Tradition und Emanzipation

Hallo,

passen diese beiden Ideale eigentlich zusammen? Frauen spielen in der Weihnachtszeit scheinbar eine wichtige Rolle. Könnten sie ihre traditionellen Aufgaben an die Männer abgeben, und das Fest wäre immer noch stimmungsvoll? In meinem Bekanntenkreis stöhnen vorallem die Frauen über all die vorbereitenden Kraftakte, und sind nach Weihnachten erschöpft. Und ich frage mich, ob das sein muss. Wird ein Weihnachten auch schön, wenn die klassischen Aufgaben (Plätzchen backen, Weihnachtsbaum kaufen) getauscht werden?

viele grüße
grilla

Hallo Grilla,

Ich finde, deine Frage schon falsch gestellt.
(sorry! :wink: ) –
Weihnachten kann auch schoen werden, wenn die klassischen Traditionen
ganz wegfallen — wie waer’s damit?
Wir haben - mehr oder weniger gezwungenermassen aus unserer
Geschichte heraus - Familientraditionen entwickelt, die zum
Teil viel, zum Teil gar nichts mit den ueblichen Traditionen
zu tun haben. Dadurch, dass da so ueber Jahre hinweg entstanden
ist, sind auch von vorneherein die ueblichen Arbeitsteilungen
weggefallen. Das hat nur beidngt mit unserer nicht-religioesen
Einstellung zu tun - die meisten Traditionen haben ja per se
nichts mit dem Christentum zu tun.

Meine Schwester (traditionelle Weihnachten) hat
mir gerade vor ein paar Tagen erzaehlt, dass sie frueher immer
im Abendgottesdienst am 24. eingeschlafen ist - weil sie dann
das erste Mal seit Tagen wieder irgendwo ruhig sitzen konnte.
Das kann’s ja wohl nicht sein. Wir haben uns einfach ein Familien-
fest ausgedacht, zu dem jedes Jahr etwas neues hinzukommen oder
wegfallen kann (wie in anderen Familien auch, bloss ist es denen
oft nicht so bewusst, es geschieht oft, wenn Kinder erst dazukommen
und dann groesser werden, dann passen sich die Braeuche oft an).

Von daher: Weihnachten muss nicht Stress sein, muss auch nicht
Tradition sein.

Gruesse, Elke

hallo,

Von daher: Weihnachten muss nicht Stress sein, muss auch nicht
Tradition sein.

dann ist es nicht mehr weihnachten! streß und tradition gehören zu einem „richtigen“ familienfest eben dazu. obs weihnachten ist oder pesach oder was auch immer ist letztendlich dann egal.

gruß
datafox

Hi datafox

Von daher: Weihnachten muss nicht Stress sein, muss auch nicht
Tradition sein.

dann ist es nicht mehr weihnachten! streß und tradition
gehören zu einem „richtigen“ familienfest eben dazu.

Kannst Du mir bitte erklären, warum Streß zu einem Familienfest dazu gehören muß? Irgendwie verstehe ich das nämlich nicht.
Es kann natürlich sein, daß meine Familie nicht normal ist, weil wir zwar sehr gerne gemeinsam feiern, aber uns dabei nicht Streß pur überfällt, weder emotionell noch arbeitsmäßig. Wenn man zusammenhält und zusammenhilft ist das doch kein Problem.

Gruß
Edith

2 Like

Hi Elke

Von daher: Weihnachten muss nicht Stress sein, muss auch nicht
Tradition sein.

Also bei uns wird Weihnachten ziemlich tradionell gefeiert. Allerdings helfen wir zusammen, sodaß es nicht für einen Einzelnen in Streß ausartet.
Ich denke, daß sich den Streß viele unnötig selber machen. Wenn ich alleine sehe, was die Menschen vor den Feiertagen alles einkaufen. So als ob die Hungernot ausbrechen würde, nur weil die Geschäfte 2 Tage nicht geöffnet sind.
Ich möchte nur das Geld haben, das alleine in „meiner“ Stadt nach den Feiertagen an Lebensmittel weggeworfen wird.

Gruß
Edith

Hi Grilla

vorbereitenden Kraftakte, und sind nach Weihnachten erschöpft.
Und ich frage mich, ob das sein muss.

Also ich kann Dir eindeutig sagen, daß das nicht sein muß. Meine Familie ist ein Beispiel dafür, daß es auch anders geht. Ein bißchen was dazu, habe ich in den anderen Postings geschrieben.

