Tochter will Veganerin werden - auf was muss ich achten?

Hallo.
Meine Tochter kam heute nach Hause mit der Idee Veganerin werden zu wollen. Ich fand die Idee zunächst etwas komisch, jedoch muss sie ja auch ausprobieren, was ihr gut tut. Ich meine mich aber erinnern zu können, das striktes veganes Essen die Intelligenz mindern soll und man deshalb bestimmte Vitamine zusätzlich nehmen sollte. Ich möchte hier alles richtig machen und ihr helfen sich nicht selbst kaputt zu machen. Vielleicht kennt sich hier ja jemand aus, welche zusätzlichen Tabletten ich meiner Tochter nun besorgen muss, denn ich habe Angst, dass sie sich selbst nicht genug informiert. Danke!

Hallo,

Veganer benötigen bei sinniger Ernährung keine Pillen.

Wichtig ist vor allen eine ausreichende Eiweißversorgung. Hülsenfrüchte, Soja und Mais bieten sich da an. Pflanzliche Fette gibt es ausreichend, Kohlehydrate sowieso. In pflanzlichen Nahrungsmitteln sind i.d.R. auch reichlich Vitamine und Mineralstoffe enthalten.
Man sollte auf den Appetit achten, der sagt einem meist, was grad nötig ist.
Es gibt sicher im Internet ausreichend Veganerforen und Informationen.

Ich finde, Du solltest Deine Tochter da stark mit einbinden. Sie möchte sich so ernähren, also sollte sie auch selbst herausfinden, was man essen kann, darf und sollte und wie man es am besten zubereitet. Heimkommen und Mama sagen: „koch jetzt bitte vegan“ ist mir zu unselbständig. Da würde ich sagen: O.K. aber gib mir Rezepte und informier dich, was in welchen Mengen nötig ist.

Warum sollte bei veganer Ernährung die Intelligenz leiden? Solange der Körper bekommt, was er braucht, ist alles O.K.

Nimms locker, sehr wahrscheinlich ist das Thema in einigen Monaten durch oder mildert sich in Vegetarisch um (Vegan ist schon happig, das merken auch Jugendliche).
Vielleicht bleiben ein paar gute Gemüserezepte übrig und der Fleischverzehr im unteren Bereich. Das wäre eine langfristig positive Folge.

Gruß, Paran (deren Tochter mal Vegetarierin war)

Hallo,

Vegane Ernährung ist letztlich eine unnatürliche Mangelernährung. Dabei
fehlen dem Körper Vitamin B12, Eisen, Kalzium und die Omega-3-Fettsäuren.
Man kann diese zusätzlich zu sich nehmen … in Form von Tabletten oder durch
künstlich damit angereicherte Lebensmittel. Nur ist dieses ‚Pillenfressen‘ für
mich wesentlich unnatürlicher als eine ausgewogene Ernährung und die meisten
dieser ‚Nahrungsergänzungsmittel‘ sind nicht vegen!

Der Mangel an diesen Stoffen beeinträchtigt unter anderem die Blutbildung
und kann zu Entwicklungsverzögerungen, Krankheiten und verminderter
Merkfähigkeit führen. Wirklich kritisch ist das bei Schwangeren und Kindern
sowie (beim Kalzium) bei Senioren.

Ein Freund von mir drückt das so aus: Vegane Ernährung ist die Folge und
die Ursache von Geistesschwäche :wink:

Erinnere sie mal an all die alten Haustierrassen, die aussterben würden,
wenn wir alle Vegetarier würden und es daher keinen Grund mehr für
deren Zucht gäbe!

Viele Grüße

Jake

Das ist uninformierter Unfug. Eisen, Kalzium und Omega 3 kommen auch in verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln reichlich vor. Das Einzige, was ergänzt werden muss (wenn man gewohnt ist, sein Gemüse gründlich zu waschen), ist Vitamin B 12. Dies ist aber auch nicht „von Natur aus“ in Fleisch und Milch enthalten, da es nicht von den Nutztieren selbst produziert wird, sondern von Mikroben, die teilweise im Darm leben (auch dem menschlichen), hauptsächlich aber mit der Nahrung aufgenommen werden. Und da die überwältigende Mehrheit der hier und heute zum menschlichen Verzehr gehaltenen Tiere nicht glücklich Gras mümmelnd auf der Wiese steht, sondern in Massen im Stall gehalten wird, muss dem Turbo-Mastfutter ebenfalls Vitamin B 12 als Nahrungsergänzungsmittel hinzugefügt werden. Sprich: Der einzige Unterschied ist, ob man es direkt und selbst nimmt, oder ob es erst durch ein Tier hindurch wandert.

