Totengedenken bei JHV

Hallo,
ist es üblich / in Ordnung, wenn bei einer Jahreshauptversammlung im Verein beim Totengedenken am Schluss gesagt wird:
„Wir werden ihr Andenken in Ehren halten“
und dann
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.“

Gruß,
HWW

Servus,

das hängt davon ab, ob es sich um einen christlichen Verein handelt - der Sprecher spricht hier ja für alle Anwesenden.

Wenn der Verein auch Angehörigen anderer Religionen und Mitgliedern ohne Bekenntnis offen steht, wäre es sinnvoll, an dieser Stelle keine genuin christliche Formel zu verwenden, sondern mit „… in Ehren halten“ abzuschließen.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Zusätzlich zum von Aprilfisch gesagtem ist noch zu prüfen, was die Satzung des Vereines zum Thema „konfessionelle und/oder parteipolitische Neutralität“ aussagt!

Herzliche Grüße

Helmut

Servus

„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.
Amen.“

Man muss es ja nicht mitsprechen, wenn man es nicht mag.
Gruß,
B.

Servus,

beim beschriebenen Anlass wird das nicht gemeinsam gesprochen, sondern von einem Redner (z.B. aus dem Vorstand).

Es liegt nahe, dass die Anwesenden beim Gedenken an die Hinterbliebenen die Worte zwar nicht mitsprechen, aber (für sich, im Sinn eines Stillgebetes) mitdenken.

Ich finde es ziemlich unpassend, wenn z.B. den anwesenden Juden zugemutet wird, dass in ihrem Namen („wir“ bezeichnet den Verein) die christliche Dreieinigkeit angerufen wird.

Schöne Grüße

MM

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Erratum
Hinterbliebenen Verstorbenen

(wenn zwischen einem selber und der Grube niemand mehr ist, verschwimmen die Begriffe …)

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Hallo,

man kann auch alles überproblematisieren. Der Wille zählt, und dürfte auch von allen mit anderem religiösen Hintergrund und ausreichender Toleranz so verstanden werden.

Abgesehen davon ist das deutsche Vereinswesen im Durchschnitt bislang noch nicht von all zu großer religiöser Vielfalt geprägt. Diejenigen, die es betrifft, zeigen genau die oben genannte Toleranz im Umgang miteinander.

Die Wahrscheinlichkeit, mit genau diesem Ansatz genau das zu treffen, was rein faktisch auch vorhanden ist, dürfte ganz abgesehen davon extrem hoch liegen. Und wenn es mal in einem Jahr eine diesbezügliche Ausnahme gibt, dann kann man sich ja entsprechend kundig machen, und hierfür eine passende Regelung finden.

Gruß vom Wiz

no go
Hallo,
mit „überproblematisieren“ hat das nichts zu tun. Helmut hat auf den entscheidenden Punkt bereits verwiesen: die Vereinssatzung. Die meisten gemeinnützigen Vereine erklären in der Satzung ausdrücklich ihre parteipolitische und weltanschaulich/religiöse Neutralität. In der Regel steht das ziemlich am Anfang der Satzung, wo es um den Vereinszweck geht und diese Erklärung der Neutralität (und selbstverständlich auch ihre Einhaltung) ist von nicht unerheblicher Bedeutung im Hinblick auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins und die damit verbunden steuerlichen Privilegien.

In solchen Vereinen haben religiöse Formeln einer bestimmten Religion / Konfession in den offiziellen Äußerungen des Vorstands nichts verloren. Schon gar nicht eine Glaubensformel, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem christlichen Missionsauftrag steht (Matth. 28, 19).

Unterliefe in meinem Gesangsverein einem meiner Vorstandskollegen ein solcher fauxpas, würde ich ihm den Kopf waschen - nicht öffentlich, aber dafür um so gründlicher. Wenn einem Vereinsvorstand danach zumute ist, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes zu sprechen, dann möge er das bitteschön in der Kirche tun - und auch dort bitteschön nicht im Namen des Vereins, sondern privatim.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Wiz,

indem Moment, wo jemand drüber nachdenkt, kann er doch so eine Formulierung ohne Not durch eine neutrale ersetzen. Damit vergibt sich doch niemand etwas und die Tatsache, dass er drüber nachgedacht hat, zeigt doch, dass er gegenüber Andersdenkenden sensibel ist.