Gruß
Edith

Hallo Claudia!

passen diese beiden Ideale eigentlich zusammen?

Nicht immer, aber immer öfters, zumal sich IMHO die Traditionen im Sinne der Emanzipation ändern. Tradition impliziert ja noch nicht, alt und konservativ zu sein (auch wenn es bei manchen Traditionen zutrifft).

Frauen spielen
in der Weihnachtszeit scheinbar eine wichtige Rolle.

Nicht nur in der Weihnachtszeit und schon gar nicht scheinbar.

Könnten
sie ihre traditionellen Aufgaben an die Männer abgeben, und
das Fest wäre immer noch stimmungsvoll?

Warum nicht? Wahrscheinlich wären viele Dinge anders, aber das muß ja der Stimung keinen Abbruch tun.

In meinem
Bekanntenkreis stöhnen vorallem die Frauen über all die
vorbereitenden Kraftakte, und sind nach Weihnachten erschöpft.

Ich glaube auch, daß sich viele Frauen diesen Streß selber machen.

Und ich frage mich, ob das sein muss.

Nein.

Wird ein Weihnachten
auch schön, wenn die klassischen Aufgaben (Plätzchen backen,
Weihnachtsbaum kaufen) getauscht werden?

Ich versteh’ nicht genau, was Du meinst. Ist Plätzchen backen und Baum kaufen schon Streß?
Der Weihnachtsputz kann IMHO komplett ausfallen, weil nach Weihnachten ohnehin wieder der Urzustand hergestellt ist. Das Schmücken des Hauses/der Wohnung ist nur kitschig und kann daher IMHO ebenfalls unterlassen werden. Kekse backen hat IMHO nur Sinn, wenn es den Kindern Spaß macht, weil die gekauften Kekse auch gut schmecken und deutlich weniger Arbeit (bei relativ günstigen Preisen) machen. Der Weihnachtsbaum war bei uns immer schon eine Angelegenheit des Mannes.

Ich denke, stimmungsvolle Weihnachten hat man nur, wenn die Vorweihnachtszeit kein Streß war. Und was für die geeignete Stimmung sorgt, ist individuell verschieden, wenn man hohe Ansprüche an den Grad der Perfektion stellt, kann das ganz schön stressig werden, wenn man zu improvisieren imstande ist und die nötige Gelassenheit an den Tag legen kann, kann man auch streßfreie Weihnachten verbringen.

Grüße

Gollum

Hi Grilla,
Stress war für mich, als ich noch in Lohn und Brot stand, wenn ich innerhalb eines Monats neben vier Fortbildungsveranstaltungen, die an vier verschiedenen Orten stattfinden sollten, organisieren musste (incl. Referenten, Hotels, Rahmenprogramm), „nebenbei“ sieben fachlich schwierige Broschüren korrekturlas und redigierte, mit Druckereien verhandelte, mich mit Grafikern rumschlug, dem Geldgeber Rechenschaftsberichte verfasste (selbstverständlich incl. einer noch anzufertigenden Statistik), gleichzeitig der Beitrag meines Ressorts für den Jahresbericht zu schreiben war - und das alles neben der „normalen“ Tagesarbeit wie Anfragen beantworten, Vertreter abwimmeln, die Internetseite ständig aktualisieren etc. etc.
Der „Weihnachtsstress“ ist für mich als durchaus emanzipierte, sich aber den Traditionen verbunden fühlenden Frau dagegen ein Spaziergang, ja mehr noch: Hochgenuss… Ich bedauere nur, dass meine Familie sehr früh schon stark geschrumpft ist und damit das Weihnachtsprogramm mit…
LG, Anja

Hallo Claudia,

passen diese beiden Ideale eigentlich zusammen? Frauen spielen
in der Weihnachtszeit scheinbar eine wichtige Rolle. Könnten
sie ihre traditionellen Aufgaben an die Männer abgeben, und
das Fest wäre immer noch stimmungsvoll?

Also, Du sprichst von Weihnachtstraditionen…

Da ich nie die geringste Chance hatte, eine Weihnachtstradition aufzubauen, wie sie bei uns zuhause in der Riesen-Familie üblich war, habe ich kurzerhand meine eigenen „Traditionen“ definiert.

