Tipp für mehrtägige Waldwanderung in Deutschland

Hallo zusammen,

1x jährlich machen wir eine kleine Wanderung über 4 Tagesetappen.
Bisher war der Spessart unser Ziel.
Allerdings stören uns zunehmend die dort verbreiteten Waldautobahnen.
Endlose Schotterpisten finden sich vor allem dort, wo die Bayerischen Staatsforste wüten.
Irgendwann ist jeder einzelne Schotterstein auf der Fußsohle spürbar.
Das möchten wir unbedingt vermeiden.
Gewünscht wären schmale Waldwege, gerne anspruchsvoll.

Ich wäre sehr dankbar, wenn jemand einen Routenvorschlag für uns hätte.
Gerne weiterhin im Spessart, sofern es unseren Anforderungen entspricht - gerne aber auch an einem anderen Ort (wobei die Urwälder Rumäniens zumindest für die diesjährige Wanderung etwas zu weit entfernt wären :slightly_smiling_face: )

Hier noch einmal die Anforderungen im Überblick:

  • 4 Tagesetappen
  • maximal 20 km pro Tagesetappe
  • Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeit zwischen den Etappen (gerne einfach, aber kein Camping)
  • schmale unbefestigte Waldwege / keine Waldautobahnen (Schotterpisten)
  • Routenverlauf fast ausschließlich durch den Wald
  • bevorzugt alter Waldbestand / Mischwald
  • gute Beschilderung des Weges an allen Kreuzungen
  • Start- und Endpunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar

Hallo,
also ich kann die Pfalz und das Elsass wärmstens als Wanderparadies empfehelen. Guck mal hier, es gibt darüber noch ganz viele Seiten:


Gruß
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Servus,

obwohl der südliche Teil des Pfälzerwaldes (heißt ab Grenze „Nordvogesen“) landschaftlich mehr Charme hat, weil die Täler etwas weiter sind und damit Talauen haben, sprechen die meisten anderen Kriterien klar für den Pfälzerwald. Wegen reiner Fußwege (die dort häufig sind) besorg Dir die 1:25.000er Wanderkarten vom Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation RHP, dort sind alle Markierungen des Waldvereins, der Gemeinden und des Landes eingezeichnet und die Beschaffenheit der Wege ist durch entsprechende Symbolik dargestellt.

Vermeidet trotz der hübschen Balkonblicke Wege ganz vorne am Ostrand des Walds entlang der Haardt, da gibt es zu viele Wanderparkplätze mit entsprechendem Publikum.

Dank Martin Brüderle kommt man im Pfälzerwald mit der Bahn nach wie vor (und teilweise auch wieder) „überall hin“, und weil der Wald größtenteils den Landesforsten gehört, ist er mit inzwischen weit gediehenem Umbau zu selbstverjüngendem Mischwald wieder richtig schön geworden.

Naturfreundehäuser und bewirtschaftete Hütten des Waldvereins gibt es überall im Wald.

Einzubeziehen auch der weniger dicht besuchte Norden, u.a. Rosenthalerhof und das Göllheimer Häuschen mit der Kette von kleinen Teichen südlich davon; der Drachenfels, wo Siegfried den Drachen Fafnir getötet hat; ganz im Süden kurz vor der Grenze der Altschlossfelsen und bereits in Frankreich die imposante Ruine Fleckenstein; recht malerisch im Süden das Pfalzbachtal mit Dernbach und der Ramburg; wenn’s geht eine Übernachtung im Waldgasthaus „Stilles Tal“ und eine im Naturfreundehaus Oppauer Haus; ein Schwumm im Helmbachweiher…

Das passt alles nicht gut in vier Tage, aber mit den 1:25.000er Blättern auf dem Tisch und der Anzeige von Übernachtungsmöglichkeiten bei Tante Google wird das schnell greifbarer, auf welche konkrete Tour Ihr dieses wunderschöne Wanderrevier eindampft.