Siboniwe

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Hallo,

es war mir natürlich klar, dass ich mir mit meiner Antwort den Zorn all derjenigen zuziehen würde, die zwar für sich als Religionsgegner immer genau die Toleranz einfordern, die sie nicht bereit sind, gläubigen Menschen gegenüber zu gewähren. Fakt ist aber nun mal, dass so eine Formulierung auch nicht in Geringsten gegen eine grundsätzliche religiöse Neutralität eines Vereins spricht, solange sie nicht bewusst diskriminierend/ab-/ausgrenzend eingesetzt wird, bzw. als Puzzlestein in einer ansonsten entsprechend geprägten Vereinstätigkeit zu betrachten ist. Wer Religionen bekämpft, wo er sie erkennt, wird das natürlich nicht nachvollziehen können, weil es für ihn da immer nur das „Böse“ zu bekämpfen gilt, was ja nie und nimmer etwas ohne bösen Willen tut. Wer noch andere Hobbys hat, pellt sich auf solche Lappalien ein Ei.

Es gibt zudem immer noch eine Vielzahl von Vereinen, die sich vollkommen unabhängig von der Satzung nun einmal rein faktisch aus einem gewissen Klientel zusammensetzen (ohne dass man sich anderem Klientel gegenüber verweigern würde). Und wenn - wie so häufig - Kirchenchor, Freiwillige Feuerwehr, Sport- und Schützenverein eine hohe Deckungsgleichheit aufweisen, dann tritt man mit so einer Formulierung niemand auf die Füße, den es betreffen würde. Denn erstaunlicherweise handelt es sich dann bei denen, auf die es ggf. ausnahmsweise mal nicht passt, regelmäßig um eine vollkommen tolerante Minderheit, die kein Problem damit hat, wenn bestimmte Dinge sich dann mal an der großen Mehrheit orientieren, und die darin keineswegs eine Diskriminierung erkennen.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

und wenn jemand nicht darüber nachgedacht hat, ist es eben auch kein Beinbruch!

Wenn ich mir das hier so auf dem Lande ansehe, dann hat die Kirche da noch eine breite Basis, und ist es vollkommen unabhängig davon, ob es in einem Verein den ein oder anderen gibt, der nicht/anders religiös gebunden ist üblich, sich da nach der Mehrheit zu richten, ohne dass sich deshalb jemand auf dem Schlips getreten fühlen würde.

Und wenn Mitglieder der Freiwillige Feuerwehr in der Kirche einrücken, die Tannenbäume aufzustellen, dann fragt der Pastor nicht nach dem Kirchensteuerbescheid, und verweigert umgekehrt keiner diesen Dienst, der nun mal insbesondere auch ein Dienst an der dörflichen Gemeinschaft ist, auch wenn er für sich entschieden hat, Weihnachten nicht zu begehen.

Insoweit bleibe ich dabei, dass hier von Probleme gemacht werden, wo regelmäßig zwischen den tatsächlich Betroffenen keine sind.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

es war mir natürlich klar, dass ich mir mit meiner Antwort den
Zorn all derjenigen zuziehen würde, die zwar für sich als
Religionsgegner immer genau die Toleranz einfordern, die sie
nicht bereit sind, gläubigen Menschen gegenüber zu gewähren.

Du stocherst da schlicht im Dunkeln. Ich bin nicht „Religionsgegner“, sondern bekenne mich zu einer nichtchristlichen Religion.

Ich habe übrigens auch keinerlei Probleme damit, geistliche Chorliteratur zu singen, auch nicht in der Kirche (was ca. zwei, drei Mal im Jahr vorkommt). Wenn das im Rahmen eines Gottesdienstes geschieht, spreche ich das Glaubensbekenntnis eben nicht mit und nehme nicht am Abendmahl teil. Das wird ebenso respektiert, wie ich die Religion der Anderen respektiere. Und genau darum geht es - um gegenseitigen Respekt.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo,

und wenn jemand nicht darüber nachgedacht hat, ist es eben
auch kein Beinbruch!

Aber der Frager hat doch gefragt, also drüber nachgedacht.

Wenn ich mir das hier so auf dem Lande ansehe, dann hat die
Kirche da noch eine breite Basis, und ist es vollkommen
unabhängig davon, ob es in einem Verein den ein oder anderen
gibt, der nicht/anders religiös gebunden ist üblich, sich da
nach der Mehrheit zu richten, ohne dass sich deshalb jemand
auf dem Schlips getreten fühlen würde.

