Tipps für Stauden im Vorgarten

Hallöchen,

es kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass in unserem im letzten Jahr mit Stauden komplett (vom Gärtner) bepflanzen Vorgarten nichts überlebt hat, was mit Nachnamen Rittersporn heißt. Auch die Dahlien scheinen nicht wiederzukommen. Die Margeriten waren vor allem für die Blattläuse ein Genuss; wiederzukommen scheinen aber auch sie (also die Margeriten) nicht.

Was böte sich denn mit ähnlicher Blüten- und Farbenpracht an? Der Standort ist eher schattig (Morgensonne bis maximal 12 Uhr), der verpresste Bauschutt im Untergrund wurde durch angeblich gesiebte Blumenerde ersetzt und Bodenfrost gibt es hier mitunter bis in den Mai.

Gruß und Dank
C.

Hallo Christian,

die Aufzählung der nicht wiedergekommenen klingt, als sei das eingebrachte Substrat ziemlich schwer, vielleicht ton-betont. Jedenfalls kein frischer, gut krümelnder / kalkversorgter Boden, den Rittersporn und Margeriten lieben.

Für jetzt und die kommenden Jahre: Ein regelrechtes Feuerwerk an Blüten in Farben von beinahe Weiß über Rötlich und Violett bis Blau, eine Art Mozart-Divertimento im Garten, jetzt um diese Zeit herum macht Akelei, die völlig unempfindlich auf Problemböden ist. Wenn man sich die Mühe macht und die abgeblühten Blütenstände tief abschneidet, folgt eine zweite, wenn auch nicht so bombastische Blüte im Sommer. Wenige gepflanzte Stöcke reichen aus - wenn man nur die Blütenstände der Varianten, die einem weniger gut gefallen, abschneidet, sät sich Aquilegia recht zuverlässig selber weiter aus.

Eine Staude, die fast alles abkann und den ganzen Sommer über weiterblüht, ist Heliopsis. Zwar sind die einzelnen Blüten ein bisselchen langweilig - sehen ungefähr so aus, wie wenn ein Kind mit vier Jahren eine Blume malt -, aber mit ihrer bereits nach wenigen Jahren ziemlich wuchtigen Erscheinung bietet sie einen strahlenden Wumms in Gelb.

An einem nicht so sonnigen Standort wird schätzungsweise auch Digitalis gut funktionieren: Die einzelnen Stöcke dauern nicht lange aus (zwei - drei Jahre), aber sie säen sich auch ständig weiter aus, wenn sie mal da sind. (Außer wenn man das beabsichtigt - eine schöne rein weiße Mutante, die zu mir gekommen war, wollte unter Aufsicht partout nicht keimen).

Zurückhaltender in den Blüten, aber für Begleitung im Hintergrund gut geeignet (und viel weniger anspruchsvoll betreffend Feuchtigkeit wie behauptet) ist Geum Rivale Bachnelkenwurz.

Noch ein Kandidat in Gelb, der betreffend Böden anspruchslos ist und ähnlich wie Digitalis zwar mehrjährig ist, aber nicht als Staude ausdauernd, sondern sich selber weiter aussät, die Nachtkerze Oenothera biennis - neben der Venusfliegenfalle die einzige mir bekannte einheimische Blütenpflanze, deren Bewegung man mit bloßem Auge sehen kann (wenn sie in der Abenddämmerung die Blüten des Tages öffnet).

Damit das nicht zu gelblastig wird, noch die - leider auch bloß drei - fünf Jahre stehende - Stockrose Alcea rosea, blühend von Mai bis Oktober in ihren hübschesten Varianten beinahe schwarz, wie es sich für eine Blütenpflanze eigentlich nicht gehört.

Noch weitere Formen und Farben (Blüte bis in den August) bringt die ebenfalls recht robuste Staudenlupine Lupinus Polyphyllus - häufig in eher schrägen Pink-Tönen angeboten, es gibt aber auch richtig schöne rein hell- oder dunkelblaue Sorten. Wird für volle Sonne empfohlen, kommt aber mit der beschriebenen Lage schon zurecht. Zwar Einwanderer, aber von hiesigen Insekten gut besucht.

Und mit späterer Blüte noch die Herbstaster, auch die braucht es nicht so sehr sonnig, wie die Leute sagen, und ist wegen Wurzelausläufern eher schwierig loszukriegen als schwierig zu behalten. Erfordert ein bisselchen Ausdauer bei der Suche nach Formen, die eher ins Blau als ins Pink spielen.

