Hallo,
zunächst mal streitet sich die Wisschenschaft noch immer, woher ein T. überhaupt kommt und was er eigentlich ist. Deren letzter „Schrei“ ist eine Art Phantomschmerz im Bereich der Hörnerven, die auf nicht mehr vorhandene Erregung „scheinreagieren“. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass der T. fast immer eine neurologische Reaktion auf einen Hörverlust ist.
Es ist also wichtig zu wissen, dass ein T. „im Kopf“ und nicht im Ohr entsteht und dass es sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um ein organisches Symptom handelt!
Dieses organische Symptom kann - ebenso wie ein sehr häufig mit ihm verbundener Hörverlust - massiv krank machen, vorallem psychisch - und nicht etwa umgekehrt! Natürlich können psychische Krankheiten den Leidensdruck eines Tinnitus verstärken, aber bislang ist keine rein psychische Erkrankung bekannt, die ihn allein auslösen kann. Grundsätzlich ist ein T. aber immer in der Lage, mit allen möglichen Erkrankungen in Wechselwirkung zu treten. Es ist zB relativ normal, dass er bei Verschlechterungen des Hörvermögens (zB durch Erkältungen oder Infekte der Ohren) deutlicher wahrgenommen wird und „vermeintlich schlimmer“ wird.
Da hört die Raterei aber noch lange nicht auf und es wird heftig geforscht und alles mögliche „an den Patienten gebracht“, was irgendwie Geld bringt! Also im Zweifel Pfoten weg von „einfachen Mittelchen“, die für teures Geld zuviel versprechen.
Auch deine Geschichte hört sich sehr nach einem typisch organischen Hörschaden an, der den besagten Phantomschmerz auslösen kann.
Grundsätzlich wird ein T. in akuten und chronischen T. unterschieden. Akuter dauert ein paar Stunden bis Tage - zB das Pfeiffen nach einem Konzert, die Folge eines Erkältungsinfekts, leichtere Knalltraumata usw… Der kann noch von allein verschwinden, was durch Ruhe im Sinne von Erholung gefördert wird…
Tut er das nicht spricht nach nach einigen Wochen bis Monaten von einem chronischen T. Der verschwindet nicht! Das Leben mit diesem T. zu meistern und damit klar zu kommen, nennt man „Kompensieren“. Man lernt also, mit dem Geräusch zu leben.
Das ist derzeit die einzige Methode, damit klarzukommen! Es gibt also in dem Sinne kein „Hausmittel“!
Was man machen kann, ist sich mehr oder weniger massiv vom T. abzulenken. Einigen hilft Sport, einigen leise Musik, auch sehr gut sind natürliche Rauschquellen wie Meeresbrandung, Wasserfälle, „Bachgeplätscher“ oder „Windgeräusche“. Ein häufig genannter Tipp sind Zimmerspringbrunnen und „Windspiele“.
Dabei sollte man nie vergessen, sich zu entspannen! Es nützt nix, sich zu stressen, indem man sich statt des T. nun auf ein anderes Geräusch konzentriert. Deshalb sind auch sog. Noiser oder Masker (Geräte in Form eines Hörgeräts , die ein künstlich erzeugtes Rauschen generieren) sehr umstritten!
Ein T. kann massiv die Konzentration stören. Das kann sehr beim Lesen schaden. Ein Tipp ist ggf der Umstieg auf Hörbücher und Hörspiele, vorallem vor dem Zubettgehen.
Leidet jemand unter Schlafstörungen oder kann wegen des T. nicht wieder einschlafen, kann alles helfen, was einem gesunden Schlaf hilft! Abends wenig essen, möglichst wenig Alkohol (wobei manche auf Rotwein schwören :-)), keine Zigaretten und möglichst wenig Stress vor dem Zubettgehen (siehe oben genannte Hörbücher).
Das alles mag recht profan klingen, aber es hilft! Es braucht aber Zeit und etwaige Rückschläge sollte man einkalkulieren! Weitere Hilfe und Ratschläge kann man sich auch bei der Deutschen Tinnitus-Liga holen.
Viel Erfolg und Alles Gute!
Schnabel