Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass die Tinctura opii
normata einen Ethanolgehalt von ~35% hat und wenn ja, welcher?
Der Grund wird sein, daß man in Apothekerkreisen schon lange an dieser Tinktur herumbastelt, vielleicht schon vor Paracelsus.
In der untenstehenden Literaturstelle wird darauf hingewiesen, daß die pharmazeutischen Eckdaten seit mehr als 100 Jahre unverändert sind:
„BTM-Rezeptur mit Tinctura Opii normata
Diesbezüglich findet man in Literatur und Arzneibüchern verschiedene Angaben, wie
z.B. „Tinctura Opii simplex/ Einfache Opiumtinktur“ – „Tinctura
Opii/ Opiumtinktur“ – „Tinctura Opii normata/ Eingestellte Opiumtinktur“.
Diese Unterschiede in der bei pharmazeutischen Grundstoffen
üblichen lateinisch-deutschen Nomenklatur suggerieren,
dass es sich, ausgehend von Pharmacopoea Gemanica II (1883)
bis zum gültigen Ph.Eur. 6 um unterschiedliche Tinkturen handeln
könnte.
Der Blick in die verschiedenen Monographien zeigt aber, dass
ein und dieselbe Tinktur beschrieben wird: Opiumtinktur, die aus
Opiumpulver und einer 1:1-Mischung von Wasser und Ethanol
70% (V/V) durch Mazeration erhalten und auf 1,0% Morphin standardisiert
wird. Mit Fortentwicklung der Arzneibücher hat sich nur
die Bezeichnung der Tinktur mehrmals gewandelt.
Die übrigen pharmazeutischen Eckdaten
wie Ausgangsdroge, Extraktionsmittel,
Herstellungsverfahren
und Standardisierung
auf 1,0% Morphin blieben
über mehr als 100 Jahre
unverändert.“
Sicher hat bereits Galenus aus Kostengründen möglichst verdünnten Ethanol eingesetzt, wenn er sonst alle Anforderungen an die jeweils gewünschte Tinktur erreichen konnte.
Gruß an den
Pharmazeutisch Technischen Assistenten
watergolf