Da fand ich doch was Schönes im Internet.
Europäischer Tonbandstimmenkongreß in Fulda
Das Jenseits auf Tonband
von Leo de Ruiter, Übersetzung: Edelgard John
(Ein Artikel aus der holländischen Zeitschrift „Paravisie“)
Im Oktober 1987 starb der 85-jährige Schwede Friedrich Jürgenson. Er ist der Mann, der 1959 als erster die Entdeckung machte, daß bei zufälligen Tonbandaufnahmen Stimmen durchkamen, die ihn riefen. Die Stimmen gaben ihm Berichte und Informationen, die nur für ihn selbst bestimmt sein konnten. Jürgenson kam zu der Schlußfolgerung, daß er die Brücke zum Jenseits gefunden hatte. Von da an war seiner Meinung nach Kontakt mit den Toten durch den Cassettenrekorder (das Tonband) möglich. Die Toten gebrauchen Bandrauschen und andere Geräusche als Material, um Stimmen zu formen. Jürgenson schrieb über seine Entdeckung ein Buch, „Sprechfunk mit Verstorbenen“, und entfesselte damit eine wahre Sucht. Tausende folgten seinem Vorbild. In Deutschland entstand 1975 der Verein für Tonbandstimmenforschung, der VTF. Im Augenblick hat dieser Verein mehr als 1900 Mitglieder, die über ganz Europa verteilt sind. Jährlich treffen sich die meist fanatischen Tonbandstimmen-Aufnehmer im deutschen Fulda. Für „Paravisie“ verschaffte sich Carel Elias (= Leo de Ruiter) dort Einblick.
Die Fahrt durch Deutschland ist prächtig. Mein Auto schießt über die schwarze Autobahn neben Bergen und Tälern nach Osten. Fulda, eine jahrhundertealte Kaiserstadt bei der ostdeutschen Grenze, ist mein Ziel. In dieser Stadt organisiert der deutsche Verein für Tonbandstimmenforschung jedes Jahr in einem Konferenz-Hotel, dem Kolpinghaus, einen Kongreß. Ich stelle fest, daß das Kolpinghaus direkt gegenüber einem jahrhundertealten Friedhof liegt. Zufall?
Ich steige aus und schaue mich um. Außer dem wirklich prächtigen Kirchhof, mit großen Grabsteinen in Bildhauerarbeit, sehe ich zwischen voll in Blüte stehenden Laubbäumen ein graues Gebäude, aus dem vierkantige Fenster gleichgültig nach außen starren. Das Kolpinghaus. Zum Glück verspricht ein Schild „Hotel“ einige Gastlichkeit. Innen werde ich zu meiner Überraschung sehr herzlich empfangen durch den Empfangschef. Elias aus Holland? Aber natürlich, herzlich willkommen. Sie werden hier einige Tage wohnen? Es ergibt sich, daß ein sehr schönes Zimmer für mich reserviert wurde durch die Tonbandstimmenforscher. Als ich nach oben gehe, komme ich an einer großen Tür vorbei. Dahinter höre ich das unverkennbare Stakkato eine Stimme aus dem Jenseits, einer Tonbandstimme, die sagt: „Hier sprechen die Toten.“ Ich bin richtig, denke ich, und trete ein. Eine Stimme aus dem Jenseits? Eine Tonbandstimme? sagt: „Hier sprechen die Toten.“
Auf diesem internationalen Kongreß werden viele wichtige Menschen aus der Tonbandstimmen-Welt zusammenkommen: Psychiater, Physiker, Elektronik-Ingenieure, Psychologen und Interessenten, lese ich im Programm. Seltsam, in den Niederlanen habe ich bisher vergebens nach gelehrten Häuptern gesucht, die das Tonbandstimmen-Phänomen ernst nehmen. Noch am selben Abend besuche ich einen Vortrag über Reinkarnation des schweizer Schriftstellers und Parapsychologen Rudolf Passian. Um acht Uhr ist der Saal gefüllt. Ich sehe viele Menschen mittleren Lebensalters, die Jugend scheint sich noch keine großen Gedanken zu machen über das „Danach“. Rudolf Passian hat in seinem Vortrag nicht viel Neues zu sagen über Reinkarnation. Das erwarte ich eigentlich auch nicht. Du kannst daran glauben oder nicht, das ist alles. Beweise dafür sind, meines Erachtens zum Glück, bisher noch nicht gefunden worden. Nach dem Vortrag spreche ich mit dem Vorsitzenden des Vereins, dem Düsseldorfer Psychologen Fidelio Köberle.
