Treffen sich 2 Sektenmitglieder

Hallo,

mir schwirrt schon länger eine Frage im Kopf rum, nämlich was passieren würde, wenn sich 2 Mitglieder unterschiedlicher Sekten begegnen, also z.B. ein Zeuge Jehovas klingelt bei einem Scientologen, oder ein Mormone trifft auf einen vom Universellen Leben. Was denkt Ihr, würden die dann miteinander über ihren jeweiligen Glauben diskutieren und sich gegenseitig versuchen zu missionieren? Oder gibt es vielleicht so eine Art Tabu, dass man andere Sekten* lieber in Ruhe lässt?

* Ich weiß, sie würden sich selbst nie als Sekte bezeichnen, aber Ihr versteht sicher was ich meine.

Gruß Tanja

Hallo,

Oder gibt es vielleicht so eine Art
Tabu, dass man andere Sekten* lieber in Ruhe lässt?

wenn beide kommunikationsfreudig sind werden sie sich sicher miteinander unterhalten aber meistens wollen die Leute ja nichts voneinander wissen.
Das ist eine Sache von Menschen. Eine offizielle Regel oder ein Tabu gibts da aber wohl nicht. Man kann ja immer versuchen, den anderen vom vermeintlich falschen Weg abzubringen.

Gruß
T.

Moin,

was
passieren würde, wenn sich 2 Mitglieder unterschiedlicher
Sekten begegnen,

in den 80ern ergab es sich mal auf einer Fete, daß ein Sannyasin und ein Anhänger einer anderen Bewegung, die damals recht populär war, an deren genauen Namen ich mich nicht mehr erinnere (sie nannten sich glaube ich Premmies oder so ähnlich).
Die beiden legten sich arg ins Zeug, um ihren Meister besser dastehen zu lassen und wir hatten unseren Spaß.

Aggresiv waren sie nicht, aber sehr von sich bzw. ihrem Meister überzeugt.

Gandalf

Was denkt Ihr, würden die dann miteinander
über ihren jeweiligen Glauben diskutieren und sich gegenseitig
versuchen zu missionieren?

Natürlich, machen sie doch andauernd. Meist treffen sie bei uns auf Katholiken, eine sehr große Sekte halt.

Hallo!
Ich bin zwar Katholik, habe aber schon einmal Zeugen Jehovas auf die Endzeitlehren etwa eines Jack Van Impe (http://www.jvim.com) angesprochen. Sie zeigten sich überrascht, aber durchaus gesprächsbereit und sachkundig.
Gruß
Sepp

Hallo Tanja,

Was denkt Ihr, würden die dann miteinander
über ihren jeweiligen Glauben diskutieren und sich gegenseitig
versuchen zu missionieren?

Das hängt wohl vom missionarischen Eifer des Einzelnen ab. Wenn er auf beiden Seiten besteht, endsteht eine interessante und spannende Diskussion. Ein guter Missionar muss gut zuhören, um auf seinen Gegenüber eingehen zu können. Beide Seite hören zu und bringen dann die eigenen Argumenten. Bei exotischen Kombinationen ist der Gesprächsverlauf unvorhersehbar, was die Sache spannend macht.

Es spielt auch eine Rolle, welche Religionen aufeinanderstoßen. Welche gemeinsamen Grundlagen gibt es? Welche Divergenzen gibt es.
Ich vermute, dass die Diskussionstiefe abnimmt, je geringer die Gemeinsamkeiten sind. Ein Anhänger von Osho wird mit einem evangelikalen Fundamentalisten nicht viel anfangen können und umkehrt.

Gruß
Carlos

Ich vermute, dass die Diskussionstiefe abnimmt, je geringer
die Gemeinsamkeiten sind.