Eine kurze Erweiterung noch in Richtung der Gäste, die man kaum mehr loskriegt, wenn sie mal da sind: Spätsommer-Gelb von der Kanadischen Goldrute. Die Wildform, auch in Bauerngärten zu sehen, neigt zu invasivem Benehmen, ist aber robuster als die Zierformen und optisch recht eindrucksvoll - nebenbei eine kleine Erinnerung an die „Wiedergeburt“ Deutschlands: Die Goldrute war eine Pflanze aus den Staudengärten der 1920er Jahre, gar nicht mal so sehr häufig, und verbreitete sich ab den Flächenbombardierungen der Städte in den 1940er Jahren als Spezialist für deren Bedingungen schwungvoll und raumgreifend in den Ruinengrundstücken - sie war das Erste, was in den halb toten Städten wieder leuchtete, noch bevor der elektrische Strom wieder funktionierte…

Wenn ich jetzt noch Topinambur anspreche, hänge ich schon wieder im Gelb, daher übergebe ich jetzt.

Schöne Grüße

MM

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Meinen kleinen Garten hat er schon voll im Griff! :scream:

Schönste Grüße
Ann da Cava

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Na ja, Dahlien sind auch nicht winterhart🤷🏻‍♀️
Du hättest sie im Herbst ausbuddeln und ungefähr zur jetzigen Zeit wieder eingraben müssen.

Ich geb mal als weiteren Tipp die blaue Flockenblume, diese blüht wohl überall hierzulande zweimal im Jahr.
Und mit Lavendel kannst du auch nix falsch machen. Der ist sehr pflegeleicht.

Solch giftige Sachen wie Digitalis/Fingerhut kommen mir persönlich nicht mehr in den Garten. Ich bin froh, dass ich das hier endlich ausgerottet habe😐
Stockrose und Lupine sind wunderschön. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass diese sehr oft von einer Krankheit, einer Art Pilz befallen werden. Habe ich deswegen auch aufgegeben.
Herbstaster ist ein prima Tipp, die gibt es in verschiedenen Farben und Höhen,
ebenso Chrysanthemen, Hortensien, Schwertlilien.

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Tja, da wirst Du Dich doch noch mit Schnapsbrennerei beschäftigen müssen! Wie es kam, dass Topinambur in der bürgerlichen französischen Küche des 19. Jahrhunderts zeitweise ein hoch angesehenes Gemüse war, ist mir unerklärlich. Aber ein Rossler ist (zumindest im Vergleich zu Korn) eine hübsche Sache.

Wenn sich Christian auf ihn einlassen möchte, werden die überzähligen Knollen und Wurzelausläufer eher in Richtung Pferdefütterung verwertet werden - Topi ist häufig in Ergänzungsfuttermitteln für Pferde enthalten. Auf diese Weise ließen sich vermutlich Familienmitglieder zur Vorgarten-Arbeit bringen, die sonst für so einen nicht besonders altersgerechten Stumpfsinn keinen Nerv haben.

Schöne Grüße

MM

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Zum einen saß ich heute neben einigen Dahlien, die nicht ausgegraben wurden und denen es offensichtlich prächtig ging und zum anderen hatte der Gärtner schon den klaren Auftrag, Dinge zu pflanzen, die man sich - von Wasser abgesehen - ganz gut sich selber überlassen kann.

Der ist an anderer Stelle reichlich vorhanden.

Notiert

Ah, wenn ich mir das so anschaue, könnte es auch sein, dass die Dahlien, die nicht wiederkamen, tatsächlich Chrysanthemen waren. Ich mache darum lieber einen Bogen.

Haben wir hinten schon haufenweise.

Notiert

Danke Dir - die hat mir gefehlt, zumal sie mit ihrem klar strahlenden Blau selbst auf so einem kalkarmen, eisenhaltigen Auenton wie dem, auf dem ich gärtle, einen schönen Kontrapunkt zu dem ganzen gelben Kram setzt und nicht irgendwie ins Pink oder Lila schlägt. Die Blüte filigran und genauso elegant wie bei der nahe verwandten Kornblume, aber der Stock selber robust und ausdauernd.

