Tiere zeichnen bei psych. Test

hallo,

mein sohn (10) hat bei der kinderpsychologin tiere zeichnen müssen, die seine familie darstellen.

dabei hat er mich als vogel, seinen stiefvater als maus, sich selbst als spinne und seinen vater als katze dargestellt.

kann mir jemand verraten, was das bedeutet?

danke und gruss

heike

Hallo Heike,

bei diesem „Test“ handelt es sich um „Familie in Tieren“. Dies ist ein tiefenpsychologisches Instrument, das zu den sogenannten „projektiven Verfahren“ zählt. Die projektiven Verfahren verfügen nur über eine sehr schlechte Testgüte. Sie sind weder objektiv, noch sind sie zuverlässig, noch besitzen ihre Ergebnisse Gültigkeit im testtheoretischen Sinn. Auch die theoretische Grundlage ist mehr als zweifelhaft und wird von vielen Psychologen so nicht geteilt. Daher werden projektive Verfahren heute i.a. zu dem Zweck eingesetzt, mit der „getesteten“ Person in Kontakt zu treten, zu schauen, wie sie auf eine Testsituation reagiert und im Gespräch über die Zeichnung vielleicht mehr Informationen darüber zu gewinnen, wie sie die Situation (hier: Familiensituation) erlebt. Eine Deutung z.B. der Tiere im Verfahren „Familie in Tieren“ ist zwar möglich, wird aber eher selten gemacht. Ich habe diesen „Test“ auch mit einer Reihe von Kindern durchgeführt, aber eben nur um einmal das jeweilige Kind in einer mehr spielerischen Situation kennenzulernen und evtl. eine Möglichkeit zu schaffen, mit ihm über ein Mittel (Zeichnung) über die Familiensituation zu sprechen. Deshalb solltest Du m.E. diesem „Testergebnis“ keine so große Bedeutung beimessen. Eine objektive, allgemeingültige Interpretation gibt es sowieso nicht. Man kann es so deuten, wie mein Vorredner es tat. Der Phantasie sind bei diesen „Tests“ wirklich keine Grenzen gesetzt.

Grüße,

Oliver Walter

Hi Heike
wie immer bei solcherart „Ferndiagnosen“ mache ich jetzt mal spontan nur grundsätzliche brainstorming-Angaben, also alles unter Vorbehalt, nur mal „angedacht“ im konstruktiven Sinne.

dabei hat er mich als vogel, seinen stiefvater als maus, sich
selbst als spinne und seinen vater als katze dargestellt

Nun, wenn man bedenkt, dass ein 10jähriger weiss, dass die Katze sowohl Mäuse als auch Vögel frißt, dürften die Machtverhältnisse einigermaßen deutlich werden. Einen Vater (Mann) als Katze darzustellen, scheint mir ebenfalls per se auffällig. Ist Vater nicht nur gefährlich, sondern auch unberechenbar (gar hinterhältig)?
Sich selbst als Spinne zu zeichnen, scheint mir aber das Problematischste zu sein. Man bekommt das Gefühl: Schon sinnvoll, dass der Junge (bzw. die Familie) sich in Therapie begibt.

Gruss, Branden

hm, eigentlich hat sich der Vater in den letzten Jahren überhaupt nicht gekümmert und ist eher unzuverlässig, sagt Verabredungen ab oder kommt gar nicht erst und versetzte uns.

eigentlich ist er in keinster Weise irgendwie gefährlich für uns.

wieso erscheint das bild der spinne so bedenklich?

in psychologische behandlung soll mein sohn eigentlich nicht :wink:) er soll lediglich einen art intelligenztest machen, ob er auf der realschule oder auf der hauptschule seinen weg machen soll

gruss

heike

Vater sein dagegen sehr
Vater in den letzten Jahren

überhaupt nicht gekümmert und ist eher unzuverlässig,

Nun ja, ich sagte ja auch: unberechenbar, was nicht allzuweit weg ist von unzuverlässig.

wieso erscheint das bild der spinne so bedenklich?

Die Spinne ist seit Urzeiten als Symbol halt sehr negativ besetzt. Wenn die Mutter als Spinne (die wartet bis ihrt Opfer wehrlos im Netz verklebt ist, um es dann auszusaugen) dargestellt wird (oder geträumt wird), ist das meist bedenklich. Da es sich um Deinen Sohn handelt, sollte man das anders gewichten, aber wenn es sich bei ihm nicht gerade um einen Spinnen-Fan („Spiderman“ ist ja in bei den Kids) handelt, bleibt es doch ein negatives Symbol. Und selbst ein Spiderman-Fan hätte sich wohl eher mit Spiderman identifiziert, aber nicht mit einer normalen Spinne.
Ich könnte mich jetzt natürlich übervorsichtig gebärden und aus allen Deutungen mit dem Hinweis heraushalten, dass es sich hier nur um vorläufige, nicht im Kontakt mit dem Probanden hergestellte, Deutung handeln würde usw usf, aber so ein „mädchenhaftes“ Gebaren hilft Dir ja bei Deiner konkreten Frage nicht weiter, deshalb bin ich so konkret geworden.
Gruss, Branden

ich schließe mich oliver an: der test „familie in tieren“ ist ein projektiver test und daher sehr, sehr offen für alle möglichen interpretationen (oder sollte ich sagen: spekulationen?).

meines wissens wird übrigens nicht darauf eingegangen, was für tiere gezeichnet wurden, sondern in welcher reihenfolge (das wichtigste/dominante zuerst?), und wie die tiere gruppiert sind (die, die sich nahe stehen, zusammen?).

meine persönliche meinung ist ausserdem, daß bei der interpretation der tierart zu sehr vom durchschnitt ausgegangen wird und zuwenig die vorlieben/ ängste: kann doch sein, dein kind findet spinnen toll (spiderman und so, jetzt laufen doch die trailers des kinofilms). dann wäre das bild doch ganz anders zu interpretieren als bei jemanden, der sich vor spinnen fürchtet.

Hallo,

ich will mich auch mal am lustigen
Tiere-Raten beteiligen …

tiere … die seine familie darstellen.

dabei hat er mich als vogel, seinen stiefvater als maus, sich
selbst als spinne und seinen vater als katze dargestellt.

Was das bedeutet kann Dir niemand hier sagen.
Das musst Du selbst erklären können, da Du in
einer geistigen Gütergemeinschaft mit Deinem
Sohn lebst.

Einige Hinweise:

  • Was für ein Vogel; ein stolzer und gefährlicher
    oder ein kleiner niedlicher?
  • mag er Mäuse oder ekelt er sich davor?
  • findet er Spinnen schön und edel oder hat er Angst davor
    und mag sie nicht?
  • hatte er einmal eine Katze und hat mit ihr gespielt? Weiss
    er, dass Katzen schlecht in einer Wohnung zu halten sind :wink:

Euer CMБ

Hey Branden

Nun, wenn man bedenkt, dass ein 10jähriger weiss, dass die
Katze sowohl Mäuse als auch Vögel frißt,

mit über Fuffzich müsste man doch eigentlich wissen, dass Katzen auch Spinnen fressen! *g
Gruß,
Anja

Mutter auch… teil-offtopic
Hallo ihr beiden,

Ich könnte mich jetzt natürlich übervorsichtig gebärden und
aus allen Deutungen mit dem Hinweis heraushalten, dass es sich
hier nur um vorläufige, nicht im Kontakt mit dem Probanden
hergestellte, Deutung handeln würde usw usf, aber so ein
„mädchenhaftes“ Gebaren hilft Dir ja bei Deiner konkreten
Frage nicht weiter, deshalb bin ich so konkret geworden.

zur Deutung von Kinderzeichnungen fällt mir eine Begebenheit ein, die sich vor Jahren während eines Klinikaufenthalts meiner Tochter ereignete:
Meine Tochter wurde aufgefordert, ihre Familie als Tiere zu malen.
Es war Ende Frühling und wir waren kurz vorher in einem Wildpark. Meine Tochter, damals ca 7 Jahre alt, kritzelte 3 flitzende Irgendwas, die vielen (scheints bösen) irgendwas-Viechern gegenüberstanden.
Der betreuende Psychologe sah sich das Bild lange an (erzählte er mir später) und konnte absolut nicht erkennen, welche Tierart meine Tochter gemalt hatte. Es kam zum Dialog:
Psychologe: Julia, was für Tiere sind die 2 Kleinen und das Große?
Julia: Das sind Denise und ich, mit Mama.
P.: Aha… und was für Tiere sind das?
J.: Wildschweine.
P.: Wildschweine? Wie kommst du darauf?
J.: Kennen Sie Wildschweine nicht?
P.: Nein.
J.: Dann sollten Sie mal in den Wildpark gehen und gucken, wie Wildschweine sind und wie Wildschweinmamas mit ihren Kindern umgehn.
P.: Aha. Erzähl mal.
J.: Na, die Wildschweinmama wird ihre Kinder immer verteidigen, egal wer da kommt. Und sie hat ihre Kinder lieb und spielt mit ihnen.

Der Psychologe schien total irritiert.
Als er es mir erzählte, sagte ich: Also, mit ner Wildsau werd ich ja öfter verglichen, aber so tats scheinbar nie jemand.

Ein Größeres Kompliment kann man wohl kaum von seinen Kindern bekommen

Gruss,

*zurückgrüß*

Branden

Daggi

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Hi Oliver,

Hallo Heike,
bei diesem „Test“ handelt es sich um „Familie in Tieren“. Dies
ist ein tiefenpsychologisches Instrument, das zu den
sogenannten „projektiven Verfahren“ zählt. Die projektiven
Verfahren verfügen nur über eine sehr schlechte Testgüte. Sie
sind weder objektiv, noch sind sie zuverlässig, noch besitzen
ihre Ergebnisse Gültigkeit im testtheoretischen Sinn. Auch die
theoretische Grundlage ist mehr als zweifelhaft und wird von
vielen Psychologen so nicht geteilt. Daher werden projektive
Verfahren heute i.a. zu dem Zweck eingesetzt, mit der
„getesteten“ Person in Kontakt zu treten, zu schauen, wie sie
auf eine Testsituation reagiert und im Gespräch über die
Zeichnung vielleicht mehr Informationen darüber zu gewinnen,
wie sie die Situation (hier: Familiensituation) erlebt. Eine
Deutung z.B. der Tiere im Verfahren „Familie in Tieren“ ist
zwar möglich, wird aber eher selten gemacht. Ich habe diesen
„Test“ auch mit einer Reihe von Kindern durchgeführt, aber
eben nur um einmal das jeweilige Kind in einer mehr
spielerischen Situation kennenzulernen und evtl. eine
Möglichkeit zu schaffen, mit ihm über ein Mittel (Zeichnung)
über die Familiensituation zu sprechen. Deshalb solltest Du
m.E. diesem „Testergebnis“ keine so große Bedeutung beimessen.
Eine objektive, allgemeingültige Interpretation gibt es
sowieso nicht. Man kann es so deuten, wie mein Vorredner es
tat. Der Phantasie sind bei diesen „Tests“ wirklich keine
Grenzen gesetzt.

Ich hatte mir nie genaue Gedanken darüber gemacht, wieso damals
bei meiner Tochter so ein Test gemacht wurde.
Jetzt versteh ich. Meine Tochter wollte damals nicht mit dem
Klinikpsychologen sprechen. Dass er sie aber so zum Reden brachte,
versteh ich jetzt (sie Antwort unten: Mutter auch)…

Grüße,

auch von mir

Oliver Walter

Daggi

Hallo Dagmar,

Ich hatte mir nie genaue Gedanken darüber gemacht, wieso
damals bei meiner Tochter so ein Test gemacht wurde.
Jetzt versteh ich. Meine Tochter wollte damals nicht mit dem
Klinikpsychologen sprechen. Dass er sie aber so zum Reden
brachte, versteh ich jetzt (sie Antwort unten: Mutter auch)…

ja, Dein Beispiel, das Du unten beschreibst, ist so etwas, was ich meine. Manchmal kann man über solche Zeichnungen an die Denkweisen von Kindern herankommen. Kinder benutzen oft nicht den Wortschatz, den Erwachsene benutzen, um z.B. ihr Erleben von Familienverhältnissen auszudrücken, so daß ein Gespräch ohne ein solches Mittel wie z.B. eine Zeichnung manchmal nicht recht weiterführt, selbst wenn das Kind bereit ist, mit der Psychologin / dem Psychologen zu sprechen.

Beste Grüße,

Oliver Walter

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