Traumdeutung Traum wiederholt sich

Guten Tag!

In den letzten zwei Nächten hatte ich den gleichen Traum:

Ich saß in einem dunklen Raum. Da kam ein alter, kränklicher Mann im grauen Feldmantel und mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kappe auf mich zu und sprach:

„Gehe in die Wilhelmsstraße zur zerstörten Reichskanzlei und planze dort ein Lindenbäumchen.“

Wird sich der Traum wiederholen? Was bedeutet der Traum?

Muss ich nun einen Lindenbaum pflanzen, damit sich der Traum nicht mehr wiederholt?

Hi

Na, hast du viele germanische Bücher gelesen in letzter Zeit? :wink:

Du musst gar nichts. Träume kommen und gehen wie sie wollen und je nach dem was du für Filme guckst oder Bücher liest kommt da sehr viel seltsames bei heraus.

Die Linde hat keinerlei große symbolische Signifikanz. Ich finde es ja auch seltsam, aber sie ist in der Symbolik einfach nur atemberaubend unwichtig, die Arme. Man kann aus Lindenblüten gute Erkältungstees machen, das wars dann aber auch.

Da bleibt nur die persönliche Ebene:
Was bedeutet für dich die Wilhelmsstraße?
Was bedeuet für dich die alte Reichskanzlei?
Was bedeuten Linden für dich?
Was bedeutet das alles im Zusammenhang? Einen Baum pflanzen hat ja oft Konnotationen mit „Neuanfang“, ein „langes Projekt beginnen“, „Lebensbegleitung“, „einen Pakt/Schwur besiegeln“, „neues Leben schenken“ usw.

Daran kannst du dich orientieren, wenn du deinem Traum auf die Spur kommen möchtest.

Oder einfach hingehen und den Baum pflanzen, so du keine Gesetze dafür brechen musst. Das würde ich zumindest machen, weil ich sehr neugierig bin.

lg
Kate

Latenter vs. manifester Trauminhalt
Hi Kate.

Die Linde hat keinerlei große symbolische Signifikanz. Ich
finde es ja auch seltsam, aber sie ist in der Symbolik einfach
nur atemberaubend unwichtig, die Arme.

Einen gewissen Symbolwert sprechen ihr manche Dichter und Mythen schon zu (Gattenliebe, Güte, Paarbildung). In Träumen können Begriffe aber auch den tieferen Sinn überdecken, d.h. der manifeste Trauminhalt (hier das Wort „Lindenbäumchen“) überdeckt den latenten, „wahren“ Inhalt, aber nicht auf eine symbolische, sondern auf eine rein assoziative Weise, siehe unten.

Da bleibt nur die persönliche Ebene:
Was bedeutet für dich die Wilhelmsstraße?
Was bedeutet für dich die alte Reichskanzlei?
Was bedeuten Linden für dich?

Genau aus diesem Grund halte ich Online-Traumdeutungen für einen sinnlosen Zeitvertreib. Was zählt, sind die persönlichen Assoziationen zum Trauminhalt, und an die kommt man (d.h. der Analytiker) online nicht ran, denn sie müssen absolut spontan, also ohne zwischengeschaltete Über-Ich-Zensur, erfolgen. Das ist online nicht machbar, außer der Analysand (hier UP) hat schon viel Übung mit professioneller Traumanalyse unter 4 Augen.

Begriffe wie Wilhelm, Reich, Kanzlei und Linde können z.B. per Assoziation auf gänzlich unvermutete (latente) Inhalte verweisen. Ein konkretes Beispiel:

Jemand träumt, dass die Wörter „Benghla Rosso“ gesprochen werden. Er ist sich beim Aufwachen gewiss, dass damit ein Frauenname gemeint ist. Was könnte das bedeuten? Ganz einfach:

  1. Benghla steht für Bangladesh (urspr. Bengalen), also für „arm“.

  2. Rosso ist dem Romantitel „Grande Madre Rossa“ von Guiseppe Genna entnommen, den der Träumende zuvor gelesen hat. Die Traumzensur verschiebt den eigentlichen (latenten) Inhalt „madre“ (Mutter) auf „rossa“ (rot) bzw. „rosso“ (= manifester Inhalt). Solche Verschiebungen gehören zu den psychischen Abwehrmechanismen, mit denen die Über-Ich-Zensur arbeitet, um den latenten Trauminhalt zu entstellen (= manifester Inhalt).

„Benghla Rosso“ (manifester Trauminhalt) bedeutet also „arme Mutter“ (latenter Inhalt).

Auf ähnliche Weise könnten die im UP genannten Begriffe einen völlig unvermuteten latenten Inhalt überdecken.

Chan

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Die Linde hat keinerlei große symbolische Signifikanz. Ich
finde es ja auch seltsam, aber sie ist in der Symbolik einfach
nur atemberaubend unwichtig, die Arme.

Einen gewissen Symbolwert sprechen ihr manche Dichter und
Mythen schon zu (Gattenliebe, Güte, Paarbildung). In Träumen
können Begriffe aber auch den tieferen Sinn überdecken, d.h.
der manifeste Trauminhalt (hier das Wort „Lindenbäumchen“)
überdeckt den latenten, „wahren“ Inhalt, aber nicht auf eine
symbolische, sondern auf eine rein assoziative Weise, siehe
unten.

erklär mal, wie ein symbolwert sich in einem traum manifestieren kann, wenn der träumer keinen blassen schimmer dieses symbolwertes hat.
und wenn du damit fertig bist, kannst du uns ja mal erklären, warum genau dann nicht der japanische (oder chinesische? oder afrikanische? such dir irgendwas aus!) symbolwert zum tragen kommt.

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Jemand träumt, dass die Wörter „Benghla Rosso“ gesprochen
werden. Er ist sich beim Aufwachen gewiss, dass damit ein
Frauenname gemeint ist. Was könnte das bedeuten? Ganz einfach:

  1. Benghla steht für Bangladesh (urspr. Bengalen), also für
    „arm“.

Ja, das ist in der Tat ganz einfach. Da muss ja jeder sofort drauf kommen.
Wie genau kommst du auf „arm“?

  1. Rosso ist dem Romantitel „Grande Madre Rossa“ von Guiseppe
    Genna entnommen, den der Träumende zuvor gelesen hat. Die
    Traumzensur verschiebt den eigentlichen (latenten) Inhalt
    „madre“ (Mutter) auf „rossa“ (rot) bzw. „rosso“ (= manifester
    Inhalt). Solche Verschiebungen gehören zu den psychischen
    Abwehrmechanismen, mit denen die Über-Ich-Zensur arbeitet, um
    den latenten Trauminhalt zu entstellen (= manifester Inhalt).

„Benghla Rosso“ (manifester Trauminhalt) bedeutet also „arme
Mutter“ (latenter Inhalt).

Ja, das leuchtet unmittelbar ein.
Wirklich eine absolut zwingende Herleitung.

Berro