Schöne Grüße

MM

Hallo Aprilfisch,
ja, alles sehr gute Vorschläge. Was bin ich doch gesegnet, diese Gegend als meine Heimat bezeichnen zu können in der ich immer noch lebe und auch nie weg will.
einzig ein Patzer ist dir unterlaufen. Der Drachenfels an dem Siegfrief Fafnir erschlug steht im Siebengebirge und hat mit dem Pfälzer Drachenfels rein gar nichts zu tun.
Grüße

Hmmm - da hat es mit der Heimatkunde dann offenbar doch nicht so geklappt.

Unabhängig davon, dass es sich um eine Sage handelt und die dort genannten Orte teils mehrfach vorkommen und teils unbestimmt bleiben, wie z.B. die nicht weniger als acht Siegfriedbrunnen zwischen Amorbach und Edigheim, von denen zum Glück nicht jeder behauptet, der einzig Wahre und Richtige zu sein, obwohl Hagen von Tronje den Siegfried doch nur maximal einmal getötet haben kann:

Alle wichtigen Ereignisse im Nibelungenlied spielen sich im Wonnegau und dessen weiterer Umgebung ab, vgl. Tod Siegfrieds wie schon gesagt. Der Drachenfels im Siebengebirge wäre eine seltsame Ausnahme. Das Reich der Burgonden aus dem Nibelungenlied war nicht etwa das Burgund, sondern eine Gegend am Rhein, irgendwo zwischen Mainz - Alzey - Worms gelegen.

Der interessanteste der Nibelungenorte in der Pfalz sind - finde ich - die Niefernheimer Löcher bei Albisheim / Pfrimm. Es gibt eine Version des Nibelungenlieds, nach der Hagen von Tronje den Nibelungenschatz vier Stunden westlich Worms vergraben haben soll, und exakt da liegen die Niefernheimer Löcher - ein durch eine geologische Verwerfung überraschend zu Tage tretender Quellsumpf direkt an der Pfrimm, in dessen Baumbestand eine Krähenkolonie wohnt und den Schatz bewacht. Um diesen Sumpf gibt es alle möglichen eigenartigen volkstümlichen Geschichten, und in der Tat fühlt es sich etwas merkwürdig an, wenn man da entlang geht, auch wenn man den Nibelungen-Zusammenhang erst danach erfährt (hab ich mehrfach mit Gästen ausprobiert).

Kurz: „Rein garnichts“ ist im Zusammenhang mit Sagen viel, viel zu hoch gegriffen.

Den Zusammenhang mit Fafnir bildet beim Pfälzer Drachenfels die große Höhle in dem Sandsteinfelsen, ungewöhnlich für die Buntsandsteinfelsen der Gegend, die zwar hie und da eigenartige Formen in Abhängigkeit der Härte des Buntsandsteins bilden, Pilz- und Tischprofile sind nicht selten, wie Du ja weißt, aber Höhlen zumal in dieser Größe kommen zwar vor („Al Capone“ Bernhard Kimmel kannte sicher Dutzende), sind aber nicht das allererste, was man mit den Felsen im Wald verbindet. Diese Höhle, wahrscheinlich seit der Jungsteinzeit zumindest sporadisch bewohnt, soll die Behausung von Fafnir gewesen sein - tatsächlich ist ein römischer Wachposten auf dem Drachenfels nachgewiesen, und der Zusammenhang Römer - Drachen ist nicht nur an dieser Stelle zu finden.