Meine Erfahrung auf dem Land ist ganz anders. Ich war im Dorfchor aktiv und nach einigen Abenden, die mit „Schwänken aus der Jugend“-Erzählungen angefüllt waren, habe ich mich für meine Vorurteile, was Erfahrungen und Ansichten der anderen betraf, geschämt.

Dein Tannenbaumbeispiel ist eine ganz andere Sache als die angesprochene religiöse Formulierung.

Insoweit bleibe ich dabei, dass hier von Probleme gemacht
werden, wo regelmäßig zwischen den tatsächlich Betroffenen
keine sind.

Auch hier ist meine Erfahrung eine andere. In einer ähnlichen Situation (eben dörflicher Kirchenchor, der auch regelmäßig, am Totensonntag für die musikalische Untermalung in der Kirche sorgte, dito bei Goldkonfirmation etc.), wo ICH dachte, naja, sooo hätte ich das jetzt nicht formuliert, aber ich bin ja auf dem Dorf und bin ach-so-weit-rumgekommen, also sag ich nix, haben sich meine Sitznachbarn unwohl gefühlt, als jemand für einen Verstorbenen in diesem Kreis ein Gebet sprach. „Das passt jetzt aber nicht hierher!“ war die Aussage.

Siboniwe

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Hallo,

wenn ich da etwas falsch verstanden habe, dann tut mir das leid. Aber andererseits verstehe ich es dann noch weniger. Wenn man sich tolerant und frei zwischen den Religionen bewegt, dann gewährt man dem anderen doch üblicherweise genau den Vertrauensvorschuss, dass er aus bestem Willen agiert, und nicht aus einem schädigenden, diskriminierenden oder missionierendem Ansatz heraus. Und genau dieser „beste Wille“ würde daher bei mir immer im Vordergrund stehen, wenn ich so etwas bewerten würde (egal von welcher Religion es kommt). D.h. vollkommen unabhängig davon, ob da etwas 100% passt, ggf. etwas ungeschickt, vielleicht auch unsensibel etwas gewesen sein mag, wäre für mich immer entscheidend, welcher Wille dahinter steckt. Und ohne konkreten gegenteiligen Beweis, würde ich dabei immer das Positive sehen.

Ich erinnere mich an einen offiziellen Besuch in Bosnien zu einer Zeit, als auf dem Weg noch überall Panzer standen, die Straßen von Warnschildern vor Mienen gesäumt waren, … Meine Frau war schon sichtbar schwanger, und wir trafen dort auf eine Stadt, in der die offiziellen Vertreter alle Religionen ganz massives Engagement für ein friedliches Zusammenlegen zeigten. Die meiste Zeit begleitete uns ein Rabbi, wir besuchten gemeinsam ein serbisch-orthodoxes Kloster, waren beim Imam eingeladen, … Und irgendwie ergab es sich in fröhlicher Runde, dass der Rabbi meinte, einer gemischt-konfessionellen christlichen Familie ein paar Segenswünsche mit auf den Weg geben zu wollen. Er wurde sehr feierlich, griff uns bei den Händen, und alle Anwesenden nahmen es positiv auf. Der Imam fand das alles so gut, dass er sich gleich anschloss, und der Pope natürlich auch. Gerade angesichts des gerade ausgestandenen Krieges vor der Haustür war das von einer solch einerseits banalen aber andererseits doch unglaublichen Hoffnung geprägt, dass ich da niemals nicht auf den Gedanken gekommen wäre, dass auch nur einer der Beteiligten sich da jetzt aus mehr oder aus etwas anderem heraus als aus bestem Willen beteiligt hätte, und uns einfach nur unter den für ihn „erreichbaren“ Schutz stellen wollte.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

ich glaube wir interpretieren die Sachverhaltsschilderung unterschiedlich. Ich verstehe sie nicht als vorsichtige Frage eines Vereinsvorsitzenden vorab, sondern eher im Sinne einer rhetorischen Frage von jemand, dem gerade „ganz großes Übel“ widerfahren ist. Insoweit gehe ich von der Bewertung von etwas aus, was bereits stattgefunden hat.

Gruß vom Wiz