Total verunsichert im Bezug auf meine Zukunft - Geisteswissenschaft

Liebes Forum,

ich befinde mich in meinem letzten Jahr vor meinem Studienabschluss in Theologie. Mein Lebensweg verlief alles andere als geradlinig. Durch verschiedene Zwischenfälle hat sich mein Studium/Lebensweg um 4 Jahre verzögert (sitzengeblieben in der Schule, schwere Verletzung bei der Bundeswehr, Auslandsjahr, Beziehungsende etc.) und ich werde 29 Jahre alt sein, wenn ich endlich mein Studium beenden werde.

Leider war es mir auch nicht möglich noch ein zweites Fach zu studieren. Dafür reichte das Geld nicht, ich musste nebenher in 2 Jobs (Supermarkt und Bestattungsdienst) arbeiten, um über die Runden zu kommen. Ein weiteres Fach war einfach nicht drin. Als ich bei einem Prof in der Sprechstunde saß und er mich fragte, was mein zweites Hauptfach sei, musste ich ihm sagen, dass ich keins habe - was er komisch fand. Meine Eltern können mich nicht mit mehr Geld unterstützen. Von meinen 2 Jobs bezahle ich alles selbst, Wohnung, Versicherung, Lebensmittel - und sparen musste ich auch für mein Abschlussjahr. Ich bin kein fauler Langzeitstudent, aber aufgrund dieser Bemerkung des Profs kam ich mir so vor, als ob…

Ich habe das Angebot von meinem Bestatter Chef in seinem Unternehmen einzusteigen und „Partner“ zu werden, obwohl ich keine Ausbildung habe. Aber ganz ehrlich: Das ist nicht das, was ich mir vorstelle und was ich mein Leben lang machen möchte und wo meine Talente liegen. Ich möchte nicht mehr in verwahrloste Wohnungen und aufgedunsene Körper abholen und ich will auch keine Regale mehr einsortieren.

Meine Stärke liegt eindeutig im Schreiben, Kreativität und dem freien Fluss von Ideen. Leute, die mich kennen, sagen ich sollte promovieren. Ich habe auch zwei Freundinnen, die mich bei Hausarbeiten und Bachelor und Masterarbeiten (übrigens nicht im Theologischen Fachbereich) um Rat gefragt haben und mit meiner Hilfe haben sie auch beide sehr gute Noten in Arbeiten bekommen. Sie haben den Profs einfach meine Ideen im Bezug auf Aufbau und Struktur ihrer Arbeiten präsentiert und sie waren sehr zufrieden.Gegenwärtig helfe ich einer dieser Frauen auch bei ihrer Doktorarbeit im Fach Medienwissenschaften.

Schreiben ist meine Stärke und ich verfüge über eine große Allgemeinbildung und Leute, die ich im Laufe meines Lebens getroffen habe, sagten auch immer: „Aus dem wird mal was.“

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das so klappt, wie alle sich das denken, denn ich weiß überhaupt nicht, was nach dem Studium kommt. Meine Jobs habe ich gekündigt, um Lernen zu können und das Geld wird bis zum Ende in einem Jahr reichen, aber ich weiß nicht, was danach kommt, wer mich einstellen soll.

Für’s direkte Promovieren werden meine Noten nicht gut genug sein. Ich bin nicht gut genug in Klausuren. Ich werde keinen Schnitt unter 2,0 schaffen und das betrübt mich bereits jetzt und demotiviert mich obwohl die Hälfte der Klausuren noch aussteht. Ich denke kompliziert und beantworte Klausurfragen nicht korrekt trotz vorhandenen Wissens. Das zog sich schon durch die Schulzeit. Freunde meinen trotzdem, dass ich promovieren muss oder Schriftsteller werden sollte etc. Aber sowas fällt nicht einfach vom Himmel und ich muss ja auch von irgendwas leben.

