Trauzeuge und Reden bei deutschen Hochzeiten

Hallo,

ich wohne nun schon seit vielen Jahren im Ausland. Nun soll ich Trauzeuge in Deutschland werden. Ich habe frueher einige Hochzeiten in Deutschland mitbekommen, die bei der Feier allerdings recht stark voneinander abwichen, im Sinne von Stil, also wie formal und strukturiert sie waren, und was Rituale, Gepflogenheiten und Erwartungen anging.

Ist das alles eher abhaengig von regionalen und persoenlichen Vorlieben, oder laesst es sich sagen, dass es eine Art „Standard“ bei deutschen Hochzeitsfeier-ablaeufen gibt (inklusive Reden halten usw.)?

Im Vergleich: in England ist das ziemlich klipp und klar geregelt, und die Rede des „Best Man“ (dem Trauzeugen des Braeutigams) hat eine recht herausragende Stellung.

Danke.

Hi.

Damit hast du deine Frage schon selbst beantwortet.

Natürlich.

Nein, keinesfalls. Eine Hochzeit ist doch eine sehr persönliche und individuelle Sache.
Versuche zu ergründen, was denn möglicherweise gerne gesehen wird in diesem speziellen Fall.
Du machst das schon. :wink:

In Deutschland sind Trauzeugen noch nicht einmal zwingend notwendig. Und ich habe auch noch nie erlebt, dass von ihnen eine Rede erwartet wird bzw. dass einer in seiner Funktion als Trauzeug eine gehalten hat.
Auf den Hochzeiten, die ich mitgemacht habe, hat - wenn überhaupt - der Brautvater nach der Eheschließung und vor dem gemeinsamen Essen eine Begrüßungsrede gehalten.
Während der Feier hat sich dann selbst eingeschaltet, wer was machen wollte (Gedichte, Spiele, Brautentführung, …)
Also wenn dir was Schönes einfällt: Nur zu! Und wenn nicht, wird dir vermutlich auch niemand böse sein. Im Zweifel frag die Brautleute vorher, wie sie sich die ganze Veranstaltung vorstellen.

Gruß,

Kannitverstan

Ich glaube, man kann als einziges festhalten, daß es schlichtweg keine Regeln und Gepflogenheiten gibt. Bei uns haben mein Trauzeuge und meine Mutter Reden geredet. Das nur als „krasses“ Gegenprogramm zu dem, was Du bisher erlebt hast ;- )

C.

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Danke sehr!

Ich weiß, die Frage war vielleicht etwas ungewöhnlich. Allerdings ist es mittlerweile so, daß ich etliche Veränderungen in Deutschland ja nicht selbst mitbekommen habe und ich da nicht auf dem Laufenden bin.

Neulich habe ich mit einer Bekannten in Deutschland darüber gesprochen, daß, als ich noch dort lebte (im letzten Jahrhundert…) z.B. das Achselhaar-Wegrasieren in Deutschland noch nicht so allgemein verbreitet war, aber seither auch Einzug gehalten hat.

Deswegen hätte es ja auch gut sein können, daß Hochzeitsrituale sich mittlerweile auch tendenziell geändert oder angeglichen haben (evtl. amerikanisiert oder angliziert, z.B. durch populäre Filme usw.).

Also, Danke nochmals. Ich denke auch, das Ereignis wird eher entspannt, und, klar, ich werde natürlich mit dem Brautpaar ausreichend vorher kommunizieren, damit es einfach alles so wird, wie sie es gerne persönlich wollen.

Nachfolgend ein paar Punkte, die „üblicherweise“ der Trauzeuge macht/organisiert.
Gibt aber keine traditionelle Regel die ein MUSS ist.
Frei nach dem Motto, KANN - MUSS aber nicht.

  1. der Trauzeuge organisiert den Polterabend (gemeinsam) mit den Freunden des Bräutigams.
  2. Wenn vom Brautpaar keine Einwände, gibt es meistens „Spiele“ die am Abend (nach dem Essen) stattfinden. Auch diese werden vom Bräutigam + Freunde organisiert.
  3. Entweder vor oder nach den Spielen, gibt es vom Bräutigam oft eine kleine Rede oder ein Gedicht dass dem Bräutigam bzw. dem Brautpaar gewidmet ist. Hier werden oft lustige (gemeinsame) Erlebnisse herangezogen. Oder einfach nur eine Glückwunsch-Rede.

