Tod nach Krankheit

Hallo,

der Mann unserer Kollegin ist letztes Wochenende nach schwerer Krankheit gestorben. Wir kannten ihn nicht persönlich. Für die nächsten 4 Wochen werden wir die Kollegin auch nicht mehr sehen, da sie da Urlaub hat.
Meine andere Kollegin sagt wir sollten eine Beileidskarte schicken. Bei uns Türken gibt es da nix lange zu überlegen: Man geht zumindest -wenn man in der Nähe wohnt- persönlich vorbei. Aber wie ist das bei den Deutschen? Da kenn ich die deutschen Sitten doch nicht so gut.

Was passt denn nu? Karte oder persönlicher Besuch? Die Beerdigung ist am Freitag. Da stellt sich wieder die Frage ob man da dann überhaupt hingehen darf. Aber die Kollegin hat eher wenig soziale Kontakte und auch wenig Unterstützung bei diesem schweren Gang.

Gruss, M.

Hallo,

Bei uns Türken gibt es da nix lange zu überlegen: Man geht zumindest -wenn man in der Nähe wohnt- persönlich vorbei.

Das ist bei uns Deutschen eigentlich auch nicht anders. Wer nahe wohnt, geht vorbei. Im Kollegenkreis sollte jemand wenigstens anrufen Entweder ein richtig guter Kollege oder der Vorgesetzte, und im Namen aller ein Gespräch führen. Die Karte ist eigentlich obligatorisch.

Ob man eine Delegation zur Beerdigung schickt, oder ob ein Gebinde o.ä. besorgt wird, hängt ein wenig von den Wünschen der Hinterbliebenen ab. Aber das erfährt man halt nur, wenn jemand sich mit ihnen unterhält. Was neben der Anteilnahme auch ein Grund ist, weshalb einer vorbeigeht oder anruft.

Barbara

Moin,

Aber wie ist das bei den Deutschen?

kommt darauf an!
Wie gut/eng ist das Verhältnis zur Kollegin?
Wenn es in die Richtung geht; man sieht sich zwar jeden Tag, hat aber ansonsten kaum/keinen Kontakt miteinander, dann würde ein persönlicher Besuch wohl eher irritieren. Hat man aber ab und zu oder regelmäßig gemeinsam etwas unternommen oder traf sich schon mal öfters, ist ein Besuch durchaus angebracht.

Da stellt sich wieder die Frage ob
man da dann überhaupt hingehen darf.

Dürfen tust Du auf jeden Fall und auch wenn eher weitläufige Bekannte auftauchen ist das kein Problem, im Gegenteil. Auch das Ausdrücken des Mitleids ist OK.
Wenn ich so bei einer Beerdigung anwesend bin gehe ich aber nach der Beisetzung direkt wieder, es sei denn ich werde vorher oder kurzfristig zum Leichenschmaus eingeladen.

Gandalf

Hallo Melli,

ich finde eure türkische Kultur gar nicht verkehrt und ich vermute, dass es auch in Deutschland in ländlichen Gebieten ähnlich gehandhabt wird - weiß ich aber nicht.

In den Städten verläuft das Leben insgesamt anonymer, was aber nicht bedeuten muss, dass die betroffenen Menschen damit glücklicher sind.

Ich würde einen Kompromiss vorschlagen:

Rufe die Kollegin an und frag’ nach, ob und ggf. wann du zu einem Beileidsbesuch vorbeischauen darfst. Vielleicht ist sie ob der vielen Karten mal froh, mit einem Menschen sprechen zu können und wenn sie lieber allein sein möchte, akzeptiere das ebenso.

LG,
sine

Hi,

Rufe die Kollegin an und frag’ nach, ob und ggf. wann du zu einem Beileidsbesuch vorbeischauen darfst.

Also quasi einen „Termin“ machen einzig und allen mit dem Zweck sein „Beileid“ auszudrücken? Vielleicht geht es ihr genau in dem Moment wo jemand anruft besser und dann kommt da eine Anfrage wann mal jemand vorbeikommen darf um zu sagen wie schlimm das doch alles ist? Geht m.E. GAR nicht!

Bei sehr guten Freunden würde ich mich darüber freuen - aber bei Arbeitskollegen mit denen ich sonst eher nicht viel zu tun habe würde ich auf keinen Fall mehr als eine Karte verlangen.

Also mein Tip: Karte schreiben und gut.

Gruss
K

Ich sehe es ähnlich wie Kasi. Versucht lieber, jeden Tag, an dem ihr mit der Frau zusammenarbeitet, nett und respektvoll zu sein (in allen Dingen), als in Bezug auf ein Ereignis markantes Mitgefühl zu zeigen.

Meine andere Kollegin sagt wir sollten eine Beileidskarte
schicken. Bei uns Türken gibt es da nix lange zu überlegen:
Man geht zumindest -wenn man in der Nähe wohnt- persönlich
vorbei.

Ich finde auch, eine Karte reicht. Es sei denn, es geht um eine Kollegin, bei der man auch vorher schon mal öfters zu Besuch war.

Was passt denn nu? Karte oder persönlicher Besuch? Die
Beerdigung ist am Freitag. Da stellt sich wieder die Frage ob
man da dann überhaupt hingehen darf.

Ich würde es nicht tun, denn du sagst ja selbst, ihr kanntet den Verstorbenen nicht persönlich.

Aber die Kollegin hat
eher wenig soziale Kontakte und auch wenig Unterstützung bei
diesem schweren Gang.

Arbeitskollegen, die nicht näher befreundet sind, können da aber auch wenig helfen.

Hi Melli,

ich kenne leider die deutschen Gepflogenheiten auch nicht en Detail - so viele Bekannte sind einfach noch nicht gestorben, und wenn, handelte ich immer nach eigenem Ermessen. Meine Erfahrung dabei war, dass eine aufrichtige Beileidsbekundung, in der Regel persönlich, niemals schlecht aufgenommen wurde. Dabei darf man, nach meinem Empfinden, auch ein Gesprächsangebot unterbreiten, Voraussetzung dabei ist, dass man unaufdringlich bleibt und sich zurückzieht, wenn es einem angebracht erscheint.

Ich selber konnte so übrigens eine der bereicherndsten Erfahrungen in meinem Leben machen: als der Vater eines Klassenkameraden, der in unserer Klasse meinungsführund war und mich mit seinem Hohn ziemlich piesakte, starb, habe ich damals angerufen und mein Beileid ausgedrückt. Er hat sich ganz ehrlich über meine Anteilnahme gefreut. Ich könnte nicht behaupten, wir seinen danach dicke Freunde geworden, aber er hat mich im Anschluss nie wieder respektlos behandelt.

Vg und ein gutes Gespühr für deine Kollegin wünscht
Inka

Hallo,

die meisten, die einen solchen Verlust hinnehmen mussten (auch ich), freuen sich über jede Anteilnahme.
Mach es, wie Dir Dein erster Impuls sagt und schau einfach vorbei. Du spürst dann schon, falls die Hinterbliebene alleine sein will und kannst es in dem Fall eben sehr kurz machen. Aber ich würde wetten, dass Du hoch willkommen bist.
Bei uns in Bayern gäbe es da auch nix zu überlegen.

Gruß

So…
Hi nochmal,

jetzt hab ich es so gemacht wie ich es sonst auch mache: Hingegangen , gedrückt , mitgeheult, Tee getrunken und dann wieder nach Hause . So viel anders -wie man sich das irgendwie so meistens denkt- sind die verschiedenen Kulturen gar nicht. Da fiel mir meine Oma wieder ein : Mensch ist Mensch! Danke euch.