Ich habe die Befürchtung, dass sich die ganze Arbeit am Ende nicht auszahlt - finanziell nicht und auch im Bezug auf einen späteren Job.
Ich habe auch eine Idee für ein Buch für das ich schon lange recherchiere und das ich in jedem Fall schreiben möchte. Meine Eltern habe ich dbzgl. um Rat gefragt und sie schwanken im Bezug auf die Erfolgsaussichten: Es kann wirklich sehr gut werden und einschlagen und ein voller Erfolg werden, kann aber auch in die Hose gehen.
In jedem Fall ist es kein Standbein, auf das man sich verlassen sollte.

Leider hat mein Post keinen richtigen Schluss… ich würde einfach gerne einen Rat hören, was ihr von der Situation haltet und für einen guten Ratschlag wäre ich sehr dankbar!

Hallo!

ich befinde mich in meinem letzten Jahr vor meinem
Studienabschluss in Theologie.
… ich würde einfach gerne einen Rat hören, was ihr von der Situation haltet

Vielleicht hilft dir eine Frage: Mit welchem beruflichen Ziel hattest du das Theologie-Studium begonnen?

Theologen findet man übrigens in vielen Funktionen, die auf den ersten Blick wenig mit der Studienrichtung zu tun haben, etwa Pressestellen, Unternehmensberatungen und Journalismus. Ein Buch zu schreiben, steht dir jederzeit frei, ist aber als alleinige Tätigkeit keine so gute Idee, wenn es zunächst darum geht, Miete, Strom und Krankenversicherung zu bezahlen und den Kühlschrank zu füllen.

Gruß
Wolfgang

Ursprünglich war ich Offiziersanwärter, allerdings habe ich mich so verletzt, dass mein Vertrag asl Soldat auf Zeit nicht verlängert werden sollte. Imme noch auf Krücken und mit einem eingeschränkten Bewegungsradius und einer ausstehenden Operation war ich froh, dass ich überhaupt einen Studiengang anfangen konnte. Denn die Einschreibefristen für die meisten Studiengänge waren zum gegebenen Zeitpunkt bereits abgelaufen.

Theologie gefiel mir aufgrund seiner breiten Bandbreite (es deckt sehr viel Geisteswissenschaftliche Bereiche ab) fühlte ich mich dort sehr gut aufgehoben. Angestrebt hatte ich eine Promotion (und tue das noch immer) im Fach Sozialethik bzw. Moralphilosophie. Wie gesagt: Darin sehe ich (und auch mein Freundeskreis) meine Stärken.

Die letzten Prüfungen liefen nur einfach nicht wie erwartet trotz fleißigen Lernens.

Ich habe auch bereits einen Termin beim Karriereservice vereinbart, eine Meinungseinholung beim Forum wäre mir trotzdem wichtig - und ich bin auch für Eure Kommentare dankbar! :smile:

Hi,

sorry, mir drängt sich folgende Frage auf:

Promotion (und tue das noch immer) im Fach Sozialethik bzw.
Moralphilosophie. Wie gesagt: Darin sehe ich (und auch mein
Freundeskreis) meine Stärken.

Und was dann? Okay, gehen wir davon aus, Du kriegst den notwendigen Notenschnitt zusammen, findest Dein Thema. Dann Promotion (wieder Prüfung und gar keine sooo spassige). Aber gut, auch das kriegst Du hin. Und was dann? Was möchstest Du dann als Dr. der Theologie oder sowas ähnlichem tun?

*wink*

Petzi

2 Like

Theologie gefiel mir aufgrund seiner breiten Bandbreite (es
deckt sehr viel Geisteswissenschaftliche Bereiche ab) fühlte
ich mich dort sehr gut aufgehoben. Angestrebt hatte ich eine
Promotion (und tue das noch immer) im Fach Sozialethik bzw.
Moralphilosophie. Wie gesagt: Darin sehe ich (und auch mein
Freundeskreis) meine Stärken.

Das beantwortet nicht Wolfgangs Frage. Mit welchem beruflichen Ziel hast du Theologie studiert?
Dir muss doch klar gewesen sein dass du damit außerhalb des Priesteramts oder Lehramt kaum berufliche Möglichkeiten hast…?

Das mit dem Alter sehe ich weniger kritisch… Der Studiengang wird da eher als merkwürdig empfunden.