Hi
Als mein Vater noch klein war (also vor nicht ganz 50 Jahren) ging meine Oma immer in die Krematorien „Tote schauen“, also vor allem Bekannte, so flüchtig sie sein mochten, aber auch andere die dort rumlagen. Meinen Vater hat sie mitgeschleppt und es hat ihm NICHT sehr gut getan.
Komischerweise hat sie sich später vor jeder Beerdigung möglichst gedrückt.
Insgesamt ist es in meinem Lebensraum so, dass die Leute nicht oder ungern zur Beerdigung gehen, wenn es regnet. Und es regnet meistens.
Meine Mutter hat mir über Jungmädchenbestattungen berichtet, die in katholischen Gegenden stattfanden und so weit ich mich an einen Artikel hier bei w-w-w vom letzten Jahr erinnere, noch immer stattfinden.
Wenn Mädchen sterben (ca. unter 6 Jahren) wird der meist weiße Sarg nicht von Männern getragen sondern von jungen Mädchen (meistens 6, bis 12 Jahre alt) in ihren Kommunionskleidern und dem verstorbenen Kind werden Tulpen ins Grab geworfen.
Meine Großmutter wurde, als sie starb, im Krankenhaus erst zurechtgemacht und später zum Bestatter überführt. Sie wurde im geschlossenen Sarg in der Friedhofskapelle aufgestellt, wo die Kränze gesammelt wurden Sie war eine sehr wichtige und bekannte Person in dem Ort.
Das Grab wurde mit brauner Erde aufgeschüttet und bekam ein Holzkreuz fürs erste Jahr. Später haben alle Bekannten Blumen gebracht die aufs Grab gepflanzt wurden, den Rest hat die Familie gepflanzt und den Grabstein natürlich.
Gepflegt wird das Grab, weil wir dort nicht leben, von ihren Freundinnen und Bekannten.
Mein Opa hat sich kein Brimborium gewünscht für seine Beerdigung. Er war protestantisch und damit war uns das Gehabe ohnehin fremd, wir ahtten aber einen sehr lieben und verständnisvollen Pastor. Da wir ihn nicht überführen konnten, wurde er hier bestattet. Er wurde nicht aufgebahrt und es gab einen sehr schönen Trauergottesdienst, wo natürlich wesentlich weniger Menschen waren und komischerweise auch ein paar Leute die ich überhaupt nicht kannte.
Bei der Beerdigung danach hats aus allen Kübeln geschüttet, wie es hier eben so üblich ist, lief ziemlich normal. Nach der Beerdigung sammelten sich alle in Autos und fuhren nach Hause zum „Leichenschmaus“. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich dieses Wort verabscheue, es löst eine tiefe Aversion in mir aus.
Mir war nicht danach und ich bin nach Hause gelaufen, danach ging es mir besser.
Er wollte keine Kränze (es gab trotzdem zwei), das Grab ist nicht markiert und wir, das heißt meine Eltern, haben nur eine bepflanzte Tonschale daraufgestellt.
Ich wusste mal wo das Grab liegt, jetzt weiß ich es nicht mehr und ich muss es auch nicht wissen, ich war nicht wieder dort und obwohl ich im Jahr öfters über den Friedhof gehe suche ich nicht danach.
Versteh das nicht falsch, ich habe meinen Opa geliebt, aber ich weiß auch dass er sich, wo immer er ist, den Kopf ausschütteln würde, wüsste er, dass ich vor einem Stück bepflanzter Erde stehe.
Ich behalte ihn lieber so in Erinnerung. Und wenn ich ehrlich bin habe ich den Tod meines Großvaters besser überstanden als den meiner Großmutter.
lg
Kate