Trass-Zement im Garten entsorgen?

Spricht irgendetwas dagegen, wirkungslos gewordenen (überlagerten) Trass-Zement über den Kompost wie Gesteinsmehl zu entsorgen?

Servus,

wenn gewährleistet ist, dass das Material sehr fein bleibt und nicht klumpt, so dass es von den für den Kompost zuständigen Lebewesen verarbeitet werden kann, ist das in Ordnung.

Schöne Grüße

MM

Wenn später unter Nutzung des fertig kompostierten Komposts mal irgendwas Essbares angebaut werden soll, würde ich das nicht ohne Not tun. Niemand kann dir versichern, dass da keine Schwermetalle oder sonstige nicht in die Nahrungskette gehörende Stoffe enthalten sind.

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Hallo,

lies dazu auch mal den Wikipedia Beitrag zu Zement durch (der Zuschlag von Trass ist nicht das Problem).
Ich würde nach cder Lektüre meinem Kompost keinen Zement zumuten.

Gruß,
Paran

Was steht denn da drin, weshalb Zement unzumutbar wäre?

Schöne Grüße

MM

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Servus,

Schwermetalle kommen in unterschiedlicher Konzentration in jedem Boden vor. Die wesentlichen Bestandteile von Trasszement, nämlich Kalkstein, Ton, eventuell Quarzsand und eben Trass ebenfalls. Wenn Du mal nach Nördlingen kommst: Böden auf Suevit-Verwitterung sind sehr gute Ackerböden, und Suevit ist nichts anderes als Trass.

Schöne Grüße

MM

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Eventuell wäre der darin befindliche Hüttensand (Hochofenschlacke) noch genauer unter die Lupe zu nehmen; und/oder die Flugasche…
irgendwo habe ich mal gelesen, dass man selbst Holzkohle/Asche nicht in den Kompost geben, bzw. auf das Hochbeet geben soll… Flugasche aus der Industrie wird da wahrscheinlich keine Ausnahme machen?..

Servus,

das ist ziemlich pauschal - könnte z.B. damit zu tun haben, dass diese bei hoher Konzentration das Milieu ins Basische kippen lassen kann.

Kalzium- und Magnesiumsilikat sind jetzt nichts, was schädlich wäre. Ich weiß jetzt nicht, was da sonst noch zu erwarten ist - Kupfer vielleicht? @Zerschmetterling weiß sowas wahrscheinlich aus dem Handgelenk. Jedenfalls kann ich mir kaum was vorstellen, was in der Konzentration, um die es hier geht, Schaden anrichten könnte. Und falls da Selen im Spiel ist: Das braucht der Rotkohl / Blaukraut dringend, sonst wird er nix.

Schöne Grüße

MM

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Ich sehe da kaum Probleme:

Wie so oft macht die Dosis das Gift. Bei der Hydratationsreaktion (also wenn der Zement mit Wasser in Kontakt kommt), bilden sich eine Reihe neuer Minerale (Hauptsächlich wasserhaltige Calziumsulfate und -silikate) allerdings auch Kalziumhydroxid. Das Kalziumhydroxid wird den Ph-Wert nachdrücklich erhöhen und das kann sich durchaus negativ auf deinen Boden auswirken.

In welchem Maße das geschieht und wie problematisch das ist, hängt von deinem Boden und der Menge ab, die du verarbeitest.

Was die Sorge vor Schwermetalle angeht, die hier einige geäußert haben, so wüsste ich nicht, warum man davon ausgehen sollte, dass sich diese im Zement befinden. Die üblichen Ausgangsstoffe von Zement enthalten nur sehr untergeordnet schwermetallhaltige Minerale - diese sind vor allem in den beigemischten Zuschlagstoffen zu finden (vor allem die Flugasche könnte im Prinzip problematisch sein). Natürlich kann es nicht ausgeschlossen werden - ich weiß nicht, ob es industrielle Grenzwerte für Fremdbeimengungen bei Zement gibt, aber irgendwie bezweifle ich, dass das ein größeres Problem ist.

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Hallo,

dies: alle schwer- und nicht flüchtigen Spurenelemente durch den frisch entsäuerten Kalkstein adsorptiv gebunden werden (Prinzip der Trockensorption). In Zementen enthaltene lösliche Chromate können eine Allergie, die so genannte Maurerkrätze auslösen, wobei der hohe basische pH-Wert der wässrigen Lösung die Reizung der Haut verstärkt.

Gruß,
Paran

Servus,

Universaldünger hoher Qualität wie z.B. der Klassiker Mairol unterscheiden sich von billiger zusammengestrickten durch ihren Gehalt an Spurenelementen.

Das insbesondere im „Bio“-Gartenbau hoch gelobte Urgesteinsmehl enthält u.a. Kupfer, Mangan, Molybdän, Nickel und Zink und, weil im Urgestein halt zuerst noch „alles beieinander“ war, natürlich auch Chrom - das von Neudorff vertriebene z.B. 143 mg/kg Cr.

