Tradition und Emanzipation

Hallo, Grilla,
Oh ja, diese Stöhnerei kenne ich gut. Aber nach meiner Meinung ist es nicht immer unbedingt die Familie, die diese Ansprüche stellt, wegen derer die geplagte Hausfrau stöhnt.
Oft ist es auch der eigene Wunsch der Geplagten, der Versuch allen ein „schönes“ Fest zu bereiten, der sie an die Grenze ihrer Kraft treibt.
Dabei wäre oft weniger mehr. Keine 20 Plätzchensorten aus eigener Produktion, sondern nur 5 und dazu ein paar Kekspackungen vom Aldi (wegen der Menge), keine Gefüllte Gans, sondern einfach ein paar Schnitzel und am 2. Weihnachtstag ins Restaurant.
Ich jedenfalls wäre recht froh, ließe man mich an diesen tollen Tagen einfach „wohnen“. Eventuell mal nett zusammen Kaffee trinken, mit einer entspannten Gemahlin und dem Nachwuchs „Mensch-ärgere-dich-nicht“ spielen oder einen kleinen Spaziergang (mit Ziel nettes Lokal) zu zweit machen.

Aber da steht oft das Rollenverständnis des „Hausfrau und Mutter mit Nebenberuf“ im Wege. Und da sie ohne die Plackerei ja eh nicht glücklich wäre, trage ich es alle Jahre wieder mit Fassung, nehme sie eben in den Arm und danke ihr für all die Mühe, die sie sich gemacht hat.

Liebe Grüße und alle guten Wünsche für Dein neues Nest!
Eckard.

Hallo,

passen diese beiden Ideale eigentlich zusammen? Frauen spielen
in der Weihnachtszeit scheinbar eine wichtige Rolle. Könnten
sie ihre traditionellen Aufgaben an die Männer abgeben, und
das Fest wäre immer noch stimmungsvoll?

Das Problem ist wohl nicht die Emanzipation sondern der Anspruch an das, was man stimmungsvolles Weihnachtsfest nennt. Ich habe eine durchaus emanzipierte Kollegin, die sich für das Weihnachtsfest geradezu umbringt, weil es für sie nur dann schön ist, wenn alle anderen rundum glücklich sind. Diesen Anspruch stellt sie sich aber selbst bzw. stellen die anderen wohl mehr aus dem ‚Gewohnheitsrecht‘. Würde sie der Rolle, die sich selber gibt nicht mehr genügen, wäre wohl auch sie diejenige, die am meißten darunter leidet.

In meinem
Bekanntenkreis stöhnen vorallem die Frauen über all die
vorbereitenden Kraftakte, und sind nach Weihnachten erschöpft.

Fragt sich, ob sie zufrieden wären, wenn sie nicht erschöpft sind.
Ich z.B. kaufe den Weihnachtsbaum grundsätzlich erst ein bis zwei Tage vor Heiligabend und stelle diesen auch wirklich erst am Vormittag des 24.12. auf. Das ganze nachdem ich erst in der Nacht davor bis Ultimo Geschenke eingepackt habe. Dabei werden möglichst viele Kleinigkeiten einzeln verpackt, weil ich es toll finde, wenn das Auspacken zur Bescherung schön lange dauert. Mein Sohn hat schon nachgefragt, warum ich mir denn diese Mühe mache, wegen ihm könnte ich das alles ohne Papier unter den Baum legen.
Klar, ist das alles Streß, wenn man auch noch zwei kleine Kinder versorgen muß, die (Ur-)Omi zu Besuch ist und dann zu gegebener Zeit frisch gebadet und gestylet unter dem fertigen Baum sitzen möchte. Aber ich WILL das so. Es kommt für mich nur dann die richtige Stimmung, wenn das ganz genau so abläuft, einschließlich des Ärgers, weil der Baum nicht in den Ständer paßt oder aber die Lichterkette das Jahr im Karton nicht überlebt hat.
Müßte ich einer anderen Planung folgen (und das tut man, sobald ein anderer diese Funktionen übernimmt), dann wäre der Streß geringer, ich aber weniger zufrieden.

Das es uns Frauen schwer fällt, ausgerechnet das Weihnachtsfest der Ratio unserer männlichen Mitmenschen zu unterwerfen liegt wohl in der Natur der ‚fraulichen‘ Sache.

Die Frage heißt also nicht, ob wir den Männern das Plätzchenbacken lassen könnten, sondern ob wir notfalls drauf verzichten wollen. :wink:

Liebe Grüße
Maid:wink:

zum Platzen, nein Plaetzchen
Hallo, Eckard,

Im Prinzip stimm ich dir zu.
Aber da setzt’s bei mir aus:

Keine 20 Plätzchensorten aus
eigener Produktion, sondern nur 5 und dazu ein paar
Kekspackungen vom Aldi (wegen der Menge),

Kein Wunder, dass man in Deutschland (??) ueber WEihnachtsstress
jammert.
Bei mir sind 4 Sorten das absolute Limit. Aber ich hab auch
schon Weihnachten mit einer Sorte (oder keinen Plaetzchen)
gefeiert.

Vielleicht sind wirklich die Ansprueche, was „schoene“ Weihnachten
sein soll, einfach falsch?

