Hallo,
so ernst das Thema ist - aber diese Formulierung
verunreinigten Infektionen
fand ich schon etwas komisch …
Dabei ist doch allgemein anerkannt, dass mehrere zehntausend
Menschen
im Jahr an Infektionen sterben, die sie im Krankenhaus
erwerben.
Nein ist es nicht. Es sei denn, du redest hier nicht von Deutschland. Laut einer Schätzung der Berliner Charité sind es ca. 15.000, andere Schätzungen gehen bis 20.000 Todesfälle pro Jahr. Maximal.
Wieso also dieser Aufstand wegen 3 Toter Kleinkinder,
Weil es sich nicht um isolierte Einzelfälle handelte, sondern eine gemeinsame sehr spezifische Ursache Auslöser war. Diese Ursache gilt es zu finden und auszuschalten, bevor sie weitere Opfer fordert. Das war eben kein normaler Krankenhausalltag.
wenn im
gleichen
Zeitraum locker die 30-fache Zahl an Menschen aufgrund
ähnlicher
Gegebenheiten gestorben ist?
Woher beziehst Du diese Zahl? Aus Deinem Ärmel? Davon abgesehen wirfst Du hier Kraut und Rüben durcheinander - wenn auch nicht nur Du alleine. Es handelt sich gerade nicht um „ähnliche Gegebenheiten“.
Zunächst einma wäre Folgendes festzuhalten: Frühgeborene haben ein extrem hohes Infektionsrisiko. Bei den drei gestorbenen Kindern kommt hinzu, dass sie zusätzlich an (bislang von der Klinik nicht näher spezifizierten) Vorerkrankungen litten. Bislang ist noch nicht einmal klar, ob die Infektion überhaupt ursächlich für den Tod der drei Frühchen war - Genaueres über die Todesursache wird man erst nach der Obduktion wissen. In 6 - 8 Wochen (laut Oberstaatsanwalt Mieth).
Das soll die Infektionen nicht verharmlosen. Aber wer zum jetzigen Zeitpunkt schon meint, verbreiten zu müssen, die drei Frühchen seien an der Infektion gestorben, der sollte vielleicht auch mal sagen, wo er dieses Wissen herhat. Es macht insbesondere rechtlich einen nicht unerheblichen Unterschied, ob die Infektion ursächlich für den Tod oder lediglich eine zusätzliche (freilich schwere) Komplikation war.
2.: Die tödlich verlaufenden Infektionen in Kliniken werden in aller Regel durch multiresistente Erreger ausgelöst. Das grundlegende Problem ist weniger die Krankenhaushygiene (die selbstredend nicht vernachlässigt werden darf) sondern der bedenkenlose Einsatz von Antibiotika selbst bei geringfügigen Wehwehchen, dem wir die Resistenz der Erreger zu verdanken haben.
Wer völlig sterile Krankenhäuser will, sollte auch Vorschläge äußern, wie das finanziert werden soll. Und nicht über steigende Gesundheitskosten jammern (dies nur nebenbei).
Im vorliegenden Fall handelte es sich jedoch nicht um solch multiresistente Erreger, sondern um völlig normale Darmbakterien des Typs Enteriobacter cloacae und Escherichia hermannii. Die selbstredend auf einer Frühchenstation nichts verloren haben und dort im Normalfall auch nicht auftreten.
3.: Die Infektion ist nicht auf mangelnde Hygiene auf der Station zurückzuführen, sondern dem bisherigen Wissensstand nach auf verunreinigte Infusionen. Das Hygieneproblem trat also bei der Produktion der Infusion auf, nicht in der Klinik. Ob nun beim Hersteller oder erst in der Klinikapotheke, bleibt derzeit noch zu klären.
Freundliche Grüße,
Ralf