Hallo Carlos,
zuerst möchte ich dir danken, dass du mit deinen Beiträgen sachlich antwortest. Das fällt in diesem Brett nicht jedem leicht.
Auch wenn ich jetzt von der Brettbeschreibung etwas abweiche, habe ich an dich (jeder darf antworten) eine Frage, die kaum religionswissenschaftlich zu beantworten ist. Mich interessiert deine subjektive Meinung.
Wie gehst du damit um, dass viele Leute so selbstsicher wie du in ihrem Glauben sind, obwohl sich Glaubensinhalte widersprechen. Ich gehe mal davon aus, dass du den anderen zugestehst, dass sie so selbstsicher wie du sind. Bei monotheistischen Gottvorstellungen kann man ja noch die Position ergreifen, dass die jeweiligen anderen Verkünder etwas irren, wenn sie die Meinung des Gottes darstellen. Aber die Leute, die an viele Götter glauben oder glaubten, sind/waren bestimmt so selbstsicher wie du. Alles kann nicht richtig sein.
Durch meine atheistische Weltanschauung habe ich in der Frage kein Problem. Durch neue Erkenntnisse dürfen bei mir alte Gedankengerüste zusammenbrechen, wenn mir ein neues logischer erscheint. Aber da bricht etwas zusammen, wenn Glauben durch Wissen ersetzt wird.
Wie bekommst du die Selbstsicherheit, dass dein Glaube richtiger ist? Ich würde daran verzweifeln, dass andere so selbstsicher waren, die sich nur auf Glauben berufen. Hatten die eine bessere Ausgangsgrundlage? Eine Schrift oder mündliche Überlieferung gab es da auch.
Re oder Zeus waren für die Menschen so real wie für einige heute JHWH

Bei dir bin ich mir sehr sicher, dass du meine Frage nicht als Kritik an deinen Vorstellungen betrachtest. Ich hoffe, dass andere Leser das auch so sehen.
Grüße
Ulf

Hallo,

ich finde Deine Antwort sehr interessant, besonders den zweiten Teil.

Es spielt auch eine Rolle, welche Religionen
aufeinanderstoßen. Welche gemeinsamen Grundlagen gibt es?
Welche Divergenzen gibt es.
Ich vermute, dass die Diskussionstiefe abnimmt, je geringer
die Gemeinsamkeiten sind. Ein Anhänger von Osho wird mit einem
evangelikalen Fundamentalisten nicht viel anfangen können und
umkehrt.

Ich stell mir gerade vor wie das wäre, wenn ein Mormone mit einem Scientologen zusammentreffen würde. Die beiden Gruppen haben ja so gar keine religiösen Gemeinsamkeiten, sind aber in ihrem Missionseifer beide sehr offensiv.

Amish und Hutterer dagegen, könnte ich mir vorstellen, würden sich vielleicht gut verstehen, weil sie ähnliche Wervorstellungen und eine ähnliche technikferne Lebensweise haben. (Ich weiß, Amish und Hutterer sind keine missionierenden Sekten, aber die beiden Gruppen sind mir deshalb eingefallen, weil ich sie von der Kleidung her gar nicht auseinander halten kann).

Gruß Tanja

Hallo,

ich kann bei der Frage jetzt nur historisch auf die polytheistischen Religionen eingehen. Die polytheistischen Religionen haben und hatten ja einen sog. Pantheon, also eine Götterfamilie. Diese war in der Antike aber stark mit der Gegend, in der sie verehrt und angebetet wurden, verknüpft und war dann auch nur für dieses Gebiet zuständig. Ein antiker Grieche, der Zeus, Hera, Aphrodite usw. gehuldigt hat, hätte niemals bestritten, dass auch Odin, Freya, Thor und co. oder Isis, Re, Hator usw. existieren. Aber Odin und seine Familie war halt für Germanien, Isis und ihre Familie für Ägypten zuständig. Bekannt ist auch, dass durch Reisende, Händler, Eroberungen usw. Götter anderer Gebiete in fremde Pantheons integriert, oder eigene Götter angeglichen wurden, z.B. die römischen Götter den griechischen Göttern, oder die Verehrung von Isis auch im griechischen und germanischen Kulturraum.

Für Polytheisten war und ist es also kein Problem die Existenz anderer Götter zu akzeptieren. Viele der heutigen sog. Neuheiden (Wicca usw.) stellen sich ja ihren eigenen Pantheon aus den Gottheiten verschiedener Gegenden zusammen.

Mit der Akzeptanz wird’s ja erst dann schwierig, wenn eine Gruppe nur an die Existenz eines Gottes glaubt, denn dann muss in ihrer Auffassung ja automatisch jeder Vielgötterglaube falsch sein.

'Und willst du nicht mein Bruder sein, dann…
schlag ich dir den Schädel ein!" hat man früher gerne zitiert - in Anspielung auf dein Thema hier.
Mit anderen Worten: Das geht selten gut, wenn sich zwei Sekten, zwei Religionsgemeinschaften, zwei Religionen treffen. Die treffen sich höchstens wie in dem kurzen, bekannten Jäger-Witz:
Treffen sich zwei Jäger…
Gruß,
Branden

darauf kann dir niemand eine antwort geben. generalisierungen dahingehend sind problematsich, weil das von der jeweiligen person abhängt.