Und noch eine kleine Frage am Rande: Lehnst du auch mit Jod und Fluor angereichertes Salz als „unnatürlich“ ab?

Diese alten Haustierrassen sterben vor allem deshalb aus, weil sie nicht mit Massentierhaltung kompatibel sind.

:paw_prints:

3 Like

Jetzt warte erst mal ab, ob sie das überhaupt durchzieht. Kauf mit ihr ien veganes Kochbuch, da stehe sicherlich auch Ergänzungsmittel drin (falls sie überhauzpt welche braucht). Kocht ne zeitlang zusammen - vielleicht vermisst sie die zumindest vegetarische Ernährung so sehr, dass doch wieder switcht.

Wenn du außer industrieller Massentierhaltung und veganer Lebensweise
nichts kennst, schau dir mal das hier an: http://www.besh.de/

Du fragst in einem Unteraltungs FORUM, was für Pillen, sprich Medikamente, du deiner Tochter geben sollst???
Wie alt ist sie denn? Wenn sie älter ist als 12, kann sie wahrscheinlich im Internet seriösere Informationen finden, als du mit deiner Frage hier.
Also:
Lass sie ruhig ein bisschen rumprobieren - ein paar Wochen vegan machen nicht krank.
Wenn sie sich dauerhaft so ernähren will, recherchiert gemeinsam auf seriösen Seiten.

Hallo,
über eines sollte man sich klar sein: vegane Ernährung ist nicht „natürlich“ sondern tendenziell eine Mangelernährung. Die Mängel kann man allerdings heutzutage glücklicherweise ausgleichen. Wenn man dies tut, ist gegen eine vegane Lebensweise nichts einzuwenden. Bleibt die Frage, warum man sich eigentlich vegan ernähren will. Die einzige stichhaltige Begründung dafür ist eine ethische. Du schreibst nicht, wie alt Deine Tochter ist - aber auf jeden Fall solltest Du mit ihr über ihre Gründe sprechen. Wenn sie das tun will, weil es gerade in ihrem Freundeskreis als cool gilt, wird sich die Idee wohl recht schnell von selbst erledigen. Wenn sie glaubt, das sei „gesund“, solltest Du sie aufklären, dass das ein Irrtum ist. Wenn man die durch vegane Ernährung möglichen Mängel vermeidet, ist sie in etwa so „gesund“ wie (ovo-lakto-)vegetarische Ernährung - d.h. das Risiko von Bluthochdruck und von Diabetes mellitus ist niedriger als bei der üblichen Ernährungsweise mit Fleisch- und Fleischerzeugnissen - selbst, wenn letztere qualitativ hochwertig sind (was in der Regel nicht der Fall ist). Aber das ist auch schon alles.

Wo liegen also die Probleme? In erster Linie ist es das Vitamin B12, das beachtet werden muss. Es gibt in der Apotheke brauchbare Nahrungsergänzungspräparate (beraten lassen). Es gibt auch mit B12 angereicherte vegane Lebensmittel (Sojaprodukte, Müsli …), die alleine jedoch in der Regel nicht ausreichen (man müsste schon eine ganze Menge davon zu sich nehmen, um den Bedarf zu decken). Bei Bioprodukten ist die Anreicherung mit B12 übrigens nicht zulässig. Auf möglichen B12-Mangel geht auch das Gerücht von der Intelligenzminderung zurück - bei älteren Menschen wird ein höheres Demenzrisiko durch B12-Mangel vermutet. Kritischer sind allerdings andere mögliche Folgen: Appetitmangel, gestörte Reflexe und Bewegungskoordination, erhöhtes Risiko von Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (durch steigenden Homocystein-Spiegel im Blut) und sogar psychische Störungen (Verwirrung, Halluzinationen, Gedächtnisstörungen …). Schlimmstenfalls kann es zu bleibenden Schädigungen des zentralen Nervensystems kommen.

Trotzdem: keine Panik. B12-Mangel lässt sich durch die schon erwähnten Nahrungsergänzungspräparate problemlos und sicher vermeiden. Man kann sie täglich oder einmal in der Woche nehmen - vom Apotheker informieren lassen.

Der nächste Punkt, auf den man achten muss, ist Kalzium. Mangel führt zu einer geringeren Knochenmineraldichte und damit zu einem erhöhten Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Empfehlenswert ist, die vegane Ernährung mit (Kalzium-angereicherter) Sojamilch und einem stark kalziumhaltigen Mineralwasser zu ergänzen.