Gemahlener Kalkstein ist das älteste nachgewiesene mineralische Düngemittel überhaupt - die Überlegenheit der Gallier gegenüber den Römern im Ackerbau hängt u.a. damit zusammen, dass sie ihre Äcker kalkten. Die heutigen großen Waldgebiete in Deutschland sind deswegen in der mittelalterlichen Rodungsperiode, als das Gebiet des heutigen Deutschland fast vollständig entwaldet war, deswegen nur sehr kurz als Acker- und Weideland genutzt und waren schon weniger als hundert Jahre nach der Rodung wieder bewaldet, weil auf den sehr kalkarmen Böden auf Buntsandsteinverwitterung nichts richtig gedeiht - der Kalk fehlt.

Kompostwirtschaft im Gartenbau ist ohne Kalk sinnlos, weil die Regenwürmer, die das organische Material einarbeiten und daraus Ton-Humus-Komplexe machen, nur dort leben, wo es genügend Kalk für sie gibt.

Wegen einer Erhöhung des pH-Wertes braucht man überhaupt keine Angst haben, wenn man den Trasszement nicht säckeweise aalles auf einmal in den Kompost haut. Ein ordentlich geführter, ausreichend belüfteter Wurmkompost ohne Fäulnisherde hat eine recht robuste Pufferkapazität - es ist erstaunlich, aus welchen Extremen sich da die Verhältnisse auf pH 7 einpendeln.

Kurz: Trasszement im Kompost, in Maßen verarbeitet, wertet diesen auf. Man muss halt, wie @Zerschmetterling bereits erklärt hat, schauen, dass man nicht so sehr viel auf einmal reintut, damit das nicht zu heftig basisch wird.

(Wobei meines Erachtens bereits die Gegenwart von Trass Extreme verhindert)

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

und was hälst Du von den Chromaten? Wiki meint dazu: Alle Chromate und andere Chrom(VI)-verbindungen (mit Ausnahme des wasserunlöslichen Bariumchromats) sind stark giftig, wassergefährdend und krebserzeugend.

Gruß,
Paran

Wie schon gesagt: Die Dosis macht das Gift. Die von dir verlinkte Maurerkrätze ist eine allergische Reaktion, keine Vergiftung. Anders gesagt: Ja, in Spuren können offenbar Chromate in Zement enthalten sein, die Gehalte sind aber mit Sicherheit so gering, dass sie keine toxikologische Relevanz haben. Ich habe zwar jetzt keine chemische Analyse eines Zements zur Hand, aber allein die Tatsache, dass Zement üblicherweise nur die Gefahrstoff-Kennzeichnung Xi - reizend aufweist, ist wohl ein sicherer Hinweis darauf, dass es sich mit der Toxizität wohl sehr in Grenzen hält.

Und, wie du schon geschrieben hast, die allermeisten Chromate sind wasserlöslich. Das heißt selbst die Spuren werden vom Regen innerhalb kürzester Zeit dissoziiert, mobilisiert und damit verdünnt. Chromate sind jetzt echt das Letzte um was ich mir Sorgen machen würde.

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Servus,

die schätze ich ähnlich ein wie die recht giftigen Kupferverbindungen, die in der „Bio“-Landwirtschaft als Fungizide eingesetzt werden: In hohen Konzentrationen sind sie für Menschen giftig, in den üblicherweise eingesetzten bringen sie nur Regenwürmer um, und moderne Formulierungen (Kupferoktanoat) erlauben so niedrige Dosierungen, dass nur noch im intensiven Wein- und Gemüsebau eigentliche Schäden auftreten.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

nun sind die Chromatgehalte im Zement nicht auf den Ackerbau abgestimmt. Zement wird eben normalerweise nicht als Kompost genutzt. Obendrein wissen wir nicht, welche Menge Zement mit welchem Chromatgehalt der Fragesteller in welcher Menge Kompost entsorgen will. Auch nicht, wieviel von diesem Kompost dann im Boden landet und wieviel der enthaltenen Chromate die dort gezogenen Pflanzen aufnehmen oder bei Arbeiten am Boden durch die Haut aufgenommen werden können.
Der Einsatz von Kupferverbindungen ist nur sehr genau dosiert erlaubt.

Abgesehen davon ist auch der Tod von Regenwürmern und vielen anderen Bodenlebewesen im Kompost oder Gartenboden sehr unerwünscht.

Gruß,
Paran

Servus,

Ebent. Darum habe ich mich so über den Einsatz von Kupferkalk im Bio-Landbau gewundert, der zum Glück jetzt kaum mehr stattfindet. Ich kannte einen Winzer, der zum konventionellen Anbau zurückgekehrt ist, weil ihm die Kupferpräparate die Böden zu ruinieren drohten.

