Tod / Unsterblichkeit aus biologischer Sicht

Liebe Biologen und liebe Community

Was ist der Tod aus biologischer Sicht?
Was interessiert Biologen am Tod?
Was interessiert Biologen am Thema Unsterblichkeit?

– Ich muss fürs Abitur eine Präsentationsprüfung vorbereiten, deren Hauptfach Biologie sein muss und das Nebenfach frei wählbar ist.
Ich bin noch auf Themensuche: wenn einer von euch superinteressante Themen aus der Biologie kennt, die ein Abiturient in einem 30minütigen Vortrag mit einem großen Eigenanteil präsentieren kann, dann nichts wie her damit!

– Retador

Hallo Retador,

ich habe in der 6. Klasse mal ein Referat über Nahtoderfahrungen in Religion gehalten. In dem Buch, das ich dafür gelesen habe, waren immer wieder Verweise auf Biologen, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen und dazu Versuche durchführen. Ich habe leider gerade nicht die Möglichkeit nachzusehen, wie das Buch hieß, ich denke aber, dass fast alle Bücher zu diesem Thema dazu Stellung nehmen.
Um wen du dich fast nicht drücken kannst bei diesem Thema, ist Elisabeth Kübler-Ross. Sie hat nahezu eine Monopolstellung beim Thema Sterbeforschung. Sie war studierte Ärztin und ging somit zunächst sehr naturwissenschaftlich an das Thema heran. Im Verlauf ihres Lebens legte sie allerdings den Schwerpunkt mehr und mehr auf die spirituelle Seite des Themas. Deshalb werden für deine Bio-Prüsentation vor allem die frühen Werke in Frage kommen. Ich muss dich allerdings fairerweise auch warnen: Du begibst dich mit diesem Thema auf ganz dünnes Eis aus naturwissenschaftlicher Sicht. Die Naturwissenschaft neigt nämlich stark dazu, überall wo ihnen die Forschungsergebnisse nicht ins Weltbild passen, die Forschung zu diskreditieren (oder, wo dies nicht möglich ist, schlicht die Ergebnisse tot zu schweigen - siehe Rupert Sheldrake) - du wirst also einige Zeit deiner Präsentation für Rechtfertigungen der zugrundeliegenden Studien verwenden müssen und ihre Wissenschaftlichkeit betonen.

Viel Erfolg
Nix_schlecht

Lieber Retador,

auch unter Biolgen gibt es sehr unterschiedliche Menschen. Damit will ich sagen, dass der Tod von diversen Biolgen auch sehr unterschiedlich betrachtet wird.
In der Biologie ist es halt so, wenn eine Pflanze oder ein Tier tot sind, dann sind sie nicht mehr vorhanden. Wenn Du einen buddhistisch Angehauchten dazu befragen würdest, so sagt er, dass die Tierexistens eine vorübergehendes Ereignis war, welches von einem anderen abgelöst wird.

Allerdings kannst Du auch sagen, Pflanzen, die absterben, leben in den Samen, in den Wurzelsprossen, in den Keimlingen fort, die diese in ihrer Fortpflanzungszeit gebildet haben.

Also kann das ganze Thema auch philosophisch betrachtet werden.

Ehrlich gesagt, ich würde mich nicht mit dem Tod beschäftigen. Aus den o.g. Gründen ist das ein zu umfangreiches Gebiet. Da sind viele Recherchen und Querverweise notwendig.

Liebe Grüße

Hallo,

und entschuldigung für die späte Antwort. Ich hab gesehen, dass die anderen Experten schon recht ausführlich auf deine Fragen geantwortet haben. Deshalb nur grob mein Senf dazu:

Was interessiert Biologen am Tod? --> dafür müsste man erstmal definieren wen oder was man mit „dem Biologen“ meint. Physiologen oder Genetiker interessiert vermutlich eher der Alterungsprozess bzw. wie sich dieser verlangsamen/aufhalten lässt oder vielleicht wie man anhand des Erbguts potentiell tödliche Krankheiten früher erkennen oder bekämpfen kann, beides um den Tod hinauszuzögern. Mikrobiologen interessieren sich vielleicht eher für die Organismen, die bei der Zersetzung toter Körper eine Rolle spielen, Zoologen für die Mechanismen, die Kleinlebewesen (z.B. Bärtierchen) nahezu unkaputtbar und damit potentiell „unsterblich“ machen. Verhaltensbiologen interessiert unter Anderem, inwiefern sich der Tod bzw. die Lebensdauer auf Überlebenstrategien und die biologische Fitness auswirken, ob Tiere auf den Umstand „Tod“ reagieren (z.B. Trauern, Suchen eines neuen Partners, bei Vögeln durch Nachgelege, wenn die ersten Eier der Fuchs geholt hat usw.). Für Ökologen spielt der Tod im Sinne von Mortalität eine Rolle im Bereich der Überlebensstrategien (R- und K-Strategen), aber vor Allem im Bereich der Populationsökologie / Populationsdynamik weil die Mortalität einen wichtigen Einfluss auf die Dichte und Größe von Populationen hat. Das ist widerum auch interessant für Naturschutzbiologen (nenn ich jetzt mal so), die z.B. bei Wiederansiedlungsprojekten oder bei Schutzprojekten populationsdynamische Vorgänge berücksichtigen müssen.
Jede biologische Teildisziplin hat ihre eigene Herangehensweise an das Thema / den Umstand „Tod“. Also müsstest du entweder konkreter fragen (für die Bereiche Etholgie, Ökologie und Naturschutz kann ich dir eventuell helfen) oder du könntest bei deiner Präsentation genau diese Vielfalt behandeln.

Was Biologen am Thema Unsterblichkeit interessiert kann ich nicht beantworten. Biologen sind nach meinem Empfinden auch eher vorsichtig mit dem Begriff und sprechen wenn, dann von potentieller Unsterblichkeit. Wie z.B. bei Organismen, die sich vegetativ durch Knospung vermehren.

Ich kenne diese Mischprüfungsform aus Haupt- und Nebenfach nicht persönlich, deshalb bin ich da gerade leider unkreativ und weiß nicht, welches biologische Thema sich optimal mit einem anderen Fach verbinden lässt. Aber da haben die anderen Experten bestimmt gute Vorschläge parat. Ich wünsch´ Dir auf jeden Fall ganz viel Glück und Spaß bei deiner Prüfung.

LG
Trollbraut

Danke Trollbraut – Ich glaube ich spezialisiere mich auf Biogerontologie. – Retador

Alles klar, das klingt interessant und gibt fachübergreifend bestimmt viel her. Dann mal viel Glück und noch ein schönes Wochenende :smile:
LG
Trollbraut