Tonart bestimmen

Liebe Experten!

Wie kann ich die Tonart eines Stückes bestimmen?

Ich habe kein Tasteninstrument zuhause.

Mit der Stimmgabel kann ich nicht so umgehen, also bspw. von Kammerton A aus einen anderen Ton sicher bestimmen.

Ich habe Noten, weiß aber nicht, woran ich erkenne, ob ein Stück Dur oder Moll ist (gut, wenn ich es mir vorsinge, krieg ich das auch raus) aber ich kenne mich nicht mit den Moll-Tonarten aus (wenn beispielsweise ein b notiert ist).

Gibt es Links, wo ich Hilfe kriege?

Ich hab einfach keine Ausbildung in Harmonielehre oder sonstiger Theorie.

Kann mir jemand helfen?

LiebeGrüßeChrisTine

Hallo Flaschenpost,
ich nehme an, du meinst, wie man die Tonart bei Noten erkennt (beim reinen Hören braucht man ein geschultes Ohr. Das übliche Vorurteil von Dur=fröhlich / Moll=traurig ist so wie brüchiges Eis im Vorfrühling!).
Am wichtigsten sind die generellen Vorzeichen, die meistens am Anfang einer jeden Zeile stehen. Du solltest dann einen Quintenzirkel zu Rate ziehen (siehe Wikipedia) und vergleichen, wieviele Kreuze oder B´s es gibt. Üblicherweise hast dann die Auswahl zwischen zwei Möglichkeiten, eine Dur- und eine (die parallele) Molltonart. Z.B. findest du 2 Kreuze. Es könnte D-Dur sein (siehe Quintenzirkel). Es könnte aber auch h-Moll sein. Um das zu klären, ist es am praktischten, du schaust dir den Schlussakkord an. Wenn dort der tiefste Ton ein d ist, handelt es sich um 90% um D-Dur, beim h wäre es zu 90% h-Moll.
Wenn Gitarrenakkordbezeichnungen über den Noten stehen, ist die Sache noch einfacher: Da steht dann „D“ (für D-Dur) oder „hm“ (bei englischer Schreibweise „bm“) für h-Moll.
Wenn man tiefer einsteigen will, um den Unterschied zwischen D-Dur und h-Moll zu klären, sollte man nach dem sog. Leitton suchen. Das ist der Ton, der auf der 7. Stufe vor dem Oktav-Grundton kommt. Bei Moll erhöht man sehr oft diese 7. Stufe. Bei h-Moll wäre es statt des a ein „ais“. Das ist dann ein sehr auffälliger Ton, weil da plötzlich mitten in der Melodie das entsprechende Kreuz vor dem a auftaucht. Wäre das Lied in D-Dur, würde dieses Vorzeichen eben nur sehr sehr selten auftreten. So kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es sich um die „parallele Molltonart“ handelt.
Natürlich gibt es 100.000 Ausnahmen und auch (fast) ebenso viel andere Kriterien, um zwischen Dur und Moll zu unterscheiden. Aber für´s erste dürfte das bisherige reichen.
Alles klar auf der Andrea Doria? (steht übrigens in Es-Dur: 3 B´s vornweg…)
Gruß,
lynndinn

offtopic
hi

Das übliche
Vorurteil von Dur=fröhlich / Moll=traurig ist so wie brüchiges
Eis im Vorfrühling!).

Ich hab ja schon öfter Leute über diese Einordnung schimpfen hören und will deshalb hier mal eine Lanze für trauriges Moll und fröhliches Dur brechen.
Die meisten meiner Klavier-Anfänger sind wirklich gehörmäßig echt ungeübt und haben auch kaum mehr guten Musikunterricht in der Schule. Und alle, wirklich alle, die ich hörmäßig an Dur und Moll herangeführt hab, hatten ziemlich bald die Assoziation, dass Moll trauriger klingt. Ich musste die Begriffe nicht mal in den Raum werfen.
Natürlich ist dieses „klingt traurig“-Gefühl manchmal trügerisch und für endgültige Höranalysen nicht ausreichend. Aber es ist nun wirklich weit mehr als ein Vorurteil. K.A., warum so manches, das sich aus guten Gründen eingebürgert hat, so oft in Frage gestellt werden muss.

