Natürlich gibt es jede Menge gute Kinder- und Jugendliteratur, und davon haben wir nicht wenig, und viel von dem macht unseren Kindern auch Spaß, und ich freue mich darüber, wenn sie daran Spaß haben. Aber das heißt eben noch lange nicht, dass ich ihnen den Spaß daran vermiesen möchte, auch mal Dinge zu lesen, sich vorlesen zu lassen, die keinen „pädagogischen Mehrwert“ haben oder literarisch besonders wertvoll sind, sondern eben einfach „nur“ unterhaltend, und ggf. sogar qualitativ grenzwertig sind. Noch mal: Ich stehe zur angemessenen Mischung, und gerade weil ich zur angemessenen Mischung stehe, macht dies doch mehr als deutlich, dass ich mir sehr bewusst darüber bin, dass es eben eine große Bandbreite gibt, und zusehe, dass dabei keine absoluten Grenzen überschritten werden, und die Anteile in einem vernünftigen Verhältnis zu einander stehen.
Und ein wenig Polemik kann ich mir hier leider nicht verkneifen, wenn ich hier so manches Selbstbild von Eltern finde, bei denen immer alles 100% perfekt und pädagogisch wertvoll ist/sein muss, und wo alles gleich verteufelt und in extreme Ecken gestellt wird, was sich nicht an höchsten Maßstäben erfolgreich messen lässt.
Ich versuche da eher mal an meine eigene Kindheit und Jugend zu denken, wenn ich überlege, was für meine Kinder geeignet sein könnte. Was hat mich wirklich voran gebracht, und was nicht? Was hat einfach nur Spaß gemacht (ohne sonderlichen Nutzen/Schaden), und wobei habe ich etwas gelernt? Was war wirklich belastend/hatte negative Folgen, und wo hätte man mir durchaus mehr zutrauen/zumuten dürfen? Was habe ich selbst damals aus Dingen gemacht, zu denen meine Eltern eine andere Meinung hatten, und war dies dann gut oder schlecht? Und das führt bei mir dann regelmäßig zu einer recht entspannten Sicht der Dinge.
Was gab es damals für „pädagogisch wertvolle“ Gespräche über ein Sachbuch zur Kriminalistik, welches ich mir gewünscht hatte. Reale Bilder von Verbrechen und Verbrechensopfern waren nun wirklich nichts für einen frisch gebackenen Gymnasiasten. Ich lieh mir das Buch dann in der Bücherei aus, womit ich mir massives Missfallen meiner Eltern zuzog. Später gönnte ich mir zum Jurastudium einige Semester Kriminalistik und den Kurs in Rechtsmedizin. Nicht aus Sensationsgier, sondern weil ich das Thema spannend und interessant fand. Weder beim Lesen des Buchs, noch während des Kurses Rechtsmedizin habe ich schlecht geschlafen.
Wie groß waren die Bedenken beim Wunsch nach einem der ersten Heimcomputer? Dann wird der Junge jetzt den ganzen Tag vor der Kiste sitzen, daddeln, und schulisch abstürzen. Ich konnte dann meine Tante beschwatzen, das Thema zu sponsern. Aus der Leidenschaft fürs Programmieren wurden gute Noten in Informatik, eine Selbständigkeit in der IT parallel zum Studium, und letztendlich waren diese beiden Dinge mitentscheidend dafür, dass ich heute als Jurist in einem IT-Unternehmen sitze, und damit sehr gutes Geld verdiene.
Wenn hier gerne mal die drei Fragezeichen (und von mir aus auch TKKG) gelesen wird, und eines der Kinder käme dadurch auf den Gedanken zur Polizei oder ebenfalls in Richtung Rechtswissenschaften zu gehen, wäre das ja nicht das Schlechteste. Und dafür, dass man in der realen Welt da draußen dann nicht wie im Buch agiert, dafür sorgen wir dann schon mit parallelen Informationen aus besseren Quellen.