse
Bine :smile:

Hallo Bine,

vielen Dank für die ausführliche Antwort *Sternchengeb* !

ABER…die Futtermittel bei den meisten sind Diätfutter, die
im Handel nicht verkauft werden. D.h. spezielle Futter, die
für spezielle Problemstellungen konzipiert sind.

Nein, mein TA verkauft das ganze Sortiment, früher mehrere Marken der Premiumklasse, jetzt fast nur noch vet-concept. Er hat ein riesiges Haus und eine Doppelgarage als Lagerhalle für die Futtersäcke, dazu eröffnet er jetzt in einem Nachbarort einen Futtermittelladen…

Vet Concept stellt allerdings auch Diätfuttermittel her, die
eben wieder in oben genannte Sparte fallen. Also etwas anderes
als das, was im Zooladen verkauft wird. Vielleicht hat Dein TA
diese Sparte im Angebot und nicht die normalen Futtersorten
für gesunde Tiere?

Nein, er hat das komplette Sortiment im Angebot.

Ich möchte aber nicht
durch den Kauf von vet-concept (das Welpenfutter mag unser
Kleiner sehr) weiterhin unseren Ex-TA unterstützen, der
bekommt bei jedem Einkauf eine Provision.

Der TA könnte dann eine Provision bekommen, wenn er mit einem
Futterhändler zusammenarbeitet und Du bei dem das Futter
kaufst :wink:

Von seiner Frau weiß ich, dass es bei vet-concept Provisionen auch für Besteller gibt (ich lasse mir Futter immer schicken, die Säcke sind ja schwer). Man meldet sich bei vet-concept als Kunde mit Nennung des Tierarztes an, und bei jedem online-Einkauf bekommt der TA dann Provision. Selbst wenn ich also den TA wechseln würde, bekäme er noch Kohle, sofern ich vet-concept füttere.

Wenn Dein Hund das Futter mag und gut verträgt, wäre es doch
sinnvoll, dabei zu bleiben, egal wer nun das Geld für das
Futter einnimmt?

Jein, der Kleine mag ja vieles, da sind wir noch offen, der Alte bleibt bei Bosch (der mag kein Vet-concept *g*).

Dass der erwähnte TA absolut
führend ist im Kohlemachen bei seinen Patienten, ist hier am
Ort allen bekannt, nur ich habe es nicht gewußt, in den
letzten Monaten aber deutlich abbekommen, denn unser schwer
kranker Hund scheint die absolute Geldquelle zu sein :-/.

Schwer kranke Tiere verursachen bei jedem Tierarzt Kosten. Es
kommt auch immer darauf an, was der Tierbesitzer möchte.

Schon klar, aber dieser TA toppt alles, und übergeht dabei definitiv auch die Wünsche der Halter. Bei meiner Nachbarin hat er einer uralten Katze eine Impfung verpasst, und ein Spezialshampoo für 50 Euro, und am Tag danach stellte der Notdienst fest, DIESE Impfung (die die alte Dame nicht wollte, sich aber nicht wehren konnte) sei absolut unsinnig gewesen. Die Katze starb beim Notdienst.

Ich habe für unseren Hund die üblichen Medikamente, die sind teuer, aber das zahlen wir gerne, aber darüber hinaus hat er mir schon vieles als „absolute Neuheit“ angedreht, was sich dann nach meinen Recherchen als eher umstritten, aber teuer herausgestellt hat. Beim neusten Problem meines Hundes strebt er eine Behandlung an, die ausgesprochen grenzwertig ist, weil die Nebenwirkungen heftig sind, aber teuer. Und dazu sagt er eben NICHT, dass das eine Möglichkeit sei, über die man geteilter Ansicht sein kann, sondern tut so, als sei es Standard. Solche Geschichten halt, derer kenne ich inzwischen fünf als gesichert…

Ihr Tierärzte im Forum, aber JEDER, den ich hier im kleinen
Ort frage, warum er nicht zu diesem TA geht, schüttelt nur den
Kopf und erzählt mir Geschichten, die ALLE in diese Richtung
gehen.

Wenn jeder das so sehen würde, könnte der TA seine Praxis
schliessen :wink:

Na ja, vielleicht hat er das auch vor, er hat ja fast das richtige Alter, und jetzt noch diesen Futtermittelladen…

Den meisten Leuten fallen negative Dinge wesentlich leichter
wieder ein als positive. Wer erzählt schon, dass eine Impfung
glatt gelaufen ist? Dass der Hund seinen Brechdurchfall
innerhalb kürzester Zeit wieder losgeworden ist? Solche Sachen
interessieren doch niemanden so richtig :wink:

Das mag sein.

Zurück zur Futterfrage…bei Tierärzten, die fürs kranke Tier
Futtermittel verkaufen, sehe ich für mich keine Probleme in
Richtung Vertrauen. Diese Futter gibt es aus gutem Grund nicht
im Zooladen. Aber ich will schon, dass mir der TA genau
erklären kann, wieso mein Tier dieses Futter braucht, welche
Hersteller so einer Art von Futter es gibt, welches wie viel
kostet, welche Packungsgrössen es gibt usw., also eine
umfassende Beratung. Auch möchte ich wissen, ob ich selbst
zubereitetes Futter auch geben könnte oder ob das zu
problematisch wäre.

Das sehe ich auch so.

Versucht ein TA, mir eine bestimmte Futtersorte anzudrehen,
obwohl mein Tier ok ist, bin ich dagegen ausgesprochen
misstrauisch.

Eben, und obwohl wir keine Futterprobleme hatten, bekamen wir plötzlich zu hören, dass das bisherige Futter nichts tauge, aber vet-concept… siehe oben.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Input geben!

Ja, danke :smile:

Viele Grüße
Insel