Hallo Klaus,
vielen Dank für die fachliche Hintergrundinfo. Allerdings hilft mir das nicht wirklich weiter, da ich in der Mietwohnung den Boden schwimmend verlegen muss. Ich muss auch unterschreiben, den Boden mit 4 mm Trittschall zu verarbeiten.
Dies hat allerdings die Konsequenz, dass ich eine neue Türe kaufen kann, da ich bei Auszug den Originalzustand wieder herstellen muss (eine abgeschnittene Türe lässt sich schlecht wieder richten). Bei der 2 mm-Variante fehlt mir nur 1 mm, das geht mit der vorhandenen Türe.
Daher frage ich mich, ob ich einfach die 2 mm verlege, auf die angegebenen Dezibelangaben vertraue, keine neue Türe benötige und es schnurzpiepegal ist, das 4 mm gefordert waren. Es handelt sich um das Wohnzimmer, auf dem auch ein großer Teppich liegt. Das Laminat soll als „Deko“ an den Rändern des Teppichs zu sehen sein.
Viele Grüße
M. Richter
Hallo M. Richter,
„Glauben macht se lig“, so schrieb Nietzsche in der Ausgabe
seines dritten Buches.
Geststte mir bitte zunächst einige Eingangsbemerkungen.
Der profan erscheinende Begriff „Trittschalldämmung“ wird dem
komplexen Thema, was dahinter steht, in einer Weise nur
ansatzweise gerecht. Leider ist es so, dass der
Wirkungsbegriff ("…schalldämmung") suggeriert, hier
bräcuhte man nur die Zahlenwerte zu vergleichen. je höher,
desto besser. Und nach diesem simplen Vergleich, der einfach
erscheint, dessen technische Hintergründe (und auf diese kommt
es an!) sich dem Betrachter jedoch meist entziehen, wird ein
Produkt gekauft.
Eine Kaufentscheidung, welche durch hohe
„Trittschallverbesserungswerte“ eine Erwartungshaltung
impliziert, welche hinterher von dem Fußbodenaufbau nicht
gehalten werden kann!
Soweit die Vorbemerkungen.
Ob eine „Trittschalldämmung“ unter dünnschichtigen
Fußbodenelementen (hier: Laminat) 2mm, 4 oder 6mm aufweist,
ist schlichtweg unbedeutend.
Warum?
Trittschall lässt sich nur durch MASSE effektiv reduzieren.
Eine 4mm Bahnenware aus beispielsweise geschlossenzeligem
Schaum (das dürfte die übliche „Standardvariante“ sein) ist
reine Augenwischerei. Ein „Knirschschutz“, wie wir Fachleute
sagen. Falls einzelne Sandkörnchen vor der Verlegung auf der
(gespachtelten) Estrichoberfläche liegen sollten …
MASSE ist jedoch durch PE-Folien nicht erreichbar.
Zudem bezieht sich die Angabe der „Trittschallverbesserung“
(das ist eigentich das Trittschallverbesserungsmaß) auf die
Deckenauflage, jedoch als **frequenzabhängige
Trittschallminderung.
Nun sind wir beim eigentlichen Thema!
Der erwartete Erfolg wird sich nicht einstellen, da die
störenden Frequenzbereiche durch diese Unterlagen nicht
wirkungsvoll zu unterbinden sind. Genauso, wie es bei
Holzbalkendecken trotz optimaler Schalldämmung immer zu
Dröhneffekten kommen wird, werden sich
Laminat-Fußbodenelemente unangenehm durch die
"Klackergeräusche" beimn Begehen bemerkbar machen. In der
eigenen Wohnung weniger, als darunter beim Nachbarn.
–
Fassen wir zusammen:
Trittschalldämmung, die sich in der Summe aus der Kombination
von Körper- und Raumschall auswirkt, kann nur durch MASSE
wirkungsvoll unterbunden werden. Idealerweise wird das ein
Laminatfußboden sein, der fest auf der Estrichoberfläche
verklebt ist und damit die Masse des Estrichs wie auch die
darunter befindliche Trittschalldämmung (des Estrichs)
ausnutzt.
Alles anderen technischen Lösungen sind aus meiner Sicht nur
ein Kompromiss.
Und: man kann daran glauben, oder auch nicht.
Die Wahrheit wird sich nicht aus dem Lesen der
Produktinformation ergeben, sondern aus der Folgereaktion der
Nachbarn, welche sich möglicherweise durch Gehgeräusche
gestört fühlen.
... was taugen die angegebenen Dezibel-Angaben wirklich?
Ich vermute, diese Frage kannst Du Dir nun selber beantworten?
-
Schlussbemerkung:
In der Richtung „störend-belästigende Geräuschentwicklungen
aus Fremdwohnungen durch Laminatböden“ habe ich in der
vergangenheit bereits ausreichend gerichtlich anhängige
Vorgänge bearbeiten dürfen!
-.-.-.-.-.-
mfg Klaus Rauer; Sachverständigenbüro für
Fußbodenkonstruktionen**