Gruß

3 Like

Ich bin Halb-Laie
HI Lynndinn!

ich nehme an, du meinst, wie man die Tonart bei Noten erkennt
(beim reinen Hören braucht man ein geschultes Ohr. Das übliche
Vorurteil von Dur=fröhlich / Moll=traurig ist so wie brüchiges
Eis im Vorfrühling!).

Ich habe durchaus ein geschultes Gehör, nur ist mein Klavierunterricht schon 30 jahre her. Die Unterscheidung/ Erkennung von Dur und Moll ist nicht mein Problem.

Am wichtigsten sind die generellen Vorzeichen, die meistens am
Anfang einer jeden Zeile stehen. Du solltest dann einen
Quintenzirkel zu Rate ziehen (siehe Wikipedia) und
vergleichen, wieviele Kreuze oder B´s es gibt. Üblicherweise
hast dann die Auswahl zwischen zwei Möglichkeiten, eine Dur-
und eine (die parallele) Molltonart. Z.B. findest du 2 Kreuze.
Es könnte D-Dur sein (siehe Quintenzirkel).

Das kann ich inzwischen auch.
Es geht aber darum, dass ich meinem Pianisten sagen soll, in welcher Tonart in die Stücke singen will. Ich habe kein Instrument zuhause und mit der Stimmgabel weiß ich mir da nicht zu helfen.

Ich habe von den meisten Stücken Leadsheets, weiß aber nicht genau, wie ich feststellen kann, ob ich die in der Originaltonart singe oder eben eine andere, und wenn, welche.

Es könnte aber
auch h-Moll sein. Um das zu klären, ist es am praktischten, du
schaust dir den Schlussakkord an.

Auf Leadsheets stehen keine Akkorde.

Wenn Gitarrenakkordbezeichnungen über den Noten stehen, ist
die Sache noch einfacher: Da steht dann „D“ (für D-Dur) oder
„hm“ (bei englischer Schreibweise „bm“) für h-Moll.
Wenn man tiefer einsteigen will, um den Unterschied zwischen
D-Dur und h-Moll zu klären, sollte man nach dem sog. Leitton
suchen. Das ist der Ton, der auf der 7. Stufe vor dem
Oktav-Grundton kommt.

auf der 7.Stufe vor de Oktav-Grundton:
Ist dir klar, dass ich nur Bahnhof verstehe?

Bei Moll erhöht man sehr oft diese 7.
Stufe. Bei h-Moll wäre es statt des a ein „ais“. Das ist dann
ein sehr auffälliger Ton, weil da plötzlich mitten in der
Melodie das entsprechende Kreuz vor dem a auftaucht. Wäre das
Lied in D-Dur, würde dieses Vorzeichen eben nur sehr sehr
selten auftreten. So kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen,
dass es sich um die „parallele Molltonart“ handelt.

Sorry, aber hier steig ich aus. Keine Ahnung, was du hier mit h-Moll am Wickel bist, das kapier ich einfach nicht.

Natürlich gibt es 100.000 Ausnahmen und auch (fast) ebenso
viel andere Kriterien, um zwischen Dur und Moll zu
unterscheiden. Aber für´s erste dürfte das bisherige reichen.
Alles klar auf der Andrea Doria?

Leider nein!

Gruß, Flaschenpost

Hi Christine,
vielleicht gibst du mal genau an, was du schon hast, dann können wir einfach besser ansetzen, wo das Problem liegt.
Ich habe es jetzt so beisammen: du hast Leadsheets, auf denen die Melodie steht, aber keine Akkorde.
(ich kenne solche Leadsheets nicht, ich kenne nur welche mit Akkorden…)
Vorzeichen gibt es da aber bestimmt. Daran erkennst du schonmal die Tonart, in der das Lied notenmäßig steht.
Jetzt müssten wir wissen, wie du denn ein Lied singen lernst. Wenn du nach Noten lernst, müsstest du mit Intervallen singen vertraut sein. Wenn du Intervalle singen kannst, kannst du auch mit der Stimmgabel umgehen lernen.
Anhand der Stimmgabel findest du erstmal raus, wie du das Lied in der angegebenen Tonart singen kannst. Dann merkst du, ob die dir zu hoch oder zu tief ist, probierst es einen Ton tiefer/ höher, dann noch einen, und wenn du dann eine angenehme Lage gefunden hast, kuckst du, wieviel Töne du höher oder tiefer gegangen bist und hast dann deine Lieblingstonart.

