TKKG rechts -und Kalle Blomquist?

Hallo,

ich las gerad folgenden Artikel:

http://www.bento.de/vintage/tkkg-so-rechts-waren-die-hobby-detektive-wirklich-1156667/#ref=ressortblock

TKKG sind also rechts, sogar superrechts. Die genannten Beispiele sind überzeugend.

Ich habe in meiner Jugendzeit auch Bücher über sie gelesen, aber ich glaube nur zwei oder höchstens drei. Da ist mir das nicht aufgefallen.

Allerdings habe ich mit Begeisterung Kalle Blomquist gelesen. Ist der auch rechts? Googlen hat mir keine Antwort gegeben.

Grüße
Carsten

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Hallo,

ich kenne von TKKG nur die Titel, ich bin ein bisschen zu alt, um sie gelesen zu haben. Den Artikel habe ich überflogen, aber was da steht, klingt für mich nachvollziehbar.

Kalle Blomquist war eigentlich vor meiner Zeit, aber die Bücher standen noch in unserem Familienregal, dank meiner etwas älteren Schwestern. Es ist eine Zeitlang her, dass ich sie gelesen habe, was ich schreibe ist also aus dem Gedächtnis, ich hoffe, es sind nicht allzuviele Fehler drin.

Ich gehe mal auf die einzelnen Punkte ein:

  1. Mädchen
    Eva-Lotte ist beileibe nicht den beiden Jungs in ihrem kleinen Kreis gehorsam. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt nicht nur von Anders und Kalle, sondern auch von den Sixtus und den anderen (wow! ich weiß noch, wie die heißen!!!). Sie ist ein starkes Mädchen, das aber durchaus in der Gesellschaft ihrer Zeit steht. Nicht umsonst hat Astrid Lindgren die Identifikationsfigur für Mädchen mit Pippi Langstrumpf geschaffen. Anders als Annika in den Pippi-Büchern ist Eva-Lotte selbstbestimmt. Sie gehorcht ihrem Vater, wenn es ihr richtig erscheint und aus Respekt und Liebe, aber es sieht manchesmal so aus, als gehorche ihr Vater (der Bäcker) ihr. Sie ist noch nicht so unabhängig wie Pippi, aber sie ist wesentlich stärker wie die in TKKG beschriebene Gaby und das immerhin 50 Jahre früher.

  2. Die Gangster in den Blomquist-Büchern sind keine Ausländer. In einem der Bücher ist es sogar ein Kusin von Eva-Lottes Mutter. Selbst die internationale Gangsterbande im letzten Band, in dem Rasmus entführt wird, ist hauptsächlich schwedisch.

  3. Der Ortspolizist wird von den Kindern mit Onkel angeredet, sie respektieren ihn und auch wenn sie eigene Wege gehen, vertrauen sie ihm und der Polizei. Er verlässt sich ganz und gar nicht auf die Kinder und ihr Detektivspielen, sondern im Gegenteil warnt sie davor und möchte, dass sie spielen gehen und das ernsthafte Leben den Erwachsenen überlassen.

    Eva-Lotte mag den einen Kommissar nicht, weil er herablassend ist, aber das ist eine einzelner. Die Kinder „spielen“ Detektiv und als es ernst wird, würden sie nur zu gern an die Erwachsenen abgeben, aber die Umstände lassen das nicht zu. Der Mörder des Geldverleihers ist ein junger Mann, über den Eva-Lotte Phantasien hat, die pre-pubertär sind, ich glaube, sie redet ihn in ihrer Phantasie mit „Bruder“ an, als sie noch nicht weiß, wer er ist, und sie sich eine Familienszene ausdenkt, während sie auf ihre Freunde wartet.

  4. Es gibt in den Büchern keine Verachtung gegenüber Außenseitern. Der Böse (bei Rasmus) ist ein Anführer, der die kleinen Gangster (Nikke) dominiert. Nikke will gar nicht böse sein, er ist nur so hineingerutscht. Durch Rasmus findet er zum Guten. Der alte Mann, der in der Prärie ermordet wird, ist ein Geldverleiher - das wäre die Chance gewesen, diese Art Menschen zu verunglimpfen, auch das geschieht nicht. Auch in anderen Lindgren Büchern kann ich mich nicht erinnern, das über Obdachlose schlecht geredet wird oder armere Menschen weniger Wert beigemessen wird. Kalle und Eva-Lotte stammen aus bürgerlichen Handwerksfamilien, Anders Vater ist ein armer Arbeiter. Das wird beschrieben, die Konsequenzen (weniger Geld) aufgezeigt, aber nicht (ab)gewertet.