Dritter Problempunkt: Proteinmangel. Relativ leicht zu vermeiden, es muss jedoch darauf geachtet werden, möglichst viele pflanzliche Proteinquellen (Getreide, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Nüsse, Ölsamen …) zu kombinieren, um dem Körper alle benötigten essentiellen Aminosäuren („essentiell“ heisst, dass diese zum Aufbau des körpereigenen Eiweisses benötigt werden) zuzuführen. Besonders zu empfehlen sind hier Amaranth und Quinoa, die sämtliche essentiellen Aminosäuren in guter Zusammensetzung (Stichwort: hohe biologische Wertigkeit) enthalten, insbesondere die bei veganer Ernährung „kritischen“ Aminosäuren Lysin, Methionin und (das semiessentielle) Argenin.

Ein Hinweis noch: einschlägige Ratgeberseiten im Internet werden häufig von Veganern betrieben und neigen häufig (natürlich machen das nicht alle) dazu, die Probleme bei veganer Ernährung zu verharmlosen. Besser ist es, sich durch ein vernünftiges Buch zu informieren, z.B. dieses:

Claus Leitzmann und Markus Keller
Vegetarische Ernährung
Ulmer 2013 (3. aktualisierte Auflage)
ISBN 978-3-8252-3873-5

Freundliche Grüße auch an Deine Tochter,
Ralf

(übrigens kein Veganer, sondern ‚nur‘ Ovo-Lakto-Vegetarier)

Hallo.

Sorry, aber das ist alles voreingenommener Quatsch, was du da erzählst. Schau dir nur mal den Eisengehalt von Fleisch an - gegenüber dem von z.B. Kürbiskernen oder Hirse. Mit dem Rest - Vitamin B12 ausgenommen - verhält es sich ähnlich.

Und ein höherer Anteil an Vegetariern und Veganern hat überhaupt nix mit dem Aussterben des Schwäbisch-Hällischen und anderer Zuchtrassen zu tun. Dazu bedarf es einer Abkehr der Fleischesser von „jeden Tag und möglichst billig“ zu „Sonntagsbraten, aber hochwertig“.

Gruß

Michael

1 Like

Ich habe nicht gesagt, dass ich nichts anderes kenne oder vorstellen kann. Allerdings stammen etwa 98 % des in Deutschland konsumierten Fleischs aus Massentierhaltung, ganz egal, wie viele Leute im Internet erzählen, dass sie natürlich nur Fleisch von glücklichen Metzgern essen.

:paw_prints:

2 Like

Kleine Korrektur: „Dazu“ muß natürlich heißen „Zum Erhalt solcher Rassen“, sonst macht das keinen Sinn :wink:

Vielen lieben Dank, das war wirklich eine ausführliche Antwort und hat mir sehr weitergeholfen!

Sie sollte in erster Linie auf Vitamin B12 achten. Andere zu beachtende Nährstoffe sind Selen, Jod und Vitamin B2. In den Wintermonaten kann es zu einem Vitamin D Mangel kommen. Schau auch mal hier rein https://vegane-fitnessernaehrung.de/blog/ist_vegane_ernaehrung_eine_mangelernaehrung_naehrstoffe_mineralstoffe_vitamine.html, da gibt’s weitere Tipps und wie man die Närhsrstoff-Bedarfe decken kann.

Eigentlich ist die Umstellung zu veganer Ernährung nicht problematisch. Deine Tochter soll auf jeden Fall auch viel pflanzliches Eiweiß durch Hülsenfrüchte aufnehmen. Omega3 Fettsäuren, die z.B. in Fisch stecken, kommen z.B. auch in Nüssen vor. Es gibt auch Listen mit sogenannten „Powerfoods“, also Gemüse, das außergewöhnlich viele Nährstoffe enthält. Wenn deine Tochter viel verschiedenes und buntes Gemüse ist, und mit Nüssen, Kernen und Hülsenfrüchten kombiniert, geht da nichts schief. Es gibt übrigens ganz viele Tolle Blogs, die sich mit veganer Küche beschäftigen, also wird auch das Kochen nicht langweilig.
Ich finde es übrigens interessant, dass bei veganer Ernährung sofort „Mangelernährung!“ geschrien wird - wer sich morgens, mittags und abends nur von Wurstbroten, Currywurst und Salamipizza ernährt, lebt auch „mangelernährt“.
Ich finde es toll, dass deine Tochter sich Gedanken über Ernährung und Ethik macht - selbst wenn vegan nur eine „coole Phase ist“, ist sie durchaus sinnvoll!
Liebe Grüße