Hallo, Magistra Artium und Mitlesende!

In den 80ern wurden wir, Zeugen Jehovas (damals und heute) von zwei Mormonen in Bamberg besucht. Alle Beteiligten leben noch (hoffe ich zumindest).

Wie Carlos andeutete, war es mehr das Interesse an Weiterbildung und Aussagen aus erster Hand als am „Umgebautwerden“, das meine Frau und mich damals veranlaßte, einfach einmal zuzuhören und Fragen zu stellen.
Die beiden Mormonen damals deuteten an, daß ihnen klar wäre, daß sie uns nicht überzeugen würden, daß sie aber die Gelegenheit schätzten, einmal ohne Vorurteilen zu begegnen ihre Religion darstellen zu können. Sie haben uns dann drei oder vier Wochen lang einmal in der Woche besucht, bis ein gewisser Totpunkt eintrat.

Meine Frau ging auf Einladung Ende der 70er zu einer der Veranstaltung
der Scientologen, sagte nach einer halben Stunde, daß sie darüber enttäuscht sei, daß noch kein einziges mal von Gott oder Jesus die Rede gewesen sei und ging einfach.

Einem Schulfreund habe ich einmal gegen die Zusage, daß er die Bibel lesen würde, das Versprechen gegeben, Erich v. Däniken zu lesen. Ist ja in gewisser Hinsicht auch ein Sektierer :wink:
Naja, der Klassenkamerad las nie die Bibel und ich halte jetzt noch weniger von Däniken als vorher.

Wußtest Du übrigens, daß man von den ersten Christen als von der „Sekte des Nazareners“ sprach? Insofern also nichts Neues für einen Christen, so bezeichnet zu werden.

Als mein Sohn in der Schule in Ethik (kennst Du als Fränkin ja) die Merkmale einer Sekte beigebracht bekam, amüsierte ihn die Tatsache, daß von 10 Merkmalen 7 auf die katholische Kirche zutrafen. Jaja, nicht für die Schule lernen wir…

Gruß, Kai-Reginald aus Unterasbach

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Hallo, Grimey!

Da manche religiösen Gruppen ihren Missionsauftrag sehr ernst nehmen, nehmen sie sich richtig Zeit für den Gesprächspartner. Das ist mir z. B. bei Adventisten aufgefallen.

Ein Christ zum Beispiel ist gehalten, „mit allen Arten von Menschen“ auszukommen und zu reden. Das schließt auf jeden Fall auch religiöse Gruppen ein, denen gemeinhin mit Abscheu oder Vorurteilen begegnet wird; oder Menschen, die ungewöhnliche Ansichten vertreten.

In den Zusammenkünften der Zeugen Jehovas ist öfters von Erfahrungen mit Andersgläubigen die Rede. Der immer wieder betonte Hauptgedanke bei diesen Erfahrungen ist, daß Freundlichkeit und aufrichtiges Interesse am Menschen gegenüber wichtige Elemente eines sinnvollen und guten Gespräches sind.

Auf die gesamte Bandbreite von religiös gesinnten Menschen gesehen trifft Deine Aussage aber wohl zu.

Guten Abend noch, Kai-Reginald

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Hallo Ulf,

Wie bekommst du die Selbstsicherheit, dass dein Glaube
richtiger ist?

Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir selber sehr häufig gestellt habe. Ich halte es für möglich, dass ich falsch liege. Es gibt Abertausende von Religionen. Warum sollte ausgerechnet mein Glauben der Richtige sein.
Woher kommt dennoch meine Selbstsicherheit?

1.) Ich bin nicht als Z.J. geboren, sondern habe mich vorher mehrere Jahren mit dieser Relegion auseinandersetzt, bevor ich mich dazu bekannte. Als Kind war ich katholisch und als Jugendlicher wissenschaftsgläubig.

2.) Ich habe die Argumente für und gegen meinen Glauben auch danach immer und immer wieder geprüft und bewertet.

3.) Ich habe mich mit unterschiedlichen Religionen auseinandergesetzt und glaube eine Bewertung vornehmen zu können.

Auf der anderen Seite sehe ich hauptsächlich Menschen, die ihre Religion und ihre Glaubensvorstellungen von ihren Vorvätern ererbt haben.
Dazu kommen immer häufiger Menschen, die ihren Glauben in einem Supermarkt zusammenstellen. Das Zusammenstellen erfolgt, wie sollte es anders sein, nach emotionalen Kriterien.