Generell, wie von den anderen schon gesagt, gibt es kein Regelwerk was der Trauzeuge machen muss.

Am Besten mit dem Brautpaar im Vorfeld absprechen, was gewünscht bzw. nicht gewünscht ist. Manche mögen keine Spiele, andere kein Poltern, usw…

Kurz vielleicht noch zur Anmerkung ein paar Brauchtumsregeln - die aber alle samt ebenfalls nicht streng genommen werden und ebenfalls individuell in der Absprache sind.

  • die Kosten für den Bräutigam beim Polterabend (Ausflug, Hotel, Sauferei,…) übernimmt der Trauzeuge.
  • die TrauzeugIN ist für die Obhut des Brautstraußes verantwortlich. Wird dieser „gestohlen“ muss diesen die Trauzeugin wieder auslösen (eine Getränkerunde zahlen)
  • wird die Braut gestohlen, sind die Kosten für Getränke in dieser Zeit vom Trauzeugen zu zahlen. Deshalb ein kleiner Tipp: je länger die Braut verschollen - desto teurer wirds
  • wird der Bräutigam gestohlen (kommt hin und wieder mal vor), muss dann die TrauzeugIN die Getränke zahlen.

Aber wie bereits gesagt. Dies wären die üblichen „Pflichten“ des Trauzeugen, die aber alle samt individuell zum ausmachen sind.

So haben wir bspw. die Kosten für den Polterabend auf ALLE Freunde aufgeteilt.
Gleiches mit dem Braut stehlen, usw…
Wenn man das alles alleine trägt, kommt da nämlich gleich einmal ein Sümmchen zusammen.

Also: mit dem Brautpaar und den Freunden im Vorfeld absprechen wer was macht und bezahlt - dann steht einem gelungenen Fest nichts mehr im Weg :wink:

Viel Spaß :smile:

Gruß,

Baumi

Stimmt wirklich! Das habe ich erst jetzt bemerkt: seit 1998 gibt es keine legale Notwendigkeit mehr in Deutschland für eine standesamtliche Trauung (bei katholisch kirchlicher Trauung offenbar immer noch). In der DDR war das seit 1955 schon so, wurde aber übergangsweise nach der Wiedervereinigung geändert.

Ich war ca. 1990 in Deutschland einmal Trauzeuge (und habe da, außer einem musikalischen Beitrag) nichts weiter vorbereitet - und es wurde auch nichts sonst formal erwartet.

Wird das altertümliche „Brautstehlen“ immer noch praktiziert??

ja. zumindest bei uns im Ösiland bei den hinten gebliebenen Bergdeppen :smiley:
Aber ich nehme an, dass das auch in Deutschland so ist.
Braut stehlen ist bspw. etwas, dass ich zuvor mit dem Brautpaar besprechen würde.
Ich war letztes Jahr auf 4 (!) Hochzeiten. Ein großer Nachteil des Braut stehlen ist, dass es die Gemeinschaft spaltet. Dann hast ein paar Dutzend Leute die sich die Kante geben, die anderen sind einstweilen im Saal… ist nicht immer ideal und wird deswegen auch oft vom Brautpaar im Vorfeld bestimmt, ob sie das wollen oder nicht.
Besonders bei kleineren Hochzeiten ist das oft ziemlich blöd. Dann sitzt die ältere Generation im Saal während die jüngeren Saufspiele machen…

Was mir aufgefallen ist: wo es früher nur einen Trauzeugen gab, gibt es heute einen Trauzeugen + 1-4 Beistände.
Bei einer meiner 4 Hochzeiten letztes Jahr stand das Brautpaar vorne am Altar + 5 Personen (1x Trauzeuge, 4x Beistand)
Dieser Brauch ist meiner Meinung nach „amerikanisiert“. Das gabs - soweit mir bekannt - vor 20 Jahren noch nicht, zumindest nicht so „üblich“ wie heutzutage.

Ansonsten ist alles beim Alten :wink:

Das stimmt. Das gab es bis Ende der 1980er … Anfang 1990er Jahre wirklich noch nicht so verbreitet.

Zum Thema Rede nimm dir weysen Rath von Dr. Martin Luther:

„Fest tritt auf.
Das Maul mach auf und
hör’ bald wieder auf.“

Ich kenne es von Hochzeiten, dass einer den Comedian macht und alle mit irgendwelchen Geschichten zum Lachen bringt.