Du musst bei Pianisten nicht immer wissen, in welcher Tonart das Stück steht, es reicht auch, wenn du ihm sagst, auf welchem Ton du beginnst, den Rest baut er sich dann schon zusammen.
Aber du musst halt rauskriegen, auf welchem Ton du beginnst, und dafür sehe ich, wenn du kein Instrument und kein absolutes Gehör hast, keine andere Möglichkeit als die: du musst lernen, mit der Stimmgabel umzugehen. Das kann man üben. Es wird sich auch positiv auf den Gesangsunterricht auswirken.

Gruß

2 Like

Hallo Flaschenpost,

Wie kann ich die Tonart eines Stückes bestimmen?

Fast immer am Schlussakkord. Das trifft natürlich nicht auf jedes Stück zu, aber in der großen Mehrzahl endet es mit dem Tonika-Akkord.

LG
Huttatta

Hi!

vielleicht gibst du mal genau an, was du schon hast, dann
können wir einfach besser ansetzen, wo das Problem liegt.

Manchmal weiß ich das selbst nicht so genau. Ich hab rudimentäre Kenntnisse, ich kann ne Terz, ne Quart, ne Quinte singen, das ist vielleicht schonmal ne gute Voraussetzung für mein Anliegen.

Ich habe es jetzt so beisammen: du hast Leadsheets, auf denen
die Melodie steht, aber keine Akkorde.

Doch, es sind Akkorde drauf, aber die Kürzel sagen mir nicht immer was.

Vorzeichen gibt es da aber bestimmt. Daran erkennst du
schonmal die Tonart, in der das Lied notenmäßig steht.
Jetzt müssten wir wissen, wie du denn ein Lied singen lernst.

Ich hör ne CD mit dem Lied.

Wenn du nach Noten lernst, müsstest du mit Intervallen singen
vertraut sein. Wenn du Intervalle singen kannst, kannst du
auch mit der Stimmgabel umgehen lernen.

Wahrscheinlich muss ich üben, aber ich kann es eben nie überprüfen, weil ich kein Instrument hier habe. Nur die Stimmgabel.

Anhand der Stimmgabel findest du erstmal raus, wie du das Lied
in der angegebenen Tonart singen kannst. Dann merkst du, ob
die dir zu hoch oder zu tief ist, probierst es einen Ton
tiefer/ höher, dann noch einen, und wenn du dann eine
angenehme Lage gefunden hast, kuckst du, wieviel Töne du höher
oder tiefer gegangen bist und hast dann deine Lieblingstonart.

Das war mir so schon klar. Aber manchmal hab ich ein Problem festzustellen, ob ich jetzt einen halben Ton höher bin oder einen ganzen.

Aber du musst halt rauskriegen, auf welchem Ton du beginnst,
und dafür sehe ich, wenn du kein Instrument und kein absolutes
Gehör hast, keine andere Möglichkeit als die: du musst lernen,
mit der Stimmgabel umzugehen. Das kann man üben. Es wird sich
auch positiv auf den Gesangsunterricht auswirken.

Unterricht hab ich nicht mehr, aber positiv wirkt sich das bestimmt aus.

Vielen Dank erstmal für deine Hilfe.

LiebeGrüßeChrisTine

Hi Huttatta!

Wie kann ich die Tonart eines Stückes bestimmen?

Fast immer am Schlussakkord. Das trifft natürlich nicht auf
jedes Stück zu, aber in der großen Mehrzahl endet es mit dem
Tonika-Akkord.

Leider weiß ich nicht, was ein Tonika-Akkord ist.
Wie gesagt: Ich habe nie Harmonielehre gemacht.

Trotzdem danke!

LG ChrisTine

Hallo,

wenn Du Noten hast ist es ganz einfach. Über den Quintenzirkel.