Weshalb haben Sie 1975 einen Verein wie den Ihren gegründet? „Bis dahin gab es eine Gruppe Menschen, die, angeleitet durch das Buch von Jürgenson, ihre Gedanken über das Tonbandstimmen-Phänomen austauschten. An einem bestimmten Tag beschlossen wir, einen Verein zu gründen. Wir haben nun 1900 zahlende Mitglieder, sie zahlen DM 40,- pro Jahr. Außerdem bekommen wir noch etwas an Spenden, so daß wir über etwa DM 80.000,- pro Jahr verfügen können. Damit bezahlen wir Kongresse wie diesen hier. Und unser Vereinsblatt, in dem alle Neuigkeiten über Tonbandstimmen stehen. Die meisten unserer Mitglieder wohnen in Deutschland, doch wir haben auch Gruppen in der Schweiz, Österreich, Frankreich, Dänemark, Niederlande, Australien und Amerika.“
Sie haben einige Elektroniker unter den Mitgliedern. Bedeutet das auch neue Erfindungen, um die Tonbandstimmen besser aufnehmen zu können? „Leider geht das nicht so schnell, wie wir es uns wünschen. Wir haben wohl viele Ideen über weiterentwickelte Techniken, doch das Bauen neuer Apparate braucht Zeit. Die meisten von uns benützen noch immer die längst bekannte Aufnahmetechnik wie die Wasserrauschmethode, die Mikrofonmethode und die Konservenmethode. Die Möglichkeit, die Stimmen besser zu filtern, haben manche von uns wohl vervollkommnet, doch von einem echten Fortschritt kann ich leider noch nicht sprechen“, so Herr Köberle.
Wir sprechen über Stimmen aus dem Jenseits. Weshalb geben sich die Mitglieder Ihrer Vereinigung so viel Mühe zu beweisen, daß es ein Jenseits gibt? „Seit ungefähr 150 Jahren gibt es Kontakt mit den Toten durch Medien, die behaupten, Kontakt mit ihnen zu haben. Die moderne Technik gab uns die Möglichkeit, nicht länger von den oft subjektiven Informationen eines Mediums abhängig zu sein. Ein Cassettenrekorder ist objektiv, die Information auf Band kommt direkt von den Toten. Wir wollen jeden davon überzeugen, daß es ein Leben nach dem Leben gibt. Wir sind Spiritualisten, wir denken, es ist unglaubwürdig, daß dieses eine Leben auf Erden alles sein soll, was ist. Diesen Gedanken wollen wir weitergeben, um der menschlichen Würde willen.“
Wie kommt es, daß die Berichte aus dem Totenreich immer so kurz sind? „Vergleichen Sie es mit jemand, der interkontinental, und dann auch noch mit gestörter Telefonverbindung mit jemand anderem kommunizieren will. Dann bekommen Sie auch kurze Äußerungen. Überdies müssen die Toten, um ihre Stimmen zu formen, Bandrauschen, Radiowellen oder ein anderes Geräusch nehmen.“
Weshalb sollten die Toten eigentlich Kontakt mit uns wollen? „Die Toten sind keine Egoisten. Sie wissen, daß unser Wissen von einem Leben nach dem Tode verloren ging. Sie wollen uns Hoffnung geben und unser Leben sinnvoller machen mit dem Wissen, daß es nach dem Tod nicht abgelaufen ist“, schließt der Vorsitzende.
Am folgenden Tag, neun Uhr vormittags, ist jedermann wieder anwesend im großen Saal des Kolpinghauses. Ich habe inzwischen entdeckt, daß beinahe alle Besucher des Kongresses hier logieren. Nach dem Vortrag gestern abend fand ein geselliges Treffen in der Weinstube unten statt bis spät in die Nacht, jedenfalls läßt mich mein Kopfweh das vermuten. Die Menschen vom VTF haben mich reichlich mit Frankenwein versorgt.
Es entwickelte sich in den nächsten Stunden eine Skala von Vorträgen, die durch ihren Ton wirklich das Äußerste meiner Ausdauer fordern. Doch ich schaffe es. Um drei Uhr nachmittags fahre ich plötzlich auf: Ernst Struck aus Nürnberg kommt mit einem neuen Apparat für die Aufnahme von Tonbandstimmen, mit dem Telemant.