  5. Kalle bewundert Sherlock Holmes und kombiniert gern. Seine Schlüsse zieht er durch Kombination und Beobachtung. Gewalt geht nie von den Kindern aus, im Gegenteil sie haben davor Angst und vermeiden sie, wo sie können. Nie wird hier Gewalt als Lösung von Problemen dargestellt.

  6. Punks etc. gibt es in Kalles Welt nicht. Wie gesagt, auch für die Verbrecher wird ein gewisses Maß an Verständnis aufgebracht.

  7. Mobbing kommt nicht vor. Anders stammt wie gesagt aus einer armen Familie, aber gehört unverbrüchlich in den Dreierbund. Für Kalle ist er ein ernstzunehmender „Gegner“, was Eva-Lotte betrifft. Auch die rivalisierende Jungenbande unter Sixtus’ Leitung sind eigentlich Freunde und man zollt sich gegenseitig Respekt. Als Sixtus’ Hund vergiftet wird, halten alle zusammen, der Hund frisst ja nur die vergiftete Schokolade, weil sie alle zu Eva-Lotte halten (die einen Mörder gesehen hat).

Uff, ich bin selbst überrascht, wie viele Erinnerungen an die drei Kalle Blomquist Bände bei mir noch da sind. Jetzt habe ich Lust, sie wieder zu lesen, nach all den Jahren.

Ich kann sie nicht mit TKKG vergleichen, weil ich diese nicht kenne, aber nein, Astrid Lindgren hat keine rechten Kinder"helden" geschaffen. Für mich waren die drei immer ein wenig altmodisch, die Welt etwas behüteter als ich sie kannte, geschrieben nach dem 2. WK, habe ich sie in den 60er Jahren gelesen. Ich war neidisch auf die Freundschaft der drei (bzw. sechs).

Grüße
Siboniwe

Sorry wegen der unsinnigen Nummerierung. Text-Editor hat zugeschlagen.

so ein stuss, kann genau so gut schreiben, dass die absolut Links sind, man muss nur die passenden Stellen raus suchen.

So? Dann mach das doch mal bitte. Die Beispiele in dem Text sind ziemlich überzeugend. Bitte liefere doch ein paar Gegenbeispiele um deine Behauptung zu belegen.

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mache ich, höre mir schnell noch ein paar TKKG Folgen an, so um die 50ig. Ok en paar Sachen kenne ich noch aus meiner Kindheit. Da war zum Beispiel die Sache wo sie den Ausländer geholfen haben, oder die Sache mit der Irrenanstalt (nein sie betreiben dort keine Euthanesie).

Ach in den 80igern war der Schnurrbad mal in, sieht heute ziemlich Schwul aus, waren in den 80igern alle schwul?

Ich habe nie TKKG gelesen, aber die genannten Beispiele erscheinen mir doch sehr wie der mit voller Absicht unternommene Versuch einer Diskreditierung. Literatur lebt von Typisierung, und die passiert nun einmal durch das Herausarbeiten von Unterschieden. Wenn hierbei insbesondere überkommene Stereotypen verwendet werden, spricht dies nicht unbedingt für literarische Qualität, aber man muss sich natürlich andererseits auch fragen, wie man überhaupt noch differenzieren kann, wenn jedwedes Merkmal, an dem sich eine solche Differenzierung festmachen ließe gleich als Diskriminierungsgrund gesehen wird. Nur wenn man Charakter differenziert, kann sich ein Spannungsfeld ergeben, aus dem Ansätze für Handlungen erwachsen können, die eine Geschichte auflockern.

Ganz besonders kurios finde ich natürlich den Vorwurf in Bezug auf körperliche Gewalt. D.h. damit gehören dann jetzt auch automatisch alle Schimanski-Tatorte und unzählige weitere Bücher, Filme und Fernsehserien in den Giftschrank! Literatur darf insoweit inkorrekt sein, und Charaktere in der Literatur schon gar. Wer würde denn ausschließlich Bücher lesen und Filme sehen wollen, in denen es ausschließlich heile Welt gibt? Das Krimi-Genre wäre damit dem Tode geweiht.

[quote=„Wiz, post:7, topic:9405335“]
wie der mit voller Absicht unternommene Versuch einer Diskreditierung.

Ich bin nich so sicher, Wiz. Im Vergleich mit Lindgren schneidet das doch schlecht ab. Nur weil etwas nicht total schlecht ist, heißt es aber nicht, dass es nicht besser hätte gehen können (ich habe versucht zu zeigen, wo Kalle Blomquist diese Tendenzen nicht hat). Z.b. auch, was Gewalt betrifft - 1. handelt es sich um Kinderliteratur und 2. eben Blomquist (es gibt sicher auch andere): es geht auch anders.

Enid Blyton mit den 5 Freunden liegt irgendwo dazwischen. Die habe ich nur gelesen, wenn es überhaupt nicht anderes gab.

Grüße
Siboniwe

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Nein, Lindgren ist nicht „absolut links“ - sie hat nur Kinderliteratur geschrieben, die überdauert und die zeigt, dass es auch ohne Schema F geht.
Wie andere übrigens auch, aber es war nach Kalle Blomquist gefragt.
Kästners „Emil und die Detektive“ und „Emil und die drei Zwillinge“ kommt übrigens auch ohne Gewalt aus.
Und wenn ich an das „Fliegende Klassenzimmer“ denke, da gibt es auch einen Dicken, der immer isst, aber gemobbt wird er deswegen nicht. Der kleine Feigling Uli fühlt sich gemobbt (obwohl er Freunde hat, die zu ihm halten) und dieses Mobbing wird thematisiert. Auch hier wird mit Gewalt ein Problem gelöst, aber auch darauf wird eingegangen.

Grüße
Siboniwe

Zwischen „es geht auch besser“ oder „es geht auch anders“ und dem Vorwurf verdeckt rechtes Gedankengut ans Kind bringen zu wollen, liegen für mich Welten. Ich habe ja selbst geschrieben, dass die Verwendung überkommener Stereotypen, nicht unbedingt für literarische Qualität spricht. Aber genau da endet für mich dann auch der Vorwurf. Neben TKKG gibt es massenhaft so genannte Kinder- und Jugendliteratur, die in schneller Folge teilweise von größeren Autorenteams unter einem gemeinsamen Pseudonym geschrieben werden, und die allesamt qualitativ am unteren Ende der Skala zu sehen sind.

Die einen, weil sie u.a. eben kaum mehr Ideen als die Verwendung überkommener Stereotypen beinhalten. Die anderen, weil sie krampfhaft versuchen, alles auf den Kopf zu stellen, nur um solche Stereotypen zu vermeiden, und Kindern damit keinerlei Bezug mehr zu ihrer eigenen Lebenswirklichkeit lassen. Wenn es nur noch Ärztinnen und Krankenpfleger gibt, finde ich das auch nicht besser/gelungener, als wenn es nur Ärzte und Krankenschwestern gibt.

Diesen Einwand halte ich für komplett blödsinnig.

Schimanski-Tatorte und all die anderen Dinge richten sich in der Regel nicht an Kinder. Viel entscheidender ist aber die Message: In TKKG wird Gewalt nicht als manchmal notwendiges Übel oder etwas generell schlechtes dargestellt, sondern als legitimes Vorgehen zum Erreichen der eigenen Ziele. Ich möchte ehrlich gesagt nicht, dass meine Kinder sowas lernen.

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Ich denke, dass deine Ansprüche an Bücher wie TKKG einfach zu hoch sind. Das ist Unterhaltung und nicht Pädagogik! Nicht jedes Buch muss pädagogisch wertvoll sein, auch wenn es sich an Kinder richtet. Ich habe ja schon geschrieben, dass diese Dinge mE an der unteren qualitativen Kante liegen. Insoweit ist es nicht verwunderlich, wenn sie nicht besonderen pädagogischen Ansprüchen genügen. Wenn man möchte, dass die lieben kleinen nur pädagogisch wertvolle Literatur lesen, dann darf ich diese ganzen Massen-Publikationen nicht ins Haus lassen. Stellt sich nur die Frage, ob die Kinder dann noch Lust am Lesen haben, wenn man ihnen solche Vorschriften macht?