Die Tonarten haben an bestimmten Stellen Halbtonschritte. Bei Moll zwischen den 2. und 3. Ton und zwischen den 5. und 6. Ton, bei Dur zwischen den 3. und 4. Tun und zwischen den 7. und 8. Ton.
Hast Du keine Vorzeichen ist die Tonart entweder A moll oder C Dur (die sin gleich, es kommt nur darauf an, mit welchen Ton du die Tonleiter beginnst).
Wenn Du eine andere Tonart brauchst, musst Du also bestimmte Noten um Halbtonschritte erhöhen oder verringern. das macht man entweder mit „Kreuzchen“ oder „Bechen“ und man verwendet immer nur eine Sorte, also nicht Kreuzchen und Bechen gleichzeitig. Jede Tonart hat dadurch eine bestimmte Anzahl an Vorzeichen die direkt hinter dem Notenschlüssel notiert werden.
Z.B. ein Kreuzchen ist E Moll bzw. G Dur, da wird nur das F um einen Halbtun zu Fis erhöt.

Als Hilfsmittel gibt es den Quintenzirkel, da kannst Du einfach nachgucken welche Tonart wieviele Vorzeichen welcher Art hat.

Hi Christine,

Ich hab
rudimentäre Kenntnisse, ich kann ne Terz, ne Quart, ne Quinte
singen, das ist vielleicht schonmal ne gute Voraussetzung für
mein Anliegen.

Das ist ja schonmal was. Dass es 2 verschiedene Terzen gibt, weißt du? Und auch 2 verschiedene Sekunden ( -> Ganz- und Halbtöne).
Wahrscheinlich musst du bei den Ganz- und Halbtönen anfangen. Mit einem Ganzton aufwärts könntest du z.b. Alle meine Entchen beginnen. Mit einem Halbton fällt mir grad nix ein, aber ich überleg mal.

Ich hab grad noch eine Seite gefunden, die letztens hier jemand gepostet hat, da ist ein Tasteninstrument drauf und du kannst die Töne hören. Die sind einen Tick tief, stimmen ansonsten aber soweit, ich hab’s verglichen.

http://www.bgfl.org/bgfl/custom/resources_ftp/client…

Doch, es sind Akkorde drauf, aber die Kürzel sagen mir nicht
immer was.

Gut, da können wir ja schonmal ansetzen. Welche Art Kürzel stehen da? Wahrscheinlich Großbuchstaben und eine Zahl dahinter. Wenn der Großbuchstabe über dem letzten Ton z.b. ein D ist, steht das Lied in D-Dur. Wenn es dort „Dm“ heißt oder ein kleines „d“, dann ist es d-Moll. Etc.

Zu deiner Frage oben: die Tonika ist die Grundtonart. Steht das Lied in D-Dur, ist D-Dur die Tonika. Die Tonika ist der Akkord, der i.d.R. am öftesten vorkommt im Stück, es ist in den meisten Fällen der Schlussakkord und relativ oft auch der Anfangsakkord.

Gruß

Hallo ChrisTine,

Leider weiß ich nicht, was ein Tonika-Akkord ist.
Wie gesagt: Ich habe nie Harmonielehre gemacht.

Tonika-Akkord = Grundton-Akkord (z.B. der C-Dur-Akkord, wenn die Tonart C-Dur ist)

LG
Huttatta

Hier ist Dein Keyboard

http://www.bgfl.org/bgfl/custom/resources_ftp/client…

Gruß
Horst

Hallo!

Das kann ich mir schon vorstellen, dass bei _Klavier_schülern die Assoziation Moll=traurig, Dur=fröhlich entsteht. Der großteil des Klavierrepertoires, ganz besonders im Anfangsunterricht, ist ja von dieser (westeuropäischen?) Vorstellung beeinflusst.
Aber können denn Deine Klavieranfänger auch bei Popsongs sagen, ob es in Dur oder in Moll steht? Oder wird da schon mal Pinks „Get the Party Started“ als Dur (weil fröhlich) und Ms Aguileras „You’re Beautiful“ als Moll (weil langsam=traurig) eingestuft?
Für viele Kinder und Jugendliche klingt auch Alte (Chor-)Musik fast immer traurig, als Paradebeispiele können die zahlreichen Bach-Choräle dienen. Da werden dann auch schon mal die Choräle in Dur für Moll gehalten, weil sich diese Eselsbrücke „trauriges Lied=Moll“ sonst immer bewährt hat.

