Todesstrafe zu teuer

Hallo,

mehrere Bundesstaaten der USA überlegen die Todesstrafe abzuschaffen, weil diese anscheinend bis zu zehn mal teurer ist, als Haftstrafen:
http://derstandard.at/?url=/?id=1234507387131

Was sagt uns Das?:

  1. Die USA werfen schon wieder Grundsätze über Bord.
  2. Die USA handeln humanitär, weil sie ihre Todeskandidaten sehr gut behandeln.
  3. Das Gesetz in der USA wird vom Geld beherrscht.
  4. Es ist doch völlig normal, dass die USA in der derzeitigen Wirtschaftskrise unnötige Ausgaben einsparen möchte.

Gruß
karin

Hi,

mehrere Bundesstaaten der USA überlegen die Todesstrafe
abzuschaffen, weil diese anscheinend bis zu zehn mal teurer
ist, als Haftstrafen:
http://derstandard.at/?url=/?id=1234507387131

Was sagt uns Das?:

  1. Die USA werfen schon wieder Grundsätze über Bord.

DIE USA, kann man hier eh nicht dagen, weil ja die Bundesstaaten die Todesstrafe sehr unterschiedlich handhaben (d.h. viele haben gar keine).

  1. Die USA handeln humanitär, weil sie ihre Todeskandidaten
    sehr gut behandeln.

Ich glaube nicht das die Kosten von der humanitären Behandlung herrühren, sondern von den notwendigen erhöhten Sicherheitsbedingungen (die mehr Kosten) und der Langen Zeit bis zur Vollstreckung, oder wie hast Du das „humanitär“ gemeint?

  1. Das Gesetz in der USA wird vom Geld beherrscht.

Die WELT wird vom Geld beherrscht (nennt man Kapitalismus, glaube ich :wink:. Außerdem war ja ein Argument für die Todesstrafe lange Zeit eine Verringerung der Kosten gegenüber lebenslänglicher Strafe. Da dieses Argument offensichtlich falsch ist, halte ich es für richtig es bei der Diskussion über die Abschaffung mit ins Feld zu führen.

  1. Es ist doch völlig normal, dass die USA in der derzeitigen
    Wirtschaftskrise unnötige Ausgaben einsparen möchte.

Man spart wo man kann. Dennoch glaube ich nicht, dass WWK und Abschaffung der Todesstrafe wirklich der Hauptzusammenhang sind. Über eine Abschaffung der TS wurde und wird ja in den USA schon seit jahrzehnten diskutiert. Gerade in den Staaten, die kaum hinrichten. Wahrscheinlicher ist eher, dass die Kritiker hoffen in der WWK mit dem Geldargument einen besseren zusätzlichen Hebel zu besitzen (gerade wenn es darum geht weite Teile der Bevölkerung und die Regierung zu überzeugen).

Was war jetzt aber eigentlich Deine Frage?

Und wo sind denn die anderen Antworten hin?

Verwirrte Grüße,

Sax

Hallo,

Was sagt uns Das?:

das frage ich mich auch. Jetzt wird - aus welchen Gründen auch immer - ein Mißstand beseitigt und jetzt scheint Dir das auch nicht zu passen.

Rätselnd
Christian

Liebe Karin

Mehrere Bundesstaaten der USA überlegen, die Todesstrafe
abzuschaffen, weil diese anscheinend bis zu zehnmal teurer
ist, als Haftstrafen:

Das hängt, soweit ich weiß, mit den langen Berufungsverfahren zusammen. Würden Sie diese verkürzen, liefen sie Gefahr, mit Staaten wie Jemen oder China auf eine Stufe gestellt zu werden, die weit von einem zivilisierten Rechtsstaat wie den USA entfernt sind.

Was sagt uns das?:

  1. Die USA werfen schon wieder Grundsätze über Bord.

Gestehen wir erst einmal unvoreingenommen allen Menschen der Erde, also auch den Gouverneuren der USA, Lernfähigkeit zu. Dass sie Grundsätze über Bord werfen, ist generell nichts neues. In diesem Fall wäre das sogar etwas gutes.

  1. Die USA handeln humanitär, weil sie ihre Todeskandidaten
    sehr gut behandeln.

Nein. Ein klares Nein. Natürlich ist es gut, wenn man Todeskandidaten „menschlich“ behandelt, aber die eigentliche Qual besteht darin, sein Sterbedatum von einer Institution gesetzt zu bekommen und dies jede Minute des Daseins zu wissen.

  1. Das Gesetz in den USA wird vom Geld beherrscht.

Alles in den USA und in vielen Ländern wird vom Moloch Kapital beherrscht. Vielleicht auch hier. Allerdings, übertragen auf bundesdeutsche Verhältnisse: Es liegt an uns, das zuzulassen. Wir können in diesem Forum nur schreiben, weil wir z. Zt. den freiesten deutschen Staat haben, den es je gab. Freiheit bedingt in meinen Augen auch die Verantwortung, die Freiheit zu schützen. Daraus leite ich ab, dass u. a. wir beide diese Herrschaft des Geldes zulassen, weil wir nichts dagegen tun.