Ich selbst habe Kupferkalk gegen Phytophtora an Tomaten regelmäßig angewendet, solange es nichts Besseres gab. Das ist im Gartenbau völlig unproblematisch, weil die Tomatenstöcke jedes Jahr an einer anderen Stelle stehen und nirgendwo die Regenwurmpopulation nachhaltig geschädigt wird. Im Landbau schafft das aber enorme Probleme - meine ersten Zweifel an der „Bio“-Mode, zu deren frühen Adepten ich gehörte (ich habe „Bio“-Käse gemacht, als noch kaum jemand wusste, was das sein soll), kamen genau an dieser Stelle auf. Der Unterschied zur konventionellen Wirtschaftsweise liegt an dieser Stelle nur darin, dass „Bio“ eben nach Gefühl und Vermutung arbeitet und sich im Zweifelsfall nicht so sehr für die lästigen Einzelheiten interessiert; angefangen damit, dass man als „böse Chemie“ nur synthetische Produkte aus der organischen Chemie definiert.

Nochmal: Urgesteinsmehl von Neudorff enthält

Wie viel Chromat enthält Zement?

Zement besteht aus Kalkstein, Ton, Sand und Eisenerz - mehr Chromverbindungen, als aus dem Cr in den Ausgangsstoffen gebildet werden können, sind da nicht drin.

Entschuldigung - hast Du mal eine Baustelle gesehen, auf der die Leute in Vollschutzanzügen mit Pressluftatmern gearbeitet haben? Ich meine nicht das havarierte Werk in Seveso, sondern eine ganz normale Baustelle. Es ist nicht ganz zufällig und es ist auch nicht Ergebnis der Lobbyarbeit der bösen Industrie, dass Zement mit dem Gefahrstoffkennzeichen Xi = reizend gekennzeichnet wird, mehr ist da nicht - @Zerschmetterling, der regelmäßig mit ganz anderen Klopfern ganz natürlichen Ursprungs umgeht, hat das schon erläutert.

Übrigens: Man weiß, welcher Anteil eventuell aufgenommener Chromverbindungen in Blätter und Früchte gelangt: Es geht um etwa zwei Prozent - der Rest bleibt in der Wurzel.

Man weiß auch, wie viel Chromat maximal in Zement enthalten ist, der in D in Verkehr gebracht wird: 2 mg / kg.

Wenn jetzt also der Kompost mit z.B. 20 kg Trasszement angereichert wird, gelangen maximal (das ist ein Höchstwert, es kann auch ein Bruchteil davon sein) 40 mg Chromat in die Kompostlege. Wenn der Zement beim Kompost so eingestreut wird, dass keine unerwünschte starke Erhöhung des pH-Wertes zu befürchten ist, enthält der fertige Kompost maximal 0,2 mg / kg Chromat. Wenn man jetzt den Kompost mit 15 kg/m² ziemlich hoch dosiert ausbringt, kommt man zu einer Konzentration von maximal 1 mg Chromat / 1.000 kg Boden im Wurzelraum der Gemüsepflanzen, also 0,001 mg / kg.

Man könnte jetzt weiterrechnen über die Dynamik der gelösten Stoffe in der Bodenlösung, Aufnahme durch die Pflanzen usw.; man könnte auch schauen, in welcher Größenordnung sich da die Nachweisgrenze bewegt, unterhalb der man schlicht sagen muss „es könnte sein, aber vielleicht ist das auch Null“, weil sich nichts mehr messen lässt.

Ich lasse es aber dabei bewenden und gebe nur einen Wert zum Vergleich der Größenordnungen:

Der natürliche Cr-Gehalt (ohne Differenzierung nach Cr-Verbindungen) von Böden liegt zwischen 10 und 90 mg / kg, je nachdem, woraus der Boden gebildet ist.

Kurz: Bangemachen gilt nicht - zumal, wie bereits ausgeführt, nicht nur Kalziumkarbonat, sondern - wenn darauf geachtet wird, dass der pH-Wert nicht durch die Decke geht - alle Ca-Verbindungen eine Bereicherung für praktisch alle Gartenböden (außer denen mit hohem natürlichem Ca-Gehalt, etwa im Jura) sind.

Schöne Grüße

MM

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hi,

den Ansatz hatte ich gestern auch kurz, hatte damit aber zwei Probleme:
Das Cr(VI) ist im Zementpulver noch komplett enthalten.
Das ebenso enthaltene Reduktionsmittel kann die Wirksamkeit im überlagertem Produkt verlieren.

Durch das lose verstreuen, das fehlende Wasser und keine wirkliche mechanische Vermischung, wird da wohl nicht sehr viel passieren, oder?

grüße
lipi

Servus,

Wasser ist in irgendeinem Anteil in jeder Kompostlege präsent; schwer zu schätzen, wie feucht so ein Dings „über alles“ ist, 40 - 60 Prozent Wasser absolut täte ich da glaub ich anstreben.

Die

passiert im Mikro-Bereich, wenn das Zeugs „mit allem“ durch den Tennessee Wiggler oder den Tauwurm geht.

Schöne Grüße

MM