Deswegen bin ich überzeugt, dass ich, und nicht die anderen richtig liegen.

Gruß
Carlos

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Hallo Kai-Reginald,

In den Zusammenkünften der Zeugen Jehovas ist öfters von
Erfahrungen mit Andersgläubigen die Rede. Der immer wieder
betonte Hauptgedanke bei diesen Erfahrungen ist, daß
Freundlichkeit und aufrichtiges Interesse am Menschen
gegenüber wichtige Elemente eines sinnvollen und guten
Gespräches sind.

Von Erfahrungen mit überhaupt nicht Gläubigen vermutlich ebenfalls. :wink: Ich kenne einige ZJ seit der Schulzeit (im erzkatholischen Polen waren die ZJ damals - lies: Anfang/Mitte der 80er - noch quasi Aliens, obwohl es bei uns in Breslau in religiöser Hinsicht schon immer entspannt zuging); inzwischen auch einige hier aus w-w-w persönlich. Hinzu kommen zahlreiche Vertreter anderer Religionen/Glaubensrichtigungen, die ich gar nicht mehr zählen kann. Ich selbst bin nicht konfessionell gebunden, dennoch habe ich bisweilen ganze Nächte mit denen durchgequatscht. Sie hatten alle ziemlich schnell raus, dass ich mich in keinerlei Richtung missionieren lasse - es bleiben also nur die Menschen und ein spannendes Thema: warum sollte es nicht ihre Religion sein? Warum nicht mein Nicht-Glaube?

Weißt du, ich interessiere mich für Religionen, ich spreche gern mit Menschen und das, was du über Freundlichkeit und aufrichtiges Interesse am Menschen fällt bei mir unter handelsübliche Gesprächskultur. Ich kann mir weder privat noch beruflich ein „gutes und sinnvolles“ Gespräch vorstellen, wenn diese einfachsten Kriterien nicht erfüllt sind. Warum werden just diese als so extrem wichtige Elemente dargestellt?

Schönen Sonntag wünscht dir die missionierungsresistente
EP

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Hallo, EP!

Deiner Aussage, daß gegenseitiger Respekt und Benehmen zu einem guten Gespräch gehören, stimme ich gerne zu. Da aber - wie auch in diesem Forum ab und zu - ab einem bestimmten „Überzeugungslevel“ die Toleranz und damit verbunden der Respekt vor dem Gesprächspartner oft verloren geht, war mein Posting vielleicht doch angebracht.

Übrigens wirst Du auch im Berufsleben bestimmt festgestellt haben, daß die Umgangsformen im allgemeinen gelitten haben, die Bibel spricht ja auch davon, daß in den „letzten Tagen“ die Menschen für „keine natür-liche Übereinkunft“ mehr zu haben sein werden.

Auch wurde gerade in diesem Forum zurecht darauf hingewiesen, daß aus-
gerechnet auf dem Gebiet der Religionsausübung teilweise die größten
Verbrechen begangen oder mit der Religion „gerechtfertigt“ wurden. Insofern mag der Hinweis, daß man sich TROTZ einer festen Überzeugung noch zu benehmen weiß, hier am richtigen Platz sein.

Die Ausgangsfrage war ja , wie ein Aufeinandertreffen zweier „Sektierer“ aussähe. Und da muß man die Möglichkeit, daß beide wissen, wie man sich zu benehmen hat, zumindest theoretisch gelten lassen :wink:

Außerdem macht es schon einen Unterschied, ob jemand einfach von zuhause gewisse Umgangsformen mitbringt oder ob in einer religiösen Zusammenkunft explizit darauf hingewiesen wird, daß dem Gegenüber Respekt nötig ist. Aufgrund der traurigen Tatsache, daß in unserer „Verwirkliche Dich selbst“-Ellenbogen-Rechthabergesellschaft
das Miteinander zuschaden gekommen ist, wurde ja auch in Bayern der Ethikunterricht eingeführt - um ein Defizit in Einstellung und täglichem Umgang zu verhindern.

Zusammengefaßt: Du hast recht, aber das zählt heute nicht mehr.

Leicht resigniert, (wegen der ober geschilderten Umstände, nicht wegen Dir), Kai-Reginald

Ich weiß nur das man tatsächlich mal drei Verrückte zusammengesteckt hat, die sich alle für Jesus gehalten haben. Erst haben sie sich fast geprügelt und nachher von den anderen zwei behauptet das sie verrückt sind. :smile: