Tierzeichen auf den Giebeln der Tempel

In China findet man auf Tempeln je nach Bedeutung
Tierzeichen auf den Giebeln. Wie nennt man diese?

Hi

Meinst du Tierzeichen oder Tierfiguren?

Die Figuren nennen sich „Dachreiter“, sie sollten symbolisch den Übergang zwischen Luft und Bauwerk entschärfen, den man für gefährlich hielt (aus dem selben Grund sind Traufen auch geschwungen: Geister können angeblich nur geradeaus gehen und durch die Kurve „prallen“ sie ab, so die Mythologie). Der Luftraum war von _gui_ erfüllt, so nannte man früher Geister aller Art, später insbesondere böse Geister und rachsüchtige Totengeister. Sie schwebten heran und konnten aber durch Dachreiter abgehalten werden. Dem selben Zweck dienen auch die Ornamente (z.B. das Zeichen für langes Leben shou 壽 in seiner abstrahierten Form) oder Drachengesichter auf den Traufziegeln oder Röhrensiegeln der Röhrenziegel hochrangiger Gebäude.

Die Dachreiter brachten den Bewohnern aber auch GlĂĽck, je nachdem, welche vorhanden waren.
Insgesamt gibt es 12 Dachreiter, manche sagen auch 11, weil der erste, ein Mann auf einem Huhn (oder Phönix) reitend, eigentlich überall zu finden ist.

Je mehr Dachreiter ein Gebäude hat, desto höher steht es im Rang. die volle Anzahl von Reitern haben nur die Anlagen in der Verbotenen Stadt, die Kaiserbehausungen haben schon nur noch 10/9, die der Kaiserin 9/8

Umso weiter du richtung SĂĽden ziehst, desto mehr Abweichungen wirst du finden.
Seit der Song-Dynastie waren die Rangfolgen der Architektur streng geregelt worden, v.a. durch das 營造法式 Yingzao Fashi [‚Methoden der Gebäudekonstruktion’] (1103) von Li Jie 李誡. Dazu zählten Dachreiter-Anzahl, Gestalt, Gestalt des Dougong (Konsolensystem) und dessen Bemalung und die Farbe der Ziegel (Gelb: Kaiser und Qufu-Tempel, Qing (blaugrün) für hochrangige Gebäude, Aschschwarz für alles andere). Im Süden aber hielt man sich nicht immer an die strengen Vorgaben und reiche Südchinesen gestalteten ihre Häuser schonmal so wie sie im Norden nur Adeligen zugestanden wurden.

Die Zwölf Reiter sind von Außen nach Innen:

  • Reiter auf einem Huhn (oder Phönix)
  • Drache
  • Feng (Phönix)
  • Löwe
  • Himmelsross (oder Einhorn)
  • Seepferd (oder Himmelsross)
  • Suanni (eine Art Walross)
  • Yayu (ein Fabeltier aus Fisch, Löwe und Schildkröte)
  • Xiezhai (Rindsförmiger Feuerfresser)
  • Xingshen (geflĂĽgeltes, Affenartiges Fabelwesen)
  • Douniu (ein schuppengepanzerter Stier)
  • Dawen/Chiewei (Drachen mit „buschigem“ Schwanz)

Die Dachreiter finden sich aber eben nicht nur auf Tempeln sondern auf jedem Gebäude, das keine Scheune ist :wink: natürlich nur wenn die Bewohner Wert drauf legten…

Außerdem stehen an den Dächern öfters auch einmal Figuren von Drachen herum, diese hatten auch die Aufgabe Feuer zu verzehren und vor Unwettern zu schützen, denn anders als in Europa sind Drachen in China mit dem Wasser verbunden.

In China bestehen die Häuser ursprünglich aus einem Holzbalkenskelett. Dies macht die Häuser sehr erdbebensicher, aber super-feueranfällig, worunter auch Blitzeinschläge fallen. Daher waren die Feuerfresser und Feuerabweiser sehr wichtig.

„Tierzeichen“ könnte ich mir jetzt nur auf den Röhrensiegeln vorstellen, denn richtige Bemalungen der Giebel gibt es nicht. Das einzige was dort bunt sein kann, sind die Dougong, diese aber werden nicht bildlich bemalt, sondern nur bunt lackiert, hier kannst du dir welche anschauen: http://en.wikipedia.org/wiki/Dougong

Ich hoffe, dass hat dir etwas weiter geholfen.

lg
Kate