  1. Es ist doch völlig normal, dass die USA in der derzeitigen
    Wirtschaftskrise unnötige Ausgaben einsparen möchten.

Ich weiß nicht recht, wie ich dieses Argument bewerten möchte. Kommt diese Aussage aus den USA oder triffst (was ich nicht hoffe) du sie? Da stellt sich mir in allererster Linie die Frage nach dem ethischen Maßstab, der die Wirtschaftskrise als wichtiges Problem wahrnimmt und als Lösungsansatz quasi im Vorbeigehen eine zentrale Menschenrechtsfrage löst, ohne inhaltlich auf sie einzugehen. Das wäre blanker Zynismus.
Das wäre so, als ließen die Taliban es bleiben, Dieben die Hand abzuhacken, weil sie die Krankenkassenkosten senken wollten.
(Mal unterstellt, die wüssten, was das ist). Das Problem ist nicht die Kostenfrage, sondern die Unmenschlichkeit der Gesetze.
In diesem Falle, nicht nur in diesem Falle, stelle ich für mich fest:
Der Zweck heiligt nicht die Mittel.

Viele Grüße
Voltaire

Hallo, Voltaire

  1. Es ist doch völlig normal, dass die USA in der derzeitigen
    Wirtschaftskrise unnötige Ausgaben einsparen möchten.

Ich weiß nicht recht, wie ich dieses Argument bewerten möchte.
Kommt diese Aussage aus den USA oder triffst (was ich nicht
hoffe) du sie?

überspitzt dargestellt kommt die Aussage von mir, ich habe allerdings die -Zeichen weggelassen.

In den USA wird so argumentiert:
http://www.deathpenaltyinfo.org/

"New Mexico Governor Bill Richardson said while he would have vetoed such a bill a few years ago, he may sign a repeal bill if it reaches his desk now. "I’m struggling with my position, but I definitely have softened my view on the death penalty.” He has found the alternative of life in prison without parole “to be a strong punishment” and called the cost of the death penalty “a valid reason in this era of austerity and tight budgets.” (…)

(…) Several states have recently introduced legislation to abolish or limit the death penalty. Bills to end capital punishment have been introduced in at least eight states: Nebraska, Colorado, New Mexico, Montana, New Hampshire, Maryland, Washington, and Kansas. For some of these states, the high costs of the death penalty has been an important factor in the legislative debates. (…)

Gruß
karin

Hallo, Sax

  1. Das Gesetz in der USA wird vom Geld beherrscht.

Die WELT wird vom Geld beherrscht (nennt man Kapitalismus,
glaube ich :wink:. Außerdem war ja ein Argument für die
Todesstrafe lange Zeit eine Verringerung der Kosten gegenüber
lebenslänglicher Strafe. Da dieses Argument offensichtlich
falsch ist, halte ich es für richtig es bei der Diskussion
über die Abschaffung mit ins Feld zu führen.

die höheren Kosten für die Todesstrafe sind schon länger bekannt:
http://www.deathpenaltyinfo.org/costs-death-penalty

Gruß
karin

Hallo,

Jetzt wird - aus welchen Gründen auch
immer - ein Mißstand beseitigt und jetzt scheint Dir das auch
nicht zu passen.

wenn die Abschaffung der Todesstrafe mit dem Argument begründet wird, dass das Geld dafür, wegen der Wirtschaftskrise, nicht vorhanden ist, besteht die Möglichkeit, dass sie wieder eingeführt wird, sobald sich die Wirtschaft wieder erholt.

Gruß
karin

Hallo,

wenn die Abschaffung der Todesstrafe mit dem Argument
begründet wird, dass das Geld dafür, wegen der
Wirtschaftskrise, nicht vorhanden ist, besteht die
Möglichkeit, dass sie wieder eingeführt wird, sobald sich die
Wirtschaft wieder erholt.

eine derartige Einstellung würde mich deprimieren, wenn ich sie hätte.

Gruß
Christian

Hallo,

wenn die Abschaffung der Todesstrafe mit dem Argument
begründet wird, dass das Geld dafür, wegen der
Wirtschaftskrise, nicht vorhanden ist, besteht die
Möglichkeit, dass sie wieder eingeführt wird, sobald sich die
Wirtschaft wieder erholt.

eine derartige Einstellung würde mich deprimieren, wenn ich
sie hätte.

die Todesstrafe wurde 1972 in den USA schon einmal offiziell ausgesetzt und 1976 wieder in Kraft gesetzt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe_in_den_Vere…

Das hat sicherlich viele Menschen deprimiert.

Gruß
karin

Wirtschaft wieder erholt.

eine derartige Einstellung würde mich deprimieren, wenn ich
sie hätte.

die Todesstrafe wurde 1972 in den USA schon einmal offiziell
ausgesetzt und 1976 wieder in Kraft gesetzt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe_in_den_Vere…

Anstatt also es positiv aufzunehmen, daß die Todesstrafe nun seltener vollstreckt wird, machst Du Dir Gedanken, daß möglicherweise unter Umständen irgendwann vielleicht die Todesstrafe wieder vollstreckt wird. Wieso machst Du das?

Machst Du Dir an einem schönen Tag auch Sorgen, daß irgendwann mal ein nicht so schöner Tag kommen könnte?

C.