Und dann sollte man sich auch mal selbst an die Nase fassen! Liest man selbst denn tatsächlich auch nur hohe Literatur, oder darf es auch einfach mal was zur Unterhaltung sein?

Ich denke, die Mischung macht es, und insbesondere die elterliche Begleitung. Auch Kinder haben ein Recht auf Unterhaltung, die nicht immer vollkommen PC sein muss, und Eltern sollten dafür sorgen, dass Kinder in die Lage versetzt werden, Dinge die sie in Büchern lesen oder im Fernsehen oder Internet sehen, entsprechend einzuordnen.

Aber eigentlich sind wir hier schon weit weg vom eigentlichen Ausgangsthema. Denn dabei ging es nicht um mehr oder weniger hohe pädagogische Ansprüche, sondern um den Vorwurf rechtes Gedankengut zu verbreiten.

Das hängt wohl sehr stark von der Definition von „rechts“. Rechts ist synonym zu „konservativ“ - daher kannst du TKKG ohne Weiteres als „rechte Literatur“ bezeichnen - das dort präsentierte Weltbild ist eben ziemlich altbacken und aus heutiger Sicht ziemlich fragwürdig. Mehr wurde ja gar nicht gesagt.

Auch deine Aussage, dass wäre Unterhaltung und keine Pädagogik kann ich nicht teilen. Es gibt solche Trennung nicht. Alles, was wir konsumieren erzieht uns quasi auch. Das Dilemma dabei ist, das moralisch gefestigte Menschen in der Regel einschätzen können ob sich Protagonisten oder Antagonisten richtig oder falsch verhalten. Kindern fällt das noch deutlich schwerer. Wenn es da also einen „Helden“ gibt, der gerne mobbt, Schwächere runtermacht und sich gern und oft prügelt und das noch als was gutes dargestellt wird, sehe ich ein Problem.

Es gibt nicht ganz ohne Grund einen Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kinderbüchern. Ich würde meine Kinder ja auch nicht Rick&Morty schauen lassen, nur weil es auch Zeichentrick ist.

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Hallo.

  1. Ich finde es merkwürdig, dass der Artikel lang und breit darauf herumreitet dass Klößchen wegen seinem Gewicht/Aussehen gemobbt wird aber gleichzeitig wird der Spitzname Klößchen 8 mal benutzt, 4 mal davon in dem Text über das Mobbing. „Willi Sauerlich“ taucht kein einziges mal auf.

  2. Der im Artikel angesprochene Restaurantbesitzer hatte nach meiner Erinnerung irgendetwas mit dem Opfer vor der Entführung zu tun und war deshalb verdächtig. Dass sich herausstellte dass er, genau wie der ebenfalls verdächtigte betrügerische Hellseher, nichts mit der Entführung des Jungen zu tun hatte, wird aber nicht erwähnt.

  3. „Das haut den stärksten Neger aus der Weltraumkapsel!“ – auch wenn aus Tims Mund mal eben das N-Wort eingestreut wird (in „Wer raubte das Millionenpferd?“), ist das für die anderen nichts weiter als ein flapsiger Spruch.

Das angesprochene Beispiel ist von 1983 (Buch) bzw. 1984 (Hörspiel). Solche Wörter waren zu dieser Zeit vermutlich negativ belastet, mit Sicherheit aber nicht aus dem normalen Sprachgebrauch verbannt. Da ich den Schaumkuss noch als Negerkuss gekannt habe, dürfte diese Bezeichnung auch noch Jahre später in Gebrauch gewesen sein.

  1. Was mich an dem Artikel aber besonders stört:

1. Frauen müssen gehorchen – sonst werden sie bestraft.
Gaby ist hübsch, tierlieb, immer hilfsbereit und geht brav nach Hause, wenn Anführer Tim sagt, dass es für Mädchen jetzt zu gefährlich wird. Die volle Ladung weiblicher Klischees also. Angesprochen auf diese stereotype Zeichnung sagte TKKG-Autor Kalmuczak im Jahr 2005 im Interview: "Wie viele Möglichkeiten hat man denn, ein Mädchen zu schildern?"

