Hallo Maria,
In meinem MNT aus 2006 lautet diese:
Ganz recht, denn die Münchner haben (im Unterschied zur Dietzfelbinger-Interlinear) für ihre Übersetzung auf Nestle/Aland gebaut. Der ist wegen seines ausführlichen Apparates (in dem vor allem angegeben ist, welche Textvariante in den Haupttext aufgenommen wurde, seitdem auch die Arbeitsgrundlage bzw. Ausgangspunkt für alle, die sich mit Übersetzungsfragen befassen und daher schneller Zugriff auf die jeweiligen Papyri usw. haben.
Soweit ich erlesen habe, sind Schriften des Eusebius von Cäsarea eine wichtige Quelle.
Nicht ganz: Eusebius hat sich ebenso wie viele Vorgänger auf schon früher geläufige Taufformeln bezogen, auch wenn eine dezidierte trinitarische Theologie noch nicht allgemein vorlag.
Im Römerbrief (6.3-4) liegt ein Zeugnis vor, daß offenbar zunächst „auf den Tod Jesu Christi“ getauft wurde: ὅσοι ἐβαπτίσθημεν εἰς Χριστὸν Ἰησοῦν εἰς τὸν θάνατον αὐτοῦ ἐβαπτίσθημεν.
Und die „trinitarische“ Formel in Mt 28.19 steht in keinem Papyrusfund drin, der früher liegt als die drei wichtigsten Überlieferungen:
- Codex Sinaiticus (ℵ = 01) 4. Jhdt
- Codex Alexandrinus: (A = 02) 5. Jhdt
- Codex Vaticanus: (B = 03) 4. Jhdt
Diese Versionen gehören aus bestimmten Gründen (unter anderem ihre Vollständigkeit) heute zu den Leittexten. Deshalb wird die Passage - mit Nestle-Aland als Orientierung - daraus in die meisten Matthäus-Editionen übernommen.
Aber die die Taufe auf die drei Hypostasen bzw. auf die Namen (wörtlich: in die Namen …) der drei Hypostasen ist eindeutig bereits im 2. Jhdt verbreitet. Und wenn man, wie es Klaus Berger gut argumentiert, die Didache sogar ins 1. Jhdt datiert, dann dürfte eine „trinitarische“ Denkweise bereits kurz nach dem Römerbrief anzusetzen sein. Obwohl daraus nicht zu entnehmen ist, wie denn die wechselseitige Stellung der drei Hypostasen verstanden wurde, bzgl. ob man sich darum den Kopf schon zerbrach:
Didache Kap. 7.1: „… dann tauft auf/in den Namen des Vaters und des Sohnen und des Heiligen Geistes …“
Der deutlichste Anfang eines trinitarischen Gottesbegriffs ist unbezweifelbar bei Justin belegt, dessen Schrift „Erste Apologie“ um 150 verfaßt wurde: Kap. 61 „Die Taufe“: … denn im Namen Gottes, des Vaters und Herrn aller Dinge, und im Namen unseres Retters Jesus Christus und des Heiligen Geistes nehmen sie alsdann im Wasser ein Bad.". Justin begründet das übrigens mit Joh. 3.3ff und nicht etwa, was ja viel einfacher gewesen wäre, mit Mt 28.19. Daraus könnte man schließen, daß ihm diese Passage im Mt eben noch nicht vorlag.
Deutlicher wird das dann bei Athenagoras , der nicht nur den Begriff „trias“ einführt, sondern auch bereits die Problematik der Beziehung zwischen den Hypostasen anspricht - und damit die mehrere Jahrhunderte dauernde Diskussion initiiert. In seiner Schrift „Apologia pro Christiana“ (Kap. 12): „Worin besteht die Einheit des Sohnes mit dem Vater, worin die Gemeinschaft des Vaters mit dem Sohn, was ist das Pneuma und worin besteht die Vereinigung der Genannten und die Differenzierung der Geeinten?“
Vllt. kann mir jemand auch beim Apparat auf die Sprünge helfen?
Nestle-Aland erwähnt zu der Stelle im Apparat lediglich den nicht wesentlichen Unterschied zwischen Sinaiticus/Alexandrinus (βαπτιζοντες, Präsens) und Vaticanus (βαπτισαντες, Aorist).
Schönen Gruß
Metapher