Traktat vom unwahrscheinlichen Glück, ein heutiger Deutscher zu sein

Ich finde, du machst es dir zu leicht.
Zum einen gehts in dem Thread eigentlich nicht, ob nun der Franz oder der Myrtillus oder ich „rumjammern“, sondern schlicht
a) um den Widerspruch, dass es uns materiell, von den politischen Freiheiten her usw. wahnsinnig gut geht, dennoch massig Antidepressiva, massig Anxiolytika, massig Ritalin, massig Alkohol usw. konsumiert wird, massig psychosomatische Erkrankungen da sind, massig depressive Erkrankungen usw.
Soll ich jetzt zu meiner depressiven Angstpatientin Dinge sagen wie: „Uns heutigen Deutschen gehts doch wahnsinnig gut, also jammer nicht rum!“ oder „Das ist bei dir alles dein rein individuelles Problem und hat mit der Gesellschaft in der du lebst, nichts zu tun“ usw.?

und

b) um die Frage, ob es „uns“ denn tatsächlich „so gut“ geht bzw. ob der Wohlstand, die Sicherheit, das lange Leben, das vergleichsweise gute Gesundheitssystem usw. tatsächlich die Dinge sind, die dafür sorgen, dass es „uns gut geht“. Bzw. gehts darum, auch den Preis dahinter zu sehen. Ich kann nicht verstehen, warum der partout ausgeblendet bleiben soll. Das hat mit Pessismismus weniger zu tun als mit selbstkritischem Realismus.

So wenig ausgewandert wird übrigens nicht:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157440/umfrage/auswanderung-aus-deutschland/

Ähnlich wie beim Suizid ist natürlich auch das schwerlich als Indikator für irgendwas zu nehmen, weil viel zu vielgestaltig.

Gruß
F.