Wenn ich in der verlinkten Quelle nachsehe, geht es zwar auch um Klischees, aber die Frage und Antwort gehen in eine ganz andere Richtung:

"Die Charaktere sind, mit Verlaub, aber auch nicht ganz frei von Klischees. Der Kopf von TKKG, Peter Carsten alias Tim bzw. Tarzan, ist ein braun gebrannter Mädchenheld, der Computerspezialist Karl ein hagerer blasser Junge und Gaby Glockner ein Mädchen mit goldblonden Haaren und blauen Augen. Warum ist das so?

Wolf: Nennen Sie mir ein Lebensbereich, in dem man ohne Klischees auskommt! Wenn man etwas nimmt, was eben dem allgemeinen Geschmack entspricht, was gerade trendy ist, was irgendwo schon öfter mal gebraucht worden ist, spricht man von Klischee. Wie viele Möglichkeiten hat man denn, ein Mädchen zu schildern? Sie ist entweder blond und blauäugig, dunkelhaarig mit braunen Augen, oder sie ist eine Rothaarige mit grünen Katzenaugen. Sie müssen wissen, als ich die Figur der Gaby 1979 in meiner Phantasie erschaffen habe, herrschte grade der ungeheure Trend: blond und blauäugig! Hinzu kommt auch noch, dass meine Tochter damals im Alter von Gaby war, allerdings hatte sie blonde Haare und grüne Augen. Das spielt alles so’n bisschen mit rein, aber letztendlich kommt man in einer Serie nie ganz ohne Klischees aus. Das gehört einfach dazu, und irgendwie ist an Klischees ja auch immer etwas Wahres dran, oder?""

Da ich nicht mehr alle Details im Kopf habe bzw. „nur“ bis ca. Folge 100 (Hörspiel) aktiv war sage ich zu den anderen Beispielen erstmal nichts, außer dass ich den Eindruck habe, dass da einiges aus dem Zusammenhang gerissen ist. Insgesamt halte ich den Artikel nicht für besonders seriös.

Gruß
Tobias

Hallo,

Du tust ja so, als sei es anstrengend oder eine Qual für Kinder Astrid Lindgren zu lesen. Unterhaltung

Warum schließen sich Unterhaltung und „PC“ (ich glaube nicht, dass es um diese Kategorie geht) denn aus?

Grüße
Siboniwe

Meine Kinder und ich leben im Hier und Jetzt. Und die haben durchaus Spaß an Astrid Lindgren, aber eben nicht nur. Genau wie wir damals auch! Insoweit weiß ich nicht, was Du damit meinst, ich täte so, also ob Astrid Lindgren eine Qual wäre. Warum muss man immer alles so s/w sehen? Warum ist kein Platz mehr für ein angemessenes sowohl als auch?

Ich weiß, dass ich in den Augen all der perfekten Eltern ein furchtbar schlechter Vater bin, wenn ich meine Kinder nicht von allem Bösen und allem Schund fernhalte und ständig mit dem großen Hubschrauber über ihnen schwebe, bis sie mindestens 21 sind. Aber ich gestatte es tatsächlich, dass die Kinder auch - in angemessenem Rahmen - die Dinge konsumieren dürfen, die von anderen Kindern rund um sie herum im vergleichbaren Alter auch konsumiert werden, solange die noch irgendwie erträglich sind. Und dabei würde ich die bei uns in der Familie geltenden Grenzen schon als deutlich eng einschätzen.

Aber hier gibt bei uns eben nicht nur Holzspielzeug aus bei Mondschein umgestreichelten Bäumen, sondern man darf auch mal Spaß an einem alten Bud Spencer Film haben, den wir Eltern in vergleichbarem Alter damals auch genossen haben, ohne dass aus uns stadtbekannte Schläger geworden wären, gibt es Tablets und Handheld-Spielekonsolen (die offenbar so süchtig machen, dass beide Kinder noch nie den Wunsch nach mehr als dem beim Kauf enthaltenen Spiel geäußert haben, und die Dinger oft wochenlang in der Ecke liegen), und steht gelegentlich mal ein Glas Nutella auf dem Tisch, was dann auch selten länger als zwei Tage interessant ist, und dann wieder für Wochen im Schrank verschwindet.