Dazu gehört, dass derjenige kocht, der sich mit Begeisterung drum reißt (mein Freund), eingekauft wird arbeitteilig. Dass die Tochter zu Besuch kommt (aber sie hatte auch schon mal einen Heiligen Abend bei den Eltern ihres Freundes), dann aber auch schon in München an Hl Abend eine Verabredung mit einer Freundin hatte… Einen Weihnachtsbaum hatten wir aus Platzgründen nicht mehr, seit Natascha 10 war, den Weihnachtsstrauß als Ersatz haben wir abgeschafft, als wir in einer neuen Wohnung keinen gleichzeitig brandsicheren und dekorativen Platz dafür gefunden haben. Es vermisst bei uns keiner.

Sicher ist manches nicht so, wie andere sich ein stimmungsvolles Weihnachten vorstellen, aber es ist das Weihnachten, das ich - und soweit ich es beurteilen kann auch meine Tochter - am besten genießen kann. Für meinen Freund kann ich jetzt nicht mitreden, der macht halt alles mit, was die Weiber so vorgeben, außerdem ist seine Hauptfreizeitbeschäftigung im Winter sowieso Fernsehen, egal ob Weihanchten oder nicht.

In meinem
Bekanntenkreis stöhnen vorallem die Frauen über all die
vorbereitenden Kraftakte, und sind nach Weihnachten erschöpft.
Und ich frage mich, ob das sein muss. Wird ein Weihnachten
auch schön, wenn die klassischen Aufgaben (Plätzchen backen,
Weihnachtsbaum kaufen) getauscht werden?

Ich glaube vor allem immer noch, dass die meisten Frauen einfach ne Krise kriegen, wenn sie ihren Männern zuviel Hausarbeit überlassen. Die Gelassenheit gegenüber nicht ganz perfekt erledigten Arbeiten sollte man aber besser im Alltag üben und sich nicht gerade die Feiertage mit der höchsten „Stimmungserwartung“ damit versauen.

Lieben Gruß und ein gutes neues Jahr, Karin

Hallo,

passen diese beiden Ideale eigentlich zusammen? Frauen spielen
in der Weihnachtszeit scheinbar eine wichtige Rolle.

da sollte man unterscheiden zwischen „wollen eine wichtige Rolle spielen“ und "müssen eine wichtige Rolle spielen.

Grundsätzlich soltle doch derjenige etwas erledigen, was er gerne macht. Ich kenne kein erwachsenes männliches Wesen, das gerne den Weihnachtsbaum schmückt und wenn es doch mal einer machen muß, dann wird anschließend gemeckert, daß das Lametta nicht gleichmäßig verteilt ist (kein Wunder, wenn man es aus zwei Meter Entfernung in einem Knäuel auf den wehrlosen Baum wirft), daß das falsche Zeug dranhängt (Beispiele nenne ich mal nicht) oder daß er zu blöd war, den Baum zu behängen ohne sich mit Harz u.ä. einzusauen.

Hier greift also der bereits erwähnte Üerfektionismus.

Gibt es keinen, der eine bestimmte Sache macht, wird halt aufgeteilt. Eine Frau ist heute selber schuld, wenn sie im Streß den Braten stopft, die Plätzchen ausrollt und backt und nicht zuletzt den Baum schmückt, (allein schon, weil man sich nicht ausdenken will, was passiert, wenn da mal was durcheinander kommt), während er seine weihnachtliche Stimmung mit dem neuen D&W-Katalog „hebt“.

Hier haben wir also das Problem der Akzeptanz der traditionellen Rollenverteilung.

Dann bliebe noch der idealtypische Fall, in dem alle mithelfen und am Ende alle total kaputt sind.

Wie dem auch sei: Ich sehe beim Weihnachtsfest das gleiche „Problem“ wie bei allen anderen Gelegenheiten: Wenn sich die Frau in die traditionelle Rolle einspannen läßt, ist sie selber schuld oder hat es freiwillig so gewählt.

Sollte eine Änderung bei der Rollenverteilung gewünscht werden, so muß damit die Frau selbst anfangen: Entweder durch Delegieren oder Ansprechen des Themas. Sollte letzteres nicht fruchten, bleibt immer noch das Vergiften der vorweihnachtlichen Herren(!)torte.