Gruesse, Elke

das Drama mit dem Weihnachtsgebäck
Hallo Elke,

die Sache mit den Plätzchen zu Weihnachten hat fast etwas tragisch komisches an sich:

  • 5 Sorten Plätzchen kosten reichlich Geld und Zeit, die gekauften sind billiger
  • 5 Sorten Plätzchen machen dick und die Frauenzeitschriften in der Januarausgabe mit ihren Diätvorschlägen reich
  • 5 Sorten Plätzchen will irgendwann von niemanden mehr essen, werden gerne vergessen, und werden erst in der kommenden Adventszeit gefunden, wenn die Keksdosen wieder gebraucht werden.

Ich lasse vor Weihnachten manchmal meine Mädels backen, weil die Kekse genauso aussehen wie wenn ich sie mache, und die schiefen Dinger werden dann von Gästen eher akzeptiert als wenn sie von mir kommen. Ich backe nur nach Bedarf, und kaufe ansonsten welche.
Um beim Thema zu bleiben, das mit der Weihnachtsbäckerei habe ich schon seit ewigen Zeiten aufgegeben, auch wenn die Frauen in meiner Umgebung sich jährlich gegenseitig fragen, wieviele Sorten sie in der Adventszeit schon gebacken haben.
Auf der anderen Seite mag es Frauen geben, die im Keksebacken ihre Entspannung finden, es ihnen Spaß macht, und stolz darauf sind, wenn ihre Kreationen schmecken.
In Regensburg war eine Frau in der Zeitung, die Altenheime zu Weihnachten besucht und ihre Plätzchen anbietet. Das ist doch eine nette Geste und freut alle Beteiligten.
Soll doch jeder in der Adventszeit das machen, was ihn in Stimmung bringt.
Frau sein heißt nicht automatisch eine gute Hausfrau zu sein, und ein gute Hausfrau sein bedeutet nicht minderwertiger als andere Frauen zu sein. Das ist mir als Gedanke wichtig anzumerken.

viele Grüße
grilla
PS. und übrigens, meine Tochter (11) will mal einen Mann heiraten, der gut kochen kann.

also mal ganz kurz mein schönstes weihnachtsfest:
mit mann und kind, ohne baum, ohne plätzchen und vor allem
ohne streß und rummel. da ist dann auch platz für besinnliches

-)

Dem kann ich nur zustimmen.
Mein Schatz und ich schenken uns nicht mal was zu Weihnachten, aber nicht weil wir neidig wärn oder so, sondern weil man zu Weihnachten so viel schenken muss, dass man sich einfach nicht genug gedanken darüber machen kann was man jemanden schenkt. Dafür gibts zum Geburtstag was tolles und zwischendurch immer wieder eine (wohlüberlegte!) überraschung.

Auch Kekse (= Plätzchen, bin aus Österreich :wink:) backe ich normalerweise überhaupt nicht, es gibt schon so genügend. Dafür hab ich heuer den ganzen Advent über das ‚Kekseessverhalten‘ meines Freundes beobachtet und entdeckt: es gibt doch eine Keksart, die ihm schmeckt (er mag Kekse eigentlich nicht.)

Daher nach Weihnachten das Rezept erfragt und dann gabs ein paar riesige Lebkuchenherzen nach der Schwester Geheimrezept :wink:

Also wenns nach mir ginge, gäbs zu Weihnachten nur noch Kerzen, Schnee und Mette mit duftendem Weihrauch, alles andere ist doch nur Stress.

Alles gute fürs neue Jahr wünscht,
Bettina

Traditionell wird von Frauen gekocht und gebacken. Tun sie es
nicht, berichten sie von einem Weihnachten im kleinsten Kreis,
an dem nicht viel passiert.

Dazu möchte ich bemerken, dass sich bei uns zu Weihnachten - wie einige Beiträge weiter oben beschrieben - zwar nicht viel tat (dafür hatten wir danach bei den Familienfesten aber umso mehr Bescherung *g*), dass aber bei uns zu Weihnachten mein Freund gekocht hat (er kocht nun mal gerne und lecker *g*:wink:)

Allerdings fiel mir die von dir beschriebene Rollenverteilung bei den Familienfeiern auch auf. Das liegt aber vor allem auch daran, dass den Männern Weihnachten eher ‚egal‘ ist und sich nur die Frauen in die Weihnachtsmanie hineinsteigern. Daher solln sie ihre Suppe auch ruhig selber auslöffen, reicht schon wenn die Männer mit den Keksen gequält werden :wink:

lg,
Bettina

Männer, die kochen können
Hallo Grilla,

PS. und übrigens, meine Tochter (11) will mal einen Mann
heiraten, der gut kochen kann.

Das kann ich nur empfehlen! :smile: Ich hab so einen begnadeten Koch erwischt.
Begnadete Köche kommen nur leider gern irgendwann auf die Idee, ein Restaurant
eröffnen zu wollen. Unbedingt ausreden!

Mit Weihnachten machen wir uns überhaupt kein Gedöns. Kein Baum, keine Geschenke,
keine Plätzchen, keine Kirche, kein garnix. Nur dem nationalen Dekorationswahn
kann ich mich nicht ganz entziehen. Als die Nachbarin zur Linken eine
Lichterkette ins Schlafzimmerfenster gehängt hat, hab ich das auch getan. Sonst
schaut das Haus so asymmetrisch aus …

LG
Edith

Nur dem nationalen Dekorationswahn
kann ich mich nicht ganz entziehen. Als die Nachbarin zur Linken eine
Lichterkette ins Schlafzimmerfenster gehängt hat, hab ich das
auch getan. Sonst schaut das Haus so asymmetrisch aus …

doch ganz einfach zwinkern. Sieht sicher auch ganz gut aus :wink:

Gruß, Karin