BTW: TKKG war bei uns bislang nie ein Thema, aber Kokosnuss, der kleine Vampir oder die drei Fragezeichen sowie diverse Feen-, Elfen-, Pony-, … Massenproduktionen sind auch nicht gerade nobelpreisverdächtig und pädagogisch in jeder Zeile besonders wertvoll. Aber wenn diese - neben besseren Dingen - gewünscht werden, dann habe ich damit kein Problem, auch daraus mal vorzulesen, oder die Kinder diese Sachen lesen zu lassen. Allemal besser, als ihnen den Spaß am Vorlesen/Lesen zu vermiesen, weil es da immer nur die von Mama und Papa wohl erwogen ausgewählten Dinge gibt, die mindestens schon mal den deutschen Jugendbuchpreis gewonnen haben. Ich stehe dazu, dass ich die angemessene Mischung absoluten Verboten und Ausschlüssen vorziehe.

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Hallo,

Astrid Lindgren ist nur ein Beispiel, ich bin sicher, es gibt auch moderne, gute Kinderbücher und nicht nur „grenzwertiges“. Allerdings kenne ich halt Kästner/Lindgren etc. ziemlich gut, in der neueren Kinder/Jugendliteratur bin ich nicht so bewandert.

Weil du schreibst: „Kinder haben ein Recht auf Unterhaltung“ - das klingt im Zusammenhang durchaus so, als bieten qualitativ hochwertige Bücher eben nur „Belehrung“ und keine Unterhaltung. Gleichfalls: „Liest man tatsächlich auch nur hohe Literatur, oder darf es auch einfach mal was zur Unterhaltung sein?“

Dein nächster Paragraph „dass ich in den Augen all der perfekten Eltern ein furchtbar schlechter Vater bin“ klingt nur polemisch und leicht beleidigt.

Zum Thema: nirgends schrieb ich, dass Kinder das nicht lesen sollen - aber man sollte sich einfach bewusst sein, was es ist. Und wissen, dass es auch gute Kinderliteratur gibt, die Spaß macht.

Grüße
Siboniwe

Natürlich gibt es jede Menge gute Kinder- und Jugendliteratur, und davon haben wir nicht wenig, und viel von dem macht unseren Kindern auch Spaß, und ich freue mich darüber, wenn sie daran Spaß haben. Aber das heißt eben noch lange nicht, dass ich ihnen den Spaß daran vermiesen möchte, auch mal Dinge zu lesen, sich vorlesen zu lassen, die keinen „pädagogischen Mehrwert“ haben oder literarisch besonders wertvoll sind, sondern eben einfach „nur“ unterhaltend, und ggf. sogar qualitativ grenzwertig sind. Noch mal: Ich stehe zur angemessenen Mischung, und gerade weil ich zur angemessenen Mischung stehe, macht dies doch mehr als deutlich, dass ich mir sehr bewusst darüber bin, dass es eben eine große Bandbreite gibt, und zusehe, dass dabei keine absoluten Grenzen überschritten werden, und die Anteile in einem vernünftigen Verhältnis zu einander stehen.

Und ein wenig Polemik kann ich mir hier leider nicht verkneifen, wenn ich hier so manches Selbstbild von Eltern finde, bei denen immer alles 100% perfekt und pädagogisch wertvoll ist/sein muss, und wo alles gleich verteufelt und in extreme Ecken gestellt wird, was sich nicht an höchsten Maßstäben erfolgreich messen lässt.

Ich versuche da eher mal an meine eigene Kindheit und Jugend zu denken, wenn ich überlege, was für meine Kinder geeignet sein könnte. Was hat mich wirklich voran gebracht, und was nicht? Was hat einfach nur Spaß gemacht (ohne sonderlichen Nutzen/Schaden), und wobei habe ich etwas gelernt? Was war wirklich belastend/hatte negative Folgen, und wo hätte man mir durchaus mehr zutrauen/zumuten dürfen? Was habe ich selbst damals aus Dingen gemacht, zu denen meine Eltern eine andere Meinung hatten, und war dies dann gut oder schlecht? Und das führt bei mir dann regelmäßig zu einer recht entspannten Sicht der Dinge.