Gruß,
Christian

off topic
Hi grilla,
meine Schwester hat mal, völlig entnervt, wenn auf ihre tägliche Frage, was sie denn kochen solle, immer ein „ist egal“ zu hören bekam, eines Tages mittags den Tisch gedeckt und auf jeden Teller ein Zettelchen gelegt, auf dem stand „isst egal“ - damit war das Thema vom Tisch *g.
LG,
anja

Hallo,

passen diese beiden Ideale eigentlich zusammen?

Hallo Grilla,

sind das Ideale???

schwerstgrübelnde Grüsse, Bettina

Hallo Bettina,

ich erhabe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Wenn du weder in dem einen noch in dem anderen ein Ideal siehst, dann ist das so.

gruß
grilla

Hallo Claudia,

beim Lesen deines Postings ist mir mal wieder so aufgefallen, wie das mit der Tradition zu Weihnachten bei uns ist. Und nicht nur bei uns, wie mir von Kollegen bestätigt wurde.

Diejenigen, die bei uns am meisten Wert auf die Traditionen legen, sind die erwachsenen oder fast erwachsenen Kinder. Weihnachten hat so zu sein, wie es immer war, und Punkt! Da sind die Bälger konserativ bis auf die Knochen. Wir Alten brauchen eigentlich keinen Baum. Aber schlag das mal vor. Das Protestgeschrei kannst du von hier aus bis in deine neue Wohnung hören. Genauso ist es mit Kirchgang, Weihnachtsplätzchen, Bescherung und was sonst noch alles dazugehört.
Und damit das auch jedes Jahr wieder was wird, müssen die beiden einiges machen, denn die wollen das ja so.
Tochter backt wochenlang kiloweise Plätzchen, Sohnemann ist für den selbstgemachten Stollen verantwortlich, Mutter und Sohn stehen in der Küche und brutzeln etwas besonderes für den Weihnachtsschmaus usw. Der Baum (gehört zur Pflicht) bestand aus einem etwa 30cm hohen eingetopften Nadelbäumchen (nadelt nicht, kann weiterverwendet werden, also fast keine Arbeit) und das Anbringen der Lichterkette dauerte etwa 1,5 Minuten. Zu weiteren Kompromissen war meine Gattin nicht bereit. Da über Weihnachten meine Schwiegereltern zu Besuch waren, mußten die auch mit ran und mithelfen den Tisch decken oder den Geschirrspüler einräumen.
Streß hatten wir eigentlich keinen. Aber wie gesagt, meine emanziperte Frau läßt da nicht mit sich spaßen. Wer die Traditionen aufrecht erhalten will, muß selbstverantwortlich die nötigen Pflichten übernehmen.

Wird ein Weihnachten
auch schön, wenn die klassischen Aufgaben (Plätzchen backen,
Weihnachtsbaum kaufen) getauscht werden?

Nein, wenn die Aufgaben anderen Familienmitgliedern aufgedrückt werden, so kannst du den Streß nur verlagern. Was ist dadurch gewonnen? Meiner Meinung nach sollte jeder das zum Gelingen beitragen, was ihm selbst für das Fest wichtig ist. Das wird dann auch was und macht den „Verantwortlichen“ dann auch viel mehr Spaß. Und Dinge, die keiner machen will, fallen dann eben weg.

Ganz relaxte Grüße vom
Roland

Hallo Karin,

mein Problem ist nicht so sehr meine Familie sondern meine Verwandtschaft. Wir (mein Mann, Kinder und ich) kommen prima mit der selbstgewählten Ereignisarmut an Weihnachten aus. Aber nicht immer kann man sich der Freundlichkeiten der Verwandten entziehen. Es wird eingeladen, die Kinder freuen sich darauf (klar, wegen der üppigen Geschenke, mit denen gewunken wird), und dann beginnt der Stress mit Essen-Spazierengehen-Flötespielen-Essen. Ich will nicht jammern, das muss wohl so sein.

Ich glaube vor allem immer noch, dass die meisten Frauen
einfach ne Krise kriegen, wenn sie ihren Männern zuviel
Hausarbeit überlassen.

So sehe ich das auch. Ich habe den Verdacht, dass Rollendenken bei traditionellen Festen besonders ausgeprägt ist. Aber spielt es dabei eine Rolle ob man auf seine Aufgaben besteht oder man an entsprechende „Kompetenzen“ erinnert wird?

Die Gelassenheit gegenüber nicht ganz
perfekt erledigten Arbeiten sollte man aber besser im Alltag
üben und sich nicht gerade die Feiertage mit der höchsten
„Stimmungserwartung“ damit versauen.