Ach, und jetzt noch einer vom Hölzchen zum Stöckchen, vielleicht interessant für @mundraub und seine Tourenplanung: Bei Deidesheim am Rand der Haardt, direkt neben der Michaelskapelle, von der aus man einen wunderschönen Blick über das Rebengehügel hat, findet sich ein seltener kulturhistorischer Ruinenort: Die Heidenlöcher sind (relativ gut erhaltene) Reste einer mittelalterlichen bäuerlichen Fluchtburg aus der Zeit ca. 800 - 1.000: Eine Art Wagenburg in Stein nachgebildet - entlang einer Ringmauer sind einzelne kleine, massiv gemauerte Steinhäuser mit vielleicht 15 - 20 m² angeordnet, in der Mitte ist Platz für das Vieh. D.h. eine Burg, die dem romantisierenden Bild der mittelalterlichen Burg überhaupt nicht entspricht, kein Gebäude ist hervorgehoben, es gibt kein sichtbar größeres Haus, das dem ideologischen Konstrukt des „Ortsbauernführers“ entspräche.

  • und nochmal ein technischer Hinweis für @mundraub zur Anreise mit der Bahn: Wenn Ihr eher im Süden unterwegs seid, ist ein hübscher Weg zur An- oder Rückfahrt die Linie entlang der Wieslauter von Hinterweidenthal nach Bundenthal-Rumbach. Die Bahn endet mehr oder weniger mitten im Nirgendwo, Bundenthal und Rumbach sind winzige Nester; sie sollte eigentlich bis Weißenburg gebaut werden, einzelne Dämme und Brücken kann man sehen, auch ein Haus beim Bahnhof Wissembourg, das bereits halbiert worden war, um Platz für die Bahn zu machen - und dann kam 1914 und nichts ging mehr weiter. Die Bahn wurde nach langem Dornröschenschlaf in der Ära Brüderle zunächst für den Ausflugsverkehr am Sonntag (es gab einen durchgehenden Zug Mannheim - Bundenthal-Rumbach) reaktiviert, inzwischen wieder Mittwoch, Samstag und Sonntag mit passablen Geschwindigkeiten befahren. Die Gegend Dahn - Bad Bergzabern - Annweiler am Trifels ist, obwohl direkt an der Oberrheinebene gelegen und sehr leicht zugänglich, viel weniger überlaufen als der übrige Ostrand des Pfälzerwalds.

Bei Annweiler übrigens nochmal ein Stückchen interessante Architekturhistorie: Burg Trifels ist das einzige mir bekannte Stück Nazi-Architektur, das nicht hässlich ist.

Schöne Grüße

MM

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Das liegt im Auge des Betrachters.
Ein sehr verwandter Baustil ist der Stalin-Barock.

Zur Ausgangsfrage. Die Region Erzgebirge / Vogtland lässt sich sehr gut erwandern und hat den Vorteil, dass man in’s Böhmische abstechen kann, um auch einmal andere Kulturen zu sehen.

Wer den Spessart gewöhnt ist, kommt auch mit dem Erzgebirge klar.
Und die Eingeborenen sind sehr zutraulich.

Aber nur, wenn man sie mit Leckerchen gut anfüttert.

Gibt’s in der Regel umgekehrt.

Ich hoffe Du nimmst es mir nicht übel: genau die Wandergegenden mit solchen Wegen werde ich, solange es nur möglich ist, geheim halten bzw. nur mit persönlichen Freunden teilen. Andernfalls wären sie schnell, mit allen hässlichen Konsequenzen, überlaufen.

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Servus,

in Gedanken an gestern, wo wir im Pfälzerwald über 16 km auf Nadelstreu und Sand keiner Menschenseele und auf den letzten 4 km Forstweg zwei Personen begegnet sind: Ein und das selbe Gebiet kann gleichzeitig überlaufen und fast menschenleer sein. Überlaufen sind die Wege, die in einer mehr oder weniger großen Runde vom Blech zum Blech auf dem „Wanderparkplatz“ zurückführen (schwarze Ziffer auf weißem, kreisrunden Feld), und fast menschenleer sind die klassischen Wege mit den Markierungen des lokalen / regionalen Wandervereins, die von Bahnstation zu Bahnstation führen.

Schöne Grüße

MM

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