Der Telemant stellt sich als ein hölzerner Kasten heraus, darin eine Kupfer- und eine Silberplatte in einigem Abstand voneinander, dahinter ist in einem anderen kleinen Raum, hinter einem Plexiglasverschlag, ein Mikrofon montiert. Über der Kupferplatte ist ein rauhes Stückchen Bronze befestigt, über das Struck hin und her mit einem hölzernen Hammer reiben kann. Die Schwingungen der Kupferplatte kommen zur Silberplatte und die gibt die Tonwellen wieder an das Mikrofon. Eine rätselhafte Maschine. Aber, das Bemerkenswerte dabei ist, daß bei dieser Demonstration Stimmen auf dem Rekorder, der mit dem Mikrofon verbunden ist, hörbar werden. Man geht wie folgt vor: Du stellst eine Frage an einen Verstorbenen, Struck beginnt zu reiben und die Stimmen melden sich auf dem Band einfach wie „guten Tag“. Nach seinem Vortrag frage ich ihn, ob ich selbst es auch einmal probieren darf. Wie gehen in einen Seitensaal und Ernst Struck stellt den Telemant auf. Als er fertig ist, überfällt mich ein panikartiges Gefühl: Was habe ich da angefangen, muß ich nun wirklich, in allem Ernst, Kontakt mit einem Toten suchen? Und mit wem? Und plötzlich wird mir leichter, es ist, als würde eine innerliche Stimme sagen: Nur zu, ruf’ mich mal! Es ist die Stimme eines Freundes, der im vergangenen Jahr plötzlich an Krebs starb. Ernst Struck beginnt mit seinem Holzhammer über die Bronzeplatte zu reiben, es wird spannend. Ich rufe meines Freundes Namen und „Wie geht es Dir? Bist Du glücklich?“ Mehr Fragen fallen mir nicht ein, und ich wage mich eigentlich auch nicht weiter, plötzlich kommt mir alles so unglaublich vor. Struck spult das Band zurück. Mir läuft inzwischen ein kalter Schauer über den Rücken. Stell Dir vor, ich bekomme Antwort: Dann höre ich es. Gleich nach dem ersten Anruf, dem Namen meines Freundes, höre ich, weit weg, aber deutlich, „Hier bin ich, ja“. Weiter nichts. Nach der Frage „Wie geht es Dir“ kommt sehr gut verstehbar: „Es ist gut.“ Aber mich schaudert am ganzen Leib, als ich höre, daß nach „Bist Du glücklich?“ er mit „Ja, ich bin sehr glücklich“ antwortet.
Die Antworten kommen so direkt und verstehbar, daß ich fast nichts anderes denken kann, als daß ich mit meinem verstorbenen Freund Kontakt hatte. Oder sollte es doch Psychokinese gewesen sein, sollte ich selbst mit meiner, nicht anzweifelbaren, Gedankenkraft fähig sein, diese Worte auf dem Band erscheinen zu lassen? Nach Struck ist das nicht so, und ich habe wirklich mit meinem Freund im Jenseits selbst gesprochen.
Am dritten und letzten Tag des Kongresses belege ich Peter Stein mit Beschlag, wissenschaftlicher Hauptmitarbeiter und Dozent an der TH Kopenhagen. Dieser Mann muß mich aus den Träumen aufwecken können. Gibt es nun Tonbandstimmen oder nicht?
„Daß Tonbandstimmen bestehen, ist eine Realität. Ich habe im Laufe der Jahre hunderte dieser Stimmen gesammelt. Die Frage ist allein: Wo kommen sie her? Ich habe Legionen technischer Möglichkeiten auf der Universität, um zu untersuchen, ob die Stimmen durch natürliche Ursachen auf das Band kommen, aber bei den meisten kann ich die Herkunft oder Ursache nicht feststellen. Außerdem ist es verwunderlich, daß sie sofort Antwort geben auf konkrete Fragen, sogar meinen Namen nennen. Auch sprechen sie stets über den Tod, das kann meiner Meinung nach kein Zufall sein.“
Peter Stein ist als neugieriger Wissenschaftler durch seine Publikation über Tonbandstimmen schon vor Jahren in die Schlacht gezogen, um selbst auch diese Stimmen festlegen zu können. Es ist ihm wunderbarerweise geglückt, und die vielen klaren Stimmen, die er mich hören läßt, legen dafür Zeugnis ab. Stein hat seine eigene Methode entwickelt, um aufzunehmen. Spezielle Frequenzen, die er selbst aussendet, Filter, um andere Radiosignale abzuschirmen, eine besondere Technik, das sogenannte „Wobbeln“, womit er Radiowellen sehr schnell wechseln kann.
„Meine jahrelange Arbeit hat mich überzeugt, daß Tonbandstimmen auf paranormale Weise entstehen. Ob sie aus dem Totenreich kommen, ist eine andere Frage. Ich schließe es nicht aus. Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das jedenfalls die volle Aufmerksamkeit der Wissenschaft verdient, obwohl ich in Dänemark nicht viel davon merke. Und soviel ich weiß, ist es bei Euch in Holland nicht viel besser. Mir scheint, unsere Landsleute sind wohl zu nüchtern, oder zu zurückgeblieben, das kann natürlich auch sein“.
Als ich am Abend nach diesem Gespräch mein Auto lade und mich beeile, zurück nach den Niederlanden zu kommen, bin ich noch immer verwirrt. Habe ich meinen verstorbenen Freund nun wirklich gesprochen? Struck, Peter Stein und all die anderen, die ich an diesem Tag gesprochen habe, sind doch nicht allesamt verrückt. Jeder ist überzeugt, es gibt ein Jenseits, mit dem Du ohne weiteres mit einem Cassettenrekorder Kontakt aufnehmen kannst. An dieser Grenze gibt es keine Zollschranke. Symbolisch?
(Quelle: VTF-Post P 53, Heft 4/88)