Wie gesagt, meine Gelassenheit ist dann dahin, wenn mir erklärt wird, wie und womit ich mich wegen des Festes beschäftigen soll. Aber ich bin mittlerweile mit meiner Einstellung bei den Meinen bekannt :smile:

Mein Fazit: je weniger Idealvorstellungen an Weihnachten zusammen kommen, desto einfacher wird es. Und die Kehrseite daran ist, dass Weihnachten eine Gelegenheit sein könnte mit all seinen Verwandten regelmäßig ein Familienfest zu feiern, also sich selbst und seine Herkunft feiern. Das wäre mir auch meiner Kinder wegen wichtig. Was mich daran stört ist der Aufwand, der betrieben wird. Ich bin mir nicht sicher, ob der sein muss, und wenn ob der nicht gleichmäßig auf alle verteilt werden könnte. In meiner Verwandtschaft sind immer die Frauen am wetzen. Ja, was ist eine große Tafel ohne mächtig viel und gutem Essen? Das aber setzt Einkaufen, Vorbereiten, Kochen, Tischdekoration, Abwaschen …voraus, um mal eines von vielen weihnachtlichen Aktivitäten aufzuzählen.

Traditionell wird von Frauen gekocht und gebacken. Tun sie es nicht, berichten sie von einem Weihnachten im kleinsten Kreis, an dem nicht viel passiert.

Aber vielleicht hat Elke tatsächlich recht, und ich habe die Frage verkehrt gestellt, nicht zuletzt mir selbst.

Lieben Gruß und ein gutes neues Jahr, Karin

mit herzlichem Gruß zurück
und auch dir wünsche ich ein gutes neues Jahr
Claudia

Hallo Christian,

das klingt gut mit dem Delegieren und der Entscheidungsfreiheit. Aber in der Realität sind es Frauen die ob der Weihnachtsvorbereitungen stöhnen. Von Männern kenne ich das Gestöhne nicht. Da interessieren mich die Hintergründe.

Eine Frau ist heute selber schuld, wenn sie im
Streß den Braten stopft, die Plätzchen ausrollt und backt und
nicht zuletzt den Baum schmückt, (allein schon, weil man sich
nicht ausdenken will, was passiert, wenn da mal was
durcheinander kommt), während er seine weihnachtliche Stimmung
mit dem neuen D&W-Katalog „hebt“.

Das mit dem „selber schuld“ stimmt schon. Eine Verweigerung hat aber Konsequenzen, für die die Frau (berechtigt oder unberechtigt ist dabei unerheblich) verantwortlich gemacht wird. Im kleinen Kreis ist es meistens kein Problem selbst aufgebürdete Hausfrauenpflichten auf ein notwendiges Minimum einzuschränken oder auf andere abzuwälzen. Wenn aber verschiedener Generationen zusammenkommen, dann fügt sich frau eher ein als das sie sich weigert.

Dann bliebe noch der idealtypische Fall, in dem alle mithelfen
und am Ende alle total kaputt sind.

nuja, kommt darauf an, was und wieviel zu tun ist.

Wie dem auch sei: Ich sehe beim Weihnachtsfest das gleiche
„Problem“ wie bei allen anderen Gelegenheiten: Wenn sich die
Frau in die traditionelle Rolle einspannen läßt, ist sie
selber schuld oder hat es freiwillig so gewählt.

Es gibt also ein Weihnachtsfest ohne „die Hausfrau“?

Sollte eine Änderung bei der Rollenverteilung gewünscht
werden, so muß damit die Frau selbst anfangen: Entweder durch
Delegieren oder Ansprechen des Themas. Sollte letzteres nicht
fruchten, bleibt immer noch das Vergiften der
vorweihnachtlichen Herren(!)torte.

*kicher* Da wäre ich eher für Abführmittel, wenn schon.

Grüße
Claudia

Hallo Claudia,

das klingt gut mit dem Delegieren und der
Entscheidungsfreiheit. Aber in der Realität sind es Frauen die
ob der Weihnachtsvorbereitungen stöhnen. Von Männern kenne ich
das Gestöhne nicht. Da interessieren mich die Hintergründe.

