Ich bin nun absoluter Laie, man korrigiere mich also bitte, wenn ich groben Unfug schreibe.
Aber ich erinnere mich noch an meinen ersten „großen“ (das ging mehrere Tage) Erste-Hilfe-Kurs Ende der 80er Jahre. Da haben wir noch gelernt, wie man „abbindet“. Da das ein Erste-Hilfe-Kurs war haben wir das mit irgendwelchen Mullbinden (zwecks „Dämpfung“) und Gürteln gemacht. Schon damals lernte ich, dass man das eher „ungern“ macht und das nur machen soll, wenn man grad mitten in der Pampa ist und der Patient sonst verbluten würde.
Risiko ist natürlich ganz klar, dass die abgebundene Extremität dann über kurz oder lang abstirbt. Aber hey, besser Bein ab als verblutet, ne?
Da ich nun diese „Amateur“ Erste-Hilfe-Kurse gelegentlich mitmache habe ich über die Jahrzehnte zunehmend weniger Abbinden „gelernt“. War’s in besagtem ersten Kurs noch der Oberarm, den wir uns beherzt abgebunden haben (natürlich nicht so fest wie man müsste und auch nur kurz) war’s vor 10 Jahren noch der Finger und in den letzten Jahren wurde gar nimmer abgebunden.
Das mag natürlich reiner Zufall sein, aber mir scheinen diese Kurse doch recht gut „standardisiert“ zu sein, dass ich daran nicht glauben mag. Und ich denke halt, dass man durch abbinden (im zivilen und zivilisierten Bereich) doch mehr Schaden als Nutzen anrichten kann. Vielleicht besteht gar nicht die Gefahr, dass der Patient in den paar Minuten bis der Notarzt kommt tatsächlich verblutet (und man vielleicht durch „draufdrücken“ zumindest ein wenig Blutverlust verhindern kann) und das Risiko von Nervenschäden oder sonstwas steht einfach nicht dafür, dass der Amateur Ersthelfer das tun sollte.
Das sieht sicherlich anders aus wenn man sich in abgelegenen Gegenden befindet oder eben im Kriegsgebiet. Da ist unter Umständen der „Profi“ nicht innerhalb weniger Minuten da und man kann wie oben erwähnt argumentieren, dass der Verlust der Extremität das kleinere Übel ist.
Als Waldarbeiter (ich sehe jetzt das Bild, dass Du mit ner Kettensäge abrutscht und ein großes Gefäß an Arm / Bein erwischt) müsste man überlegen. Korrekte PSA sollte ja genau das Problem vermeiden, oder? Und zumindest im hiesigen Nutzwald würde ich schon annehmen, dass die Rettung „schnell genug“ da ist (wenn wir jetzt nicht von irgendwelchen Latschenkieferwäldern nahe der Baumgrenze im Gebirge reden), dass man eher nicht abbinden sollte. Ich glaube, da ist’s wichtiger, dass Du nicht allein draußen bist oder sonstwie sicherstellst, dass Du so schnell wie möglich Hilfe rufst. (Das Handy kann bei abbem Arm ja ggf. schwer zu bedienen sein). Ich bin aber sicher, dass Du nicht der einzige Waldarbeiter auf dieser Welt bist mit diesem Problem, da müsste es Lösungen geben (wobei ich gestehen muss, dass ich die nicht kenne).