Was gab es damals für „pädagogisch wertvolle“ Gespräche über ein Sachbuch zur Kriminalistik, welches ich mir gewünscht hatte. Reale Bilder von Verbrechen und Verbrechensopfern waren nun wirklich nichts für einen frisch gebackenen Gymnasiasten. Ich lieh mir das Buch dann in der Bücherei aus, womit ich mir massives Missfallen meiner Eltern zuzog. Später gönnte ich mir zum Jurastudium einige Semester Kriminalistik und den Kurs in Rechtsmedizin. Nicht aus Sensationsgier, sondern weil ich das Thema spannend und interessant fand. Weder beim Lesen des Buchs, noch während des Kurses Rechtsmedizin habe ich schlecht geschlafen.

Wie groß waren die Bedenken beim Wunsch nach einem der ersten Heimcomputer? Dann wird der Junge jetzt den ganzen Tag vor der Kiste sitzen, daddeln, und schulisch abstürzen. Ich konnte dann meine Tante beschwatzen, das Thema zu sponsern. Aus der Leidenschaft fürs Programmieren wurden gute Noten in Informatik, eine Selbständigkeit in der IT parallel zum Studium, und letztendlich waren diese beiden Dinge mitentscheidend dafür, dass ich heute als Jurist in einem IT-Unternehmen sitze, und damit sehr gutes Geld verdiene.

Wenn hier gerne mal die drei Fragezeichen (und von mir aus auch TKKG) gelesen wird, und eines der Kinder käme dadurch auf den Gedanken zur Polizei oder ebenfalls in Richtung Rechtswissenschaften zu gehen, wäre das ja nicht das Schlechteste. Und dafür, dass man in der realen Welt da draußen dann nicht wie im Buch agiert, dafür sorgen wir dann schon mit parallelen Informationen aus besseren Quellen.

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Wenn rechts für Dich synonym für konservativ und altbackenes Weltbild ist, dann haben wir da keine gemeinsame Definition, und werden da nicht zueinander kommen.

Und natürlich wirkt alles, was wir konsumieren auch auf uns, und selbstverständlich gibt es auch einen Unterschied zwischen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenliteratur. Aber eben nicht nur den, sondern auch innerhalb dieser Einstufungen qualitative Unterschiede. Und da stehe ich dazu, dass es hier einfach die Mischung macht. Wenn Kinder Spaß an Dingen wie TKKG haben, dann habe ich damit kein Problem, solange dies nicht in einer beliebig theoretischen Welt das Einzige ist, was Kinder konsumieren.

In der realen Welt kann man aber als Eltern steuernd eingreifen, ohne gleich zu Verboten greifen zu müssen, indem man Dinge in einen geeigneten Kontext stellt. D.h. man thematisiert z.B. das Mobbing am nächsten Tag mal anhand von Beispielen aus dem täglichen Leben, und verweist dann darauf, dass das in dem Buch vielleicht alles ganz lustig klingt, wenn sich jemand über einen korpulenteren Freund lustig macht, man selbst aber natürlich nicht Opfer solcher Späße aufgrund irgendeines beliebigen Merkmals werden möchte, und dass dann ganz sicher nicht lustig finden würde, …

Ja, die sind superrechts. So wie auch Grimms Märchen, Pippi Langstrumpf usw. Denn kommen da irgendwo wenigstens Quotenneger und superintegrierte Flüchtlinge aus fremden Kulturkreisen vor, die gerade die Welt oder wenigstens das christliche Abendland gerettet haben? Nein? Also müssen die superrechts, rassistisch, fremdenfeindlich, islamophob, homophob und frauenfeindlich (keine abschließende Aufzähung) zugleich gewesen sein.
Und wenn Du das als Kind nicht gemerkt hast, dann nur, weil Du selbst in einer superrechten Umgebung aufgewachsen bist und das alles ganz normal empfandest und wohl noch empfindest. Schäm Dich ganz dolle. Als Wiedergutmachung 10x mal Teddybärenwerfen auf dem nächsten Bahnhof oder wenigstens die aktuellen Zustände als ganz große Bereicherung und Befreiung vom bisherigen superrechten Leben anerkennen.