Ähm, nach meiner sicher nicht maßgebenden Erfahrung erfüllt nicht jedes Stöhnen eines Menschen auch den Tatbestand einer tatsächlich vorhandenen oder gefühlten Qual… Ich denke einfach, dass Frauen allgemein sich mehr verantwortlich fühlen (und sich damit auch machen) für ein harmonisches Familienleben und dies dann nach ihren(!) Vorstellungen umsetzen. Ein Stöhnen ist aber für mich häufig nur ein Signal, dass der Partner gefälligst Wertschätzung für die „Bemühungen“ zeigen soll (auch wenn es ihm in Wahrheit vielleicht völlig egal ist, ob der Weihnachtsbaum rot oder weiß oder überhaupt ist - bzw. vice versa: es ihr egal ist, ob das Auto wieder schön abgeschmiert und gebohnert ist:wink:)

Grüße
Jürgen (für den Weihnachten nur immer wiederkehrender Familienterror ist und der deswegen sehr gut ohne Weihnachten auskäme:wink:)

Hallo Claudia,

koppeln wir doch mal die eine Idee Weihnachten von der anderen Idee, Familienzusammenkunft ab.

Aber zuerst ein Satz zum „Rollendenken“.

Aber spielt es dabei eine Rolle ob man auf seine Aufgaben besteht
oder man an entsprechende „Kompetenzen“ erinnert wird?

Ja. Wenn ich selber als Frau die Überzeugung hege, dass alle anderen, insbesondere ein männlicher Partner - und dann oft aus der gleichen Einstellung heraus männliche Nachkommen - unfähig sind, die Arbeit zu erledigen, die anliegt, dann ist der Weg zu echter Aufgabenteilung für mein Gefühl viel weiter, als wenn ich selber dieser Aufgabenteilung aufgeschlossen gegenüberstehe. Schließlich müsste ich dann ja erst mich selber überzeugen, bevor ich die anderen überzeugen könnte.

Mein Fazit: je weniger Idealvorstellungen an Weihnachten
zusammen kommen, desto einfacher wird es. Und die Kehrseite
daran ist, dass Weihnachten eine Gelegenheit sein könnte mit
all seinen Verwandten regelmäßig ein Familienfest zu feiern,
also sich selbst und seine Herkunft feiern. Das wäre mir auch
meiner Kinder wegen wichtig.

Ich selber komme aus einer sehr großen Familie, andererseits sind beide Eltern schon seit Jahren gestorben, da sie bei der Gründung ihrer zweiten Familie (beide waren schon mal verheiratet und hatten Kinder). Damit starb auch die Weihnachtstradition aus, dass wir Kinder uns bereits an Heilig Abend bei den Eltern versammelten. Selber habe ich mir dann erlaubt, mit dem eigenen Kind Heilig Abend erst mal zuhause zu feiern und dann am nächsten Tag zu Muttern zu fahren. Schließlich gewöhnte sich meine Mutter an (oder auch mein Bruder und Schwägerin, weiß nicht so genau, wer die treibende Kraft war) Weihnachten bei eben diesem Bruder zu feiern. Der zweite Feiertag wurde dann zum „Familien-Reste-Essen“ genutzt. Aber nach dem Tod unserer Mutter schlief auch dieser Brauch wieder ein.

Bei uns bzw. bei mir wurde die Gelegenheit zum großen Zusammenkommen schon länger davor auf den Geburtstag verlegt. Das hat zwar zur Folge, dass eine Halbschwester aus religiösen Gründen (ZJ) nie kommt, auch letztes Jahr zu meinem 50-sten nicht. Aber die Geschwister aus der gemeinsamen Ehe meiner Eltern würden sich ganz stark wundern, wenn ich mal keinen Geburtstag feiern würde. Da gehört Zwetschgendatschi in größeren Mengen (3 Bleche) und ein Blech Apfelstreuselkuchen (eine Nichte mag keinen Kuchen mit Steinobst) dazu. Die lassen sich wunderbar am Tag vorher herrichten. Wenn ich den nachmittäglichen Kaffeeklatsch in den Abend gehen lassen will, dann richtet mein Lebensgefährte auch noch eine leicht zuzubereitende Kleinigkeit für abends her.

Was mich daran stört ist der Aufwand, der betrieben wird. Ich bin mir nicht
sicher, ob der sein muss, und wenn ob der nicht gleichmäßig auf alle verteilt
werden könnte. In meiner Verwandtschaft sind immer die Frauen
am wetzen. Ja, was ist eine große Tafel ohne mächtig viel und
gutem Essen? Das aber setzt Einkaufen, Vorbereiten, Kochen,
Tischdekoration, Abwaschen …voraus, um mal eines von vielen
weihnachtlichen Aktivitäten aufzuzählen.