Liebe Grüße
Immo

hi

Aber können denn Deine Klavieranfänger auch bei Popsongs
sagen, ob es in Dur oder in Moll steht? Oder wird da schon mal
Pinks „Get the Party Started“ als Dur (weil fröhlich) und Ms
Aguileras „You’re Beautiful“ als Moll (weil langsam=traurig)
eingestuft?
Für viele Kinder und Jugendliche klingt auch Alte (Chor-)Musik
fast immer traurig, als Paradebeispiele können die zahlreichen
Bach-Choräle dienen. Da werden dann auch schon mal die Choräle
in Dur für Moll gehalten,

Genau das hab ich gemeint, als ich die Einteilung als mitunter trügerisch und für endgültige Höranalysen nicht ausreichend befand.
Ich benutze die Eselsbrücke auch nur für Akkorde und nur als eine erste intuitive Einteilung, die erst noch geprüft werden muss. Ein ganzes Stück oder Lied als solches sofort in Dur oder moll bestimmen zu lassen mach ich nie, schon allein, weil es zwischendurch immer wechselt.
Will ich die Tonart eines Stückes rausfinden, konzentriere ich mich nur auf die Vorzeichen und höre den Schlussakkord gesondert.
(meine Schüler spielen auch Popsongs auf dem Klavier).

Gruß
Judith

Hallo Experten,

inzwischen sind wir ja bei einem ganz anderen Thema angelangt. Ich fürchte, die Fragestellerin Flaschenpost hatte ein ganz anderes Anliegen. Aber dennoch ist´s ein spannendes Ding. Und nicht nur für Experten, finde ich.

Ihr werdet wissen, dass sich „Moll“ aus dem lateinischen „mollis“ (weich, sanft, schlaff) ableitet, „Dur“ von „durum“ (hart) herrührt. Der Physiologe Helmholtz charakterisierte den Moll-Dreiklang als „getrübte“ Konsonanz. Da ist erstmal nix mit heiter/traurig. Ich fürchte, das haben gutmeinende Musiklehrer ins Spiel gebracht, - weil´s so griffig ist…

Ich benutze die Eselsbrücke auch nur für Akkorde und nur als
eine erste intuitive Einteilung, die erst noch geprüft werden
muss.

Und das klappt ja gerade mal nur bei den Dur/Moll-Dreiklängen. Was ist denn ein vermindeter oder ein übermäßiger Dreiklang: traurig oder heiter…? Und dann die im Popbereich so beliebten Vierklänge: Ist dm7 trauriger als Dmaj…? Da ist doch in jedem von ihnen „beides drin“.
Ich ziehe es vor, bei Dur/Moll-Dreiklängen von hell/dunkel zu sprechen, also von Klangfarben. Die Gefühlswelt eines Songs, also ob heiter oder traurig, wird durch ganz viele andere Parameter bestimmt. Nur in seltenen Fällen trifft in meinen Ohren das schlichte Dur=fröhlich / Moll=traurig zu.

Will ich die Tonart eines Stückes rausfinden, konzentriere ich
mich nur auf die Vorzeichen und höre den Schlussakkord
gesondert.

Stimmt generell. Aber erstens gibts auch hier enorme Ausnahmen (man denke nur an die modalen Liedern oder an die nicht selten gerne eingesetzte finale Duraufhellung). Und zweitens: Grundtonart Dur oder Moll - Was sagt uns das? Für eine einigermaßen anspruchsvolle Analyse und eine tragfähige Interpretation bringt dieser Punkt nicht mehr als eine dürftige Grundfeststellung, die allenfalls z.B. bei Schubert-Liedern eine ernsthafte Rolle spielen kann. Und ironischerweise kommt gerade bei ihm eine neue Dimension hinzu: Träume stehen bei ihm oft in Dur, die Realität besingt er in Moll (so ganz grob jedenfalls, - „weil´s griffig ist“), etwa in der „Winterreise“. Und die ist in meinen Augen insgesamt ziemlich „traurig“, im Sinne einer pessimistischer Endzeitstimmung, auch wenn´s da viele Dur-Partien gibt.
Gruß,
lynndinn

Hallo Lynndinn

Der Physiologe Helmholtz charakterisierte den
Moll-Dreiklang als „getrübte“ Konsonanz. Da ist erstmal nix
mit heiter/traurig. Ich fürchte, das haben gutmeinende
Musiklehrer ins Spiel gebracht, - weil´s so griffig ist…

Eben - es ist für Laien griffiger als hart und weich und schon gar als hell und dunkel, denn die Begriffe hell und dunkel sind bei den meisten bereits für die Tonhöhen besetzt.
Ich rede vom einfachen Erkennen eines Dreiklangs für Laien und habe das Gefühl, Ihr macht hier eine Expertenangelegenheit draus. Kein Laie würde allein beim Hören eines Liedes/ Stücks zuverlässig Dur oder Moll erkennen, da Instrumentierung und der Wechsel durch die Akkorde und Tonarten trügen. Es ist aber für Laien schonmal toll, wenn sie einfach den Akkord erkennen können, und da klappt bei den meisten die traurig/fröhlich-Einteilung einfach am besten. Wenn sie jetzt wieder hören, dass diese Einteilung ja doch letztendlich Käse sei, fühlen sie sich im Musik-Kosmos rettungslos verloren.
(Und ein ums andere Mal habe ich den Eindruck, den Musik-Experten ist das im Grunde ganz recht so.)

Insofern finde ich nicht, dass jetzt schon wieder relative Ausnahmen wie die Dur-Variante am Schluss eines Mollstücks o.ä. herangezogen werden müssen, um die Grenzen des hörmäßigen Erkennens aufzuzeigen. Oder gar übermäßige/verminderte Dreiklänge. Was sollen die jetzt in einem Dur/Moll-Vergleich?
Ich habe immer und immer wieder das Gefühl, sobald der Laie etwas wenigstens ansatzweise einordnen kann, eben rein Dreiklänge hörmäßig in Dur und Moll unterscheiden zu können, selbst wenn er Probleme mit reinem Intervallhören hat, dann wird ihm das sofort wieder madig gemacht, weil es heißt: das geht aber so auch nicht ganz, das ist ja alles noch viel komplizierter, ach da steigst du doch eh nicht durch, vergiss es einfach. Genau in diesem Ton wird nicht nur hier im Brett fast jede Laienfrage beantwortet, die auf ein besseres Verstehen abzielt. Das Dur/Moll-Thema fand ich jetzt mal passend, weil es so ein schönes Beispiel ist, wie jede erste Hörlernerfahrung gleich wieder in Frage gestellt wird.
Wenn ein Laie hören kann, ob ein Dreiklang (in unserem europäischen Hörverständnis) traurig oder fröhlich klingt, dann ist das schon viel und eine wichtige Grundlage, auf die man aufbauen kann, und da nützt es ihm herzlich wenig, zu wissen, dass die Japaner das vielleicht so gar nicht hören, dass Bach oft einen Durschluss hat, dass es auch Modi gibt oder dass man übermäßige Akkorde und Vierklänge so nicht einteilen kann.
Jetzt mach ich mich wahrscheinlich voll zum Klops, aber mich regt dieses Expertendenken einfach echt auf.
Natürlich kann man nicht ableiten, dass ein Stück traurig ist, nur weil es in Moll steht. Darüber sollte man eigentlich nicht diskutieren müssen. Es geht nur darum, das Gehör nach Dur oder Moll hin zu schulen. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wozu ich wissen muss, ob ein Popsong in Dur oder Moll steht, bzw. ob ich daraus irgendwas herleiten kann. Ich kann nichts herleiten. Ich kann es wie in Christines Fall brauchen, wenn ich die Tonart des Liedes dem Pianisten sagen muss. Im Klavierunterricht kann ich vor dem Stück eine Tonleiter in der Tonart spielen lassen, um ein Gespür für die vorkommenden Tasten herbeizuführen. Ich würde aber nie auf die Idee kommen, zu sagen „das Stück steht in Moll, also spiel es traurig“. Und es hat auch nie jemand behauptet, dass man diese Rückschlüsse ziehen könnte. V.a. in der Kunstmusik.

Gruß

Hi Flaschenpost,

wenn du die Musik schriftlich vor dir hast: Schau auf die allgemeinen Vorzeichen am Anfang jeder Zeile und auf den Schlussakkord. Für jede Vorzeichenkombination gibt es zwei Möglichkeiten, je eine Dur- und eine Molltonart.
Welche Dur- und Molltonarten zu welchen Vorzeichen gehören, lernst du am besten einfach auswendig - so war’s jedenfalls damals bei uns in der Schule :wink:

Eine Tabelle findest du z. B. hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Quintenzirkel

Du schreibst auch, dass du Lieder durch Anhören und Nachsingen lernst, wobei du dir dann die passende Tonlage suchst.

Dazu würde ich sagen: Muss es denn ein Tasteninstrument sein? Tut es nicht jedes Instrument, was habt ihr denn so im Haus? Blockflöten sind recht erschwinglich. Eine Freundin von mir verwendet eine (chromatische) Stimmpfeife, ich bin meist zu faul, mein Keyboard anzuschließen, und nehme ein pentatonisches Windspiel zu Hilfe.

Mittelfristig wäre es aber schon gut, dir den Umgang mit der Stimmgabel anzueignen - einfach interessehalber.

Gruß und viel Spaß,

Beate

Welche Dur- und Molltonarten zu welchen Vorzeichen gehören,
lernst du am besten einfach auswendig - so war’s jedenfalls
damals bei uns in der Schule :wink:

ja, früher hat man viel wert auf auswendiglernen gelegt. der effekt: eine zeit lang weiß man es, dann vergißt man es.

viel sinnvoller ist es, hinweise zum verständnis zu geben, denn die sind leichter zu merken und selbst wenn man es irgendwann nicht mehr genau auswendig weiß, kann man die sache rekonstruieren.

in diesem fall geht es für laien so:

man sehe sich die vorzeichen genau an. sind es kreuze, so betrachte man das letzte. die möglichen grundtöne liegen dann einen halbton drüber (=dur) oder einen ganzton drunter (=moll).

sind es b, dann ist das vorletzte b gleichzeitig der grundton in dur. moll ist wie immer eine kleine terz tiefer zu finden.

Hi Gyuri,

die Theorie in diesem Wiki-Artikel ausführlich erklärt, es ist wirklich nicht nötig, da noch mal offene Türen einzurennen.

In dieser speziellen Situation habe ich allerdings den Eindruck, das die altmodische Art vielleicht gar nicht verkehrt ist: Christine will das ja für ihre persönliche Praxis wissen. Da bringt es unter Umständen schon was, die Phänomene erst mal zu akzeptieren, dann wiederzuerkennen (etwa wenn sie ihre Leadsheets anschaut) und später die Muster und Gesetzmäßigkeiten darin zu erkennen.
Wichtig ist dabei vor allem, diese Kenntnisse in den Alltag hineinzunehmen, also z. B. ganz bewusst Tonarten auf Leadsheets notfalls nach Tabelle zu bestimmen, bis es zur Gewohnheit wird. Dann bleibt es auch hängen.

Meinst du nicht, dass das Interesse an den Proportionen und Gesetzmäßigkeiten des Tonartensystems erst einsetzt, wenn man mal grob weiß, was es überhaupt gibt?

Natürlich kann man lange diskutieren, wie sich so etwas besser lernen lässt: erst eine logische Regel einführen und dann die Einzelfälle daraus ableiten oder erst mal Einzelphänome beschreiben und dann Regeln ableiten - da hast du Recht.

Schönes Wochenende!

Beate

Hey…
Also ich hatte damals immer Eselsbrücken. Allerdings nur für Dur.
z.B. mit #:
Geh Du Alter Esel, Hole FISche.
Also bei einem #: G-Dur, bei 2# D-Dur, usw…
(C-Dur ist ja ohne Vorzeichen :smile:)
Die Reihenfolge der Kreuze hab ich einfach auswenig gelernt.
FIS, CIS, GIS, DIS, A-IS, E-IS.
Genau so eine kleine Hilfe gab es bei b:
Frische Brötchen ESsen ASse DES GESangs.
1b= F-Dur
Auch hier einfach die Reihenfolge auswendig gelernt.
B, ES, AS, DES, GES, CES
Naja, vielleicht konnte ich hier ja noch jemandem etwas weiterhelfen, obwohl das Dur und kein Moll ist :smile:
Liebs Grüßl, Momo