Und noch eine Kleinigkeit: Das käme dabei heraus, wenn man die Akeleienblüte in Verse fassen wollte - ist mir heute im Garten wieder in den Sinn gekommen:

Erich Kästner
Der Mai

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

(Für solche Ausrutscher wie die Pfauenaugen im Mai hat Kästner, Berliner Stadtmensch, sozusagen pauschal Abbitte geleistet, indem er darauf hinwies, dass er in dieser Auftragsarbeit für eine Berliner Zeitung „Die Dreizehn Monate“ sehr vieles von dem, was er damit besang, überhaupt nicht aus bewusster Anschauung kannte, sondern aus irgendwelcher Literatur zusammen-gelesen hat.)

Schöne Grüße

MM

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Hallo Martin,

vielen Dank für die vielen Vorschläge und Ideen. Ich werde das alles mal auf eine Liste schreiben und die Tage unser Gartencenter aufsuchen. Letztlich sind sechs Lücken zu ersetzen. Das wird mir mit der Liste dann schon gelingen.

Grüße

C.

Servus,

mal unabhängig von den Spätfrösten, von denen Du berichtest und die mich in Eurer Gegend ein wenig überraschen, episodisch eine Geschichte von dem nicht erst seit spürbarer Erwärmung Ausnahmeklima entlang des Rheins:

Es gab in Bonn einen Pflanzenbau-Prof, der dafür bekannt war, dass er eine exzellente Nase für Aussaattermine im Frühjahr hatte: Er wusste immer, wann es nicht mehr richtig kalt würde. Bis zu seiner Emeritierung machte er aus seiner Prognose-Methode immer ein kleines Betriebsgeheimnis und beharrte darauf, dass es eben keine gesicherte Möglichkeit gibt, Wetterentwicklungen vorherzusehen und vorauszusagen.

Als Emeritus hat er dann zugegeben, dass er privat ein paar Griechische Landschildkröten hielt, und die Aussaattermine im Frühjahr danach bestimmte, wann diese sich aus dem Winterquartier ausbuddelten: Das Ausbuddeln selber ist für ein Tier nach Winterschlaf mit entsprechend geschrumpften Reserven so anstrengend, dass man es nicht zwei Mal nacheinander machen kann - d.h. es ist überlebenswichtig, das erst dann zu tun, wenn es nicht mehr kalt wird.

Diese Prognose-Methode funktioniert aber nur in Bonn - nicht in Weihenstephan, nicht in Hohenheim, nicht in Göttingen oder Witzenhausen oder Kiel, nicht in Wageningen.

Moral: Es gibt noch eine Menge Banalitäten, die noch unerforscht sind, und eigentlich sind Flora und Fauna viel zu spannend, als dass man sie mal eben so zugrunde richten sollte…

Schöne Grüße

MM

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Hallo nochmal,

zu denen muss ich noch ergänzen, dass die in Köln direkt am Rhein in der Südwestecke (außerhalb) eines Hauses überwinterten. Ich kann schlecht einschätzen, wie kalt es da im Winter tatsächlich geworden ist.

In diesem Jahr hatten wir den letzten Bodenfrost am 27. April, der leider wieder diverse Igel das Leben gekostet hat, aber in den letzten Jahren hatten wir den tatsächlich am 10. (2017) bzw. 13. Mai. Was ein bisschen ist, weil meine Frau zu den ungeduldigen Menschen gehört, die bei den ersten Sonnenstrahlen im April in den Gartenmarkt fährt, diverse Pflanzen kauft und die dann zum Erfrieren in den Garten bzw. vor die Haustür stellt. Letztlich spielt es fürs Große Ganze keine große Rolle, weil die, die diese Prozedur überleben, sowieso am Ende vertrocknen. Jedenfalls gilt das für die, die nicht auf meiner Gießroute stehen. :man_shrugging:

So weit ist Bonn zwar nicht entfernt, aber Schildkröten sind hier gerade keine Option. Dennoch zweifellos eine interessante Geschichte.

Grüße
C.

  • auch wenn die Liste für die freien Plätze sicher schon geschlossen ist, zur Ergänzung der Liste der unverwüstlichen ausdauernden Blütenpflanzen noch die Rote Spornblume Centranthus ruber, die zwar auch in Richtung des (nicht nur von mir) ungeliebten Pink geht, aber immerhin intensiv genug für beinahe Rot gefärbt ist und mit ihren feinen Blütchen den Schock dieser Unfarbe relativiert. Hab heute einige fast weiße Akeleien zusammengesucht und jetzt mit einigen Spornblumen-Blüten zusammen auf dem Tisch stehen, das ist schon auch hübsch.

Schöne Grüße

MM

Egal, ich finde es trotzdem wunderschön!