Das schöne an meinem Geburtstagsfest ist, dass ich selber in viel größerem Maß den Aufwand und die Gestaltung in die Hand nehmen kann, da es mein Fest ist und ich die Hauptperson bin.

Für meinen 50-sten letztes Jahr habe ich alle eingespannt, zusätzlich auch noch zwei gute Freundinnen (im Alter meiner Tochter) aus dem ADFC. Jeder durfte was mitbringen (gegen Anmeldung) so dass ich den verbleibenden Aufwand gut abschätzen konnte. Die beiden jungen Frauen haben so perfekt organisiert, dass mir nicht mehr viel übrig blieb außer dem traditionellen Kuchen backen und einen Kartoffelsalat (auch eine Spezialität von mir) für das abendliche Buffet.

Traditionell wird von Frauen gekocht und gebacken. Tun sie es
nicht, berichten sie von einem Weihnachten im kleinsten Kreis,
an dem nicht viel passiert.

Tja, außer drei oder vier Gerichten bzw. den oben erwähnten Kuchen und dem Kartoffelsalat ist mein Lebensgefährte derjenige, der bei uns in der Küche steht. Aber den habe ich mir auch mühselig „ausgesucht“ unter all den Paschas, die in meiner/unserer Generation noch so üblich sind.

Aber vielleicht hat Elke tatsächlich recht, und ich habe die
Frage verkehrt gestellt, nicht zuletzt mir selbst.

Nein, ich finde die Frage nicht verkehrt gestellt. Im Gegenteil, es ist doch mal ganz gut, zu überlegen, ob man sich immer das gleiche „Familienfest“ antun soll, oder vielleicht doch die Schwerpunkte mal anders setzen.

Lieben Gruß, Karin

Hallo,

hi grilla,

passen diese beiden Ideale eigentlich zusammen? Frauen spielen
in der Weihnachtszeit scheinbar eine wichtige Rolle.

scheinbar schon …aber nur scheinbar, weil sich, meiner meinung nach, die frauen da selbst zu viel streß machen.

Könnten
sie ihre traditionellen Aufgaben an die Männer abgeben, und
das Fest wäre immer noch stimmungsvoll?

warum sollte es dann minder stimmungsvoll sein? was hat das mit männlein oder weiblein zu tun?

In meinem
Bekanntenkreis stöhnen vorallem die Frauen über all die
vorbereitenden Kraftakte, und sind nach Weihnachten erschöpft.

selbst dran schuld, wenn die frauen die ganze arbeit sich aufdrücken lassen.

Und ich frage mich, ob das sein muss. Wird ein Weihnachten
auch schön, wenn die klassischen Aufgaben (Plätzchen backen,
Weihnachtsbaum kaufen) getauscht werden?

also mal ganz kurz mein schönstes weihnachtsfest:
mit mann und kind, ohne baum, ohne plätzchen und vor allem ohne streß und rummel. da ist dann auch platz für besinnliches :smile:

gruß
c.

viele grüße
grilla

Rollenverstaendnis (off topic)
Hallo!
Nicht ganz, aber ein bisschen passt es doch.
Heute war wieder Schule bei uns und unser Juengster (11)
kam heim und erzaehlte, sie haetten so einen Test ge-
macht, fuer welche Berufe sie geeignet seien. Bei ihm
sei rausgekommen: „dietitian, restaurant host, or home
economist“, weil er gerne essen wuerde und gut mit
Menschen umgehen koennte. Sein aelterer Bruder
fiel fast vom Stuhl vor Lachen: ‚home economist‘ sei ja
wohl verbraemt fuer Hausfrau! Worauf Dominic SEHR sauer
war, Hausfrau wuerde er nicht werden. Nach meiner Erklaerung
hat er sich aber wieder beruhigt und gemeint: „Okay, HausMANN
geht in Ordnung – aber vielleicht doch Lastwagenfahrer, die
verdienen naemlich in USA nicht schlecht*.“
Vielleicht sind wir einfach zu alt und die Jungen haben’s
doch mal besser?

Gruesse, Elke

* woher er die Information hat, weiss ich nicht, und
ich uebernehme auch keine Haftung